SteinUFO aus dem Baggersee

Begonnen von sludsen, 27. Juni 2011, 17:15:13

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sludsen

Hiho Steinis  :winke:

ein Bekannter von mir, seines Zeichens Archäologe, hat schon seit einiger Zeit ein UFO bei sich liegen, siehe Fotos.
Bei unserer gemeinsamen Aktion an Pfingsten habe ich ihm erzählt, wie schnell hier im Forum manchmal auch die seltsamsten UFO's identifiziert werden :zwinker:

Könnt Ihr was zu dem UFO sagen? Es wird wohl keine einfache Mahlschale mit Stein sein.
Zu den Fundumständen und dem Fund selbst sagt er:
ZitatEr ist mit dem Saugbagger aus dem oberen Bereich des anstehenden Bodens, knapp unter der abgekummerten Mutterbodenschicht geborgen worden. Kann also durchaus anthropogen sein, muss aber nicht. Das Material ist ein sehr harter feiner Stein, könnte ein Sandstein sein. Beide Stücke wurden zusammen gefunden, was eher gegen eine Deutung als Geofakt spricht.
Die Stücke lagen danach lange im Garten (des Finders), daher die einzelnen kleinen Flechten.

Danke schon mal für jede Hilfe,

Gruß
Sludsen

StoneMan

Moin,

ich habe eine Vermutung :kopfkratz: muss aber erst aus meinem Garten einen Stein
von Flechten und Moos befreien :winke: komme später mit dem "Grabdeckel" wieder...


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

StoneMan

#2
Moin,

also, wie gesagt, es ist eine Vermutung.

Der von mir gezeigte Stein wurde einmal von einem alten Bergmann als "Grabdeckel" bezeichnet.

Hier bei uns im Essener Süden waren früher auch einige Zechen die Kohle förderten. Unweit von
mir gibt es auch eine ehemalige Zechenkolonie.

Derartige Steine, nur meist größer, liegen hier in meinem Stadteil in einigen Gärten zur Zierde.

Mein gezeigter Stein ist eine Miniaturausgabe von denen wie sie auch sein können.

Dieser Bergmann, ein Freund von mir, erzählte, dass diese Dinger mitunter ein bis zwei Meter
groß werden, dann sind sie aber auch oft platter und nicht immer kugelig.

Sie befinden sich im ungünstigsten Falle in der Decke des Stollen, "im Hangenden" , und lösen sich leider
manchmal unvermittelt aus der Decke...

Dann können sie zum "Sargdeckel" werden.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

sludsen

Hi Jürgen,

danke erstmal für die spontane Gartenarbeit um die Fotos machen zu können!  :super:

Die Ähnlichkeit, besonders in der Struktur (im Geschiebe, sagt glaub ich? :nixweiss:) ist auffallend. Womit diese "Sargdeckel" eine Erklärung für die "Kugel" wäre. Fragt sich nur wie sich die dazu gefundene "Mahlschale" erklärt. Vielleicht sind Kugel und Schale zeitgleich beim gleichen Prozess entstanden und sahen mal auf wie auf dem Bild von Dir? Wer weiß.

Aber klingt für mich als nicht-Geologen durch aus plausibel, danke für den Tipp in die Richtung!!

Also: ein Punkt für "Geofakt" :zwinker:

Gruß
Björn

Moonk

Hallo, der "Mahlstein" war auch so eine Kugel, bis ein Stück wegbrach, ob durch Frost oder anders kann ich nicht sagen.

HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

thovalo

#5
Kuriose Dinger!

Ich meine das sind geologisch charakteristische Gesteinbildungen von Geoden.....  Toneisensteingeoden oder ähnlich!

"Die Geoden entstehen durch Kalkausfällungen im Sediment. Bei der Zersetzung von toten Tieren am Meeresgrund wird Ammoniak gebildet, das erhöht lokal den pH-Wert im Bereich des Meeresbodens. Ist im Bodenschlamm Calciumhydrogencarbonat gelöst, wird durch den erhöhten pH-Wert Kalk ausgefällt und es kommt zur lokalen Anreicherung von diesem. In diesen Kalkgeoden sind die Fossilien vor Verformung geschützt und dadurch im Gegensatz zu den Schieferlagen plastisch erhalten."

Das sind keine Artefakte sondern rein geologisch bedingte Bildungen!


Das Thema müsste in die Abteilung Minerale und Fossilien verschoben werden!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

StoneMan

#6
Moin,

ich sage mal kühn, als "Geode" (rundlicher Hohlraum, begrenzt durch eine einheitliche Gesteinsaußenschicht), würde ich das
nicht bezeichnen - es ist ein "Gesteinsbrocken", denn es geht nur um diese von den Bergleuten gefürchteten "Sargdeckel".

Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

Tomcat

#7
Wow, tolle Dinger! Ein paar Größen größer hab ich sowas auch schon mal gesehen!

mfg
Tct
Life burns!

sludsen

Moinmoin !

Danke für Eure Antworten und Meinungen, dann scheint es sich ja um ein Geofakt zu handeln!

Mir ist nur nicht ganz klar, wie so etwas entsteht... durch Sedimentverschiebungen über Jahrtausende? Oder lag das mal in einem Fluss oder war Meeresströmungen ausgesetzt?

So wie ich das verstehe, müsste da ja noch eine zweite Kugel fehlen, da die "Mahlschale" ja auf Vor- und Rückseite konkav ausgeschliefen ist. Die Kugel auf den Bildern hat auf dem unteren Foto oben eine Aussparung und passt in die Seite mit der kleine halbrunden "Erhebung" die man ebenfalls in der Seite der "Mahlschale" findet die man auf der zweiten Abbildung sieht. Dieser Vorsprung hat anscheinend die Aussparung in der Kugel verursacht.

Diese runden Felsen auf dem Bild von Tomcat entstehen so weit ich weiß in der Brandung, habe solche Steine schon in Irland gesehen. Zweifellos faszinierend, aber der Entstehungsprozess war wohl anders, als bei dem Teil aus dem Baggersee.

McSchuerf

#9
Hallo ..

vorab .. alles ohne Gewähr .. nur meine eigene Hypothese ..  :-)

Meiner Ansicht nach könnte es sich um eine diagenetisch verfestigte Kalkstein-Konkretion handeln. Danach hätte eine Verfestigung von Lockersedimenten in Festgesteinen durch mehr oder minder langzeitige Wirkung von niedrigen Drücken und Temperaturen stattgefunden. Die Zeit bis zur Verfestigung kann allerdings in der Größenordnung von Millionen Jahren liegen.
Weshalb Kugel? Es wird im Rahmen der Oberflächenspannung immer die energetisch günstigste Form angestrebt und dazu gehören nunmal Kugel oder Tropfenform (siehe "Oberflächenspannung" in Wikipedia).

Ich tippe im vorliegenden Fall auf eine oberdevonische Konkretion.

Zur Erklärung dafür, dass "Kugel" und "Schale" nebeneinander gefunden wurden .. es könnte sich um 2 ursprünglich miteinander verfestigte "Kugeln" sprich kugelförmige Konkretionen gehandelt haben; durch spätere Verwitterung oder Erosion aber auch durch mögliche tektonische Prozesse könnten diese sich wieder getrennt haben; d.h. eine der Kugeln ist irgendwann zerplatzt; eine der "Schalen" der zerplatzten Kugel blieb dabei übrig und wurde schließlich neben der komplett erhaltenen Kugel gefunden.  :glotz:

Schaut Euch auch bitte mal in nachfolgendem Link - ganz unten - das zweite Bild von links an (der "Sauerländer Fund"!!) .. die "Rillen" könnten übrigens auf mögliche Verwitterungsspuren zurückzuführen sein. Gleiche "Rillen" sehe ich auch bei dem o.a. abgebildeten Objekt hier im Forum..na wenn das nicht fast identisch aussieht .. außer der Farbe vielleicht..  :-)

www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/Konkretion

Nachtrag .. wenns kein Kalkstein sein sollte, dann könnte es auch etwas in Richtung Tonsedimente gehen.. ich bin aber nicht gerade der Gesteinsexperte bzw. Petrologie-Kenner hier .. kenne mich besser nur mit Mineralien aus .. :-)
Gruß Peter  :winke:

StoneMan

Moin,

@Peter,

:super: das werden die Teile sein.

Sie müssen auch nicht immer wie bei Sludsen aus zwei Teilen bestehen, das ist vermutlich, wenn auch
keine seltene Laune der Natur. Auch mein Stein ist ja wohl irgendwie "zweiteilig", ich werde in Zukunft
die Augen bei mir aufhalten und die Dinger in den Gärten fottofieren.

Hier haben offensichtlich die Bergleute solche Steine mit nach Hause geschleppt und in ihre Gärten gelegt.

Gut recherchiert Peter  - danke :super:


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Tomcat

Die sogenannten Moeraki Boulders auf meinem Bild sind übrigens nicht von der Brandung geschaffen - sie wittern an diesem Strand nur aus dem Boden heraus, sind teilweise noch t im Landesinnern zu finden. Wissenschaftler ind sich nicht ganz schlüssig, wie sie entstehen, vermuten aber, dass der von Mc Schürf geschilderte Mechanismus zu ihrer Entstehung führten. Sozusagen als "Keim" für die Verfestigung werden auch kleine Fossilien vermutet... aber hier musste ich schon wieder weiterreisen. Ein Link dazu:

http://www.schriften.uni-kiel.de/Band%2056/Klug_Zakrzewski_56_47-52.pdf

mfg
Tct
Life burns!

sludsen

Ich danke Euch allen ganz herzlich für Eure Ausführungen und die vielen hilfreichen links!

Es scheint sich allem Anschein nach um eine Konkretion zu handeln. Den Thread werde ich meinem Bekannen weiterleiten. Er war lange am Überlegen, wie er die Teile in seiner arch. Fundmeldung ansprechen sollte. Nun hat er eine Antwort und muss gleichzeitig keine Fundmeldung machen  :zwinker:

Danke schööön  :winke:

:ildf:

Gruß
Björn

ps:
@Tomcat
beim Nachlesen über die Moeraki Boulders bin ich noch über diese Moqui-Marbles gestolpert. Erstaunlich was es alles gibt ohne das der vorzeitliche Mensch Hand angelegt hat :-)

McSchuerf

#13
Hallo Björn,

Zitat.. beim Nachlesen über die Moeraki Boulders bin ich noch über diese Moqui-Marbles gestolpert.

Leider haben diese Moqui Marbles oder auch Boji-(Steine) genannt, "ihren Ruf" aus der Heilstein,- Astrologie, - und Esotherik-Welt "weg" und sind dadurch logischerweise für die Wissenschaft quasi uninteressant geworden .. :dumdidum: ... welcher ersnt zu nehmende Wissenschaftler will schon mit der Esotherik-Welle schwimmen oder in einem Atemzug mit dieser genannt werden.  :-D  Man nennt sie dann in der Wisssenschaft höchstens bei ihrer korrekten geologischen Bezeichnung: "Sandstein-Eisenkonkretion" (siehe Wiki-Link).  :-D
Für die Esotherik wurde der Stein wohl auch deshalb interessant, weil wohl die Geschichte um rituelle Vorgänge und Verwendung als Steingeschosse durch Indianer dazu auch irgendwie anregten!

.. und ich danke Euch, Jürgen und Tomcat!  Ist nämlich schön zu lesen, wenn ich mal wieder nicht ganz daneben lag, was speziell solche Gesteins-Themen o.ä. anbelangt .. :zwinker:

Viele Grüße
Peter

Tapir

Je nach Herkunft können diese "Eier" auch ganz nette Inhalte haben. Ein Grund warum sie bei Fossiliensammlern irgendwann immer zerlegt werden ;)

Cannonball