I. Mineralien - Morphologische Eigenschaften

Begonnen von McSchuerf, 15. November 2008, 09:02:57

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McSchuerf

1.  M o r p h o l o g i s c h e   E i g e n s c h a f t e n

Kristallsystem

Um die an einer Kristallart, z.B. µ-Schwefel oder Feldspat, auftretenden Flächen miteinander vergleichen zu können, werden die Einzelkristalle zunächst einheitlich orientiert und sodann auf ein gemeinsames Koordinatenkreuz oder "Achsenkreuz" bezogen.
Weiss faßte die Kristalle nach ihren Kristallelementen oder Achsenkreuzen zu Kristallsystemen zusammen. Wir unterscheiden 7 Typen von Achsenkreuzen und entsprechend 7 Kristallsysteme.
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Kristallform

Immer dann, wenn Kristalle unter freier Entfaltung ihrer Gestalt (idiomorph) wachsen können, bilden sie ebenmäßige Körper, an denen die Symmetrie erkennbar ist. Mit der Einordnung in eines der sieben Kristallsysteme ist ein wesentlicher Schritt der Mineralidentifikation bereits vollzogen (siehe Kristallsystem).
Aber auch idiomorphe Kristalle einer einzigen Mineralart können durchaus sehr unterschiedlich, z.B. verzerrt sein und damit das Erkennen der Symmetrie erschweren. Außerdem kann es zur Ausbildung völlig verschiedener Flächenformen der Tracht kommen, im kubischen Kristallsystem z.B. von Würfelflächen, Oktaederflächen und Rhombendodekaederflächen oder Kombinationen dieser Flächen an einem einzigen Kristall.
Die Tracht ist unabhängig von der Größe der einzelnen Kristallflächen und deren Verhältnis zueinander, während der Habitus die Größenverhältnisse der Flächen beschreibt. So können z.B. Kristalle mit gleicher Tracht völlig unterschiedlichen Habitus aufweisen) umgekehrt aber auch gleichen Habitus bei verschiedener Tracht zeigen.
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Aggregat

Aggregate sind im mineralogischen Sinne zusammengefügte Mischungen oder Mineralgemenge miteinander verwachsener Kristallkörner, welche sich durch Kristallisation beim Erstarren einer Schmelze oder aus einer Lösung bilden.
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Hemimorphie

Hemimorphie (griech. hemi = halb; morphe = Gestalt) ist eine Erscheinung mancher Kristallkörper, die an einem Ende andere Flächen besitzen als am anderen Ende.
Ein solcher Kristall besitzt nur noch eine Symmetrieachse (die c-Achse), dagegen keine waagerechten Symmetrieachsen und auch kein Symmetriezentrum. Das Kieselzinkerz hat man wegen seiner hemimorphen Symmetrie Hemimorphit genannt.
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Polymorphie

Polymorphie (griech. polys = viel; morphe = Gestalt) bezeichnet die Eigenschaft verschiedener Minerale gleicher chemischer Zusammensetzung, in zwei oder mehr Modifikationen aufzutreten (bei veränderter Symmetrie, verschiedenartigen Kristallformen und gelegentlich auch in abweichenden physikalischen Eigenschaften).
Bedingung hierbei sind unterschiedliche Temperaturen und Drucke bei der Entstehung, die zu unterschiedlicher Anordnung der Atome im Kristallgitter führten.
Die einzelnen Modifikationen haben eigene Namen, z.B.

Pyrit FeS2, kubisch       - Markasit FeS2, orthorhombisch
Argentit Ag2S, kubisch  - Akanthit Ag2S, monoklin
Calcit Ca[CO3, trigonal   - Aragonit Ca[CO3, orthorhombisch

Da diese Minerale in zwei Modifikationen auftreten können, nennt man sie dimorph.
Kieselsäure SiO2 kann, je nach Druck und Temperatur, in einer amorphen und acht kristallinen Modifikationen erscheinen (polymorph).

Entdecker der Polymorphie: Chemiker Mitscherlich zu Beginn des 19. Jhd.
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Isomorphie

Isomorphie (griech. Gleichgestaltigkeit) bezeichnete früher die Eigenschaft, daß zwei oder mehr Stoffe verschiedener chemischer Zusammensetzung, allerdings gleichen chemischen Formeltyps, die gleiche Kristallgestalt bilden.

Beispiel:
- Vivianit Fe3(PO4)2 . 8H2O
- Erythrin Co3 (AsO4)2 . 8H20

Bei gleichem Formeltypus ist, verglichen mit Vivianit, im Erythrin das Eisen durch Kobalt ersetzt und der Phosphor durch Arsen.

Von Isomorphie im heutigen Sinne spricht man nur, wenn Mischkristallbildung besteht, d.h. bei Mineralien, bei denen einige Bausteine (z.B. Atome) durch solche eines anderen Stoffes zu ersetzen sind, ohne daß sich die Kristallstruktur und das chemische Grundgerüst verändern.

Beispiel:
Das eine Endglied der Olivinreihe ist Forsterit Mg2[SiO4],
das andere Fayalit Fe2[SiO4]. Die Magnesiumionen Mg2+ und die Eisenionen Fe2+ sind austauschbar. Ihre jeweiligen Mengenanteile können in weiten Grenzen schwanken.

Entdecker der Isomorphie: Chemiker Mitscherlich zu Beginn des 19. Jhd.
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Isotypie

Isotypie (griech. gleicher Strukturtyp) bezeichnet gleichen Kristallbau unterschiedlicher chemischer Verbindungen. Allerdings ändert sich jeweils die Größe der Elementarzelle, die ja von der Größe der Atome oder Ionen abhängig ist. Isomorphie im Sinne von Gleichgestaltigkeit nach Mitscherlich liegt daher strenggenommen nicht vor.
Isotype Minerale sind z.B. Rhodochrosit, Smithsonit, Siderit, Oxide, Sulfide, Selenide, Telluride, Nitride und Carbide.
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Zwillingsbildung

Eine charakteristische Eigenschaft besonders niedersymetrischer Kristalle ist die Zwillingsbildung, bei der zwei oder mehrere Kristalle der gleichen Art in gesetzmäßiger Weise miteinander verwachsen sind. Durch die Verzwilligung wird eine Erhöhung der Symmetrie gegenüber dem Einzelkristall erreicht.
Charakteristisches Merkmal für Zwillinge sind einspringende Winkel, die bei Einzelkristallen nicht auftreten können.

Beispiele:
Boleit, Staurolith, Aragonit, Loparit
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Pseudomorphose

Als Pseudomorphose (griech. pseudo = falsch, schein; morphe = Gestalt) wird das Auftreten eines Minerals in Gestalt eines anderen Minerals bezeichnet.

Im Laufe bestimmter chemischer Prozesse (bei Metamorphose oder Verwitterung) wurde die Substanz eines ursprünglich homogen gebauten Kristalls allmählich durch eine neue Substanz ersetzt, die jedoch ganz oder teilweise die Gestalt der alten Substanz angenommen hat. So wird z.B. der in abgeflacht keilförmigen Kristallen vorkommende Gaylussit unter bestimmten Bildungsbedingungen in Calcit umgewandelt, der jedoch die Gestalt des Minerals Gaylussit beibehält.
Es hat eine Pseudomorphose des Calcit nach Gaylussit stattgefunden.
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McSchuerf

#1
Die folgenden Bilder zeigen verschiedene Mineralien und ihre typische Kristallform oder Aggregatform ..

Es werden hier folgende Kristall- und Aggregatformen gezeigt ..

oktaedrisch, kubooktaedrisch, taflig, säulig, rhomboedrisch, prismatisch, skalenoedrisch, pyramidal, kuglig, linsenförmig-oval, nadlig, würflig, pentagondodekaedrisch, visiergraupenförmig, keilförmig, hemiedrisch und zylindrisch.

genaue Erklärung siehe jeweiligen Dateinamen ..

McSchuerf

#2
Die folgenden Bilder zeigen verschiedene Mineralien und ihre typische Kristallform oder Aggregatform ..

Es werden hier folgende Kristall- und Aggregatformen gezeigt ..

oktaedrisch, kubooktaedrisch, taflig, säulig, rhomboedrisch, prismatisch, skalenoedrisch, pyramidal, kuglig, linsenförmig-oval, nadlig, würflig, pentagondodekaedrisch, visiergraupenförmig, keilförmig, hemiedrisch und zylindrisch.

genaue Erklärung siehe jeweiligen Dateinamen ..

McSchuerf

#3
Die folgenden Bilder zeigen verschiedene Mineralien und ihre typische Kristallform oder Aggregatform ..

Es werden hier folgende Kristall- und Aggregatformen gezeigt ..

oktaedrisch, kubooktaedrisch, taflig, säulig, rhomboedrisch, prismatisch, skalenoedrisch, pyramidal, kuglig, linsenförmig-oval, nadlig, würflig, pentagondodekaedrisch, visiergraupenförmig, keilförmig, hemiedrisch und zylindrisch.

genaue Erklärung siehe jeweiligen Dateinamen ..

Copyright Fotos: Peter McSchuerf

Gruß Peter .. :winke:

McSchuerf

#4
Fototeil  Zwillingsbildung

Copyright Fotos: Peter McSchuerf

McSchuerf

#5
Fototeil  Pseudomorphosen

Copyright Fotos: Peter McSchuerf

McSchuerf

noch Fototeil Pseudomorphosen

Copyright Fotos: Peter McSchuerf

Gruß Peter .. :winke:

geoexploration

Hallo McSchuerf,

einfach herrlich anzusehen.  Ich kann mir fast lebhaft vorstellen, was Dein Mineralmuseum an Platz im Haus beansprucht. Hoffentlich ist Deine "Gnädige" kooperativ genug und hilft Dir dabei...   Früher hatte ich da mal Pech mit der Weiblichkeit und der Mineralienwelt im Haus...  Da sind mir schon mal die "Camotes" um die Ohren geflogen...  :-D

Mit besten Gruss

Geo  :winke: :prost:

McSchuerf

Hallo Geo,

danke.  :-D

Nein, zum Glück ist meine Gnädigste auch wirklich gnädig im Sinne von tolerant!  :-D.. sie "erträgt meine Leidenschaft mutig mit"! .. :smoke:

Gruß Peter .. :winke:

McSchuerf

noch zu den Pseudomorphosen ..

ZitatPseudomorphose

Als Pseudomorphose (griech. pseudo = falsch, schein; morphe = Gestalt) wird das Auftreten eines Minerals in Gestalt eines anderen Minerals bezeichnet.

Im Laufe bestimmter chemischer Prozesse (bei Metamorphose oder Verwitterung) wurde die Substanz eines ursprünglich homogen gebauten Kristalls allmählich durch eine neue Substanz ersetzt, die jedoch ganz oder teilweise die Gestalt der alten Substanz angenommen hat.

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Sulfat-Pseudmorphosen ..

.. hier .. Mosaikartig verschachtelt aussehender Thenardit pseudomorph nach Mirabilit - Kleinstufe v. 4,5 x 2,5 cm Größe.
Fundort: Boron, Kern Co., Kalifornien


Gruß Peter   :winke:

Röfe13

Bravo Peter
Super mit den Bildern.
So begreift man eher.
Sind das alles Deine eigenen Mineralien?
Gruss
Rolf
Jeden Tag ein lächeln wünsch ich Euch

McSchuerf

Hallo Rolf,

vielen Dank für die Blumen!  :zwinker:

ja, alles Stücke aus meiner Sammlung.

Copyright - alle Fotos und Sammlung: McSchuerf

Gruß Peter  :winke:

Freya

Hallo Peter,
vielen dank für deinen Beitrag.
Lesen, sehen und begreifen  :super:
Gruß Maria :winke:

jason

Hallo McSchuerf,

danke, traumhafte Bilder.

Gruss jason

McSchuerf


McSchuerf

Zur Erinnerung bezüglich der Pseudomorphosen ..

Als Pseudomorphose (griech. pseudo = falsch, schein; morphe = Gestalt) wird das Auftreten eines Minerals in Gestalt eines anderen Minerals bezeichnet.

Im Laufe bestimmter chemischer Prozesse (bei Metamorphose oder Verwitterung)  wurde die Substanz eines ursprünglich homogen, d.h. gleichartig gebauten Kristalls, allmählich durch eine neue Substanz ersetzt, die jedoch ganz oder teilweise die Gestalt der alten Substanz angenommen hat.

So wird z.B. der in normalerweise pyramidalen Kristallen vorkommende Quarz unter bestimmten Bildungsbedingungen in das Calcium-Sulfat Anhydrit umgewandelt, der jedoch die langtaflige Gestalt des Minerals Anhydrit beibehält. Nur chemisch ist es demnach jetzt das Silizium-Dioxid Quarz.

Es hat somit eine Pseudomorphose des Minerals Quarz nach dem Mineral Anhydrit stattgefunden (siehe auch die folgenden Fotos).  :-D