Datierung auf Grund von Fundtiefe und Patina

Begonnen von Ruebezahl, 14. Mai 2002, 13:29:41

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Ruebezahl

Hi,
mal ein Thema was mich immer wieder beschäftigt. Es wird der Versuch gemacht, Funde (besonders im Wald) auf Grund der Fundtiefe, altersmäßig einzuschätzen. Also je tiefer um so älter. Meine Erfahrung sagt, daß das nicht mal in Ansätzen eine brauchbare Methode ist. Ich habe schon für viele Neuzeitfunde recht tief graben müssen. Die Frage, wie Stücke so schnell in große Tiefen kommen, ist wenn man sich die Spuren der Maschinen der Waldarbeiter anschaut, schon zum Teil geklärt. Auch umgestürzte Bäume hinterlassen ein Loch, daß sich mit der Zeit wieder füllt. Fazit : ungestörten Waldboden gibt es in der Regel !!! erst ab ca. 60-100cm.
Genau so wenig zu Altersbestimmung ist die Fundpatina geeignet. Besonders bei Kupferlegierungen bildet sich in manchen Böden sehr schnell eine Patina, die fast nichts über das Alter des Objektes aussagt. Ich habe schon oft Kupferpfennige mit einer Patina, die der von Römern, in nichts nachsteht gefunden. Ähnlich ist es mit der Rostschicht von Eisenfunden.
Mich würden euere Meinung zu diesem Thema interessieren.
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

eldo6000

hi Ruebezahl

also ich hab mal n bruchstück eines bronzebeils in nur 2- ca 5 cm gefunden,



ichhab auch schon man n nero denar gefunden, der praktisch blank war. darüber war ich so verwundert, das ich am nächsten tag an der stelle mit spaten ca 40 cm runtergegraben habe, in der hoffnung es sei ein angepflügter pot, was natürlich blödsinn war, sonst hätte ich mehr als nur eine an der oberfläche gefunden

mfg eldo6000

Ruebezahl

Hi eldo6000,
das genau meine ich. Auf Feldern sieht es wohl etwas anders aus. Beim Tiefpflügen werden wohl so ca. 45cm erreicht. Durch Drainage Verlegung wird der Boden wohl bis zu einem Meter gestört.
Hier mal ein Pfennig, gerade mal 77 Jahre alt und schon eine schöne Patina !
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

Tomcat

Hi Finder !

TRAUT DEM WALD NICHT !!! er hat nicht nur zecken , sondern fälscht auch funde :narr:

Unser wald ist schon seit etwa 100 Jahren in Familienbesitz , also habe ich einen guten überblick über die geschehnisse in diesem zeitraum .
Ich habe zum beispiel eine alte (uuuuralte) Heugabel entdeckt , fast vollständig durchgerostet und mit einem merkwürdig verbogenen Zinken -  mein opa sagte : ah , de hamma vor 4 jahr verlorn :platt:
Tja , echtes altertum.
Stürme wie vivian und Wibke vor etwa 10 jahren haben auf einer breite von etwa 50 M den Boden komplett bis in etwa 1,5 m umgegraben (etwa 40   100 jahre alte Bäume umgerissen , samt wurzeln) - heute schaut´s aus , als wär da nie was gewesen .
aber : laubwald scheint mir generell "ruhiger" zu sein als Nadelwald : weniger sauerer Boden und weniger erdbewegungen ??
ganz schlimm sehen bei mir eisenfunde aus torfgebieten aus - dieselben säuren , die moorleichen gerben , fressen bombensplitter innerhalb von  50 jahren durch .
werden bronzen durch moorsäuren ebenfalls stärker patiniert ??

Gute Funde und gutes Wetter
Tomcat:wink3:
Life burns!

eldo6000

ZitatOrginal gepostet von eldo6000
hi Ruebezahl

also ich hab mal n bruchstück eines bronzebeils in nur 2- ca 5 cm gefunden,



ichhab auch schon man n nero denar gefunden, der praktisch blank war. darüber war ich so verwundert, das ich am nächsten tag an der stelle mit spaten ca 40 cm runtergegraben habe, in der hoffnung es sei ein angepflügter pot, was natürlich blödsinn war, sonst hätte ich mehr als nur eine an der oberfläche gefunden

mfg eldo6000

(nachtrag: bruchstück im wald, denar auf feld gefunden)
 

Gröschaz

Recht hast Du, Rübezahl!

Die alte Formel: Tief = Alt hat noch niemals gestimmt.

Auch die Patina orientiert sich nach Umgebung und Legierung, nicht unbedingt immer nach Alter.

Wer hat nicht schon eine Römermünze fast an der Oberfläche ausgebuddelt, die fast blank, hingegen ein Bronzepfennig von 1965 in 20 cm Tiefe komplett mit der schönsten Malachitpatina überzogen war?

Die Erde ist von sich aus ständig in Bewegung (auch auf Ebenen), von den Erdbewegungen der Menschen mal abgesehen. Wenn man im Sommer beispielsweise im Wald an einem Hang steht, hört man es eigentlich ständig rieseln, von Zeit zu Zeit löst sich auch eine größere Fläche.
-Wohl dem Fund, der im Hang steckt.
-Wehe dem, der am Hangfuß liegt!

Mit der Patina ist es auch so ´ne Sache:
Beispielsweise Bronze in sauren oder luftdurchlässigen Böden wird angeregt, schnell die Oberfläche zu schützen. -Eine giftgrüne, uneinheitliche Patina mit Einschlüssen und Ausblühungen entsteht.

Hingegen in festen Böden, wo nur wenig Sauerstoff und Wasser Einlass findet (Säurebildung gehemmt), bildet sich langsam eine wunderschöne Patina, die das Objekt nicht zerfrisst, sondern konserviert.

Gruß Gröschaz