Neuer Zeitungsbericht

Begonnen von MatthiasHNX, 25. April 2004, 18:25:35

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MatthiasHNX

Da sich der Bericht nicht linken lässt, weil Online-Abonnenten kostenpflichtig registriert sein müssen und die Papierversion nur schwer OCR mässig zu handhaben war, habe ich mir die Mühe gemacht, das Ganze abzutippen. Wer Fehler findet, darf sie behalten.

Aus Heilbronner Stimme vom Samstag, 24. April 2004


Titel: Grabräuber auf Jagd nach Altertümern
Von Helmut Buchholz.

Im Ilsfelder Wald (Anm. von mir: Ilsfeld, an der BAB A81, Landkreis Heilbronn, Baden Württemberg) haben Grabräuber versucht, ein Hügelgrab zu plündern. Die kriminellen Hobby-Archäologen sind kein Einzelfall. Geschichtsinteressierte Freizeit-Schatzsucher gehen mit handelsüblichen Metalldetektoren auf die Pirsch. Vor allem im Unterland (Anm. von mir: So nennt sich das Gebiet um Heilbronn) jagen sie Altertümer, klagt das Landeskriminalamt.

Die Plünderer sind mit einem Jeep angerückt und haben einen breiten Schacht vier Meter tief in das Hügelgrab bei Ilsfeld getrieben. Die Wand des Lochs haben sie mit Brettern ausgeschalt, um so besser an den Schatz, die Grabbeigaben, die sie dort vermuteten, zu gelangen. Ein Spaziergänger machte den Grabräubern einen Strich durch die Rechnung. Er meldete die dreisten Hobby-Archäologen der Polizei. Die Räuber sind längst über alle Berge. Was sie gefunden haben weiß keiner. Eines weiß Wolfgang Schönleber vom Landeskriminalamt, Abteilung Kunstkriminalität, ganz sicher: 'Das Unterland ist eines der Schwerpunkte dieser Schatzsucher.' Seit den 90er Jahren hat sich die Goldgräbermentalität der Sondengänger 'seuchenartig ausgebreitet'. Warum gerade die Region Heilbronn in ihr Visier gerät, erklärt Andrea Neth, die als Archäologin Ausgrabungen im Zabergäu (Anm. von mir: Gebiet im südwestl. Landkr. Heilbronn) leitet, so: 'Wir haben in der Region eine extreme Dichte an Fundstellen, ganz einfach weil diese Gegend nicht nur heute, sondern schon immer boomte.' Die Leiterin der Lauffener Außenstelle des Landesdenkmalamtes will grundsätzlich zwischen zwei Arten dieser Feld-Forscher unterscheiden: Da gebe es die 'Kriminellen', die skrupellos wie in Ilsfeld die Zeugnisse unserer Ahnen stehlen, um sie im Antiquitätenhandel und im Internet zu verhökern. Es gibt einen richtigen Schwarzmarkt für diese Hehlerware. Die Szene schottet sich nach aussen komplett ab, fast wie ein Geheimbund. Kunstraub-Experte Schönleber schätzt, daß zum harten Kern dieser übelsten Sorte Schatzsucher rund 500 Personen in Deutschland gehören. Die Branche professionalisiert sich mehr und mehr. Es gibt Handbücher mit Tipps für das richtige Verhalten, falls die Polizei einen erwischt. Kreis-Archäologin Andrea Neth kennt aber noch eine zweite Gruppe von Feierabend-Schatzsuchern: 'Das sind Sondengänger, die historisch interessiert sind, ohne kommerziell profitieren zu wollen.' Neth kennt ihre Pappenheimer, und manchmal schickt sie ihnen die Polizei hinterher. Denn, stellt sie klar, beide Kategorien von Suchern, kommerzielle wie nicht-kommerzielle, zerstören unwiederbringlich Denkmäler. 'Es ist, als ob sie eine Seite aus einem Buch reißen, das man dann nicht mehr lesen kann.' Da verstehen Neth und der Gesetzgeber keinen Spaß. Hobbyarchäologen machen sich einer Ordnungswidrigkeit schuldig, auch wenn sie nichts ausgraben, sondern mit dem Metalldetektor über die Felder ziehen. In schweren Fällen beträgt die Strafe bis zu 250000Euro. Wer den Fund nicht meldet, macht sich zudem noch der Unterschlagung schuldig.
/Ende Artikel

Kommentar der Zeitung:
Titel: Zu leichtes Spiel
Von Helmut Buchholz

Die Grabräuber fallen nicht wie ein Heuschreckenschwarm über das Unterland her. Obwohl ihr Hobby offenbar mehr und mehr in Mode kommt und der Schwarzmarkt für Fundstücke wächst. Allerdings sind die Hobby-Archäologen auch keine harmlosen Pilzsucher. Denn die geschichtsträchtigen Altertümer, die sie stehlen, wachsen nicht nach. Das schlimmste ist, daß ein Einzelner großen Schaden anrichten kann. Ob kriminelle Grabräuber oder Freizeit-Sondengänger, das Ergebnis bleibt dasselbe: Das Kulturerbe ist für immer verloren, wenn sie graben und ihre Fundstücke mit Heim nehmen. Die Amateure machen sich deshalb selbst etwas vor, wenn sie behaupten, die finanziell klammen Landesdenkmalämter mit ihrem ehrenamtlichen Engagement unterstützen zu wollen. Obwohl es sicher richtig ist, dass die Profis längst nicht genügend Geld und Personal haben, um alle Schätze zu heben, die die Erde birgt. Die Denkmalämter unterstützen sogar ungewollt die Suche, ja stoßen manche Feierabend-Forscher noch mit der Nase auf die Fundstellen, da sie ihre Ausgrabungen publizieren müssen und so der Öffentlichkeit zugänglich machen. Auchwenig begabte Schatzsucher haben so viel zu leichtes Spiel. Die Hobby-Archäologen machen sich ausserdem die liberale Gesetzeslage beispielsweise in Bayern zu Nutze und fälschen die Fundstellen-Ortsangaben beim Verkauf der Stücke. Ein einheitliches Recht tut Not.

MatthiasHNX

denn auf ein Neues fühlen sich Jogger, Spaziergänger und Hobbydenunzianten dazu animiert, das Handy aus der Tasche zu ziehen, wenn sie einen Sondler sehen.

Und wieder werden Sondler im gleichen Atemzug wie Grabräuber erwähnt :baller2:

Wo steht, daß das sondeln (nicht graben) ordnungswidrig sei?
[Bearbeitet am 25-4-2004 von MatthiasHNX]

[Bearbeitet am 25-4-2004 von MatthiasHNX]

zooom

Eigentlich hat der Gesetzgeber ja selber Schuld. Es ist halt nicht immer die beste Lösung  einfach alles zu verbieten.  Ich glaube nicht das ich auf dem Acker eine Seite der Archäologie herausreiße wenn der Trecker schon seit Jahren alles umpflügt.  So und und nun werde ich weiter in dem Buch der Zeit lesen gehen. :aetsche:

Schuerffer

Hmm. Von Grabräubern zu sprechen mag sehr plakativ sein ist aber sicher nicht richtig. Richtiger wäre gewesen: Münzenjäger. Oder Knopfräuber. Oder Subversive Schnallenguerrilleros.

Im  übrigen täten die Damen und Herren von den Landesarchäologischen Stellen gut daran, sich den Sondlern aus ureigenstem Interesse respektvoller zu nähern:

Nimmt man die monatlich verfügbaren  Geldbeträge und vor allem die investierte Zeit aller Sondler zusammen kommt man sicher auf einen höheren Wert als bei den Schreibtischprofis. Wären die Herrschaften intelligent, würden sie eine Kooperation eingehen. Und wären sie weise, würden Finder von relevanten Gegenständen ordentlich belohnt und geehrt.


Stattdessen gibt man Interviews und verunglimpft auch noch jene 0,1 Promille der Bevölkerung als kriminell die sich freiwillig aktiv mit der Geschichte ihres Landes auseinandersetzen.  

Wenn diese Gedankenhaltung sich verfestigt sehe ich schwarz für die Zukunft Deutschlands. Es blüht uns dann warscheinlich eine Art Archäo-Stasi die darauf aufpaßt daß ja nirgendwo Entdeckungen gemacht werden. Arbeitsämter rekrutieren dann ehemalige Offiziere der NVA und die liegen dann getarnt als Spaziergänger, Jogger und Wanderer deutschlandweit auf der Lauer... :kotzen:


schnatzenputz

UUUHHHJJJ!
Was glaubendie finden wir denn so alles und deponieren es zu Hause?
In meinem neu erstellten Nebentrakt des Hauses habe ich die Munition fein säuberlich nach Sprengkraft geordnet (bin ich eine militante Splittergruppe?) Im Südflügel liegt neben der letzlich gewachsenen Kronkorkensammlung  und im Nordflügel liegen die UFO´s neben den wirklich wertvollen Dingen? Jeder von uns muß eine solche sammlung besitzen!!!:smoke:
Wir warten nur auf Bodendenkmalamt das sie ein Schild aufstellen :Bodendenkmal bitte graben!!
Es mag ja auch schwarze Schafe geben aber alle über eine Kamm scheren?
Wer meldet denn so den einen oder anderen Fund?:wink3:
Hexenjagd in Deutschland scheint bei so manchen Zeitungen sehr beliebt!!
Man sollte sich mal in den Reihen der Museumsleute umschauen! Wie bei dem Fall als ein Sondler einen römischen Hort endeckte, diesen dem Museumsdirektor übergab und jener diesen wiederum in seine persönliche Sammlung einfügte.
(der Sondler hatte keinen Platz mehr im Südflügel!!)
Also bald treffen wir uns nur noch mit Nachtsichtbrillen und hoffen nicht, das Nachbars Wauwi nachts ein dringendes Geschäft erledigen muß!:teufel:

onedollar

Muss auch meinen Senf dazugeben!!!
Was wäre z. B. die Astrologie ohne die Hobby-Astrologen? Eine sehr hohe Prozentzahl der Kometen und unbekannte Gestirne werden von diesen Feierabend-Sternengucker entdeckt. Oder unzählige und für die Wissenschaft äußerst wichtige Fossilien werden am Wochenende in den Steinbrüchen von Hobby-Geologen freigeklopft. Die werden nicht angeprangert... im Gegenteil, von denen ist am nächsten Tag ein Bild in der Zeitung und man liest darüber eine Lobeshymne.
Aber wenn jemand mit einem Metalldetektor auf dem Acker seinem Forscherdrang nachgeht, begeht er eine kriminelle Handlung.
Irgendwas verstehe ich da nicht!!!
:kotzen:

Eldorado

das STINKT:-(:kotzen:
Da wär mal nen Leserbrief angebracht

NICHT IMMER ALLE ÜBER EINEN KAMM SCHEREN
Ich melde alle meine Funde im Sucherforum:wink3::stinkefinger2::narr:

(Antikes fand sich noch nichts)

GraveDigger

Hier sieht man wieder mal vom allerfeinsten wie wenig solche Bürokraten und Presseschreiberlinge von der Materie, über die sie sich eine Meinung zu bilden glauben, überhaupt Ahnung haben.
Man recherchiert nicht sondern plappert anderorts gehörte Halbweisheiten und Falschmeldungen nach und schmückt sie aus.
Wenn diese Damen und Herren nur einen kleinen Funken Intelligenz besitzen würden ( den ich ihnen nach solchen Äußerungen aber gnadenlos abschreiben muß ) dann würden sie sich nur ein klein wenig mit den nichtkommerziellen Suchern auseinandersetzen und feststellen, das deren zu 99 % genutzte  " Grabräubertechnik " sprich Detektoren, gerade mal eine Suchtiefe von reellen 20 bis max 40 cm besitzt und zu 99% deren Grabwerkzeuge aus Geräten bestehen mit denen man nicht mal ein Gartenbeet umgraben möchte weil das zur Sysiphusarbeit ausarten würde.
Auf die von uns erreichbare Tiefe kommt jede Wilsau im Wald und jeder Pflug auf dem Feld, mehr sag ich dazu nicht.
Hier einen Vergleich zu professionellen Grabräubern mit schwerer Technik wie Minibagger, verschalten Schächten von 4m tiefe usw. zu ziehen, grenzt schon an vorsätzliche Dummheit oder wie man früher sagte Volksverhetzung.
Aber um von den wahren Problemen unseres deutschen Landes abzulenken ist wahrscheinlich jede noch so haarsträubende reißerische Lüge gut genug.
Vor allem kann man das ganz bequem vom Schreibtisch aus machen und brauch seinen jahrelang dort breitgesessenen A...
nicht mal zu erheben - und das müßte man ja, wöllte man sich mit den wirklichen Umständen vertraut machen.

Gruß Grave


[Bearbeitet am 3-5-2004 von GraveDigger]

Allesfinder

"Aber um von den wahren Problemen unseres deutschen Landes abzulenken ist wahrscheinlich jede noch so haarsträubende reißerische Lüge gut genug. Vor allem kann man das ganz bequem vom Schreibtisch aus machen und brauch seinen jahrelang dort breitgesessenen A...
nicht mal zu erheben - und das müßte man ja, wöllte man sich mit den wirklichen Umständen vertraut machen."

Genau meine Meinung! Nur was mich besorgt ist das man hier sehen kann was die sich aus den Fingern saugen und zusammenreimen weil wir hiervon ne Ahnung haben, aber wo werden wir noch verars.......???

Gruß Allesfinder!


GraveDigger

Apropo Fingern saugen etc. schaut mal hier eh ich noch mal alles schreiben muß

Wahrheit