Münzen und Boden, Suchtiefe.....

Begonnen von Spuernase, 17. April 2002, 09:00:57

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Spuernase

Hai @ Alle!

Da zB. Lucca schon mal verwundert fragte, warum man oft die Münzen im Wald auf der Lehmschicht wenige cm unter Laub findet, habe ich mir auch mal die Frage gestellt warum das wohl so ist.
Hier die etwas abschweifenden Gedanken!:

Im Wald hat man jedes Jahr ein relativ hohes Aufkommen von Laub etc., das irgendwann zu Humus wird. Jedoch verhindert die ausgewaschene Huminsäure aus den Blättern eine rasche Vermehrung von Bodenlebewesen, die diesen "Rohhumus" auch unter die Erde schaffen, wo die Wurzeln die Nährstoffe wieder aufnehmen können. So entsteht mit der Zeit ein bestimmter Bodentyp, der sich durch eine relativ dicke Decke von "schlechtem" Humus auszeichnet, gefolgt von einer Schicht "Braunerde" die arm an Kalk sein sollte, da dieser Kalk durch die Säuren weggelöst wird (er kann sich manchmal aber in tieferen Schichten wieder abscheiden!)
Fehlende Mengen an Regenwürmern (und Maulwürfen die von diesen leben) bringen eine schlechte Durchmischung des Bodens, so dass von dieser Seite Münzen kaum tiefer wandern können, so sie einmal verloren wurden.
Der Mensch als "Umpflüger" scheidet auch oft aus, da Wald auf den nicht so lukrativen Flächen (oft Berghänge, Höhenlagen, schlechter Boden, trocken) angepflanzt wurde.
An den exponierten Lagen kommt noch die natürliche Erosion durch Wind und Regen hinzu, die die Deckschichten zusätzlich dünn hält oder sogar abträgt.

Einzig in den Niederungen wird ständig die Humusdecke mächtiger und auch der Hangschutt landet mit der Zeit auf unseren geliebten Münzlein. :heul:
Hier wurde auch schon immer Ackerbau mit Pflügen betrieben, da mehr Feuchtigkeit und sehr fruchtbarer Talauenboden vorhanden ist.

Auch Frost kann größere Gegenstände mit der Zeit nach oben schaffen (Müsliprinzip!)

Dazu lebten früher die Leute auch gerne auf höheren Stellen (und haben da auch ihre Sachen verloren), weil in den Niederungen oft unberechenbares Hochwasser herrschte und eine Mückenplage, die zudem früher sogar in Deutschland mit der Malaria :icon_eek:  behaftet war!

Fazit, in denTälern immer auf Baggerarbeiten warten oder Glück haben :-D ,
am Hang die oberen Bereiche absuchen, da hier die Münzen obenauf liegen sollten :-D


Wie ist eure Erfahrung/Meinung dazu?

Grüßlis Nasi  
Situs vi late in, is et ab an et!

Ruebezahl

Hi Spuernase,
hast du meine Gedanken gelesen ? :-D Der Beitrag könnte von mir sein. :cool1: Sind auch genau meine Erfahrungen. :super:
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

Gröschaz

Guter Beitrag!:super:

Es fällt ja auch auf, daß z.B. alte Grenzsteine im Wald nicht im Laufe der Jahrhunderte im Boden versunken sind.

Viele Sucher sind der Meinung, daß im Wald alle Funde sehr tief liegen müssen, da die gefallenen Blätter ja immer wieder zu Humus zerfallen und sich so immer neue Schichten über den Funden bilden würden.

Gruß Gröschaz

Luca

Dein Bericht und sehr lehrreich.

Worüber ich mir auch schon oft Gedanken gemacht habe, sind die kleinen Bäche  und Quellen so z.B. auch im Wald.

Die muss es früher doch auch schon gegeben haben!
Wo eine Quelle war, holten die Menschen
in vergangener Zeit  ihr Wasser und es kam auch vor, dass Tonkrüge zu Bruch gingen.
Sicher haben sie auch andere Dinge dort verloren, das vielleicht sogar ins Wasser fiel.  
Man sollte sich auch mal so einen Ort genauer ansehen (alte Tonscherben ).
Ich glaube das nicht alles durch die Strömung - wenn sie nicht zu stark ist - weg gespült wurde und das man somit noch etwas finden kann oder was meint Ihr dazu?  :hacker:
 
Gruß Luca


Gröschaz

Hallo Luca,

Du bist auf dem richtigen Weg!:super:

Der Bereich um Quellen ist grundsätzlich interessant!
-Aber auch im Wasser der Quelle kann einiges zutage treten!

Besonders Quellen, aus denen ein etwas größerer Bach entspringt oder sich gar Flüsse bilden, sind höchstgradig fundträchtig!
Quellen mit Eigennamen wie z.B. "Roter Brunnen, Goldborn, Jungfrauenquell usw." weisen auf Benutzung aus alter Zeit hin.

Hier wäre, neben der eigentlichen Quelle, auch die Umgebung interessant.

Man denke, neben zufällig verlorenen Teilen, beispielsweise an kultische Niederlegungen (Lanzenspitzen, Beile usw.) der Kelten, Römer und Germanen.

Aber bitte die Gesetze beachten und meldepflichtige Funde auch den zuständigen Stellen anzeigen!

Gruß und GUT FUND!
Gröschaz:hallo:

DMarkcollector

Hi
Was auch sehr fundträchtig ist, das sind Flüschen mit nicht zu starker Strömung die durch mittelalterliche Städte fließen.
Da sind die fundchansen für einen Goldwäscher mit sieb sehr groß auch mal einen netten fund zu machen, so wie ich in Sulzburg eine Silberkette gefunden habe.:-D
bye Jens:hallo:

Luca

Ja Gröschaz,
ich dachte mir auch, dass diese Überlegung nicht so falsch sein kann,denn
meinen ersten großen Fund hatte ich, als ich 12 Jahre alt war.  Damals besaß ich natürlich noch  keine Sonde. Ich  spazierte am Bach entlang, der nur etwa 20 cm tief war und fand ein Geldstück, das im Wasser auf dem Sand lag.
Nach langem putzen konnte ich lesen das es ein Pfennig von 1805 war.
Ich freute mich über meinen tollen Fund und stellte mir vor, wie es wohl damals zu dieser Zeit gewesen sein musste.
Na Ja, und nun habe ich mir die Heimatkunde zum Hobby gemacht, was mir viel Spaß macht.
Klar, habe ich mich schon schlau gemacht
was die Gesetze betrifft usw. und da ich im Heimatverein bin kenne ich auch genug Leute die ich fragen kann.
Gruß und Gud Fund
Luca    
:winke:

[Bearbeitet am 18-4-2002 von Luca]

dappeler

Hi Luca, bei mir in der Gegend stelle ich fest, daß viele Quellen gefasst wurden d.h. das viele Erdbewegungen vorgenommen wurden und evtl. Fundstücke jetzt nicht mehr auffindbar sind. Wann versiegen eigentlich Quellen ??? (nicht die Geldquellen)
Eins bist du dem Leben schuldig, kämpfe oder trags mit Ruh -
Bist du Amboss, sei geduldig, bist du  Hammer schlage zu!

dappeler

Ich war heute trotz Regen noch mall draßen- an einer Quelle: Was ich neben dicken Weinbergschnecken fand waren jede Menge Bierdosen und seltsamerweise Plastiksäcke von Raiffeisen. Da hat wohl ein Landwirt irgendwas mit Quellwasser gemischt und auf den Acker gesprüht, und unsereins rennt immer schön durch.:kotzen:
Eins bist du dem Leben schuldig, kämpfe oder trags mit Ruh -
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Luca

So viel ich weis, versiegen Quellen wenn es durch die Jahrhunderte  immer kleinere Erdbewegungen gibt. Dadurch kann die Stelle, wo das Wasser entspringt, durch diese Erdbewegung so verschoben werden,  das kein Wasser mehr durchfliesen kann oder das Wasser sucht sich an einer anderen Stelle einen neuen Weg.
Das kann auch passieren, wenn Bauarbeiten erfolgen, die  dadurch den natürlichen Verlauf der Quelle stören.

An Deiner Stelle würde ich dort suchen, wo die  Quellen noch einen natürlichen Ursprung haben. Im grundgenommen kannst Du überall etwas finden, nur ist die Wahrscheinlichkeit  dort größer, wo niemand etwas verändert hat.

Gut Fund
Luca

[Bearbeitet am 21-4-2002 von Luca]

Gröschaz

Ein Grundstücksnachbar von mir meinte auch, der Ordung halber die am Hangfuß entspringende Quelle einfassen zu müssen.
Aber die Natur spielte ihm einen Streich:
Die ordungsgemäß gefasste Quelle versiegte und trocknete aus. -Mitsamt allen Wasserpflanzen und Molchen.

Kurze Zeit später brach nur wenige Meter entfernt eine neue Quelle auf!

Ich denke, daß durch die Betonierungen der empfindliche Schichtaufbau gestört wurde und das Wasser sich einen anderen Weg suchte.

Viele heute gefassten und in Rohre gezwängten Quellen nahmen ihren eigentlichen Ursprung ein Stück entfernt des heutigen Quelltroges.

Deshalb: Immer großflächig den Bereich um eine Quelle absuchen!

Gruß Gröschaz:bandit:

dappeler

Hallo zusammen, gestern bin ich einem Bach bis zur Quelle gefolgt. Nicht mit der Sonde sondern völlig entspannt mit dem Kinderwagen. An der Quelle angekommen standen 2 junge Männer da und im Gespräch kam heraus, daß der eine einen Angelteich aus der Quelle speist und das Wasserecht daran besitzt. Man darf also unterwegs nur mit seiner Genehmigung Wasser entnehmen, hab ich auch noch nie gehört. Gruß dappeler
Eins bist du dem Leben schuldig, kämpfe oder trags mit Ruh -
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Thalestris

Also Leute!
Auch wenn Ihr mich jetzt einen bucklernden Hund schimpft, bin ich doch der Meinung, daß man gerade die älteren Funde nicht melden sollte. Warum? Laßt mich Euch dazu eine wahre Begebenheit aus Österreich erzählen. Zuerst aber unsere Gesetzte bei Fundsachen.

:besserwisser: Funde älteren Datums werden auf 3Teile aufgeteilt. Ein Teil gehört dem ursprünglichen Besitzer bzw. seinen Nachfahren; ein Teil dem Finder und der 3te Teil dem Grundstückseigner.
Kann zum Beispiel der ursprüngliche Besitzer bzw. seine Nachfahren nicht mehr eroiert werden, wird alles auf die beiden anderen aufgeteilt. Am besten ist es natürlich, wenn man auch selbst Eigentümer des Grudstückes ist.
Soweit die Theorie!!! (Keine Sorge, Vater Staadt schneidet sich auch ein schönes Stück ab.)

JETZT ZUR PRAXIS:
Ein Mann hat einen ziehmlich großen Schatz gefunden (fragt mich aber jetzt bitte nicht welche Zeit und welcher Wert).
Museum und Geschichtsforschung beschlagnahmte alles und er bekam nichts. Daraufhin zog er vor Gericht welches sich über mehrere Jahre hinzog und als Endergebniss bekam er gerade soviel um die Gerichtskosten abzudecken.

Die Moral von der Geschicht:
Außer Spesen nichts gewesen.

Gruß und Kuß

Eure Thalestris
:baller2:

Ruebezahl

Hi Thalestris,
das ist ein schwieriges Thema. Es gibt eigentlich fast keine Berichte wo ein Finder fair von den Behörden behandelt worden ist. Deshalb denke ich an besten ist es so was nicht an die große Glocke zu hängen. Trotzdem ist meine Meinung, das Schatzfunde ab einem gewissen Alter (so ca. vor 1600) einen hohen wissenschaftlichen Wert haben. Deshalb sollten diese nicht durch Verkäufe auseinander gerissen werden. Wenn man nicht melden kann / will, sollte man diese Funde als "Leihgabe" betrachten. Früher oder später sollten sie auf alle Fälle der Forschung zur Verfügung stehen. In`s Grab kann man es eh nicht mitnehmen !
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

Thalestris

Wo sind denn schon wieder die Haie?:lol:

Scherz beiseite Ruebezahl!
Natürlcih habe ich nicht gemeint, daß man der Geschichtsforschung etwas unterschlägt. Woher sollten wir sonst soviel von unserer Vergangenheit wissen?
Es ist für mich logisch, daß man zum Beispiel Funde eines Grabes und dessen Grabbeigaben, Siedlungen und dergleichen nicht einfach auseinanderreißt. Und aus diesem Grunde auch die zuständigen Behörden benachrichtigt. Bei Gräbern bin ich sowieso gespalten. Einerseits Störung der Totenruhe und andererseits erfährt man etwas über frühere Begräbnisrituala und den Glauben. Jetzt aber über versteckte Schätze (Piratenschätze :-D [schön wärs]und dergleichen) bin ich teils anderer Meinung. Ja, den großteil will man sowieso zu Hause haben und sich zum Beispiel an die Wand hängen, wie den Degen den ich vor ca. 1,5 Jahren beim Trödler erstanden habe. Aber jetzt sei mal ehrlich. Wir alle suchen ja nicht nur um schöne Stücke zu ergattern sondern vielleicht auch um a bisserl daran zu verdiehnen. Unser Hobby ist ja auch nicht gerade günstig wenn man es ernsthaft betreibt.
Es kommt immer auf den Fund und dessen Zusammenhang an.
So, und nun hab ichs mir wohl mit allen verscherzt.
Werds wohl bald merken.
Tschüüüüü Eure Thalestris

Ruebezahl

Hi Thalestris,
wenn`s ums Geld verdienen geht, ist das bei unserem Hobby etwas problematisch.
Sicher hätte ich kein schlechtes Gewissen  zB. 10 und 20 Markstücke (Deutsches Reich nach 1871) in Bares zu verwandeln. :-D
Leider sind gewinnbringende neuzeitliche Funde eher die Ausnahme.
Bleiben wir mal bei Münzen. Sicher gibt es in den Museen und staatlichen Sammlungen fast kein Stück das fehlt. Die Keller und Archive sind voll mit Sachen, für die nie in einer Ausstellung Platz sein wird. Trotzdem ist zB. ein Hortfund von Mittelaltermünzen für die Forschung bedeutsam, da daraus neue Erkenntnisse zB. über Warenströme dieser Zeit gewonnen werden können. Deshalb sollten solche Funde, wenn man sie aus rechtlichen Gründen nicht melden kann / möchte, sorgfältig dokumentiert werden (Fundort / Fotos der Funde mit Maßstab). Man kann jetzt die Funde anonym melden oder warten bis sich die rechtliche Situation geändert hat.
Noch mal, die Forschung hat in den wenigsten Fällen den Wunsch die Funde zu besitzen. Vielmehr kommt es darauf an durch viele Informationen das Puzzle unserer Vergangenheit besser zu verstehen.
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

Thalestris

Hai Ruebezahl!
(Diesmal seh ich die Haie)

Wenn ich ehrlich sein soll, hab ich wegen Handel und so weiter mir noch nicht allzu viel Gedanken gemacht. Wie an anderer Stelle bereits gesagt, war zwar schon immer irgendwie Interesse vorhanden, aber so richtig nachgeforscht und so weiter hab ich bisher noch nicht. Aber aus diesem Grunde bin ich ja diesem Forum beigetreten. Man lernt nie aus. Also vergib bitte einen blutigen Anfänger. Auch ich werde noch auf den Geschmack kommen. Meine vermutung ist aber trotzdem, daß die meisten Sondengeher "angefangen" haben, ohne an Archivierung (Forschung) zu denken, sondern hauptsächlich aus materiellen Gründen. Ich bin von Haus aus an beiden interessiert. Also zumindest ein kleiner Pluspunkt für mich oder? (unschuldiger Augenaufschlag) :wink3:
Je mehr ich hier mit Euch rede, umso interresanter wird es für mich.

Bussi Eure Thalestris