Grün, blaugrünes Gestein, schwer...

Begonnen von StoneMan, 04. Februar 2012, 01:17:48

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StoneMan

Moin,

ihr Mineralexsperten wollt den Fundort ja immer genau wissen.  :-D

Die Tage war ich mit Sina in Langenberg spazieren (bei Velbert, Kreis Mettmann).
"Am Bleiberg", heißt es dort.

Gegen Ende des 15.Jahrhunderts war hier eine Erzgrube. Bis 1772 wurde dort mit
Unterbrechungen (u.a. Dreißigjährigen Krieg) nach Bleierzen geschürft. Ein Wassereinbruch
setzte der Förderung zunächst ein Ende.
Irgendwann ~ 1844 wurde der Betrieb wieder aufgenommen. Es ging wieder rauf und runter,
mal war es Wasser, mal die Technik die zu Unterbrechungen nötigte, oder zur Neige gehende
Erzvorkommen erzwangen die Stilllegung der Grube. An anderer Stelle wurden neue Gruben abgeteuft.
Um 1900 wurde dann der Betrieb in diesem Gebiet eingestellt.

In den Gruben wurde Blei-, Zink-, Kupfer-, Eisenerz, Zinkblende und Schwefelkies, sowie Kupfererz geschürft.

Von den Gruben sieht man heute praktisch nichts mehr, auf dem Gelände steht nun das
"Diakonissen-Mutterhaus Bleibergquelle".

Mein Weg (Wald-Naturpfad) führte an einem kleinen Bach entlang, der Bleibergbeeke.
Am Ufer des Baches blinkt und glitzert es manchmal, winzige kristalline Einschlüsse im
Gestein zeugen vom Erzgehalt des Bodens.

Was ist das da in meiner Hand? Es ist hart, kann kaum mit Flint geritzt werden, ritzt aber
eben keinen Flint und ritz selber kaum Glas.
Vom Gefühl ist das Zeugs schwer. Es hat zum Teil eine glasierte Oberfläche.

Irgendwas in Richtung Kupfer? Schlacke oder gar Erz?

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Imlegold

Sammlerglück !!

Ich bin mir recht sicher , dass es sich um sogenannte " Mariensteine " handelt .
Gibt es öfter an oder in der Nähe von alten Erzgruben , zB Wolfsberg AT, hab auch gelesen dass Schmuckstücke aus besonders schönen Exemplaren gefertigt werden .
Also mehr oder weniger verwitterte Schlacke ca 14-17 -tes Jahrhundert.




McSchuerf

Hallo Jürgen,

entweder ist es "gewöhnliche" glasige Schlacke .. bereits an den typischen Poren erkennbar .. Blaufärbung dann durch Kupfer- oder Eisenionen verursacht oder es handelt sich tatsächlich um diese "Mariensteine", von denen ich vorher aber auch noch nie etwas gehört habe. Liegt wohl daran, dass das kein offizieller Name ist, sondern - wie so oft - nur eine phantasiereiche Handelsbezeichnung .. hier halt mit "religiösem Touch".
Im Prinzip ist das aber auch nur eine eisenhaltige Schacke mit Glasur.

siehe hier ..

http://www.aw-wiki.de/index.php/Mariensteine

.. setzt aber bei den "Mariensteinen" wohl voraus, dass es sich dabei dann nur um das Gebiet um den Fluss Ahr handeln soll.  :kopfkratz:

Gruß Peter

StoneMan

Zitat von: McSchuerf in 04. Februar 2012, 07:32:40
... "Mariensteine" ...hier halt mit "religiösem Touch".
...
...jau, mir war auf dem Heimweg auch so blümerant im Kopfe  :zwinker: :-D

Moin,

danke euch beiden.
Ob sich das dann auf die 'Ahr' oder wie Imlegold schreibt 'Wolfsberg AT' (ich nehme an Östereich?)
beschränkt ist dann ja sehr unwahrscheinlich, da es sich dann doch um Schlacke aus der Verhüttung handelt.
In dem Link zur Ahr wird ja genau meine Historie (Verhüttung im 15. und 16. Jahrhundert) erwähnt.

Ich habe mal ein paar neue Fotos ohne direkte Sonne gemacht. Im ersten Foto wirken die Steine zu grün.
Ein weiterer Link auf der verlinkten Seite führt mich zum Bild rechts oben, auf meinem Farb-Vergleichsbild >klick<

Ich denke, das wird eben die Schlacke aus der Kupferverhüttung sein.
Danke für die prima Hilfe.

Gruß

Jürgen

PS ich habe da nicht alles abgesammelt, kann da aber noch wieder hingehen.
Wenn jemand daran Interesse hat einfach PM schreiben. Wieviel es sein wird weiß ich nicht - wer zuerst kommt ....
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

StoneMan

Moin,

Nachtrag:

Die grüne Färbung kommt u.a. durch Eisenoxyd. Einiger meiner Schlackestücke haben auch kleine
Einschlüsse die magnetisch sind.
Die Dichte von sechs verschiedenen Stücken beträgt im Mittel: 2,69 g/cm³
Siliciumdioxid SiO2 je nach Modifikation zwischen 2,19−2,66 g/cm³

Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

Levante

Huhu,

es handelt sich hier ganz einfache um Hochofen Schlacke. Eisenverhüttung würde passen, gerade im Rheinland wurden damit ganze Feldwege angelegt. Kann auch durchaus rezent sein.

Da ich in einer Eisengießerei in der QS sitze sehe ich das Zeug nicht ganz so häufig, aber manchmal darf ich auch raus. Von dieser schlacke produzieren wir am Tag etwa 100 Tonnen.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

StoneMan

Moin LE,

um einfache Schlacke von OK.

Aber...
Zitat StoneMan:
Gegen Ende des 15.Jahrhunderts war hier eine Erzgrube. Bis 1772 wurde dort mit
Unterbrechungen (u.a. Dreißigjährigen Krieg) nach Bleierzen geschürft. Ein Wassereinbruch
setzte der Förderung zunächst ein Ende.
Irgendwann ~ 1844 wurde der Betrieb wieder aufgenommen. Es ging wieder rauf und runter,
mal war es Wasser, mal die Technik die zu Unterbrechungen nötigte, oder zur Neige gehende
Erzvorkommen erzwangen die Stilllegung der Grube
.

...muss ich mir das auch damals in Form von "Hochöfen" vorstellen?
Bei "Hochöfen" habe ich immer die Bilder vom Ruhrpott/Oberhausen vor Augen.

Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

Levante

Zitat von: StoneMan in 13. Oktober 2014, 18:25:03
Moin LE,

um einfache Schlacke von OK.

Aber...
Zitat StoneMan:
Gegen Ende des 15.Jahrhunderts war hier eine Erzgrube. Bis 1772 wurde dort mit
Unterbrechungen (u.a. Dreißigjährigen Krieg) nach Bleierzen geschürft. Ein Wassereinbruch
setzte der Förderung zunächst ein Ende.
Irgendwann ~ 1844 wurde der Betrieb wieder aufgenommen. Es ging wieder rauf und runter,
mal war es Wasser, mal die Technik die zu Unterbrechungen nötigte, oder zur Neige gehende
Erzvorkommen erzwangen die Stilllegung der Grube
.

...muss ich mir das auch damals in Form von "Hochöfen" vorstellen?
Bei "Hochöfen" habe ich immer die Bilder vom Ruhrpott/Oberhausen vor Augen.

Gruß

Jürgen


da bin ich leider der falsche Ansprechpartner. Ich kenne nur wenige archäologische Fundbelege von Öfen, die ich auch selber gegraben habe. meist auch aus der zeit um den 30 jährigen krieg, diese waren aber nie klar einer Verwendung zuzuordnen. da benötigen wir wohl die Auskunft von jemanden, der sich damit schon länger beschäftigt. Was ist mit Dappler, der hat davon wohl etwas Ahnung?

LG

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

StoneMan

Moin LE,

Du bist lustig  :-D

Ich habe meine Frage wegen dieser Deiner Aussage an Dich gerichtet:
Zitat von: Levante in 13. Oktober 2014, 17:42:42
...
es handelt sich hier ganz einfache um Hochofen Schlacke.
...

Denn das bezog sich doch auf meine grünen Steinchen oder?
Wie gesagt, natürlich Schlacke - aber ist der Begriff Hochofenschlacke hier angebracht?

Ich meine, dass um 1895 der erste Hochofen (großtechnische Anlage) in Duisburg-Hamborn entstand,
aber meine Überbleibsel sind wohl früher zu datieren.

:kopfkratz: Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

Levante

Zitat von: StoneMan in 13. Oktober 2014, 20:07:16
Moin LE,

Du bist lustig  :-D

Ich habe meine Frage wegen dieser Deiner Aussage an Dich gerichtet:
Denn das bezog sich doch auf meine grünen Steinchen oder?
Wie gesagt, natürlich Schlacke - aber ist der Begriff Hochofenschlacke hier angebracht?

Ich meine, dass um 1895 der erste Hochofen (großtechnische Anlage) in Duisburg-Hamborn entstand,
aber meine Überbleibsel sind wohl früher zu datieren.

:kopfkratz: Jürgen

Wie kommst du denn darauf, dass dein Fragmente älter sind? sehen heute noch genauso aus. Das wird wohl wie immer ohne Beifunde nicht zu klären ein.  :zwinker:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

StoneMan

Zitat von: Levante in 13. Oktober 2014, 21:00:44
Wie kommst du denn darauf, dass dein Fragmente älter sind? sehen heute noch genauso aus. Das wird wohl wie immer ohne Beifunde nicht zu klären ein.  :zwinker:

"Älter als Hochofenschlacke"

Also noch einmal:
Gegen Ende des 15.Jahrhunderts war hier eine Erzgrube. Bis 1772 wurde dort mit
Unterbrechungen (u.a. Dreißigjährigen Krieg) nach Bleierzen geschürft. Ein Wassereinbruch
setzte der Förderung zunächst ein Ende.
Irgendwann ~ 1844 wurde der Betrieb wieder aufgenommen. Es ging wieder rauf und runter,
mal war es Wasser, mal die Technik die zu Unterbrechungen nötigte, oder zur Neige gehende
Erzvorkommen erzwangen die Stilllegung der Grube. An anderer Stelle wurden neue Gruben abgeteuft.
Um 1900 wurde dann der Betrieb in diesem Gebiet eingestellt.

Und danach war dort nie mehr Industrie - nur grüne Landschaft.
Von den Gruben sieht man heute praktisch nichts mehr, auf dem Gelände steht nun das
"Diakonissen-Mutterhaus Bleibergquelle".

Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

Levante

Guten Morgen Jürgen,

ich verstehe deinen Ansatz mittlerweile schon.."Aber" der Fehler liegt hier darin, dass du von dem Platz nicht auf das alter der schlacke schließen kannst. leider ist es nicht möglich diese in direkten Bezug zum Fundplatz zu bringen. In meinem Suchgebiet Werra-Meißner-Kreis findet sich solche schlacke auch an manch abgelegener Stelle, auch wenn dort nie eine Verhütung stattgefunden hat. Dieses Material wurde anscheinend oft sehr weit verbracht. Wenn du jedoch primär abgelagerte halten mit diesem Material in direkter Umgebung der ehemaligen Verhütung belegen kannst, ist dies ein direkter Hinweis auf das Alter der Schlacke. Am besten im Abwurf noch entsprechende Keramik oder Werkzeugreste der Hütte. Ein Hand voll oder ein bis zwei Eimer voll mit dem Material reichen da leider nicht aus.

Im Umkehrschluss besteht durchaus die Möglichkeit, dass die schlacke von der Hütte oder dem Hüttenplatz stammt, dies zu widerlegen oder zu beweisen ist so leider kaum möglich.  :smoke:

GLG

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

StoneMan

Moin mein Patrick,

das ist doch schon eine wunderbare ´Annäherung´  :winke:

Zitat von: Levante in 14. Oktober 2014, 11:23:35
...
ich verstehe deinen Ansatz mittlerweile schon.."Aber" ...

Im Umkehrschluss besteht durchaus die Möglichkeit, dass die schlacke von der Hütte oder dem Hüttenplatz stammt...

ich verstehe auch Dich... und das letztere ist doch auch "naheliegend" - aber ich bestehe ja nicht darauf.

Es sind dort an meinem Fundort ja keine Wege die mit Schlacke befestigt wurden, es
sind wilde Trampelpfade durch den Wald - ohne jegliche Bearbeitung/Befestigung.

Danke für Deine Aufmerksamkeit.

Gruß

Jürgen


Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
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Antoine de Saint-Exupéry

Kunckel

Hallo StoneMan, :friede:
habe Dir zu einem anderen Bericht geschrieben, es handlt sich hier nicht!!! um Kupfer- oder sonst eine Metallschlacke, sondern eindeutig um Waldglasschlacke! Hier war also definitiv eine Glashütte! Der Bericht über die Funde an der Ahr, "einmalig" ist definitiv falsch! Es ist auch keine Hochofenschlacke!!!!
Lieben Gruß :smoke: :winke:
Kunckel
Carpe Diem und wie passen Glas und Gewichte zusammen ?

Levante

Zitat von: Kunckel in 15. Oktober 2014, 17:34:19
Hallo StoneMan, :friede:
habe Dir zu einem anderen Bericht geschrieben, es handlt sich hier nicht!!! um Kupfer- oder sonst eine Metallschlacke, sondern eindeutig um Waldglasschlacke! Hier war also definitiv eine Glashütte! Der Bericht über die Funde an der Ahr, "einmalig" ist definitiv falsch! Es ist auch keine Hochofenschlacke!!!!
Lieben Gruß :smoke: :winke:
Kunckel

Na dann stellt den Bericht bei Glas ein.  :smoke:

Theoretisch müsste ich jetzt etwas schlacke aus der Firma mitbringen und ablichten, aber bei so einer Eindeutigkeit ist das ja unnötig....
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Levante

#15
ne muss doch noch mal...


..mit welcher Sicherheit du das Material als Überreste einer Glashütte ansprichst, schon beängstigend.  :zwinker:



einfach mal googeln "Grüne Eisenschlacke"
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)