"Ringgeld"

Begonnen von Daniel, 14. März 2015, 09:56:31

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Daniel

Die große Frage zum Wochenende!  :-D
Woher stammt eigentlich die Sache mit dem "Ringgeld"?  :kopfkratz:
Oft wird es gefunden  :-D und in allen Foren taucht es mit schöner Regelmäßigkeit auf.
Und jedesmal wird geschrieben es gibt kein Ringgeld. :belehr:
Von Ebay Angeboten ganz zu schweigen. :staun:
http://www.ebay.de/sch/i.html?_from=R40&_trksid=p2050601.m570.l1313.TR0.TRC0.H0.Xringgeld.TRS0&_nkw=ringgeld&ghostText=&_sacat=0

Wer brachte den Stein ins rollen bzw. wann tauchte der Begriff das erste Mal auf?
Es muss ja einen Grund geben weshalb diese Ringe so bezeichnet werden.
Marketing Gag von gewieften Verkäufern?
Unwissenheit?
Irgendwelche belegbare Beweise?
Ich habe keine Ahnung! :irre:

Gruß Daniel
Spalttabletten, meine Dame, sind bekömmlich und gesund.
Doch verwirrend ist der Name, sie gehören in den Mund.

thovalo



In der Bucht ist ja offensichtlich so ziemlich alles was Rund ist und ein Loch hat und zwar ganz abgesehen von der Zeitstellung der Dinger, "Ringgeld" und natürlich "keltisch!

Soweit ich mich erinnern kann ist das eine Ableitung aus der Ethnologie. Es gab/gibt Stämme/Völker die mit Arm- und Beinringen z.B: den Brautpreis erledigt haben oder andere Anforderung. Daher wurden bestimmte antike Ringformen einfach ebenso interpretiert weil man für manche Formate keine bessere Erklärung fand. Es gibt ja noch den Ausdruck "Ringbarren" also die Annahme dass manche Ringe eben auch als Rohmaterialbarren in Ringform gefertigt worden sind. Wie so oft "moderne" Interpretationen die meist aus der "Urzeit" der Archäologie stammen in der man manchmal die Dinge danach benannte wonach sie "irgendwie" ausgesehen haben, an was man sich er innert fühlte z.B "Federmesser" für Projektile des späten Paläolithikums.

Das sind wissenschaftlich etablierte "Unworte", lieb gewonnen und nie wieder los gelassen.
Ist halt auch eine recht konservative Wissenschaft.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

lord3d

Google Books listet eine Menge Ergebnisse zu dem Begriff mit Ursprung im 19. Jahrhundert auf. Nicht ganz so alt, aber mit einigen Passagen über das Ringgeld:

https://books.google.de/books?id=GUrlqphvC3EC&lpg=PA43&dq=ringgeld&hl=de&pg=PP1#v=onepage&q=ringgeld&f=false

Übrigens von 1943, also aus der Zeit, als so ziemlich alles, was nicht bei drei auf'm Baum war, einen germanischen Anstrich bekam. In der NS-Zeit wurde die Idee augenscheinlich nicht geboren, ich denke aber, dass die Theorie, die wohl schnell zur vermeintlichen Gewissheit wurde, mit dem Nationalismus-Boom gegen 1850 oder vielleicht noch ein bisschen früher aus der Taufe gehoben wurde.
Habemus Nachforschungsgenehmigung.

OlliW

Hoi,

diese frage mit dem sog. nannten Ringgeld, stelle ich mir auch immer wieder. Ich bin von den Kelten fasziniert und habe mir auch etliche Bücher zu diesen zugelegt aber niergens tauchte da das Sagenumwobene Ringgeld auf. Jedoch habe ich gelesen das Fingerringe und Armringe etc. als Tauschobjekte/Währung verwendet wurden bevor man mit der ersten Münzprägung begonnen hatte.

Wenn man mal das Wort "Geld" interpretieren solle, so würde ich sagen das nichts anderes ist wie ein Tauschmittel, daher kommt mir der verdacht auf das die Bezeichnung "Ringgeld" nichts anderes ist wie Schmuckringe die zum Tausch angeboten wurden.

Gruß Olli  :winke:

thovalo



Im Numismatikforum auch ein diskutiertes Thema!

http://www.numismatikforum.de/viewtopic.php?t=24933


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#5


Zum "Ringgeld" in der Ethnologie:

https://books.google.de/books?id=dWCANPoc-PMC&pg=PA144&lpg=PA144&dq=Ringgeld+ozeanien&source=bl&ots=FvBy2wzUEm&sig=bplHpU8_cua8KU72vEz8lpgx8rY&hl=de&sa=X&ei=DSQEVeGhKcWsUfq5hFA&ved=0CBQQ6AEwAA#v=onepage&q=Ringgeld%20ozeanien&f=false


Wenn ich mir die Zeitschiene betrachte war das die Kaiserzeit und der koloniale Expansionsgedanke zu den "Naturvölkern". Weil da Ringe nunmal zur Zahlung des Brautpreises etc. verwendet worden sind wurde das locker und lax auch eben mal ins archäologisch-urgeschichtliche "Übertragen".


Den Begriff sollte man in Bezug auf die Bezeichnung von Bodenfunden der Archäologie in Europa wohl besser vergessen!


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.