Schlachtfeldbegehung in Wittstock

Begonnen von Sax, 22. März 2009, 12:35:54

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Sax

Da von unserer Wittstock Aktion hier im Forum noch gar nichts zu lesen war, hier mal der Text von unserer HP

ZitatUnsere Hilfe bei der Prospektion des Schlachtfeldes am Harzhorn blieb auch in archäologischen Kreisen nicht ohne Beachtung und so kam es, dass wir Ende 2008, eine Anfrage vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege bekamen, ob wir ein Schlachtfeld des 30 jährigen Krieges vor Ort begehen könnten.

Durch regen Email- und Telefonkontakt wurde der Plan schnell konkretisiert und obwohl uns der noch andauernde Winter und das schlechten Wetter Sorgen bereiteten, fanden wir uns bereits am letzten Tag des Februar zu einen Vorab Termin auf dem ehemaligen Schlachtfeld von Wittstock ein.

Bei diesem ersten Treffen, bekamen wir einen Überblick über die Ausdehnungen des Schlachtfeldes. Daraufhin besprachen wie die weitere Vorgehensweise im Bezug auf die kommenden Begehung und prospektierten eine Ackerfläche im Bereich der Schlacht.

Als wir uns über die Vorgehensweise im Klaren waren, ging als relativ schnell. Wir planten die Begehung als bald als möglich durchzuführen und da die Entfernung von uns nach Wittstock ein ,,hin und herfahren" nicht möglich machte und auch die Prospektion des Schlachtfeldes nicht an einem Tag zu schaffen war,  beschlossen wir, die Begehung an einem verlängerten Wochenende (12.-15.03.09) durchzuführen.
Da einige Mitglieder unserer IG an diesem Wochenende leider verhindert waren, haben wir kurzerhand einige Freunde der Detektorengruppe Schleswig Holstein um Unterstützung gebeten.
Somit konnten wir an 3 Tagen  mit durchschnittlich 8 Sondengängern pro Tag vor Ort sein, um zwischen 7-9 Stunden pro Tag das Gelände zu begehen.

Insgesamt waren11 Sondengänger der IG-Ostfalensucher und der Detektorengruppe Schleswig Holstein  an diesem Wochenende mit dabei.

Eines der wichtigsten Ziele war es, zu sehen ob die Funde und ihre Verteilung sich mit den historischen Quellen decken würden, daher wurden einige Teile des Schlachtfeldes systematisch begangen und an anderen wurde nur stichprobenartig prospektiert.
So untersuchten wir an jedem dieser 3 Tage jeweils einen anderen Teil des Schlachtfeldes.

Das begehen der Fläche gestaltete sich tatsächlich, auf Grund der Wetterverhältnisse teilweise sehr schwierig, wegen des doch stellenweise recht nassen und lehmigen Bodens.
Auch einige Altlasten der ehemaligen DDR, genauer gesagt Unmengen von Aluminium Verpackungsresten, die man wirklich auf jedem Acker in großer Zahl fand, machten die ganze Sache zu einer Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen.

Trotz alledem waren wir und auch die Archäologen am Ende dieses Wochenendes mit der Anzahl und auch Qualität der von uns gemachten Funde zufrieden.

Insgesamt wurden über 500 Metallfunde geborgen, das Fundspektrum reichte von Bronzezeit, Kaiserzeit, Völkerwanderungszeit, Mittelalter bis in die Neuzeit hinein.
Für die Schlacht relevant sind 111 Musketenkugeln aus 3 Ansammlungen, sowie einige Schnallen wie auch Münzen aus diesem Zeitraum.

Nun werden die Funde erstmal gereinigt und dann ausgewertet.
Es zeichnet sich aber jetzt schon ab, dass es wohl nicht bei dieser einen Aktion bleiben wird und wir im Herbst des Jahres einige weitere Stellen systematisch begehen werden.

Dieser Einsatz war nicht nur etwas Besonderes weil er uns das erste Mal über die Grenzen unseres Bundeslandes hinweg führte, sondern weil im Land Brandenburg das Sondengehen an sich verboten ist. Dort gibt es weder Genehmigungen für Sondengänger, noch irgendeine Art der Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege.

Wir hoffen, dass wir durch unsere Hilfe dazu beigetragen haben, dass sich irgendwann in naher Zukunft ein miteinander zwischen Sondengängern und der Archäologie in Brandenburg bildet und auch jetzt noch bestehende Grenzen dann endgültig überschritten werden.

Ein großes Lob geht an dieser Stelle ganz speziell an Frau Dr. Eickhoff vom Brandenburgerischen Landesamt für Denkmalpflege und ihrem kompletten Team für die wirklich vorbildliche Organisation dieser Aktion.

Und ein ganz besonderer Dank geht noch an die Freunde von der ,,Detektorengruppe Schleswig Holstein" für die sehr gute Zusammenarbeit
Gruß Micha

Sax

Und noch etwas aus dem Pressewald

ZitatHISTORIE: 111 Kugeln vom Schlachtfeld
,,Schatzsucher" bei Scharfenberg erfolgreich

SCHARFENBERG - Mit Metalldetektoren haben ,,Schatzsucher" am Wochenende 111 Musketenkugeln aus der Zeit um 1636 bei Scharfenberg (Ostprignitz-Ruppin) gefunden. Hier hatte während des Dreißigjährigen Krieges (1618-48) eine große Feldschlacht getobt. Nach einem Massengrab mit 100 Skeletten, das im April 2007 entdeckt worden war, ist dies ein weiterer bedeutender Fund für die Historiker.

Laienforscher der ,,Interessengemeinschaft der Ostfalensucher" aus Niedersachsen durften mit behördlicher Genehmigung mit ihren Sonden nach den Schätzen suchen, was im Land Brandenburg eigentlich verboten ist. Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege und des Archäologischen Landesmuseums hatten dies erlaubt und wichen am Wochenende nicht von ihrer Seite.

Die Historiker kommen nach den jüngsten Funden in Scharfenberg ins Grübeln. Denn die Kugeln lagen auf einer begrenzten Fläche ,,relativ konzentriert" beieinander, so Referatsleiterin Sabine Eickhoff vom Landesamt. Bisher waren die Fachleute davon ausgegangen, dass sich die Schlacht mit 38 000 Soldaten über einen weiten Raum erstreckt hatte. Dabei ließen sie sich von den wenigen Überlieferungen leiten, etwa einem Merian-Stich.

Feldmarschall Johan Banér hatte mit seinen16 000 Schweden das 22 000 Mann starke Heer von Kaiserlichen und Sachsen in der Schlacht bei Scharfenberg am 4. Oktober 1636 besiegt. (Von Dirk Klauke)

und noch mehr

http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11457833/61299/Kleines-Schlachtfeld-Dirk-Klauke-zu-den-Munitionsfunden-der.html
http://www.bild.de/BILD/regional/berlin/dpa/2009/03/17/kriegsmunition-in-der-prignitz-gefunden.html
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11457831/61299/Neue-Erkenntnisse-zur-Scharfenberger-Schlacht-Kugeln-aus-Musketen.html
Gruß Micha

Coinsearcher

klasse aktion! freut mich immer wieder so etwas zu lesen.
mfg

C.S.

Ruebezahl

Und hier noch ein Bild der Beteiligten:
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

athen

Eine schöne Aktion, Glückwunsch! Bitte mehr davon!

Sax

Zitat von: athen in 23. März 2009, 14:38:43
Eine schöne Aktion, Glückwunsch! Bitte mehr davon!

Natürlich gibt es mehr davon  :-D
Fast genau ein Jahr nach der ersten Aktion liegt nun die 2. Begehung an, diesmal auf Flächen die wir beim ersten mal nicht begehen konnten, hoffen wir mal auf viele aussagekräftige Funde.
Genauer Bericht folgt wenn wir wieder zurück sind.
Gruß Micha


fafnir

#7
Zitat
FELDschlacht: 300 Kugeln der Infanterie gefunden

WITTSTOCK - Gut 300 Kugeln der Infanterie sind am Wochenende auf einer etwa zwei Quadratkilometer großen Fläche am Scharfenberg gefunden worden. Es handelt sich vor allem um Musketenmunition aus der Wittstocker Feldschlacht im Jahr 1636 während des Dreißigjährigen Krieges. 16 Schlachtforscher um Archäologin Anja Grothe vom Brandenburger Landesamt für Denkmalpflege und archäologischen Landesmuseum hatten von Freitag bis Sonntagmittag das Areal ums 2007 entdeckte Massengrab abgesucht. Da die Suche mit solchen Geräten verboten ist, hatten sie eine Ausnahmegenehmigung bekommen.

,,Das Ergebnis ist sehr gut", sagte Grothe. Offenbar sei man auf eine Schlachtfeldfläche gestoßen, ,,in der es damals hart zur Sache ging". Neben der Munition seien auch Schnallen und Knöpfe entdeckt worden, die von Uniformen stammen könnten. ,,Knochen von Söldnern wurden zum Glück nicht gefunden", sagte die Archäologin, die im Juli 2007 als Grabungsleiterin am Massengrab aus dem Dreißigjährigen Krieg am Scharfenberg tätig war. Skelette von 100 Soldaten waren damals geborgen worden.

Die jüngsten Schlachtrelikte wurden ins Landesmuseum gebracht. ,,Wir waschen sie, bestimmen Kaliber und Gewicht der Kugeln und kartieren die Funde", berichtete Anja Grothe. Eine gefundene Armbanduhr indes stammt aus der Neuzeit und ist für die Historiker wertlos.

Unterstützt wurden die Mitarbeiter des Landesmuseums von Mitstreitern der Interessengemeinschaft Ostfalensucher aus Braunschweig und Geschichtsfreunden aus Nord- und Mitteldeutschland. ,,Die Crème de la Crème der Schlachforschung war dabei", berichtete Grothe. Die Ergebnisse wurden am Sonntag gleich weltweit per E-Mail verbreitet. Ein Schlachtforscher aus Schweden antwortete: ,,Schade, dass ich nicht bei der Suche dabei war." Für die Kollegen aus dem skandinavischen Land hat die Schlacht eine besondere Bedeutung: Im Oktober 1636 hatten die Schweden das Heer von kaiserlichen und sächsischen Truppen besiegt.
(Von Dirk Klauke)

Quelle:
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11759125/61299/Kugeln-der-Infanterie-gefunden-FELDschlacht.html