Detektoren-Genehmigungsverfahren

Begonnen von masterTHief, 26. Januar 2003, 22:02:49

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masterTHief

Eigentlich gut gemeint bzw. überlegt!
Wozu Schatzregal einführen, die Gegner wären zu stark. Nicht etwa die Schatzsucher und Sondengänger, sondern die Grundbesitzer, die Land- und Forstwirte.
Aber wenn die Erlaubnis- oder Genehmigungspflicht für Detektoren ausreichen würde, den größten Frevel einzuschränken...
...die Bauern gehen nicht mit dem Detektor über den eigenen Grund.
Aber ,,gut gemeint" ist eben nicht ,,gut".
Es wird viel mehr Müll abgeräumt als werthaltige Schätze, nur das sieht keiner, welche Mengen an Schrott tatsächlich von den Sondengängern in gelben Säcken abgeschleppt wird.
Daß auch gefährlicher WKII-Schrott gefunden wird und ,,entschärft" werden kann.
Es liegen noch genug zu findende ,,Zeitbomben" wie Giftgasbüchsen etc. in der freien Landschaft herum, Flugzeugschrott, Panzer mit Maschinen voll Öl und Benzin, deren Tanks so still vor sich hinrosten. Alu-Büchsen-Schrott erfährt ja wohl bald eine Renaissance, wenn man sich Pfand dafür zurückholen kann.
Das ist den Politikern klarzumachen, sowohl auch der Umstand, daß auch die meisten guten Exponate der Museen durch Sondengänger, mitunter auch sogenannte Raubgräber gefunden werden, was wären die Archäologen heute beispielsweise ohne die Mondscheibe?
Aber wer wesentlich mitgeholfen hat, das Ding der Wissenschaft und Öffentlichkeit zu erhalten, wird rechtlich verfolgt.
Warum preschen selbst die anderen Bundesländer nicht vor, die Detektoren-Nutzung einer Genehmigungs- oder Erlaubnispflicht zu unterwerfen, ob sie nun ein Schatzregal haben oder nicht?
Weil sie wissen, daß das sinnlos wäre und einen Schuß nach hinten brächte.
Politikern ist das eh egal, die brauchen nur Buhmänner, gegen die sie vorgehen können und wirksame Parolen, um wiedergewählt zu werden, der Rest ist denen doch ziemlich egal. Dies unter dem Deckmäntelchen der ,,guten" Tat für die Wissenschaft und die kulturelle Forschung.
Die Hersteller und/oder Vertreiber der Detektoren hätten Grund, sich an die Politiker zu wenden. Aber auch jeder einzelne Sondengänger oder ,,Freund" verschollener Kulturgüter kann seinen Abgeordneten mit der Problematik vertraut machen, so er ,,bessere" Argumente hat. Viele haben gute Beziehungen zu (nach-)denkenden Archäologen, die durchaus wissen, was die Sondengänger Wert sein können.
Aber das mit den ,,besseren" Argumenten ist schon so eine Sache.
Es finden sich auch in den Foren neben vielerlei polemischen Beiträgen kaum fundierte Sachbeiträge und Argumentationshilfen für die gezielte und sachliche Auseinandersetzung mit den Gegnern.
Und Vereine, Dach- und Interessenverbände der Schatzsucher, da weiß ich nach Kenntnis der Szene über die letzten 20 Jahre nicht mehr, ob ich nun lachen oder weinen soll.
Jeder erst einmal für sich, die Sondengänger sind nicht einmal auf den kleinsten gemeinsame Nenner (der Kriminalisierung entgegen zu wirken) einzustimmen.

Wo sitzen denn die Größen, denen alle gemeinsam zutrauen, die Interessen bestmöglich zu vertreten und das Geld der Vertretenen so wenig wie möglich zu verpulvern?
Und dreist wenn, wäre er nur der Kritik eines jeden Einzahlenden ausgesetzt, der zwar Tausende für Detektoren, Computerprogramme usw. auszugeben bereit ist, dann aber über seine vielleicht lächerlichen 5 € penibel Rechenschaft abgelegt wissen will und jedes Telefonat und jede Briefmarke anzweifelt.
Die Szene in Deutschland ist so wenig homogen, die bekriegt sich doch schon innerhalb der Foren.
Wenn einzelne oder kleine (Stammtisch-)Gruppen oder Initiativen zu Diskussionsrunden innerhalb ihrer Region mit Politikern und Journalisten aufrufen oder einladen, ihre Medienbeziehungen einbringen, Presseveranstaltungen zum Thema auf die Beine bringen und den Journalisten Freiwurst und Freitrunk hinhalten, kann mehr getan werden. Die damit gemachten Erfahrungen dann in den Foren auszutauschen, wäre eine gute Sache, also das Internet zum Sach- und Erfahrungsaustausch zu gebrauchen um aus Fehlern zu lernen, e-mail-Adressen von Behörden, Parteien, einzelnen Politikern anbieten und austauschen, damit ein jeder nach seinem Gefühl und seiner ureigenen Einsatzbereitschaft tätig werden kann, wenn er nur will. Die Summe der einzelnen Engagements wirkt möglicherweise besser, als das eines Interessenverbandes, der von der Gegenseite nur vorgeführt werden wird, wenn seine Initiativen und Initiatoren untauglich sind – und dazu sind sie meiner Meinung nach von vornherein verurteilt.
Denn aus Fehlern zu lernen ist dem Gros der Sondengänger, wenn ich mir die Foren durchsehe, wohl nicht gegeben.
Jeder einfältige Detektorenbesitzer bezeichnet sich mit stolzer geschwellter Brust als Schatzsucher, klingt gut, assoziiert wenigstens Erfolg, ist aber vor allen Dingen geeignet, potentielle Gegner auf den Plan zu rufen. Die ,,Inhaber" von Schatzregalien müssen zwangsläufig einiges gegen Schatzsucher haben, das liegt in der Natur der Sache und ist systemimmanent. Innerhalb der Szene kann man sich ja so bezeichnen, aber nach außen?
,,Elektronisch unterstütztes Schrottsammeln" klingt beispielsweise viel schöner, umweltbewußt, damit können auch die Grünen und der BUND was anfangen. Also auch politische Gruppierungen. ,,Freunde verschollener Kulturgüter" macht sich positiv und klingt beser als ,,Feinde des Schatzregales".
Und ,,Ehrenkodex" der Schatzsucher? Was soll es denn damit?
Nur weil sich einige wenige schwarze Schafe unehrenhaft und unehrlich verhalten, sei es nun gegenüber Bodendenkmälern oder Gefallenen-Gräbern. Die ,,Ehre" überlasse ich gerne den ,,ehrenamtlichen" Mitarbeitern der einzig Ehrenhaften – den Behörden und ehrenhaften Schützern von nicht geortetem Kulturgut, daß ihnen nicht einmal bekannt ist und vor Gülle, Gift und saurem Regen im Boden verrottet.
Wer nach einem Ehrenkodex sucht, scheint es wohl nötig zu haben!
Versuche doch einmal jemand, auch nur 100 Sondengänger zusammen zu bekommen, die mit Plakatwänden, Infoblättern und stichhaltigen, fundierten Argumenten ihre und die Interessen der Allgemeinheit – soweit es sich um Kulturgut handelt – auf Marktplätzen, bei Parteiveranstaltungen, Archäologentagungen, Bauerntreffen , vor Museen oder bei der ,,Grüner Woche" zu vertreten!
Viel Erfolg, wir sitzen doch alle in einem Boot (man kennt diese Boote aus der Antike), nur daß jeder trommelt und niemand rudert.
Hier hilft nur eine bessere Kultur innerhalb der Szene, die Auseinandersetzung mit sich selbst, nur wer innerlich stark, wird auch nach außen nicht schwach auftreten können.

Danke für Eure Augen, wenn Ihr bis hierhin durch- und ausgehalten habt, aber es war mir ein Bedürfnis.
Im kleineren Kreise – zur Vorbereitung eines größeren Treffens ,,elektronisch unterstützter Schrott- und Metallsammler" vor Ostern im Raume Trier – werde ich diese Thematik einbringen und durchdenken und diskutieren lassen. Muß ja nicht viel bei rauskommen, aber man sollte nichts unversucht lassen.
Vielleicht kann sich ein lockerer Verband von Leuten bilden, die sich preiswerte, aber gezielte und wirksame Aktionen ausdenken und steuern können.
Wenn der Einfallsreichtum, den einzelne - bei der Durchsetzung ihrer Individualinteressen - bei der Schatzsuche aufzubringen in der Lage sind und auch vollmundige Äußerungen, die zur Genüge zu verzeichnen sind, auch bei der Durchsetzung kleinster gemeinsamer Interessen aufgebracht werden, könnte sich bald einiges zum ,,Guten" ändern.
Und das ist nicht nur ,,gut gemeint".

Gruß

masterTHief

Genehmigung für Detektor?
Bekomme ich, such Meteor!
Und die kommen gerade in Bayern recht gut!

Ruebezahl

Genau wie du sehe ich ein Problem darin, daß wir uns "Schatzsucher" nennen. Dadurch ziehen wir uns Ablehnung aus allen Bevölkerungsschichten entgegen. Diese Ablehnung wird meines Erachtens durch den Neid all derer ausgelöst, die auch noch den Kindheitstraum von der Suche nach Schätzen haben, sich aber nicht trauen ihn zu verwirklichen. Weitere Gegner haben wird in den Leuten, die mit dem Geld gerade so über die Runde kommen und denken diese Schatzsuchen holen sich das fehlende Geld einfach aus Wald und Fluhr.
Wenn wir etwas machen wollen ein besseres Ansehen und damit auch mehr Akzeptanz bei der Bevölkerung und den Politikern zu bekommen, sollten wir versuchen diese Negativimage loszuwerden. Und dabei spielt der Name Schatzsucher eine wesentliche Rolle !
Denn dieser suggeriert, Schätze werden allein zur persönlichen Bereicherung gesucht.
Und dabei sind wir wieder bei dem Hauptproblem, das mir seit einigen Jahren am Herzen liegt, den Handel mit Bodenfunden.
So lange es unter uns Leute gibt, die durch den Verkauf von Bodenfunden versuchen mit ihrem Hobby Geld zu verdienen, wird uns diese breite Ablehnung und auch der Neid nicht nur von den Archäologen, sondern von der gesamten Bevölkerung entgegenschlagen. Und dagegen helfen auch nicht die von dir vorgeschlagenen Ausreden wie "Müllsammeln", gefährliche Muni aufspüren oder Umweltschutz.
Ich sehe nur die Möglichkeit uns dafür einzusetzen, daß es endlich bundesweit vernünftige gesetzliche Regelung für unsere Hobby gibt. Das ginge los mit der gesetzlich geregelten Ausgabe von Suchscheinen und Betreuung durch die Archäologen / Denkmalschutz, der Definition welche Funde von "allgemeinem Interesse" (zB. vor 1600)  sind und brauchbaren Reglungen für die Abgabe dieser Funde an den Staat.
Angesichts der leeren Staatskassen glaube ich nicht, daß eine "englische" Reglung (dort funktioniert es ja sehr gut) für Deutschland machbar ist. Letztlich wäre es von der Summe die jährlich aufzubringen ist, abhängig. Diese kann ich aber schlecht abschätzen.
Möglich können diese Vorschläge aber nicht durch eine Einigung aller "Sondegänger" werden, sondern nur durch die konsequente Abspaltung aller derer, die nicht begreifen wollen, daß das vieles was im Boden liegt, Gemeingut ist, und somit einen gewissen Schutz und auch bestimmter Regelungen bedarf !
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

SheepThought

Moin zusamm!

Wahr gesprochen!

Wenn man sich mit dem Blick nach England wendet sieht man, wie es funktionieren kann...
Meiner Meinung nach aber auch nur, weil dort vor den Verboten bereits eine starke vereinsmässige Organisation erreicht wurde und die dortige Lobby dann den grössten Teil der Verbote abwenden konnte.

Versucht man dieses zur heutigen Zeit in Deutschland wäre man, überspitzt gesagt, gleich wegen Gründung einer kriminellen Vereinigung belangbar.

Die Aktionen Einzelner haben in meinen Augen aber wenig Aussicht auf Erfolg, auf wen hören denn die Politiker? Auf eine locke Versammlung unorganisierter Einzelner wohl nicht...

Was fehlt ist jemand, der es schafft, die Internet-organisierten, wie die nicht Internet-Sondler aller Lager neutral zu einen, um ausnahmsweise mal am gleichen Strang zu ziehen.

Wenn ich mir aber im Internet die Lagerbildung anschaue habe ich da wenig Hoffnung...

Einzelne haben Fronten errichtet und Sympathisanten um sich geschart - eher denunziert man den Nachbarn, als mit ihm zusammen für eine bessere Zukunft zu arbeiten.

Schade eigentlich...

Bye

Derk


masterTHief

@ Rübezahl

Hallo Rubinzähler,

Wohl wahr, daß ,,Schatzssucher" suggeriert, es ginge um persönliche Bereicherung, das ist aber legitim, dort wo und solange es Bundesländer ohne Schatzregal gibt, denn das BGB läßt den Eigentumserwerb an Schätzen durch den Bürger glücklicherweise zu..
Das ist nicht das Problem, aber Fundunterschlagung zur persönlichen Bereicherung, Geld machen um jeden Preis ist etwas anderes. Diese Dinge führen natürlich schlimmstenfalls dazu, daß alle Länder sich des Schatzregales bedienen werde und die Länder mit ,,lockeren" ,,freundlichen" Regal-Versionen sie restriktiver werden lassen. Hier wäre eher für angemessene Ablieferprämien zu plädieren ( siehe auch Dr. Klaus Graf in P.M. Magazin Perspektive Archäologie, S. 32,  ,,Finder dürfen nicht abgespeist werden").
Die Suche nach ,,Metallmüll", ,,meinem berühmten" Meteoriten usw. möchte ich nicht aus Ausrede verstanden wissen, das leistet den Gegnern Vorschub. Ich such nach Metall (kein genehmigungspflichtiges ,,Delikt" nach den Denkmalschutzgesetzen!) und nehme das ,,Risiko" in Kauf, über Schätze zu stolpern. Die subjektive Suchmotivation steht immer noch im Vordergrund und ich lasse mir nicht – nur weil ich einen Detektor nutze – das Plündern von Bodendenkmälern aufbinden.
Recht hast Du mir der Forderung nach bundesweit vernünftigen gesetzlichen Regelungen. Aber das kann meines Erachtens nur heißen, daß die bestehenden den Vernunftsaspekten zum Wohle der Entdecker/Finder und der Wissenschaftler angepaßt werden. Suchscheine – nach welchen Kriterien zu vergeben? – etwa wie Führerscheine mit Prüfungen wie beim Angelschein etc.? Bringt mehr Chaos, Ungerechtigkeiten, Auslegungen und Verordnungen, mehr Bürokratie , weniger Demokratie und zusätzliche Kosten. Wie auch immer geartete Genehmigungsverfahren werden die Genehmigungsbehörden sich immer etwas kosten lassen. Wollen wir der Öffentlichen Hand helfen, neue Einnahmequellen zu generieren? Suchen darf, wer zahlen kann und wer viel zahlt...
...wo möglich unterm Tisch oder unter der Hand...
Noch mehr verlorene Kulturgüter, weil Bauherren und erdbewegende Konzerne sich auch von Verantwortung loskaufen könnten. ,,Trotz Suchgenehmigung – nix gefunden (alles auf die Kippe gekarrt!)" Das Thema ist äußerst heikel und in Zweifel sollte man die Finger davon lassen, meine ich.
Die Abgabe von Funden an den Staat (ob Land mit oder ohne Schatzregal spielt hier keine Rolle) ist bereits hervorragend in den Denkmalschutzgesetzen geregelt, besonders in denen der ,,regalfreien" Zone, die brauchen deshalb auch kein Regal(!), weil die Gesetze ausreichen, daß alles in Staatseigentum überführt werden kann durch Erwerb oder Enteignungsverfahren (natürlich gegen Entgelt oder angemessene Entschädigung, aber damit wäre dem Entlohnungs- und Anerkenntniswunsch des ehrlichen Finders ja Genüge getan und alle könnten zufrieden sein).
Zum Glück ist nicht(!) alles im Boden Gemeingut (§ 984 BGB), aber das kann es ja werden und muß nicht in dunkle Kanäle, ins Ausland oder Privatsammlungen verschwinden, wenn die Staatskasse angemessene Abfindungen erlauben würde, edafür wird aber auch ein angemessener Gegenwert erlangt, auch beim Ankauf von Kulturgütern wird der Staat dadurch nicht ärmer werden, wenngleich er sich dann auch - auf Kosten der ehrlich abliefernden Finder - nicht bereichern kann.

Gruß

masterTHief

masterTHief

@SheepThought

Hallo SheepThought,

Du hast völlig Recht mit dem Blick nach England. Allerdings ist zu bemerken, daß dort der Fundsituation auch die Verbergungsabsicht entnommen werden muß, dies ist zum privaten Schatzerwerb nach deutschen BGB allerdings nicht erforderlich, auch ,,nur" verlorene Gegenstände können hier aufgrund Verschollenheit zu Schätzen werden.
Sich im Forum oder bei (konspirativen?) Treffen sich zusammenrottende Sondengänger sind eben keine kriminelle Vereinigung, auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gilt es zu kommen.
Solange keine ,,Organisation" zusammen kommt – und Deine Einschätzung ist zutreffend, können halt nur Einzelne oder eine Mehrheit Einzelner etwas bewirken.
Wie sollte es angehen, Sondler aller Lager (und Länder) zu einen?
Vorschläge!?
Eine Art Grundsatzpapier, daß alle unterschreiben könnten und in allen Foren, in der Nugget etc. gleichsam veröffentlicht werden kann mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner!
Dafür würde ich sogar als verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes zeichnen.

Gruß

masterTHief