Info-Beitrag: Schatzkammer Kola-Halbinsel, Russland - Teil II: Lovozero ..

Begonnen von McSchuerf, 31. Januar 2008, 20:53:46

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McSchuerf

Das Lovozero-Massiv, seine Gesteine und Mineralien

- überarbeitete Fassung vom 31.01.2008 -

von McSchuerf

Geographie / Landschaftsform

Das Lovozero-Alkalimassiv (Lovozero-Tundren) liegt nordöstlich des Chibiny-Massivs und ist von ihm südwestlich durch den tiefsten See der Kola-Halbinsel, dem Umbozero-See getrennt.
Mit einer Fläche von ca. 650 km2 ähnelt das Lovozero-Massiv dem Chibiny-Massiv in Form eines gegen Osten geöffneten Hufeisens. Inmitten der Lovozero-Tundren, in einem malerischen Talkessel liegt der Seidozero-See; die Höhe der Tundren nimmt allmählich von 1 000 m im Westen bis zu 400 m im östlichen Teil ab. Höchster Punkt des Massivs ist der 1 120 m ü.d.M. hohe Angvundastschorr ('chorr' = Berg).
Die die Lovozero-Tundren bildenden einzelnen Gebirgsmassive sind voneinander praktisch nicht getrennt, so dass ihre Oberfläche ein riesiges Plateau darstellt.
Fortbewegung ist  nur 'per pedes' oder auch mit dem Fahrzeug machbar; dennoch ist der Aufstieg nur am nördlichen und nordwestlichen Rand des Lovozero-Massivs möglich (bei der Siedlung Rewda und dem Loparit-Bergwerk von Karnasurt). Schwer zugänglich ist der westliche Teil der Tundren, da entsprechende Straßen fehlen (mit Spezialfahrzeugen jedoch erreichbar). Der Seidozero-Talkessel st ein staatliches Naturschutzgebiet, so dass eine Spezialgenehmigung erforderlich ist, um überhaupt bis hierher zu gelangen.
Nähere Informationen zu Vegetation, Relief und Klima der Lovozero-Tundren können dem Werk: "Chibiny- und Lovozero-Tundren" von A. Fersman und anderen Fachartikeln entnommen werden.
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Geologie

Gesteine und ihre Mineralien:

Im Paläozoikum durchbrachen Nephelinsyenite des Lovozero-Plutons uralte Granat-Biotit-Gneise. Ohne Berücksichtigung der zahlreichen Pegmatite und hydrothermalen Gänge, treten im Lovozero-Massiv lediglich 3 Gesteinskomplexe auf:

1. Komplex aus Poikilit-Syeniten(mit Feldspatvertretern wie z.B. Nephelin)
2. Lujavrit-Foyait-Urtit-Komplex
3. Eudialyt-Lujavrit-Komplex

Zu 1.

Poikilit-Sodalith-Nosean-Syenite sind leukokrate, d.h. helle grobkristalline Gesteine von hellgrauer bis schwarzer Farbe mit hierzu charakteristischen Mikroklin-Kristallen (bis zu 15 cm Länge), gespickt mit vielen poikilitischen Nephelin, Sodalith und Nosean-Einschlüssen.
Dieses Gestein außerdem kennzeichnend, sind zahlreiche schlierenförmige Pegmatitlinsen, die in der Regel eine große Anzahl seltener Mineralien mit sich führen.
Diese sind unter anderem – in alphabetischer Reihenfolge - aufgeführt:
Apatit, Eudialyt, Lamprophyllit, Lomonosovit, Loparit, Lorenzenit, Lovozerit, Mangan-Neptunit, Nordit, Rinkit, Titanit und Villiaumit.


Zu 2.

Die am häufigsten vorkommenden Gesteine des zweiten Komplexes sind die Lujavrite, Foyaite und Urtite; diese zeigen eine flachliegende, sich mehrfach wiederholende, 'magmatische Schichtung' (verursacht durch Kristallisationsdifferenziation innerhalb des Alkaliplutons.
Es liegen zwar nur allmähliche Übergänge innerhalb einer Gesteinsserie aber scharfe Grenzen zwischen den verschiedenen Serien vor.

Aegirin-Hornblende-Lujavrite sind mittel- bis grobkörnige, Aegirin-und Amphibol-führende Nephelin-Feldspat-Gesteine trachytoider Textur, deren Farbpalette von gräulichgrün bis schwarz reicht. Zu den "sekundären" Mineralien zählen im Prinzip dieselben wie in den vorgenannten Gesteinen. Die Loparit-Malignite, die zu 80-85% aus dem reichsten Nioberz, - feinkörnigem Loparit - bestehen (sowie zu 15-20% aus Nephelin, Aegirin und Feldspat, sind mit einem Nb2O5-Gehalt bis zu 7 Gew. %., am interessantesten. Die Mächtigkeit dieser Schicht beträgt zwar nur ca. 20 cm; erstreckt sich aber über mehrere Kilometer.

Foyaite sind grobkörnige hellgraue Gesteine aus verschieden orientierten, großen Mikroklin-Leisten sowie Aegirin und Nephelin als Zwickelfüllungen.
Sehr zahlreich vertreten sind hier unter anderem die Mineralien:
Arfvedsonit, Eudialyt, Lamprophyllit, Murmanit und Rinkit.

Urtite sind dunkel-grünlichgraue, feinkörnige kompakte Gesteine aus kleinen Nephelin-Quadern mit geringem Anteil von Feldspat und Aegirin.
Nur akzessorisch auftretende Mineralien sind hier unter anderem:
Eudialyt, Lamprophyllit, Loparit, Murmanit und Villiaumit.


Zu 3.

Eudialyt-Lujavrite
sind dunkelgrüne bis grünlichgraue mittelkörnige Gesteine im Hangenden des Lovozero-Alkaliplutons. Sie bestehen aus großen, durch feinnadeligen Aegirin, Nephelin und Eudialyt miteinander verbundenen Mikroklin-Tafeln. Begleiter sind im Einzelnen:
Apatit, Lamprophyllit, Loparit, Lorenzenit, Murmanit und Titanit.

Linsenförmige Eudialyt-Körper
sind in diesem Gestein mit einer Mächtigkeit bis zu einigen Metern eingeschlossen. Die Gesteine bestehen aus bis zu 65-75% gut entwickelten roten Eudialyt-Kristallen. Ihre Zwischenräume sind unter anderem mit folgenden Mineralien ausgefüllt:
Aegirin, Arfvedsonit, Lorenzenit, Mikroklin und Nephelin.

Die Lovozerit-Lujavrite stehen ihrer mineralogischen Zusammensetzung und Textur nach den Eudialyt-Lujavriten nahe; der Eudialyt wird hier durch das seltene Mineral Lovozerit aufgeschlossen.


Alkalipegmatite

sind im Lovozero-Massiv durch zahlreiche stockartige Körper und Gänge vertreten; primär in Gesteinen der zuerst beschriebenen beiden Komplexe.
Für die Pegmatite der einzelnen Zonen kennzeichnend sind die beteiligten Mineralparagenesen. In Pegmatiten aus Eudialyt-Lujavriten kommt außer Eudialyt selbst, praktisch nichts Interessantes vor.
Eine von ultra-alkalischen Mineralien begleitete Natrolith-Ussingit-Assoziation ist für Gänge in der 2. Zone typisch. Mineralien sind hier hauptsächlich:
Analcim, Chkalovit, Phosinait und Vuonnemit.

Unter den Pegmatiten der poikilitischen Syenite herrschen Sodalith-Natrolith-Albit-Gänge mit primär folgenden Mineralien vor:
Belovit, Beryllit, Epididymit, Ilmenit, Karnasurtit, Kupletskit, Labuntsovit, Leifit, Loparit, Mangan-Neptunit, Nordit und Zirkon.


Mineralreiche Gänge

die in großer Zahl vertreten sind, werden sogar mit Eigennamen bedacht, sofern sie zu den bekannteren Gängen zählen.
So existiert z.B. im Untertagebau des Karnasurt-Berges der "Jubilejnaja"-Gang von dem für zwölf Spezies der insgesamt rd. 50 Mineralarten Erstbeschreibungen vorliegen! Diese sind:
Bornemanit, Ilmajokit, Laplandit, Lovdarit, Penkvilksit, Rait, Sazhinit, Shafranovskit, Terskit, Vitusit, Vuonnemit und Zorit.

Im Untertagebau des Alluaiv-Berges (= Umbozero, Umba) wurden zwei riesige Ussingit-Gänge benannt:

a. der "Sirenewaja"-Gang, der nach der Farbe seines Primärminerals Ussingit benannt wurde ("sirenewaja" = Flieder).

b. der  "Shkatulka"-Gang, da sein Ussingit-Kern mannigfaltig mit bunten Kristallen und Körnern einer reichhaltigen Mineralparagenese gefüllt ist ("Shkatulka" = Schatzkästchen). Nach ihm benannt wurde auch das neue Mineral Shkatulkalith, das der Lomonosovit-Gruppe angehört (siehe auch Lapis 96/11, S. 46).
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Wichtige Erze

Wichtigstes Erzmineral des Lovozero-Massivs ist der Loparit zur Gewinnung von Niob, Tantal und Selten Erden-Metallen.
Von ökonomischer Bedeutung sind neben den Loparit-Erzen auch Zirkonium-Erze, in Form der Eudialyt-Lujavrite. Mit einem durchschnittlichen ZrO2-Gehalt von 1,5 Gew. % stellen die km2-großen "Erzflöze", die in einer Mächtigkeit bis zu 300 m aufgeschlossen werden sollen, das vermutlich weltweit größte Zirkonium-Vorkommen dar! Entsprechende Prospektionsarbeiten werden derzeit noch auf dem Alluaiv-Berg im kleineren Tagebau durchgeführt.
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Bekannteste Bergwerke

des Lovozero-Massivs sind:

1. der Karnasurt-Schacht und
2. die Umba Mine ("Umbozero").

Zu 1.

Im nördlichen Teil des Lovozero-Massivs befindet sich der Karnasurt-Schacht. Hier wird primär in sehr verzweigten Abbauen das geringmächtige Malignit-"Flöz" gewonnen.
Die Mine besteht sowohl aus den zwei Untertage-Abschnitten: Karnasurt und Kedyk als auch aus zwei Tagebauen am Nordhang des Karnasurt-Berges zur Mine. Im einen wird das "Flöz" aus den Ijolith-Urtiten angefahren (3-4 % Loparit); im anderen das Malignit-"Flöz".

Zu 2.

In der Umba-Mine am Umbozero-See, am östlichen Hang des Alluaiv-Berges wird das 2-3 m mächtige Ijolith-Urtit-"Flöz" angefahren. Ein kleinerer Tagebau befindet sich etwas höher, am Hang des Alluaivs.
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Mineralien

Mittlerweile sind über 400 Mineralarten aus dem Lovozero-Massiv bekannt geworden.
Eine fast vollständige Liste der Mineralien befindet sich hier:

http://www.mindat.org/loc-2697.html

Einige der im Lovozero-Massiv nachgewiesenen Mineralien können im Fototeil betrachtet werden.

Auf Wunsch teile ich auch gerne wieder den Hyperlink zum anderen Forum mit den insgesamt 40 Bildern zu diesem Textbeitrag mit!  :D
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Quellen für Textbeitrag

- Lapis-Ausgabe, Jahrg. 22, April 1997, S. 13-29
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Copyright

Copyright Textbeitrag und alle Fotos sowie Sammlung: McSchuerf
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Gruß Peter ..  :winke:

McSchuerf

Ich kann die 40 Fotos dazu natürlich auch in diesem Forum, später noch direkt, hier hochladen!  :zwinker:

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Fortsetzung Fototeil Lovozero ..

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