zeigt her - eure Münzknöpfe

Begonnen von Goatman, 16. November 2010, 17:20:20

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Goatman

Hi,
bin durch diesen Post
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,46480.0/topicseen.html
auf die Münzknöpfe aufmerksam geworden.
Wer hat auch welche ?? Hier mal einer von mir.
DM 25 mm.
Ein 1/6 Taler aus Braunschweig -Wolfenbüttel, geprägt unter Herzog Karl I
(1735 -1780), Münzmeister I.D.B Johann David Billert

Derfla

#1
Hallo Goatman!
Münzknöpfe gibt es nicht erst seit der Neuzeit, sondern auch im Mittelalter wurden Brakteatenstempel benützt,um Münzknöpfe herzustellen. Ich habe 2 davon in meiner Samlung, die noch wissenschaftlich zu beschreiben sind. Ansonsten werde ich nun einige neuzeitliche Münzknöpfe abbilden:
1) 16 Münzknöpfe aus Rußland, alles 2 Kopekenstücke von 1869 bis 1881  ( 2 Bilder )
2) 14 Münzknöpfe, davon die ersten 5 aus Bayern, die nächsten 4 aus Salzburg, 3 aus Österreich-Ungarn, einer aus Spanien und der letzte aus Baden ( 2 Bilder )
Man sieht also, daß Münzknöpfe in ganz Europa getragen wurden.
Gruß derfla

Derfla

Hallo Goatman!
Hat die Bilder doppelt reingesetzt, wollte vorher gar nicht. Jetzt die weiteren Bilder!
:winke:Derfla

platinrubel

jo, hab auch einen englischen münzknopf. münzen wurden weltweit zu knöpfen und schmuck und accessoires umgearbeitet.
der aribische raum ist ja dafür auch bekannt.
aber die grösste verbreitung hatten sie wohl doch im süddeutschen raum.
sieht man auch anhand der häufigkeit von funden, welche in den foren eingestellt werden.
aus anderen gegenden kommen da nicht so viele. die ausländischen exemplare sind hier gefunden wurden oder in ihren ursprungsländern?
andernfalls können sie auch in unseren breiten erst umgearbeitet worden sein.

das mit dem mittelalter sehe ich mal vorsichtig, ich denke die wurden erst später zu münzknöpfen umgearbeitet.
gruss platin

@derfla: kennst du noch weitergehende wissenschaftliche arbeiten zum thema?
Ich warte immer noch auf meine erste Goldmünze!!!

Derfla

Hallo Platinrubel!
Zuerst von den ausländischen Münzen. Sie wurden nicht von mir und auch nicht hier gefunden. Die 20 Kopekenstücke stellen ein Ensemble für einen Rock dar-vollständig-16 Exemplare. Jetzt zu den mittelalterlichen Münzknöpfen. Im Kunstgewerbemuseum in Berlin ist ein Hortfund aus dem 14.Jhd. ausgestellt-Hacksilber- mit Münzen und Schmuckbrakteatenknöpfe nordischen Stils mit angelöteten Ösen und silbernen Hemdspangen. Das ist das Einzige was ich an Literatur kenne. Meine Knöpfe sind nicht später hergestellt worden, wobei bei dem Knopf Nr.1 der Braktetenstempel von Arnstein, Münzstätte Hettstedt Brakteat Nr. 1468 in "Die mittelalterlichen Brakteaten im Kestner-Museum Hannover" benützt wurde, was eindeutig aus dem Stempelvergleich herzuleiten ist. Dieser Knopf ist mit ein sehr früher Beweis für einen Livreeknopf. Ich gehe davon aus, daß dieser Brakteatenstempel nach 1200 dafür benützt wurde, um Livreeknöpfe für eine Hochzeitsgellschaft herzustelen. Es geht um eine Hochzeit zwischen einer Adelsfrau derer von Arnstein mit einem Grafen von Falkenstein im Schwarzwald. im 13.Jhd. Ich muß aber noch weiter recherchieren.
Knopf Nr.2 ist hochinteressant, denn er hat 4 gebohrte Löcher zum Annähen. Er sieht sehr modern aus,ist es aber nicht.Er wurde so wie ich weiß bei Regensburg gefunden, dem Ort, an dem der 3. Kreuzzug unter Barbarossa ausging.Den hierfür zuständigen Brakteaten, Hälbling, habe ich aber noch nicht gefunden. Durch Stilvergleiche bin ich auf eine welfische Münzstätte, nämlich Hannover gekommen, wobei ich die Nr.1005,wohl ein Pfennig, als Grundprototypen hierfür ansehe, was die ganze Machart betrifft ( auch die gleiche Literatur wie für Nr.1).Leider bin ich selber nicht in der Lage die Schrift zu entziffern ( Trugschrift? was ich nicht glaube). Dieser Knopf ist deswegen so bedeutent, weil auf ihn möglicherweise der Kreuzstich bei den Knöpfen zurückzuführen ist, was wiederum auf die Münzen dieser Zeit zurückgeht. Somit wäre möglicherweise ein Zusammenhang zum 3. Kreuzzug herzustellen, denn damals war es zum ersten Mal üblich, Kreuze auf die Kleider zu nähen als christliches Symbol. Somit ist der Kreuzstich auch ein christliches Symbol auf den Knöpfen. Möglicherweise wurde dieser Knopf extra für den Kreuzzug hergestellt, um das christliche Symbol in den Orient zu tragen.
Gruß Derfla

PS: Die Knöpfe sind von der Erhaltung auf Grund ihrer Beschaffenheit,Kern: Zinn-Blei, anschließend versilbert,stark angegriffen.

platinrubel

hi derfla!

dank dir für die ausführlichen erläuterungen.
unbestritten wurden münzen schon lange zeit als schuckstück oder kleidungsaccessoir  genutzt.
auch aus der mongolei und südamerika sind mir artefakte bekannt aus der literatur. (hüte, westen, gürtel etc.)
die münzen wurden vielfältigst umgearbeitet, aber dieses mal nur am rande, hier gehts ja um Knöpfe.  :prost:

was die mittelalterlichen knöpfe angeht, können wir ja schon mal eine feststellung machen.
es sind laut deiner materialbeschreibung also pseudomünzknöpfe.
wäre natürlich schön noch genaueres darüber herauszufinden.
hab mal ein bild von einem mittelalterlichen pfennigknopf aus heutiger produktion angehängt.

münzen mit angelöteter öse sind mir ab dem  16. jahrhundert bekannt.
1592 und 1612 sind meine ältesten, beides salzburger bzw. österr. prägung.
gruss platin














Ich warte immer noch auf meine erste Goldmünze!!!

Goatman

Hi,
vielen Dank auch euch zwei.
Bin nun doch sehr überrascht, seit wann es
Münzknöpfe gibt / geben soll.
Grade im MA waren münzen doch eigentlich zu
wertvoll um als Knopf missbraucht zu werden   :kopfkratz:

schäfchen

ja eben sowas dachte ich eben auch aber man
sieht ja mal das da auch der erscheinungs wert ziemlich hoch war

:winke:
Cheers! :smoke:    :schaf:

platinrubel

#8
Mit Knöpfen sollte auch ein gewisser Reichtum ausgedrückt werden.
Daher wurden sie teilweise aus den edelsten materialien hergestellt.
Samt, Seide, Brokat, Silber, Gold, Glas und Edelsteine, nur um ein paar zu nennen.
Gesagt sei auch, das der Knopf ursprünglich ein Accessoir für Männer war, und erst später auch Frauenkleidung  zierte.

Zu den Knöpfen welche Münzen nachahmen gibt es sogar schon eine Verordnung aus dem Jahre 1821:
"" In Folge einer hohen Entschließung des königl. Staatsministeriums des Innern vom 5. März d. J. wird hiemit bekannt gemacht, daß die Verfertigung von Knöpfen aus nachgemachten Münzen nicht gestattet werden dürfe, daß dagegen angeöhrte und zu Knöpfen verwendete echte Münzen hierdurch nicht aufhören Münzen zu bleiben und daß hienach die für den Gehalt der Silberwaaren bestehenden Verordnungen auf dieselben nicht passen.""

Aus:Handbuch der Verfassung, Gerichtsordnung und gesammten Verwaltung Rheinbayerns (1833)

Die sogenannten Pseudomünzknöpfe hatten also damals schon für das Verbrechen herhalten müssen.
Auch war der Handel mit Knöpfen im allgemeinen in der Weise beschränkt, das vielfach ausländische Knöpfe im allgemeinen nicht in die deutschen Länder eingeführt und gehandelt werden durften.

gruss platin
Ich warte immer noch auf meine erste Goldmünze!!!