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Begonnen von GraveDigger, 24. November 2003, 21:19:42

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GraveDigger

Hallo erst mal an alle sondel - und suchwütigen
War leider seit ca. 2 Monaten, aus zigtausend gründen nicht mehr auf diesen unseren heiligen Seiten  wie Sucherforum, Metalldetektoreninfoboard usw. gewesen.
Hatte heute endlich mal Zeit, jede Menge angelaufene Beiträge zu durchforsten.

Dabei ist mir aufgefallen, daß immer wieder über versch. bundesländer und Regionen geschrieben wird, wo sondeln verboten ist aber nix über Brandenburg.

Hier nun mal was aktuelles ( Stand September 2003 eigene Erfahrung ) insbesondere auch für unseren Freund Schnorcheljörg der zwar weiß das dort sondeln verboten ist aber Neulingen den Ort Halbe trotzdem empfiehlt.

Im ganzenm Land Brandenburg sind Suchgrabungen ohne Genehmigungen verboten !!! Ordnungsbehördliche Verordnung des Landes Brandenburg/Berlin ( GVBl. 19/93 S. 641 )

Aber ! dieser lapidare Satz wird intern von Landkreis zu Landkreis anders definiert und ausgelegt ( verschärft ) ohne das dies allgemeingesetzlich für das Land geregelt wird sondern in den Landratsämtern.
Also sich dort vorher kundig machen denn Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.

Speziell das Gebiet um Halbe , Märkisch Buchholz, Baruth, Radeland ( letzte große Kesselschlacht im Frühjahr 1945 ca. 100 000 Tote - 40 bis 60 000 dt Soldaten ca. 10 bis 20 000 Zivilisten - Rest Sowjets ),
In Halbe befindet sich der größte Soldatenfriedhof Deutschlands

1. Wer mit einem Metalldetektor beim sondeln "erwischt" wird, Strafgeld 5000 Euro + einziehen des Detektors
2. Wer mit einem Metalldetektor beim graben angetroffen wird hat mit einem Strafgeld von 10000 Euro + einziehen des Detektors + Strafantrag zu rechnen.
3. Wer beim ausgraben eines Soldatengrabes angetroffen wird hat mit einem Strafgeld nicht unter 20000 Euro + Strafantrag + Detektor weg zu rechnen.

Dies gilt (auch) für die Kreise Dahme- Spreewald und Teltow - Fläming sowie ( lt. einem Berliner Sondelfreund ) für das Gebiet um die Seelower Höhen.

Ach ja wem`s interessiert, der Grund für diese teils drakonischen Strafen ist folgender:

Auf grund der rasanten Absetz/Fluchtbewegungen der 9ten und 12ten Armee und den hier nachrückenden Russen in den letzten Kriegswochen, war ein ordentliches begraben der toten Soldaten meist nicht mehr möglich.
Von den Sowjets wurde ein ordentliches Begräbniss für deutsche Soldaten offiziell verboten da es sich um "Verbrecher" handelte.
Ein Großteil der Gefallenen wurde in Bombentrichtern, Schützenlöchern oder Straßengräben und Waldsenken einfach verscharrt - manchmal nur unter 20 cm Erde.
Während der DDR / Sowjetbesatzungszeit, war das Thema Deutsche Soldaten sowieso ein Tabu - Metalldetektoren außer bei der NVA waren ein Fremdwort.
So liegen nach Expertenmeinungen in der Region um Halbe noch mind. 3 bis 7 tausend nicht gefundene Tote in den Wäldern.

Nach der Wiedervereinigung kamen Grabräuber aus allen Ländern in diese Regionen - ausgestattet mit hochtechnischen Metalldetektoren und teilweise sogar Minibaggern suchten sie nach Militaria wie Waffen, Munition, Orden, Erkennungsmarken, Effekten und privaten Gegenständen der Gefallenen.

Was übrig blieb waren Grablöcher und verstreute Knochen bzw. Skelettreste, so daß eine identifizierung / ordentliche Umbettung nicht mehr möglich war.

Aus diesem Grund wurde sem 1993 behördlich ein Riegel vorgeschoben und in diesen Gebiete das suchen und graben als Störung der Totenruhe eingeordnet und unter Strafe gestellt.

In vielen Broschüren über den 2. Weltkrieg bzw. den Soldatenfriedhof, in Souvenirshops in und um Halbe stehten diese Strafandrohungen deutlich sichtbar auf der letzten Seite bzw. auf den Zellophanverpackungen.
Auch sind diese auf Hinweisschilder an Waldrändern und Infotafeln zu lesen.

Gruß und allzeit gut Fund - Tino

Schnorcheljörg

Lieber Totengräber
Dein (wahrscheinlich) bester Freund Schnorcheljörg gibt Dir recht, was die Gesetzeslage im Bereich Halbe angeht. Das sollte man wissen, bevor man dort sucht. Es ist auch leider richtig, dass es einige asoziale Idioten unter den Suchern gibt, die scharfe Waffen liegenlassen oder Totenköpfe in die Bäume hängen.
Die Kehrseite der Medallie ist aber, daß wir (die Sucher der ersten Jahre in Halbe) die Toten geborgen und mit Kennmarke abgeliefert haben, die Kennmarke gab es dann retour. Wir haben vielen Menschen die Ungewissheit genommen über das Schicksal Ihrer Angehörigen Soldaten.
Bei Baumaßnahmen wuden hunderte von toten Soldaten gnadenlos mit auf die Müllkippe gekarrt seit 1991, da keine staatliche Stelle das Geld für eine Vorabsuche vor den Baumaßnahmen zahlen will. Und die Sucher geben seit 1994 auch keine Kennmarken mehr ab, da sie dann automatisch verfolgt werden.
Fazit: Während (die Masse) der Sucher bis 1994 dafür gesorgt hat, daß die Toten aller Nationen  im Bereich Halbe identifiziert werden konnten, geht jetzt jede Information darüber verloren. Herzlichen Glückwunsch!!!   :heul::kotzen:

GraveDigger

Hallo Schnorcheljörg
... wer wird denn gleich:hallo:
Hab ja darauf hingewiesen daß Du demjenigen geschrieben hast das es verboten ist - wollte nur mal klarstellen das ein "trotzdem" Graben in diesen Regionen nicht als Kavaliersdelikt behandelt wird und so manchen jungen Sondler ein Vermögen kosten kann.

Allein in Halbe ( habe sehr gute Beziehungen dahin )
hat sich eine regelrechte Sondlerjäger - Gemeinde gebildet - kassieren wahrscheinlich wie die Politessen Prozente für jeden erwischten Sondler.

Zu dem was Du noch geschrieben hast muß ich leider sagen daß Du in gewissen Dingen recht hast - allerdings ist es wie überall !
Ich kenne genügend Baufirmen - wenn dort etwas gefunden wird heißt es so schnell wie möglich in den Müll oder Erde drauf - damit ja kein Baustopp kommt - kostet ja Geld, und das der Staat bzw. Bund keine Mittel hat ist bekannt...

Aber es waren nicht nur ein " paar " Idioten die sich dort benommen haben wie das Letzte - sondern jede Menge.
Wegen ein paar schwarzer Schafe hätte man nicht diese harte Regelung angewandt.

Aber nix für ungut - keiner sagt daß Du nicht zu den Verantwortungsbewußten gehörst die Ihre Funde gemeldet haben.

Das sich niemand um die Funde mehr dort kümmert stimmt so auch nicht, allein der Kamerad E. Kowalke vom Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge ( Deutschlands einziger offizieller Kriegstotenumbetter - der Kowalke )
überführt jährlich zwischen 200 und knapp 300 Gebeine auf den Soldatenfriedhof in Halbe - Funde von Baufirmen, Häuslebauern und selbst Pilzsammlern welche über Knochen stolpern da manche Toten nur in ca. 20 cm Tiefe liegen.

So genug geschrieben - wem die Geschichte des letzten großen Kessels interessiert dem kann ich nur empfehlen:

Gott mit uns - Kriegserlebnisse aus Brandenburg/Berlin, G.Ramm - Verlag Gerald Ramm - 350 S. ca 40 Euro

Endkampf an der Oderfront - Erinnerungen an Halbe, G. Führling - Verlag Langen Müller Herbig - 300 S. waren mal 25 DM

Der Kessel Halbe Baruth Radeland - Durchbruch zur Armee Wenck April 45, Lothar Schulze - Verlag Podzun-Pallas - 130 S. ca. 12 Euro

Ach ja eins noch Jörgi, GraveDigger heißt Grabschänder oder Leichenfledderer nicht Totengräber - warum ich diesen Alias genommen habe weiß ich auch nicht - war eine unüberlegte Kurzschlußentscheidung beim registrieren und hat nix mit meinem Hobby zu tun

Allen noch gut Fund - Tino

:sondi:


P.S. hab was vergessen. Wer trotzdem in der Region um Halbe was findet - so beim Pilzesuchen in 50 cm Tiefe oder so und nicht belangt werden möchte aber trotzdem seiner Meldepflicht nachkommen will so geht das ganz einfach - kurze Lagebeschreibung und / oder Kopie EM und dann ab zum Soldatenfriedhof, in dfer Kapelle gibts ne Urne dafür wo man das anonym einwerfen kann.




[Bearbeitet am 25-11-2003 von GraveDigger]

GraveDigger

versuch noch mal ein paar Bilder reinzustellen

Soldatenfriedhof Halbe

GraveDigger


GraveDigger

russischer Soldatenfriedhof in Baruth

GraveDigger

das Forsthaus Hammer bei Halbe - hier trafen sich die letzten Einheiten unter General Busse zum Ausbruch

GraveDigger

riegelmauer vorm Forsthaus - unzählige, auch Soldaten damals haben sich hier verewigt

GraveDigger

die 2 T 34 am Eingang Baruth

GraveDigger

. . .  was da so rumliegt  :nono:

tecnomaster

Ich bedanke mich für den verantwortungsvollen und respektablen Bericht von Gravedigger, der vor allem über ein ziemlich unbekanntes Thema berichtet.
Gruß
Tecnomaster:bandit:

Schnorcheljörg

Lieber Gravedigger
ich bin im Moment etwas nervös, deswegen neige icch zu harten Formulierungen, stehe aber im Grundsatz absolut zum Gesagten. Deinem sehr guten Beitrag kann ich auch nichts hinzufügen, danke dafür.:prost:

GraveDigger

war doch nix hartes Schnorchi - aber das mit dem Bier würd ich gern annehemen, wir hätten uns bestimmt viel zu erzählen, ich befürchte nur, daß Du zu weit wech wohnst   :prost:

Schnorcheljörg

Hallo Gravedigger
Mach Dir da mal keine Hoffnungen, ich würde mich sehr freuen, Dich auf ein Bierchen an Deinem Wohnort einladen zu dürfen, das ist mir die 480 Kilometer wert. Wird bestimmt ein interessantes Gespräch, zumal ich die letzten 5 Jahre nicht mehr vor Ort war. Mail mir Deine E-Mail Addresse über E-Mail(nicht PN).
Gruß Jörg   :saufen::jumpg:

Gunzman

:prost:

Gruss aus Kanada!  Haben Sie villeicht mehre fotos von Funde aus Halbe?  Ich war noch nicht (trotz das es verboten ist) dort am suchen, sondern nur bei Arnheim und Wesel.  Ich habe Britische Segelflugzeug Teile in Wesel gefunden.  Von Arnheim und Groesbeek habe ich auch interessante dinge gefunden.

Ich wuerde mich freuen wenn Sie oder andere WW2 'Diggers' Hallo sagen.

Mit freundlichen Gruessen,

Konrad Gunzel