Moin zusammen,

der Beitrag ist in diesem Thema hoffentlich richtig...
Als Einstand ein für mich merkwürdiges Fragment einer Figur (?) / Verzierung zu dem ich nicht recht weiterkomme: Zu Beginn dachte ich an Silber, es ist jedoch definitiv aus Blei, was mir eigentlich bei dem Gewicht auch gleich hätte einfallen können. Blei ist bekanntlich weich und vermutlich zur Zeit der Herstellung auch teuer gewesen, deshalb hat man das Stück zur Materialersparnis und zur zur Stabilisierung mit gipsähnlichem Material ausgefüllt?

Die Verzierung am unteren Rand habe ich irgendwo ähnlich schon mal gesehen, kann mich nur nicht mehr an die Begebenheit erinnern. Ich würde evtl. Jugendstil tippen, was die Sache auf Ende 19. / Anfang 20. Jahrhundert eingrenzen ließe, aber gern darf  mich jemand von anderer Epoche überzeugen.

Kann es jemand zeitlich einordnen oder sagen wozu es eigentlich gedient hat?

Schon mal meinen Dank dafür!

Grüße
Orfeh

Hallo Orfeh,
ui, das ist so einer dieser klasse Funde, bei denen man sofort weiß, dass es etwas Besonderes ist, aber eben absolut keinen Anhaltspunkt hat, was genau...
Ich würde den gedrehten Teil als Cornucopia deuten, also Füllhorn - die floralen Elemente unten würden gut dazu passen. Merowech wird sicher Genaueres sagen können, für mich sehen die floralen Reste unten aber durchaus Jugendstilig aus, wie Du schon sagtest, was aber wieder nicht so ganz zum Cornucopia passt :-(
Eine Füllung mit anderen Materialien war bei verschiedenen Gussprodukten durchaus möglich, neben mir stehen ein paar Jugendstil-Zinnschalen, deren Füße ebenfalls ausgekittet sind.
Bin gespannt, ob sich Dein Fund klären lässt!
Tomcat

Hallo Orfeh,

irgendwie habe ich am Material Blei so meine Zweifel.
Die abgeplatzte Stelle im 2. Bild, so ca. 2 cm unter der Spitze:
Was sieht uns denn da an? Sieht wie verrostetes Eisen aus oder auch
wie Bronze nach Vitamin C-Behandlung ?

Gruß und bei der Gelegenheit auch ein herzliches Willkommen im Sucherforum 

Faune und Satyren gab es mannigfaltig im Jugendstil, sowohl als Zierornament als auch als Statuetten. Mit Blumen bekränzt und derart abgerundeten Hörnchen habe ich sie auf die schnelle aber nicht gefunden.
Denkbar fände ich auch, dass das gedrehte Horn als schmucker Standfuß gedient haben hönnte- ist an der entsprechenden Stelle eine Abflachung oder Abnutzung zu finden?

Eine Andere Möglichkeit wäre vielleicht ein Spazierstock- oder Schirmgriff - käme das von der Größe her hin?
Wenn man sich diesen Formenreichtum ansieht, ist es zumindest nicht ganz unplausibel, wenn auch das Material natürlich nicht passen würde.

https://www.google.com/search?q=walking+cane+art+nouveau&tbm=isch&ved=2ahUKEwjN6pq-8YDwAhWk6rsIHfyOCwIQ2-cCegQIABAA&oq=walking+cane+art+nouveau&gs_lcp=CgNpbWcQAzIGCAAQCBAeOgQIABATOggIABAIEB4QEzoECAAQHlCAiAVY7Z0FYNygBWgAcAB4AIABS4gB0QWSAQIxMZgBAKABAaoBC2d3cy13aXotaW1nwAEB&sclient=img&ei=24Z4YI2RLqTV7_UP_J2uEA&bih=910&biw=1920&client=firefox-b-d

Zitat von: stratocaster in 15. April 2021, 20:02:28
irgendwie habe ich am Material Blei so meine Zweifel.
Die abgeplatzte Stelle im 2. Bild, so ca. 2 cm unter der Spitze:

Hallo Tomcat , hallo stratocaster,

Danke für Eure Einschätzungen!

Ursprünglich hatte ich ja wegen des Materials ebenfalls Zweifel, wenn auch in eine andere Richtung...
Allerdings habe ich die elegante und zerstörungsfreie Möglichkeit zur Untersuchung mittels Röntgenfluoreszenz-Analyse. Man kann zwar wegen der Form des Stücks keine quantitative Aussage treffen - dazu müßte die Probe flach sein - , aber qualitativ war das Ergebnis eindeutig: Blei.

@stratocaster
Aber,hm,... jetzt, wo Du es erwähnst,... es könnte allenfalls sein, das das Stück lediglich verbleit ist, da die RFA nur eine geringe Eindringtiefe hat und deshalb ein Eisenträger nicht erfaßt wurde. Gab es denn früher Verfahren, in denen so gearbeitet wurde?

ZitatOriginal von Tomcat
...Standfuß gedient haben hönnte- ist an der entsprechenden Stelle eine Abflachung oder Abnutzung zu finden?

Nein, keine abgeflachte Stelle. Ich mach´ morgen bei Tageslicht nochmals ein paar Fotos von oben und der Unterseite.

Füllhorn ist gut. Daran hatte ich nicht gedacht. Teil eines Gehstocks könnte sehr gut passen, trotzdem eindeutig Blei im Spiel ist.
Das wäre nicht eben gesund für den Besitzer gewesen. Recht lange hätte er das nicht gut überstanden, glaube ich. Aber was haben die Leute früher nicht alles gemacht? Es gab sogar mal Röntgengeräte am Eingang der Schuhgeschäfte, um zu sehen, ob bei den Kindern die Stiefel nicht zu eng sind...

Grüße
Orfeh

So eine Röntgenfluoreszenz-Analyse ist schon eine feine Sache und ein sehr, sehr überzeugendes Argument ;-)

Dann möchte ich aber meine Gehstock-oder Schirmgriff-Einschätzung zurückziehen, denn dafür wäre Blei wohl wirklich nicht (mehr) verwendet worden, aber eher aus Gründen der Haltbarkeit.

Obwohl ... Bleiacetat im Wein, Bleiweiß als Hautcreme, radiumhaltige Zahnpasta, Bisphenol A in der Trinkflasche ... ein Wunder, dass es uns noch gibt

Was wir noch nicht angerissen haben, bei Blei aber eher wahrscheinlich scheint, wäre ein dekoratives Element für den Garten / Brunnen/ Hauswand etc.
Bin gespannt, was noch kommt!

Rein interessehalber :
Hast Du Zugang zu einem stationären oder zu einem mobilen RFA-Gerät?
Bei einem mobilen muss der Prüfling nicht unbedingt flach sein.
RFA ist schon eine tolle Sache.
Zu Deinem Fundstück kann ich aber wenig beitragen.

Gruß 

Zitat von: stratocaster in 15. April 2021, 22:08:53
Rein interessehalber :
Hast Du Zugang zu einem stationären oder zu einem mobilen RFA-Gerät?

Stationär, wellenlängen- und energiedispersiv.
Früher habe ich mehr damit gearbeitet, jetzt macht das ein Kollege, der mir glücklicherweise wohlgesonnen ist... 

Viele Grüße
Orfeh

Moin,

wie versprochen, der Vollständigkeit halber noch die Fotos der beiden Enden. Bezüglich Qualität möge man es mir bitte nachsehen; mangels Stativ und unter ungünstigen Lichtverhältnissen sind es auf die Schnelle Freihandbilder .

Viele Grüße
Orfeh