Meteorit, Eisenerz, Schrott oder sonst irgendwas

Begonnen von rstueber, 18. Dezember 2011, 17:27:39

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rstueber

Hallo,
wir haben heute mit unserem neuen Garrett ACE 250 die erste Exkursion unternommen.
Hauptziel war das Wiederfinden von verlorenen Werkzeugen des Nachbars im Wald (Flächenlos).
Und wir waren auch erfolgreich !!! Alles wiedergefunden. :huepf3:

Aber zusätzlich haben wir auch etwas Komisches entdeckt. :nixweiss:
Es ist schwer, rostig und für uns nicht einzuordnen und lag direkt an der Oberfläche.

Gewicht: 650gramm, 115ml -> 6g/cm²
rostig und zerklüftet, selber nicht magnetisch, aber Magnet zieht es an.
Feilentest -> blankes Eisen kommt raus, oxidiert aber wieder relativ schnell.
kleinere glasartige schwarze Einschlüsse,
in der "Höhle" eine längliche kristaline Struktur.
Location: BW, unten am Albtrauf, Weißer Jura?

Was haben wir gefunden?
Meteorit?
Eisenerz?
Schlacke/Verhüttungsreste?
Oder was anderes?

Gruß Ralf

mifomex


Hallo Ralf,

ich denkemal an eine Eisen/Mangan-Knolle mit Limonit Ueberzug
Die Fachleute melden sich bestimmt noch :zwinker:
Gruss :winke:
Sash
"Wer Vergessenes ans Licht bringt, Bereichert das Wissen!"

McSchuerf

#2
Hallo Ralf,

Zitat..aber Magnet zieht es an.

da schließe ich mich dem Sash an.  :-) .. allerdings eher ohne Mangan ..  :-D .. und wenn der Fund von einem Magneten angezogen wird, wie Du ja auch schreibst, könnte diese von uns vermutete Limonit-Konkretion auch noch kleine Magnetit-Einschlüsse aufweisen.
Das sind übrigens auch sehr brauchbare Fotos, wie ich finde. Muss auch mal an dieser Stelle gesagt werden. :super: .. die abgebildeten schwarzen plattigen Einschlüsse könnten jene Magnetit-Einschlüsse sein; könnten aber auch im Rahmen einer evtl. sedimentären Bildung umgewandelte Biotit-Glimmer, Hämatit-Schüppchen oder etwas anderes sein. Aber nur Magnetit wird hierbei von einem Magneten angezogen.

Eine hundertprozentige Gewähr bzw. Garantie für die Richtigkeit der Aussagen mittels Bestimmung per Fotos kann ich natürlich nicht geben.
Aber das versteht sich von selbst. Nur wenn man das Original selbst in den Händen halten würde oder zur näheren mikroskopischen Bestimmung vor sich liegen hätte, könnte man die Aussagen wahrscheinlich auf 100% Garantie verdichten.

Die grobe Kurzfassung ..  :-) .. Limonit ist ein Gemenge aus Eisenhydroxiden (FeOOH), das inbesondere im "Eisernen Hut" einer Lagerstätte entsteht .. sprich in einem spez. Bereich der Oxidationszone von Eisenerz-Lagerstätten. Wenn sich z.B. Eisensulfide wie Pyrit unter Luftsauerstoff zersetzen (verwittern), dann wandeln sich solche primären Eisensulfide .. nach sehr langer Zeit natürlich erst .. in Limonit um. Limonit kann natürlich auch Pyrit u.a. Bildungen überziehen oder überkrusten, wie Sash ja auch schon schrieb. :zwinker:

Gruß Peter  :winke:

McSchuerf

Nachtrag .. "Grobfassung" ..

Die Bezeichnung Konkretion wird in Mineralogie und Petrographie unterschiedlich verwendet. Hauptsächlich aber für aus Mineralsubstanzen bestehende unregelmäßig geformte Körper und Gebilde.

Konkretionen wachsen meist aus zirkulierenden Lösungen von innen nach außen, können wenige mm bis mehrere dm groß sein und breiten sich im Gegensatz zu Sekretionen immer um ein beliebiges Zentrum herum aus.
-----------------

Gruß Peter  :winke:

rstueber

Hallo Sash und Peter,
vielen Dank für die schnelle und auch super ausführliche Erläuterung!

Dann handelt es sich also leider um kein extraterrestrisches Projektil.
Wir habens getestet: leuchtet nicht im Dunkeln  :button:

Morgen geh ich auf Rathaus und melde mal vorsorglich meine Ansprüche auf sämtliche Schürfrechte in der Region an. :dumdidum:

Jetzt aber wieder ernst.

* Danke fürs Bilder-Kompliment! Die waren sogar noch besser, haben aber unter der 100kB Klausel gelitten.

* Das Teil kann ohne Probleme an allen Stellen mit einem Magneten hochgehoben werden.

* An einer Stelle haben wir ja mal mit ner Feile "probiert".
   Glänzt wie blankes Eisen. Aber hart ist es. Kam auf den Bildern aber nicht richtig rüber.

Bei der nächsten Exkursion schauen wir mal, ob wir auch kleinere Objekte finden.
Bisherige Fundliste: Beil, Haken, viele Hufnägel + normale Nägel, ein Taschenmesser, bisschen Schrott und eben die besagte Knolle

Hoffenlich kommt bald wieder trockeneres und warmes Wetter. Dann gehts weiter !!!!

Gruß Ralf

BeHüSa


Hi,

Meteorit -> reine Spekulation!!!

Im Bereich der Schwäbischen Alb sind Reste ehemaliger Eisengewinnung nichts außergewöhnliches. Schwerpunkt war die Verhüttung der auf Juraschichten im sog. Bohnerzlehm vorkommenden Erz-Bohnen. Die Abb. zeigen Eisenschlacken-Stücke.
Zum Nachlesen:

Huber, H.: Die Bohnerze der Schwäbischen Alb; in: Schriften des Deutschen Naturkundervereins, Bd. 19, Stuttgart: 1997,
               S. 1-4
oder         Kraus, J.: Zur Boherzgewinnung auf der Alb; in: Hohenzollerische Heimat, Jg. 27, Gammertingen: 1977, S. 29-30

Glückauf!

BeHüSa

mifomex

Zitat von: BeHüSa in 20. Dezember 2011, 11:12:01
Hi,

Meteorit -> reine Spekulation!!!


Hallo BeHueSa,

...Ralf hat auch nichts behauptet :zwinker:

Nach den super Fotos zu urteilen, bin ich sicher dass dieses Stueck keine Schlacke ist, sondern eine natuerlich entstandene Eisen/Limonit-Konkretion.
Bei Schlacken hab ich noch keine mm starke Limonitkruste gesehen.

VG :winke:
Sash
"Wer Vergessenes ans Licht bringt, Bereichert das Wissen!"

Tapir

Und ich halte es für ein für eine Konkretion zu unregelmäßig geformtes Gebilde. Mein Gefühl geht auch in Richtung Schlacke, und so eine Rost(limonit)schicht kann, je nach Milieu und Ausgangsmaterial, schon innerhalb einer Generation (~20 Jahre) zustande kommen.

McSchuerf

#8
Schlacke wird man nicht ausschließen können .. Limonit- oder auch "sandige" Krusten anderer Zusammensetzung habe ich auch schon auf vielen Schlacken von Friedrichssegen z.B. vorliegen gehabt (--> @Sash .. :zwinker:) ... da hat der Johannes (Tapir) schon recht .. :-)
Aber ich tendiere nach .. wie vor .. eher zur Konkretion. Darf ich ja trotzdem noch .. wir leben ja in einem freien Land ..  :-D .. trotzdem schrieb ich ja auch vorsorglich ..

ZitatEine hundertprozentige Gewähr bzw. Garantie für die Richtigkeit der Aussagen mittels Bestimmung per Fotos kann ich natürlich nicht geben.
Aber das versteht sich von selbst. Nur wenn man das Original selbst in den Händen halten würde oder zur näheren mikroskopischen Bestimmung vor sich liegen hätte, könnte man die Aussagen wahrscheinlich auf 100% Garantie verdichten.


ZitatMeteorit -> reine Spekulation!!!


@BeHüSa ..
Das hat doch niemand behauptet !??  :engel: ..

Gruß Peter

BeHüSa


Hi,

betrachten wir doch mal den Gang der Eisenverhüttung:

In Bereich der Schwäbischen Alb kommen nur Eisenerze zur Verhüttung, teilweise schon in der Keltenzeit (St. Johann-Würtingen, Krs. Reutlingen). Die Schmelztemperaturen waren allerdings zu niedrig um flüssiges Eisen zu erzeugen. dadurch entsteht im unteren Ofenbereich eine sog. Luppe (Schlacke mit partiellen Eisenanteilen und Holzkohelnresten). Erst nach dem Ausschmieden der Luppe steht das Metall zur weiteren Ver- oder Bearbeitung zur Verfügung.  Eisenschlacken sind im Prinzip immer mit einer braunen Verwitterungskruste überzogen.
Schlacken aus der Buntmetallverhüttung haben zwar einen Eisenanteil, der aber silikatisch gebunden ist und daher gegenüber der Verwitterung wenig anfällig ist. 

Durch die jahrelange Beschäftigung mit sekundären Mineralbildungen in Schlacken ehemaliger Erzverhüttung, kann gesagt werden, dass reine Eisenschlacken für den Sammlerfreund wenige Mineralien in den vorh. Blasenhohlräumen bilden.
Verwitterte Buntmetallschlacken (Blei, Zink, Kupfer) waren dagegen immer hoch interessant.

Kurz: im Bereich der Schwäbischen Alb gibt es den Eisenerzvorkommen entsprechend keine anderen Schlacken. Selbst im Bereich der Ostalb haben die neuzeitliche Hüttenwerke (Königsbronn, Wasseralfingen, Aalen) in der Anfangszeit heimische Eisenerze verhüttet.  Schlackenfunde sind also in diesem Gebiet nichts aussergewöhnliches.

Glückauf!

BeHüSa