Kreuz?

Begonnen von neptun08, 12. Oktober 2003, 00:42:49

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neptun08

Hallo  sondler hat einer ne ahnung wie dieses kreuz zeitlich einzustufen ist fundort Römeracker :cool1:
Gruß Neptun

neptun08

Ach so man ,Materieal ist bronce:-D

Zeus

hat das ding ne rückseite ?

neptun08

Hallo Zeus
das kreuz sieht auf Rückseite genauso aus darum habe ich diese nicht gepostet
Gruß Neptun:hallo:

Accursius

Ein prima Fund! Das Stück ist ein spätgotisches Kreuz, zu datieren auf etwa 1450 und recht selten!

Accu

neptun08

Danke Accu:jumpg::jumpg::jumpg:
endlich mal was älterres geiiiil 1450
da war america noch nicht endeckt und das Kreuz hat so lange auf mich gewartet das ist wirklich geil oder?:icon_eek::jumpb:meine Tochter wolte es schon haben evt. bekommt sie es auch an einer schönen kette denn der sinn ist der gleiche als vor 500 Jahren :super:
Gruß Neptun

Zeus

accu hat recht mit der kreuzform, was mich aber verblüfft sind die spitzen an den enden und auch die öse. fakt ist, dass sich die kreuzformen und auch die materialien im laufe der jahrhunderte nicht recht veränderten, du bekommst heute noch die selben rosenkranzkreuze als vor 500 jahren, auch aus den selben materialien. ich gehe davon aus, dass dieses kreuz um die genannte zeit von einem pilger getragen wurde, vermutlich befand er sich auf dem weg nach santiago. an ein pektoralkreuz kann ich hier allerdings nicht glauben, rosenkranz schon eher.
auf alle fälle ein sehr schönes stück.

Accursius

Was Zeus schreibt, ist völlig richtig. Das Kreuz war sicher kein Pektoralkreuz eines Ordensgeistlichen, da es dafür viel zu klein ist - Brustkreuze wurden gerade im Mittelalter besonders groß und auffällig gestaltet, um den geistlichen Stand des Trägers deutlich sichtbar zu machen (durchaus auch aus Sicherheitsgründen).

Die "Spitzen", die man an dem Fund von neptun erkennt, sind eine typisch gotische Variante des sogenannten "Trifolienkreuzes", bei dem die Kreuzbalken in jeweils drei ursprünglich kleeblattförmige Enden aufgespalten sind. Diese Dreiteilung hat theologische Hintergründe (Symbol für die Hl. Dreieinigkeit Vater-Sohn-Geist; zusammengerechnet 12 Enden als Symbole für die 12 Apostel etc.). Im ersten Moment ist man heute bei dieser Kreuzform etwas verwirrt, weil sie latent an das "Eiserne Kreuz" und andere formal daran angelehnte Orden erinnert. Dies liegt aber daran, dass sich Karl-Friedrich Schinkel, als er 1814 das EK entwarf, an mittelalterlichen Vorbildern orientierte und diese uralte Formgebung christlicher Kreuze für seinen Entwurf übernahm.

Das Kreuz von neptun verweist stilistisch ganz klar in die späte Gotik - auch die Form der Öse deutet darauf hin. Angesichts der handwerklichen Machart kommt eine Historismus-Kopie hier nicht in Betracht. Das Kreuz kann ohne weiteres von einem Rosenkranz stammen - die Zunft der Rosenkranzmacher ist z. B. in Paris schon 1260 nachgewiesen, und im 15. Jahrhundert erlebte das Rosenkranzgebet infolge allgemeiner Not und Krisenstimmung eine besondere Popularität. Rosenkranz-Kreuze späterer Stilepochen weisen deutlich andere Merkmale auf - der Stil hat sich in den letzten 500 Jahren durchaus auch bei ihnen erheblich gewandelt. Das Problem liegt eher darin, dass seit etwa 1850 verstärkt alte Formen imitiert wurden und bei Devotionalien bis heute imitiert werden, so dass es bei Bodenfunden schwierig ist, ein barockes Kreuz von einem neobarocken zu unterscheiden. Hier ist die Sachlage aber eindeutig: das Ding ist spätgotisch, um 1450. :besserwiss:

Accu

[Bearbeitet am 15-10-2003 von Accursius]

Thor

Gruß und Gut Fund, Thor

Auri sacra fames

Accursius

Schöne Vergleichsstücke! Seltsam und sachlich falsch ist natürlich die Zuordnung "byzantinisch oder mittelalterlich", denn beide Begriffe schließen sich nicht gegenseitig aus - das oströmisch-byzantinische Reich bestand genau von 330 n. Chr. bis 1453, also von der Spätantike bis ins ausgehende Mittelalter. "Byzantinisch" ist auch kein brauchbarer Stilbegriff, da sich die byzantinische Kunst im Verlauf von über tausend Jahren natürlich enorm gewandelt hat. Die Form der Kreuze kommt in der Ostkirche genauso vor wie im Westen; insofern kann man eine spätbyzantinische Herkunft nicht ausschließen - meine Datierung würde dies nicht widerlegen, sondern eher noch bestätigen. Andererseits sollte der Finder eigentlich wissen, ob er in Bornheim (siehe eBay-Seite) oder in Istanbul gebuddelt hat. In letzterem Falle wäre er lebensmüde - oder er hat todesmutig die drakonischen Kunstraub-Strafen der Türkei in Kauf genommen, die Sachen im eigenen Magen außer Landes geschmuggelt, wegen der Fibel einen halben Liter Abführmittel verbraucht und erleidet jetzt tagtäglich Nervenzusammenbrüche, weil er sieht, dass immer noch nicht mehr als ein schäbiger Euro geboten ist. Für den nächsten Urlaub plant er deshalb vermutlich einen Coup in entgegengesetzter Richtung: er gräbt in Bornheim Reichspfennige und Alu-Marienanhänger aus, schluckt sie und versucht sie dann in der Türkei zu verkaufen. :irre:

Accu