Unbekanntes Mineral von der Grube Glückstal in der Eifel

Begonnen von Eifelgold, 02. März 2012, 18:03:19

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Eifelgold

Liebe Sammlerfreunde :winke:,

habe da ein mir unbekanntes Mineral von der ehemaligen Grube Glückstal bei Bad Münstereifel-Willerscheid (Mutscheid) in der Eifel in meiner Sammlung (Haldenfund aus den 1990er Jahren). Das Mineral ist farblos, die Kristalle sind spießförmig und seidenglänzend (Foto Mineral 1). Das Mineral sitzt auf den Spalten eines Erzbrockens, der mit Galenit vererzt war. Als Gangart treten viel Baryt und wenig Quarz auf. Gips? Aragonit? Aluminit o.ä.?

Desgleichen ein weiterer Fund (Mineral 2) von der selben Fundstelle (Zersetzungsprodukt aus Kupferkies in Goethit/Limonit). Ist Malachit Eurer Meinung nach sicher? Gibt es noch andere Möglichkeiten?

Wer kann mir helfen? :nixweiss:

Viele Grüße :winke:

Eifelgold

McSchuerf

#1
Hallo Eifelgold,

http://www.mindat.org/loc-36125.html  -->  Bleiführende Quarz-Baryt-Gänge .. daher auch Anglesit und Cerussit in der Liste. Gips und Aluminit würden daher auch nicht so recht in diese Paragenese bzw. in das besagte Vorkommen passen.  :-)

Für Bild 1 käme daher nur Anglesit xx oder Cerussit xx in Frage. Beide Minerale sind aber primär mehr glasglänzend und nicht gerade als seidig glänzend bekannt. Wenn überhaupt, tendiere ich dann eher zu Anglesit xx.

Anglesit xx können aber von bestimmten Fundorten auch mal nadlig oder mehr "filzig" vorkommen und dadurch auch mehr Seidenglanz zeigen .. siehe z.B. dieses Foto hier ..

http://www.mindat.org/photo-164407.html

Farblos sind Anglesit xx ohnehin überwiegend. Auch sind Pseudomorphosen von Cerussit xx nach Anglesit bekannt .. und wahrscheinlich auch umgekehrt.

Für Bild 2 kommt lt. Liste als einziges grünes Mineral Malachit in Betracht. Malachit kann durchaus auch kuglig vorkommen. Mineralien-Fotos gibt es zu diesem Fundort ja leider überhaupt keine in der Datenbank. Ebensowenig im Lexikon des MA-Forums (außer Chalkopyrit).  :kopfkratz:

Es ist aber nicht auszuschließen, dass es evtl. noch weitere, nicht in Mindat.org aufgeführte Minerale zum o.a. Fundort gibt.
Auch evtl. Neufunde bzw. Erstnachweise sind ja nicht auszuschließen. Um das aber feststellen zu können, ist gerade bei solchen "Mikro-Geschichten" eine Röntgenanalyse (XRD und/oder EDX) unbedingte Voraussetzung. Ich würde daher an Deiner Stelle mal Proben davon z.B. an Günter Blaß in Eschweiler schicken.

Gruß Peter  :winke:



MM-Bär

Zitat von: McSchuerf in 02. März 2012, 19:44:21
Ich würde daher an Deiner Stelle mal Proben davon z.B. an Günter Blaß in Eschweiler schicken.

nicht nötig!

Moin,
selbstverständlich ist Cerussit seidig-glänzend. Anglesite fasern nie 'so' aus - bei den mitteleuropäischen Lagerstätten. Wer weiß, ob das Mindat-Foto überhaupt Anglesit zeigt ....
Schreib' Cerussit auf Deinen Zettel. Das andere sind Malachit-Kugeln.
Erledigt. Nächste Frage, bitte  :smoke:

MM-Bär

McSchuerf

#3
Guten Morgen!

Also in verschiedenen Mineralienbüchern habe ich jetzt noch mal reingeschaut: (Hochleitner, Duda usw.). Da wird bei Cerussit von "Fett- und Diamantglanz" oder nur von "Diamantglanz" geschrieben - sogar weder von Glas- noch Seidenglanz. Gleiches gilt für den Anglesit. Obwohl ich auch schon selbst eher glas-glänzende wie auch eher seiden-glänzende kenne und z.T. auch selbst gefunden habe! Aber das ist eben rein subjektiv und der Glanz ist nunmal das subjektivste Merkmal überhaupt! Vom Brechungsindex, von unterschiedlicher Lichtbrechung je nach Lichteinfall  u.a. Faktoren will ich jetzt dabei erst gar nicht anfangen zu reden. Das ginge dann in die Kristallphysik.

Mindat schreibt beim Cerussit z.B. wieder etwas anderes: "Adamantine, Vitreous, Resinous, Pearly, Dull, Earthy" (d.h. übersetzt: Diamantglänzend, glasig, harzig, perlig, matt, erdig). Demnach praktisch fast alle Glanz-Arten!
Beim Anglesit schreibt Mindat: "Adamantine, Vitreous, Resinous" (übersetzen kann man das nun selbst).
Mineralienatlas schreibt bei Cerussit nur "Diamantglanz"; bei Anglesit nur "Fettglanz". Hier also auch eher "spartanisch" bei der Beschreibung des Glanzes.

Was erkennt man daran? Dass das sog. Bestimmungsmerkmal "Glanz" im Grunde nicht viel taugt, da 1. jeder Buchautor und jede Internetseite dazu etwas anderes aussagt, 2. dass der Glanz das subjektivste Merkmal überhaupt zu sein scheint und 3. wenn sich z.B. ein Anglesit oder ein Cerussit umwandelt oder gar pseudomorphisiert ist, dann kann der jeweilige Kristall auch genauso gut trüb bzw. matt sein. Aber auch noch aus wahrscheinlich zahreichen anderen Gründen.

Für einen Dritten sieht so mancher Anglesit vielleicht eher seidig-glänzend aus; für wieder einen anderen glasglänzend und für wieder einen anderen vielleicht diamant- oder fettglänzend. Gleiches gilt dann auch für den Cerussit.

Anhand des Fotos hier vermag ich jetzt jedenfalls nicht mit Bestimmtheit zu sagen, ob es Cerussit, Anglesit oder auch was ganz anderes ist. Den Glanz als Bestimmungsmerkmal - noch dazu bei Mikrobildern - zu verwenden, kann man hier im Grunde vergessen. Zumal man die Kristalle ja nicht selbst unter dem Okular vor sich hat. Zusätzlich belegen das gerade meine o.a. Ausführungen!

Man könnte daher evtl. aufs Etikett schreiben: "Vermuteter Anglesit oder Cerussit"!

In puncto Analyse sei den Aufwand nicht wert .. das sollte jeder für sich selbst entscheiden. In diesem Falle, wenn Angelsit und Cerussit hier überhaupt nicht in Betracht kämen; dann würde ich eine Analyse in Erwägung ziehen aber auch nur dann, wenn ich das Stück selbst gefunden hätte und von diesem Fundort schon genügend anderes Material hätte und mir der Neufund dann interessant genug erscheinen würde.  :smoke:
Natürlich wäre es Quatsch jedes gekaufte Stück z.B. anzuzweifeln und dann zur Analyse zu geben. Mal davon abgesehen, dass nicht jeder Sammler ja ein Krösus ist!

Gruß Peter

Eifelgold

Hallo Peter, hallo MM-Bär,

vielen Dank für Eure Antworten. :winke: Ich hatte (ehrlich gesagt) weder Cerussit noch Anglesit auf der Rechnung. Ich glaube mittlerweile tatsächlich mehr an Cerussit. Für eine Analyse reicht das Material wahrscheinlich nicht aus. Die Rosetten sind nur etwa 2 mm groß. Beim Malachit war wohl der Wunsch nach was anderem der Vater des Gedankens. Das mit dem Glanz ist wirklich so ne Sache. Das kriegt man auf keinem Bild der Welt "eingefangen". Nochmals vielen Dank für Euer Bemühen.

Hermann alias Eifelgold

McSchuerf

Hallo Hermann,

das freut mich. Gern geschehen. :-)

Cerussit xx tritt - bezogen auf alle deutschen Lagerstätten - wohl in der Regel auch häufiger auf als Anglesit xx aber das ist natürlich auch nur relativ.

Mit "Analyse" war übrigens die zerstörungsfreie Röntgenanalyse gemeint und da sind 2 mm noch direkt "groß" für.  :-D .. ich hatte sogar schon Analysen von Kristallen durchführen lassen, die unter 1 mm lagen. Ich hatte auf Wunsch auch alle analysierten Proben wieder einwandfrei zurückerhalten. :zwinker:

Viele Grüße
Peter  :winke: