Beim Schwenkfest habe ich diese Schnalle angeschaut und dem Besitzer gesagt ich würde im einiges zur Klärung was er hier gefunden hat beisteuern.

Nun ist es etwas mehr geworden aber mich hat dieser Fund stark beschäftigt.
Als ich das Stück zum ersten mal sah und in den Händen hatte kam mir sofort
VWZ in den Sinn ( recht typisch aber dennoch etwas anderst ).
Anhand des Fundortes erhoffte ich mir das meine Vermutung recht bekommt.
Tja und so ist es auch. Nachdem ich Vandalen gänzlich ausschließe kommen nur
Westgoten in Betracht namentlich Terwingen bzw. deren Nachkommen.
Die Schnalle passt dem Fundort nach exakt in das Einzugsgebiet des untergehenden tolosanischen Reiches.
Um die Wende vom 6. zum 7. Jahrhundert erlebte das spanische Westgotenreich eine kulturelle Blütezeit, die insbesondere von Isidor von Sevilla und Ildefons von Toledo geprägt wurde. König Rekkeswinth erließ 654 ein einheitliches Gesetzbuch für Goten und Romanen (Liber iudiciorum oder Liber iudicum). Die Konzile von Toledo zeigten die gegenseitige Durchdringung von weltlicher und geistlicher Macht im Westgotenreich; die Könige mischten sich massiv in kirchliche Angelegenheiten ein und die Bischöfe in die Politik.Das Westgotenreich war eine gelungene Symbiose von spätantiker (römischer) Kultur und germanischen Elementen. Es kam zu einer zunehmenden Feudalisierung. Die gotische Minderheit wurde mehr und mehr romanisiert, Romanen und Goten verschmolzen langsam zu einem einheitlichen Reichsvolk.

Es handelt sich um eine Westgotische Schnalle byzantinischen Stiles 7. Jh. und ist nahezu identisch mit dem Fund aus dem Mussomeli Grab. Grabfeld Prov. Caltanissetta.

Dieser Schnallentyp wurde unter anderem auch in Sizilien Schwerpunktbildung im
Gebiet von Palermo - auf nahezu allen Regionen der Insel verteilt in Gräbern gefunden.

Die Schnalle selbst ist ein wunderbares Zeugniss der Geschichte, zeigt sie uns doch neben der eigentümlichen Form des byzantinischen Stil noch die Glaubenseinstellung des Trägers.
Den Greif ( darauf hat mich Drago gebracht ) den uns die Schnalle auf ihrer Oberseite
zeigt zeichnet den Träger als Christ aus. Der Greif steht als Zeichen im Kampf gegen das Böse. Selbstredend ist das einfache Kreuzmonogramm mit Seitenstrich auch I und X griechische Buchstaben ( Christus ) auf dem erhabenen Teil des Schnallendorn.

Zur Befestigung des Gürtel kann folgendes gesagt werden.
Die Schnalle besitzt einen gedrückt-ovalen Bügel mit dünnem Querschnitt , die Dornrast ist
von kräftigem Wülsten eingesäumt, nach hinten sind zwei Ösen angesetzt, in die der Dorn
und das stets U-förmige Beschläg mittels einer beidseitig vernieteten Achse eingehängt ist.
Die Beschläge sind wie in den Vergleichsfunden stets schmäler - im allgemeinen
sogar erheblich - als die lichte Weite der Schnallenbügel. Dies und die Tatsache, daß die
rückwärtigen Ösen an den Beschlägen durchweg am Rand angebracht sind, deutet
darauf hin, daß die Gürtel immer breiter gewesen sein müssen als die Beschlagteile.
Zur Fixierung am Gürtel sicherten vernietete Metallstifte das Ganze.

Obwohl die meisten der Vergleichstücke in Frauengräbern gefunden wurden welches
durch andere Grabbeilagen bestätigt wurde , kann die Schnalle natürlich auch einem Mann zugeordnet werden.

Originalbilder sowie Vergleichsbilder der Schnallen aus dem Mussomeli Grab siehe unten.

.......gut eruiert Micha 

       Ciao  Juv

Zitat von: IVVECVO in 30. August 2009, 17:29:13
.......gut eruiert Micha 

       Ciao  Juv

Vielen Dank Juv 

Shit, das Teil ist Bombe! Nicht nur als Finder, auch als Leser ist es toll so viele Infos darüber zu bekommen. 1A Mero, danke! 


Grüße
Tom

Vielen Dank Mero für die ausfürlichen Informationen

Ich durfte das Stück ja auch in den Händen halten 

Super Arbeit Merowech
es macht viel Spaß deinen Bericht dazu zu lesen!!!!!
(in natura sah es noch schöner aus!!!!!!!)
Grüßle
Ingo