Erfahrungsbericht Sachsen

Begonnen von bobbymcghee, 18. Juli 2006, 11:16:56

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bobbymcghee

Ein Weg mit guten Aussichten

Ich schreibe diese Zeilen nicht um zu zeigen wie schlau oder sonst was ich bin. Wie wurde ich mal geanannt ,,Herr Oberlehrer" glaube ich.......  :-D! Nein, ich schreibe sie um interessierte Sondler zu ermutigen den Schritt zu waagen. Und sich nicht beirren zu lassen von engstirnigen, den Blick verloren habenden Dunkelsondlern, die es ja auch reichlich zu geben scheint.

Einige von Euch kennen mich ja. Ich sondle jetzt seit knapp 2 Jahren und bin den Weg über das Landesamt und der Genehmigung gegangen. Als ich anfing und damals noch bei Heimdall verlauten lies dass ich mich um eine Genehmigung in Sachsen bemühen möchte wurde ich ausgelacht, belächelt und mir wurde abgeraten. ,,Sie haben dann Deinen Namen und Adresse, Du bekommst eh keine, Du gräbst Dir selbst ein Loch in das Du hinein fallen wirst....." u.s.w. Zum Glück, und das muss ich wirklich sagen, zum Glück lies ich mich nicht von meinem Vorhaben abbringen. Nach ca. 11 Monaten hatte ich die Genehmigung in den Händen, mir wurde ein erfahrener Archäologe zur Seite gestellt und eine gute Zusammenarbeit begann. Im Januar vorigen Jahres traf ich mich mit anderen Sondlern aus Sachsen, alles prima Leute, wir verstanden uns gut und wir hielten alle ca. 6 Wochen einen Stammtisch ab. Hier wurden Erfahrungen ausgetauscht, ich informierte über den Stand der Dinge in Bezug auf meine Genehmigung, über den Kontakt zum Landesamt u.s.w., weitere Vorgehen wurden besprochen und Meinungen ausgetauscht. Mittlerweile haben sich alle Kollegen auch beim Landesamt gemeldet. Ihre Funde abgegeben und den illegalen Weg den Rücken gekehrt. Die neuen Regelungen in Sachsen kennt Ihr ja. Die Selbstanzeige ist bei den meisten ohne Komplikationen eingestellt wurden, das Vertrauen das wir in das Landesamt setzten wurde uns bestätigt. Diesen Sommer beginnen noch die Schulungen mit anschließender Prüfung.
Zur Zeit werde ich vom Landesamt auf einer riesigen Ausgrabung in einem Tagebau eingesetzt. Nach 4 Suchgängen wo ich die Halden sondiere, habe ich auch schon einen kleinen Erfolg verzeichnen können. Ein bronzezeitliches Medailon konnte vor dem Abtransport gesichert werden. Die Arbeit mit den Archäologen macht sehr viel Spaß und Freude. Ich werde respektiert und anerkannt, meine Arbeit wird geschätzt und man vertraut auch mir. Ich bin darauf sehr stolz!!! In Sachsen hat man erkannt, das sich der Einsatz von uns willigen und vertrauenswürdigen Sondlern lohnt. Eine zweite Ausgrabung eines Bebauungsplanes wurde mir auch schon angeboten.
Mir persönlich gibt der Einsatz auf den Ausgrabungen einen noch höheren Stellenwert. Ich kann mein Hobby zum Wohle der Allgemeinheit ausüben, werde an Stellen eingesetzt wo es sich lohnt zu suchen, die Frage des Eigentümers ist geklärt. Ich fühle mich freier. Die Absprachen mit den Archäologen klappen hervorragend, man lernt sehr viel dazu. Ich hoffe durch noch weitere schöne Funde der ganzen Arbeit noch den entsprechenden I-Punkt geben zu können.

Also zum Schlusswort dieses Beitrages. Das Landesamt in Sachsen hat seinen Blickwinkel sehr erweitert in Bezug auf uns Sondler. Es reicht uns die Hand!!! Die Erfahrungen haben gezeigt, dass alles Hand und Fuß hat. Die gesagten Worte wurden wie besprochen umgesetzt. Jetzt liegt es an Euch, Euren Blickwinkel zu erweitern und sich zu distanzieren von ungesetzlichen Handlungen und Sondlern.

Ich bitte Euch für Fragen direkt mit dem Landesamt in Kontakt zu treten:

Wolfgang.Ender@archsax.smwk.sachsen.de     
Judith.Oexle@archsax.smwk.sachsen.de   0351/8 92 66 01

Ich selbst gebe keine weiteren Auskünfte über die Verfahrenspraxis und die gesetzlichen Bestimmungen.
Ich wünsche Euch viel Erfolg und den nötigen Rückhalt.

Mit den besten Grüßen
Bobby

Ruebezahl

#1
Hallo Bobby,
vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Du hast mit Deiner Initiative einiges für die Sucher in Sachsen erreicht. Da wie es aussieht, die Selbstanzeige nicht zu umgehen ist, wünsche ich noch vielen Sondlern in Sachsen den Mut und das Geschick den Weg aus der Illegalität zu finden.
Fakt ist aber auch, je länger Ihr wartet und weiter illegal sucht, umso schwieriger wird der Wechsel auf die andere Seite!

Vieles in diesem Beitrag spricht mir aus dem Herzen. Ich habe selbst erlebt was für Spaß und Befriedigung die Zusammenarbeit mit den Archäologen bringen kann. Und der beste Weg für unsere Sache zu werben, ist von den gemeinsamen Aktionen zu berichten.
Es wäre schön, wenn Du das auch in Zukunft und vielleicht auch noch etwas detaillierter fortsetzen könntest.

Also noch mal, viel Glück, Mut und Energie für das Projekt ,,Legale Sondler" in Sachsen!  :super: :winke:
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

bobbymcghee

@Rübezahl

Ich stimme Dir vollkommen zu!!! Der beste Weg dafür zu werben sind in der Tat Erfahrungsberichte. Ich werde diese mit Sicherheit in den kommenden Monaten einstellen.

Danke für Deine Wünsche!!!

mit den besten Grüßen
Bobby

Lojoer

Hi Bobby,
an sich ist den Ausführungen von Rübezahl nichts weiter hinzuzufügen, nur dass Du mit recht stolz sein kannst auf das was Du erreicht hast. Wieviel Mut und Ausdauer dazu gehört hat, können wir nur erahnen.
Wer diesen Weg einschlägt wird bald merken, wie interessant nicht nur die Funde, sondern auch die Befunde sind, die sich durch unser Hobby den Archäologen und auch uns erschließen.
Gruß Jörg

bobbymcghee

@Lojoer

Danke Dir für Deine Worte. Ein paar graue Haare habe ich in der Tat bekommen und war auch schon ein paar mal dran das Handtuch zu werfen. Doch Dank der Sondlerkollegen und des Landesamtes hat sich die Gedult gelohnt. Im Stammtisch haben wir uns informiert und ich muss sagen, es ist der Erfolg beider Seiten. Meine Sondlerkollegen liesen mich genauso wenig im Regen stehen wie das Landesamt. Beide sind auf einander zugegangen und deshalb gebe ich das Lob weiter an die Kollegen.
Und um es nicht zu vergessen, Dank auch der großen Hilfe von DIGS!!! Stefan hat mir immer gut weiter geholfen und stand mir mit Rat und Tat zur Seite.

beste Grüße. Bobby


Loenne

Leider hat man zu wenig Zeit, um immer alles aufzuschreiben, aber ich kann Deine Gefühle gut nachvollziehen. Vor allem dieses Vertrauen, was unsere Archäologen immer wieder bei uns an den Tag legen. Ich hoffe nur, dass es niemals enttäuscht wird und es Rückschläge geben wird.

Es ist schon ein tolles Gefühl, akzeptiert zu werden, mitten im Geschehen zu stehen und sich fachlich mit den Archies auszutauschen. Was man dort in Gesprächen oder auch in der Praxis alles erfährt, kann man in keinem Buch nachlesen.

Ich denke gerade wieder daran, wie wir vor ein paar Wochen mitten in einem Ringwall der Wikinger morgens um 6:00 Uhr aufgewacht sind - Windstille, traumhafter Sonnenaufgang, Nebelschwaden über dem Noor und das Gefühl fast die Stimmen der Bewohner hören zu können, die hier vor mehr als 1.000 Jahren gelebt haben. Dann den Detektor geschnappt und in aller seelenruhe über die ehemaligen Behausungen gestreift, bis die Archäologen zum gemeinsamen Frühstück kamen. Wer kann das schon erleben?

Klar gibt es auch Einschränkungen, aber solche Momente wiegen das bei weitem auf.

Weiterhin viel Erfolg!!!

Gruß
Loenne
Mundus vult decipi, ergo decipiatur
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