Flächenfraß in Deutschland! Die Fakten...

Begonnen von cragar, 29. Januar 2006, 18:20:43

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cragar

Im Zusammenhang mit meinem Ärger über das TV-Machwerk "Schatzsucher" (auf Phoenix, von Samstag 28. Januar) kam mir wieder folgende Zeitungsmeldung in Erinnerung, die ich über meinem Schreibtisch angepinnt hatte:

23. 12. 2005
dpa/Wiesbaden

"Tag für Tag werden in Deutschland mehr als 100 Hektar mit Häusern, Industriegebäuden oder Verkehrswegen zugebaut. In den Jahren 2001 bis 2004 habe der tägliche Flächenverbrauch für Siedlungen und Verkehrswege im Schnitt 115 Hektar betragen, berichtet das Statistische Bundesamt in Wiesbaden...... Insgesamt bedecken Siedlungen und Verkehrswege in Deutschland 12,8 Prozent der Bodenfläche.....Die Landwirtschaft nimmt mit 53 Prozent die meiste Fläche in Anspruch....."

Das sind die Fakten! Gestörte Flächen!

Wer zerstört nun noch nicht entdeckte Bodendenkmale? Wo verschwinden wichtige Funde unter chemischer Keule, Tiefpflug oder Radlader? Und die Behörden? Sind sie personell in der Lage, unser aller Kulturgut vor einer Zerstörung zu Bewahren?
Nein..., aber sie machen Gesetze um Acker-, Baugruben-, und Abraumhaldensucher an der Sicherung und Bewahrung von historischen Zeugnissen zu hindern! Muß das sein?

Es grüßt Euch freundlich cragar  :winke:

Der Wikinger

Hallo Cragar  :-)

Kenne das sogenannte TV-Machwerk "Schatzsucher" (auf Phoenix, von Samstag 28. Januar) nicht, kann das deshalb nicht kommentieren.  :irre:

Hier kann ich dir aber nur recht geben:

@"Wer zerstört nun noch nicht entdeckte Bodendenkmale? Wo verschwinden wichtige Funde unter chemischer Keule, Tiefpflug oder Radlader? Und die Behörden? Sind sie personell in der Lage, unser aller Kulturgut vor einer Zerstörung zu Bewahren?
Nein..., aber sie machen Gesetze um Acker-, Baugruben-, und Abraumhaldensucher an der Sicherung und Bewahrung von historischen Zeugnissen zu hindern! Muß das sein? "

Du musst aber bedenken, dass es viel einfacher ist die Kanonen gegen Hobbysondler / -archäologen zu richten, als gegen Politiker, Millionäre und Bau-Unternehmen.....
.....DENN DIE SCHIESSEN VIELLEICHT ZURÜCK !!!   :teufel:





Archaeos

Zitat von: agersoe in 29. Januar 2006, 19:13:46
Kenne das sogenannte TV-Machwerk "Schatzsucher" (auf Phoenix, von Samstag 28. Januar) nicht, kann das deshalb nicht kommentieren.  :irre:
Das ist kein TV-Machwerk, sondern eine ernsthafte journalistische Recherche. Dabei wurde Thomas Claus, dem Autor dieser TV- Reportage mit Klagen gedroht, falls er bestimmte Namen erwähnen würde  :staun: :wuetend: 
André

Lojoer

Na ja,
machwerk würde ich es nicht unbedingt nennen. Es ist jedoch eine einseitige Darstellung, mit besonderem Schwerpunkt der negativen Seite des Sondegehens. Krass natürlich der uns bekannte Ostler als Experte des Sondgehens und die schwachsinnige Behauptung über die 2 Meter Tiefenordung von Metallobjekten.
leider wie immer kein Sterbenswort über die vielen Sondengänger die ehrenamtlich bzw. mit Genehmigung suchen.
Hinsichtlich des Dünsberges natürlich die Darstellung der Problematik der illegalen Fundentnahme, wobei die dargestellte Grabungen von der Tiefe des Planums kaum in den Tiefenbereich einer Sonde fallen dürfte. Das ganze wurde wie üblich mediengerecht aufbereitet, ist aber nicht zu den schlechtesten Beiträgen zu rechnen, die ich zu dem Thema gesehen habe.
Wobei man die Fragen von cragar schon als berechtigt ansehen muss und wir die Antworten natürlich auch kennen.
Gruß Jörg


ChristophNRW

Zitat von: agersoe in 29. Januar 2006, 19:13:46
Hallo Cragar  :-)

Kenne das sogenannte TV-Machwerk "Schatzsucher" (auf Phoenix, von Samstag 28. Januar) nicht, kann das deshalb nicht kommentieren.  :irre:

dem Manne kann geholfen werden  :prost:  :
nicht verzagen - PrismaOnline fragen   :belehr:  :

Samstag, 4. Februar 2006
18.00-18.45 Phoenix
Schatzsucher
Das Geschäft mit der Vergangenheit

Sonntag, 5. Februar 2006
23.15-0.00 Phoenix
Schatzsucher
Das Geschäft mit der Vergangenheit

gruß und gut Fund
Christoph
Tout est chaos
Tous mes idéaux : des mots abimés
Je suis d'une géneration désenchantée
(Mylène Farmer - Désenchantée)

cragar

Hi ChristophNRW, ich kann es kaum glauben....jetzt auch noch endlose Wiederholungen davon.....

Damit auch jeder Spaziergänger zum Denunzianten wird; wahrscheinlich so, wie der "gute Mann" im TV-"Bericht", der mit dem Fotoapparat auf "Schatzsucher-Jagd" ging...!

Das ist ja die reinste Gehirnwäsche... :irre:

Es grrrrüßt Euch freundlich cagar  :wuetend:

Archaeos

Jörg,
Es stimmt wohl, dass die Reportage in dem Sinn einseitig war als dass sie die negativen Aspekte des Sondengehens (den Kommerz mit Bodenfunden) hervorgehoben hat. Der Verkauf von Bodenfunden gehört in die unterste Schublade des Sondengehens und ist Raubgrabung pur. Dieser Punkt wurde eben speziell hervorgehoben.
Die Reportage hat aber auch zurecht die anderen negativen Aspekte hervorgehoben, wie z.B. das Sammeln von Bodenfunden ohne Fundortangaben... Sicherlich sind die Verkäufer von Bodenfunden eine Minorität unter den Suchern (5-10 %  ??), aber sie sind die aktivsten unter ihnen und ihre Ausbeute in Masse und Qualität der Funde  ist um ein vielfaches höher als das eines "normalen" Ackersuchers". Keiner sucht und gräbt so zielgerichtet und so zerstörerisch wie sie.

Jörg, bei verschiedenen keltischen Oppida liegen die meisten Siedlungsfunde bereits im Bereich eines stinknormalen 0815 Detektors! Hier ist der angerichtete Schaden immens.

Zitat von: Lojoer in 29. Januar 2006, 21:16:21
...leider wie immer kein Sterbenswort über die vielen Sondengänger die ehrenamtlich bzw. mit Genehmigung suchen...
stimmt. Aber wie viel % aller Sucher gehören dieser Kategorie an? 5%, 10%, 15%??? Das wären schon viele.

Aber wie schon eingangs im Thread gesagt, Bauvorhaben und die Landwirtschaft (besonders die Flurbereinigungen) sind die für die Denkmalpflege am zerstörerischsten. Im Gegensatz zu den Eingriffen von Raubgräbern sind sie keine gezielten Eingriffe in die Belange des Denkmalschutzes, sondern vielmehr "Kollateralschäden" ihrer Planungs- und Bautätigkeit. 
Die Hauptarbeit der Archäologen gilt ihnen...
Gruss,
André




Lojoer

Hallo André,
Du Schreibst
Zitat von: Archaeos in 30. Januar 2006, 07:42:50

Zitat von: Lojoer in 29. Januar 2006, 21:16:21
...leider wie immer kein Sterbenswort über die vielen Sondengänger die ehrenamtlich bzw. mit Genehmigung suchen...
stimmt. Aber wie viel % aller Sucher gehören dieser Kategorie an? 5%, 10%, 15%??? Das wären schon viele.
und ich gebe Dir recht! Viel mehr werden es leider nicht sein. Deshalb müssen wir daran arbeiten diese Quote zu erhöhen. Leider ist es schwierig die Sondengänger für eine aktive Mitarbeit an der Denkmalpflege zu modivieren, wenn viele Bundesländer keine Nachforschungsgenehmigungen erteilen. Aber das Problem dürfte Dir ja hinreichend bekannt sein.
Neben den bestehenden Schatzregalen ist auch eine der Hauptursachen für die geschilderten falschen Fundortangaben.

Der beste Schutz vor Raubgrabungen ist nach wie vor der Einsatz von ehrenamtlichen Sondengängern in entsprechend gefährdenten Gebieten.
Gruß Jörg


Archaeos

Zitat von: Lojoer in 30. Januar 2006, 09:52:35
Der beste Schutz vor Raubgrabungen ist nach wie vor der Einsatz von ehrenamtlichen Sondengängern in entsprechend gefährdenten Gebieten.
Gruß Jörg

Zustimmung!!! Wenn ich hier in Luxemburg von irgendwelchen "Raubgräberaktivitäten" erfahren habe, dann war es in 8 von 10 Fällen von "genehmigten" Sondengängern, die (zu recht) verärgert darüber waren, dass irgendwelche Illegalen (sehr oft Grenzgänger aus F, D und B) "ihre" genehmigte Fundstelle leergesucht haben. In anderen Fällen waren es die Landwirte selbst, die sich bei mir über z.T. tiefe Löcher im Mais beklagt haben.
In Dalheim, einem 25-30 Hektar grossen römischen Vicus, der zu 75% beackert wird, habe ich selbst schon etliche Male ungenehmigte Sucher gestellt. Die am häufigsten gebrauchte Taktik war die des "Sich dumm Stellens". Bislang habe ich noch nie die Polizei herbeigerufen, sondern habe mir lediglich die Autonummer aufgeschrieben und den Sondler des Feldes verwiesen. Mittlerweile sind Polizei und Zoll angewiesen worden, Sondengänger systematisch zu kontrollieren.
André


wühlmaus

@ Archeos

Ich halte den Beitrag auch eher für unausgewogen und auch stellenweise sehr fachfremd ...
Ein Beispiel bei dem sich mir die Fußnägel kräuselten war (neben dem "Denunzianten") auf der Seite der "Raubgräber" einer der Hehler der Sternenscheibe ...
nicht nur dass er immer noch kein Schuldverständnis zeigte, er war immer noch der Meinung nichts anderes getan zu haben, als ein gutes Werk. Leider wollte er bei dem guten Werk dick PROFIT machen, dass ist etwas was meine Ethik Zentrale im Kopf immer noch nicht verarbeiten kann. Hätten die guten Leute nur versucht ihre Kosten wieder rein zu bekommen, wäre es im Nachhinein gar nicht für sie zu Prozeßen gekommen.
Naja, wie dem auch sei .. als dieser Lehrer über das Unrecht dozierte, was ihm geschehen ist, sah ich (genau wie bei einem anderen Schatzsucher im gleichen Bericht) im Hintergrund viele unbeschädigte Keramik Gefäße!!! Da hätten die Journalisten mal Nachhaken sollen! Man kann wunderschöne und wertvolle Stücke aus Metall aus gestörten Ackerzusammenhängen ziehen. Aber komplette oder restaurierbare Gefäße NIEMALS!!! Aber nichts. Kein Kommentar. Es wurde einfach übergangen. Wichtig waren mal wieder nur die bösen Metallfunde. Den wahren Raubgräber erkennt man an seinen Tontöpfen. Aber die waren wohl nicht spektakulär genug.

cia
das Wühlmäusle

cragar

Zitat von: wühlmaus in 30. Januar 2006, 19:24:00
Naja, wie dem auch sei .. als dieser Lehrer über das Unrecht dozierte, was ihm geschehen ist, sah ich (genau wie bei einem anderen Schatzsucher im gleichen Bericht) im Hintergrund viele unbeschädigte Keramik Gefäße!!! Da hätten die Journalisten mal Nachhaken sollen! Man kann wunderschöne und wertvolle Stücke aus Metall aus gestörten Ackerzusammenhängen ziehen. Aber komplette oder restaurierbare Gefäße NIEMALS!!! Aber nichts. Kein Kommentar. Es wurde einfach übergangen. Wichtig waren mal wieder nur die bösen Metallfunde. Den wahren Raubgräber erkennt man an seinen Tontöpfen. Aber die waren wohl nicht spektakulär genug.
das Wühlmäusle

Wühlmaus hat es absolut genau erkannt und auch formuliert, ...was den eigentlichen Skandal darstellen sollte... nämlich zweifellose Indizien für RAUBGRÄBEREI....komplette Keramiken... :staun:!!!  Als langjähriger Ackersucher und Steinzeitfreund kann ich bei solchen "Funden" nur mit dem Kopf schütteln...

Es grüßt Euch sehr freundlich cragar  :winke: