In Bayern ist das Sondengehen streng verboten ...

Begonnen von Reiner, 17. Juli 2006, 21:12:00

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Reiner

.. teilte mir heute eine Archäologin einer archäologischen Dienstleistungsgesellschaft mit, die im Auftrag des Amtes hier in der Gegend seit langer Zeit umfangreiche Grabungen durchführt.

Seit vielen Monaten beobachte ich schon neugierig die Grabungen, welche systematisch auf den Äckern in der Nähe von Regensburg ausgeführt werden.
Als ich am Abend mit dem Auto dort vorbeifuhr konnte ich eine Person in der Grabungsstelle ausmachen.
Ich bleib stehen und wollte die Gelegenheit für ein Gespräch über die Thematik nutzen. :super:
Vor mir stand die Grabungsleiterin, eine dienstleistende Archäologin wie sich im Laufe der kurzen Unterhaltung herausstellte. :super:

Ich stellte mich wahrheitsgemäß als "einfacher Hobbiehistoriker" vor, und stellte ganz allgemeine Fragen über die Ergebnisse und Vorgehensweise der Grabung.
Mit einem Bagger wird die Humusschicht abgetragen und ganz allein mit dem Auge, ohne jegliche technische Hilfsmittel (wie Metallsuchgeräte), wird die Oberfläche untersucht und an auffälligen Verfärbungen und Strukturen entsprechend gegraben.

Die ausgehobenen 40-50cm Erde werden in keinster Weise untersucht, da der Boden ja durch die Feldbearbeitung jeden "archäologischen Wert" verloren hat. Es wäre zu viel Arbeit hier dann noch nach Pfeilspitzen oder Bruchstücken zu suchen. (!)


Vorsichtig tastete ich mich dennoch an das Thema Metallsuchgeräte ran, jedoch wurde dies sofort mit der Aussage "in Bayern ist die Suche mit dem Metalldetektor streng verboten!" quittiert.  :staun:
Nochmals erläuterte ich in sehr vorsichtiger Art und Weise meine Meinung daß doch hier in Bayern die Suche mit der Erlaubnis des Grundstückseigentümers außerhalb von bekannten Bodendenkmälern erlaubt seie? "Selbst im privaten Garten dürfte man nicht mit Sonden suchen und graben" war die ruppige Antwort  :platt: :platt:

Noch wollte ich nicht locker lassen und hab die Dame in sehr freundicher Weise darauf hingewiesen dass ich doch einige Leute kenne, welche die Zusammenarbeit mit dem Amt und den Archäologen aktiv suchen. Gerade die wertvollen Funde aus dem "bewegten Ackerboden" würden doch so auf einfache Art und Weise in die Hände der Wissenschaft geraten können.
Die Antwort war (wirklich so!!): Für mich wäre es besser diese Detektorfunde nicht zu melden da auf mich ansonsten wegen des Verbotes massive Probleme zukommen würden.  :platt:


Eigentlich hatte ich vor dem Gespräch das Ziel eine Telefonnummer des Archäologen zu ergattern, um im Falle eines Fundes erst mal auf unbürokratische Weise die qualitative Meinung eines Fachmanns zu erhalten... war wohl nichts  :heul:




Reiner

Moment @ Schlumpf:
Auf Bodendenkmälern ist es verboten, klar - wie auch in der pdf zu lesen ist.
Ich hatte aber von außerhalb Bodendenkmälern gesprochen. Wo steht daß ich im eigenen Garten nicht graben darf, oder auf einen x-beliebigen Acker nach Genemigung des Eigentümers?

Silex

Servus "Nachbar"- vielleicht ist Dein Gespräch mit dieser Archäologin (oder Grabungstechnikerin) symptomatisch für eine verkorkste Kontaktaufnahme- wobei es beiden Teilhabern  vielleicht ein gewissen Feingefühls ermangelte.
Lieber Reiner, schon viele Jahre arbeite ich mit diesen Leuten zusammen und manche sind verbittert -enttäuscht ob ihrer Arbeitsbedingungen , wirken bisweilen  arrogant und dünkelhaft, ausgebrannt - vielleicht weil die Zeiten heute die Flächen fressen und das Primat der Gewerbegebiete keine fundierte archäologische Arbeit mehr zuläßt.
Da werkelt so ein  gschdudiertes Weiblein hinter der Planierraupe her- ganz allein- und findet kaum was  und ich ambitionierter Laie stochere im Abraum ein neolithisches Felsgesteinbeil heraus.... die haben keine Zeit für sowas und das stinkt Ihnen...
5 von mir entdeckte Fundstellen wurden einfach weggeschoben  und die Archäologen konnten nichts entdecken- ich wußte wo die Lesefunde ungefähr lagen- aber das interessierte keinen. DÜNKEL-----Ich habe weitergesammelt und wichtige "Teile" gefunden
Meine Archäologin hat  das hinreichend erkannt und  wird die Sache in Zukunft anders händeln.
Aber all das geht nur- in punkto Zusammenarbeit- wenn die erkennen dass Dich ein Gebiet interessiert- wirklich interessiert, und eine Kontinuität besteht betreffs der Betreuung von Fundstellen. Und dazu sind auch scheinbar unspektakuläre Funde  unabdingbar. Und dazu gehört auch dass man die Sonde mal weglegt und Keramik aufsammelt ganz konzentriert- z.B.  um eine Ortsgeschichte von Grund auf zu revidieren.
Ich  verurteile die SONDE nicht- aber sie verführt zum selektiven "Tiefergehen" und negiert bzw. verschleiert den archäologischen Horizont. Keiner kann dem Piepsen widerstehen und verliert dabei den Blick auf die relevanten Hinterlassenschaften die nicht mehr im geschützten Untergrund liegen- aber bald  atomisiert sein werden.
Und das Wichtigste für den Archäologen ist die absolute Glaubwürdigkeit  und Verlässlichkeit Deinerseits. Und das über Jahre hinweg..... makellos.....!!! Dann kannst Du Dich rückhaltlos auf Sie verlassen.... denn sie sind ja auch nicht blöd.
Wenn Du keine Probleme hast mir mal ne PM zu schicken dann hätte ich einen Auftrag für uns beide. Eine bald wegzuverfrachtende, inzwischen bewachsene Abraumhalde auf einer Baustelle die eine frühbronzezeitliche Fundstelle - in meiner Nähe zerstört hat.  Alle Funde gehen an das LfD. Ich hoffe es ist noch nicht zu spät..... die Ausbeute ist zu diesen Zeiten allerdings höchst spekulativ.... die Keramik lässt aber hoffen
Bis bald
Edi
Wenn Du in der
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Schlumpfstampfer

Hallo

Na das ist ja die Sache...

Ohne jetzt eine riesen Diskussion anzuzetteln  :-D
In Bayern ist die Definition von Bd, dass ein BD dort ist, wo zu erwarten ist das irgendwas war.

Und das ist ja irgendwie überall der Fall.
Im Prinzip gibt es eine Grabungsgenehmigung, diese wird aber nicht erteilt :platt:

Naja das Thema gibt ja genug Diskussionsstoff her aber im Endeffekt geht ja doch jeder sondeln wo und wie er will also was solls...

Servus

Ps : nicht alle Archäoleute sind so mürrisch

Lojoer

Hallo Reiner,
da bist Du offenbar an eine Archäologien geraden, die die alte Schule durchgemacht hat. Immer gibt es noch Archäologen, die eine Zusammenarbeit mit Sondengänger meiden wie der Teufel das Weihwasser. Die Gründe dafür liegen in der Vergangenheit und es kann auch von uns nicht bestritten werden, dass einige Bodendenkmäler von Sondengänger regelrecht geplündert wurden.
Mittlerweile wächst jedoch eine neue Generation von Archäologen heran, die auch Sondengängern gegenüber aufgeschlossen gegenüberstehen.
Wird von denen erkannt, dass man beim Sondengehen eine Systematik mit entsprechender Funddokumentation walten lässt, so ist eine gute Zusammenarbeit kaum abzuwenden. Ich habe auf jeden Fall diese Erfahrung gemacht. Dieses gegenseitige Vertrauen führt zu, man kann sagen, freundschaftlichen Kontakten, zumindest hier bei uns in Hessen.
Gruß Jörg


Elysium

Du sagtest, das Sodengänger "plündern". Dieser Meinung bin ich nicht.
Ich habe neulich einen Bericht im Spiegel gelesen, der alle Sondengänger als Grabräuber oder Plünderer betitelt.
Was machen die Sondengänger denn schon? Doch quasi nur den Müll der Archäologen durchsuchen. Die paar Münzen und Fibeln die man findet, wären doch eh noch 1000 Jahre auf dem Acker oder unter einem Möbelhaus gelegen
Meint ihr es ist wirklich wichtig ob jemand einen oder gar 5 gammlige Bronze- Römer auf 1qkm findet? Oder diverse Silberlinge des Mittelalters?
Der Ottonormal- Hobbysondler freut sich doch über die kleinste Münze und räumt keine vorzeitlichen Grabhügel lehr!
Ich hoffe das diese nachfolgende Generation von Archäologen, von denen ein Vorredner schrieb, bald das Zepter in die Hand bekommen- denn egal in welcher Beziehung: MITEINANDER GEHTS IMMER BESSER ALS GEGENEINANDER !!!

Der Wikinger

Hallo reiner  :-)

Also meiner Meinung nach hat diese Archäologin garnichts verstanden !!!

Sie ist in einem öffentlichen Dienst angestellt, so zu sagen ein Diener des Volkes, so wie Lehrer, Ärzte, Kinderpädagogen usw. usw.

Sie MUSS eine Anfrage ordentlich beantworten, meiner Meinung nach.
Ihre Antwort ist wohl das altmodigste, was ich schon lange gehört habe, und es kann ja sein, das Silex in seiner Analyse der Gründe recht hat, es entschuldigt aber nicht ihr Benehmen.
Es wird mir langsam klar, warum ihr vielerorts in Deutschland so grosse Probleme mit der Zusammenarbeit zwischen Profis und Amateure habt.

Es ist doch zum Weinen, oder zum Wütend werden  :heul: :wuetend: