Gestein vs. Magerung ?

Begonnen von hochwald, 25. Juli 2010, 13:07:37

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hochwald

Moin Gemeinde!


Frage 1:  
Um welche Art von Gestein handelt es sich auf den folgenden Bildern?


Aufgelesen im Land Brandenburg.

Die Konsistenz ist leicht bröckelig, wobei die einzelnen, kleineren "Quarz"?-Würfel recht hart sind.

Mit einem Schlagwerkzeug lassen sich diese Steine ohne Anstrengung zerlegen, sodaß man nur noch kleine Krümel hat.

Selbst wenn man etwas stärker mit dem Daumen daran reibt, bröselt es bereits.


Frage 2:  
Ist diese Gesteinsart typisch für die Region, Land Brandenburg? Oder ist es Importware.


Desweiteren...

Frage 3:
Liege ich mit der Vermutung richtig, daß dieses Gestein, Bestandteil der Magerung von slawischer Keramik (Typ Menkendorf) ist?


Die Gesteinsbrösel in ebend jener slawischen Keramik, ähneln sich optisch 1:1.

Steine wie auch die sl. Keramik, stammen vom selben Fund-Areal.

Beifunde waren Koks und Schlacke.

Aus glazialer Sicht, befindet sich das Fundterrain an der Grenze zwischen Sander und Urstromtal, falls das von Belangen sein sollte.


Beste Grüße!
hochwald

Grenzton

Hallo Hochwald.

Ohne Deine Fundgegend zu kennen, würde ich sagen das es sich bei Deinen "Bröseln" um ziemlich stark wärmebehandelten Granit handelt, der anschliessend zur Magerung von Keramik Verwendung fand.
Sowas habe ich schon mal auf einer Eisenzeitlichen Grabung gesehen.

Gruß, der Kalle
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

werter47

#2
Hallo Hochwald,
solche Gesteine gibt es anstehend nicht in Brandenburg,ist alles eiszeitlicher "Import".In Aufschlüssen der nordischen Geschiebe sind diese natürlich verwitterten nordischen Granite gelegentlich zu finden,meiner Meinung nach aber nicht so häufig um, sie zielgerichtet zu suchen und "industriell" zu nutzen.Was nicht ganz ins Bild paßt ist "Koks",ein Produkt der Steinkohleverhüttung,die gibt es da weit und breit nicht,wobei "Holzkohle",gängiges Produkt der Waldköhlerei,wieder passen würde.Von historischen Herdstellen kenne ich die bröseligen Granite auch,hab aber ehrlich gesagt keine Ahnung,ob solche Materialien zur Magerung genutzt wurden,oder ob da nicht nur einfacher Kies genutzt wurde.Ich kenne aber aus meinem Geschiebesammelrevier keine Töpferei.(nur Glashütten und Rennöfen)
Gruß Günter

McSchuerf

#3
Hallo Hochwald,

nur zu Frage 1 kann ich was sagen, denke ich.. :dumdidum: :zwinker:

Bild 2.jpg und 3.jpg zeigt .. jedenfalls für mich ziemlich klar .. einen granitischen Pegmatit bei dem die rötlichen Feldspatkristalle gut erkennbar sind. Das weiße ist dann Quarz; die schwarzen Partien kann ich nicht per Foto identifizieren. :zwinker:

Bilder 1a.jpg und 1b.jpg sehen nach Tonstein aus.

Bilder 4 und 5.jpg sieht nach einen Konglomerat aus, das große Quarz-Bruchstücke zu enthalten scheint. Als "Bindemittel" hierzu könnte Lehm oder Limonit fungieren. Kann ich nicht klar erkennen. Es kann aber auch sein, dass es ich um einen alterierten Granit handelt; allerdings sehr ich dafür dann nur Quarz und mit viel Fantasie als "Restbestandteil" Feldspat.

Gruß Peter  :winke:

Grenzton

Werter Günter.

Doch doch, diese Granitbrösel eigneten sich sehrwohl gut zur Keramikmagerung. Dies zeigten mir die Funde und bei meinen experimenten mit den selben Materialien konnte ich erfolgreich "Granitmagern".

Gruß, der Kalle
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

werter47

Hallo Kalle,
wenn die Töpfer das "Granitbrennen" kannten,Material hatten sie jedenfalls in den norddeutschen Endmoränegebieten genug zur Verfügung.
Gruß Günter

hochwald

Moin Gemeinde!


Vielen Dank für euer Bemühen!


Demzufolge fanden die Slawen diese Form des Granits, der quasi durch die Eiszeit importiert wurde, vor Ort vor.

Es erstaunt mich nur, daß man bei den unzähligen Kilometern, lesend über Feld und Flur, so gut wie nirgens auf einzeln herumliegende Granit-Stücke trifft.
Oder ich erkenne sie einfach nicht als solche. :kopfkratz:

Da muß ich wohl die ortsbezogenen Geobasisdaten nochmals genauer studieren, ob nicht doch irgendwo dort ein Granit-Vorkommen verzeichnet ist.


Steht der Koks also in keinem Zusammenhang mit der Keramikproduktion?
Wurde diesbezüglich nur geschlagenes Holz verwendet, welches man als Feuerung verwendete?

Oder kann der Koks auch aus einer anderen Kulturstufe stammen... entweder noch früher oder erst später?

Immerhin waren in diesem Areal vorher auch Germanen ansässig, bevor die Slawen nachrückten.
Ob sie es waren (die Germ.), die dort vor Ort, wegen ihren Rennöfen, die Steinkohle "angeschleppt" haben, wäre demzufolge abzuklären.

Das heist, germanische Befunde müssen her! :-D


Beste Grüße!
hochwald

werter47

#7
Hallo Hochwald,
Mek/Pom und Bandenburg sind die steinreichsten Gegenden,die Endmoränen strotzen nur so von Geschieben ! Die Felder wurden regelmäßig besammelt und die Steine an den Feldrand gekippt (heute sind die meisten Lesesteinhaufen als Betonsplitt verbaut)Ganze Dörfer,Kirchen,Strassen sind aus errastischen Blöcken gebaut.Bauern mußten zu Markttagen am Stadttor eine festfelegten Menge Lesesteine (für Neubauten) abliefern,sonst durften sie nicht in die Stadt.Selbst wenn Du das Pech hast und zwischen den Endmoränen auf einer Talsanderfläche zu wohnen,wird in der Nähe ein Aufschluß sein, wo die groben Kiese zu finden sind.Die Suche nach anstehendem Granit kannst Du Dir sparen,es gibt keinen,die einzigen Brüche sind (bis Moskau)Halle Petersberg (Porphyr)und Haldensleben Bebertal,auch kein Granit,glaube Andesit.
So weit ich informiert bin. ist Koks ein neuzeitliches Produkt , 1713 in England erfunden,der Steinkohleverschwehlung.Die  Eisen/Glashütten haben Holz/Holzkohle verfeuert und dabei ganze Landstriche entwaldet.Den Koks dürften weder Germanen noch Slaven gekannt haben.Die nächsten Steinkohlevorkommen sind in Wettin/Lebejün und wurden seit 1380 gefördert.
Gruß Günter

hochwald

Moin Günter!

Jetzt haste mir aber eine vor`n Latz gegeben! 

Das muß ich erst mal sacken lassen.  :-D

Als Greenhorn versuche ich Sachen zu verstehen und habe abermals das Gefühl, daß wenn ich ein Tor öffne...das sich ein Dutzend weiterer Tore aufzeigen die es zu öffnen gilt.  :irre:

Womöglich hat dann der dort gefundene Koks, nix mit meinen Vermutungen zu tun.
Nur komisch, daß er ausgerechnet an dieser Stelle so zahlreich zu finden ist und im weiteren Terrain fast nirgens.

Danke Dir dennoch!  :super:

Beste Grüße!
hochwald

werter47

Hi Hochwald,
nix vor den Latz geknallt,versuche nur auch ein bißchen Licht in die Sache zu bringen.Aber Koks ist nun mal ein Produkt,das nur bei 1000 Grad unter Sauerstoffabschluß entsteht,d.h. er kann nicht zufällig/unbewußt beim Verbrennen von Steinkohle entstehen,wie z.B. Holzkohle bei einem Holzfeuer.Meine Frage,ist es denn wirklich Koks,die bisherige Idertifizierung beruht doch nur auf der Aussage,schwarz,leicht, nicht magnetisch,aber Sondensignal ?Was könnte es noch sein,denn die Fundumstände sind allemal relevant.Gibt es am Fundort alte Straßen,die erklären wie der K.an die Stelle kommt?Andererseits war K.ein beliebter und weit verbreiteter Energieträger im ländlichen Bereich (Grudekoks,Schmiedekoks) und kann mit Dung auf den Acker gekommen sein.Es liegt in der Sache der Dinge,daß eine Frage geklärt,hundert neue gebiert!Erich Dänicken würde schon eine "runde" Erklärung finden,aber ob die dann historisch/wissenschaftlichen Überprüfungen stand hält ?
Gruß Günter

Marienbad

Hallo Leute,

ich habe auf meinen neolithischen Fundplätzen  ( 4 Stck.) sehr viele von diesen
verbrannten Magerungsbrocken gefunden. Die kleinen Fragmente davon sind
eindeutig in der Keramik wiederzufinden.
Weit verstreut auf den Äckern sind sie selten aufzuspüren aber auf den Siedlungsplätzen
sind sie recht zahlreich.


  HG    Manfred   :winke:

werter47

Hallo Hochwald,
hab mich mal ein bissel umgehört,und was von Mineral/Granit/Gesteingrusmagerung
gehort,leider wurde nur davon geschrieben,daß sie angewandt wurden,nie wo die Jungs das Zeug her hatten b.z.w.wie sie es hergestellt haben.Zum anderen wurde klar,das die verwendeten Lehme/Tone regional sehr unterschiedlich sind,d.h. bei Dir müßte auch irgendwo im einstelligen Km Bereich so ein Vorkommen sein,sonst drängt sich der Schluß auf,daß es sich eventuell um "Importware" handelt ? Du siehst,die Fragen werden nicht weniger.
Gruß Günter
                                                               

hochwald

Moin Gemeinde!


Habe gerade beim Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (Land Brandenburg) angerufen und mit einem Dr. f. Geologie gesprochen.

Er meinte, daß es hier in 2-3km Tiefe schon Granitvorkommen gibt, aber tektonisch gesehen, waren diese Schichten im Zeitalter der Slawen für selbige nicht erreichbar.

Bedingt durch die Eiszeit, sind jedoch aus Skandinavien, Granite quasi inportiert worden, die dann im Bereich der Endmoränen und Sander, nach abtauen des Eises offen herumlagen.

Vermutlich bedienten sich die Slawen dieser natürlichen Quelle und verarbeiteten diese Granite in ihrer Magerung.

Der Hr. Dr. hat sich allen Anschein nach, über meine Fragestellung sehr gefreut, denn seine gänzliche Beantwortung meiner Frage, glich eher einem ausführlichen, fachlichen Referat.
...bin kaum zu Wort gekommen... :-D


Beste Grüße!
hochwald