Der Bärensteinbruch im Harz ..

Begonnen von McSchuerf, 30. Mai 2004, 23:02:33

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McSchuerf

Der Bärensteinbruch im Radautal, 3 km S Bad Harzburg im Harz
         - Eigenfunde im Juni 1994 -

                Peter McSchuerf

Zu den heute noch ergiebigen Mineralvorkommen des Westharzes gehört vor allem der große, immer noch im Abbau befindliche Gabbrosteinbruch südlich von Bad Harzburg im Radautal.

Seine Bedeutung liegt in der Vielzahl der dort gefundenen Minerale; so gab es dort bereits 1981 über 70 Mineralarten zu finden.

Bereits um 1838, schon wenige Jahre nach Beginn des Gabbro-Abbaus, erschienen die ersten Veröffentlichungen. FROMME fasste 1927 seine eigenen Beobachtungen mit der umfangreichen Literatur in einem Buch zusammen. 1968 gibt KORITNIG eine Übersicht der bis dahin bekannten Minerale in den für den Bruch charakteristischen Paragenesen heraus.
Zur Zeit dürften vom Bärensteinbruch rd. 100 verschiedene Mineralarten bekannt sein; 1990 waren es bereits 95 Mineralarten.

Es gab verschiedene mineralbildende Vorgänge im Bärensteinbruch:

1. Magmatische Primärkristallisationen von gabbroiden und ultramafischen, dioritischen und granitischen Magmen, z.T. unter Assimilation von älteren Sedimenten.

2.a. Pegmatitische Bildungen als Kristallisation von silikatischen Restschmelzen in Schlieren und Gängen.

2.b. Pneumatolytische bis hydrothermale Bildungen, mit z.T. metasomatischer Umbildung des Nebengesteins, als Gang- und Kluftfüllungen.

3. Kontaktmetamorphose älterer Sedimenteinschlüsse.

4. Neubildungen durch Oxidation.

Zu 1.:
Ältere Sedimente wie Tonschiefer, Sandsteine, Grauwacken und Kalke wurden von dem aufsteigenden Magma mitgerissen, zum Teil oder ganz aufgeschmolzen und vom Magma assimiliert (aufgenommen).
Gesteinsbildende Minerale des Gabbros sind Plagioklas, Biotit, Hornblende, monokline und rhombische Pyroxene wie Diopsid, Diallag-artiger Augit, Enstatit, Hypersthen und Bronzit.
Als akzessorische Minerale treten Graphit und Magnetkies (Pyrrhotin) und Pentlandit auf;
außerdem noch Kupferkies (Chalkopyrit), Apatit, Quarz und Molybdänit.
Der Granit kommt im Gabbrobruch gangförmig vor. Die hellgraue Farbe erinnert an die des Okergranits, jedoch kommen auch rötliche Varietäten vor. In miarolithischen Drusen findet man kleine Feldspat- und Quarz-Kristalle, auch würfelige Pyrit-Kristalle. Hornblende und Biotit sind ebenfalls makroskopisch erkennbar. Schörl ist nur selten anzutreffen.

Zu 2a.:
Auf Klüften und in Miarolen der pegmatitischen Granitgänge findet man unter anderem Allanit-Prismen (bis 2,5 cm), Allemontit-Körner (3 mm), Epidot-Garben (2 cm), große Gadolinit-Kristalle (1-1,5 cm) und dunklen Rauchquarz (2 cm). Belegt sind auch Bergkristalle bis 20 cm Länge, zentnerschwere Pyrrhotin-Massen (Magnetkies), attraktive Prehnit-Aggregate (2 cm) und flächenreicher Pyrit (Kristalle bis 5cm).

Zu 2b.:
Als echte pneumatolytische Bildungen (aus der Gasphase entstanden) kommen einige fast reine Quarzgänge in Frage. Der selten gefundene Hämatit in Form von blättrigen Aggregaten aus dem Bereich der 3. Strosse dürfte ebenfalls dieser Phase zuzuordnen sein.
Möglicherweise sind auch die verbreiteten Pyrit-Vorkommen dazuzuzählen. Mehrere mm- oder cm- große Pyrit-Kristalle bedecken die Wände geschlossener Klüfte eines angerußt aussehenden, oberflächlich in sehr Fe-reiche Chlorite umgewandelten Gabbros. Begleiter ist Calcit.
Die reichhaltigen Zeolith-Vorkommen (z.B. Stilbit, Heulandit, Laumontit, ..) in Begleitung von Calcit düften zu den hydrothermalen Bildungen zählen.
Weitere bekannte Minerale der vorgenannten Bildung sind Epidot, Prehnit, Zinkblende, Arsenkies, Arsenolith und Erythrin.

Zu 3.:
Die ehemaligen Karbonatgesteine wurden entsprechend ihrer Ausgangszusammensetzung zu Silikatmarmoren und Kalksilikatgesteinen verändert.
Im Gabbronorit mit Hornfels- und Marmor-Schollen findet man unter anderem eingewachsenen Apatit (Kristalle bis max. 5 cm); Brucit (Periklas-Pseudomorphosen), Hydrogrossular (1 cm), schwarzbraunen Schorlomit (Serie Schorlomit-Kimzeyit, Kristalle bis 2 cm) und roten Spinell (5 mm). Zu den Mineralien dieser Bildung gehören außerdem unter anderem: Wollastonit, Titanit, Vesuvian, Diopsid, Calcit, Dolomit, Hydrogrossular, Andradit, usw.

Zu 4.:
Dort wo die Sulfide oxidierenden Einflüssen ausgesetzt waren, kam es im Gabbrobruch zur Bildung von Sekundärmineralien - und zwar unter anderem zu:
Covellin, Cerussit, Malachit, Aurichalcit, Hemimorphit und Chrysokoll.

Meine Eigenfunde:
Während meines Besuches im Juni 1994 an einem Wochentag nach Ende der Betriebszeit, konnte ich bevorzugt im Haufwerk der 1. Strosse unter anderem folgende Mineralien auffinden:
Apatit-xx, Arsenkies / Löllingit, Bergkristall-xx, Biotit, Bleiglanz, Brucit-xx, reichlich Calcit-xx, Chrysotil, Datolith-xx, Diopsid, Dolomit-xx mit Apophyllit-xx, reichlich Epidot-xx, Gehlenit-/Grossular-xx, Hornblende, Montmorillonit, Mikroklin, Muskovit, Periklas-xx, Prehnit, Pyrit-xx, Talk, Vesuvian, Wollastonit, Zinkblende und Zeolithe.
In Hohlräumen des Gabbros konnte ich zusätzlich Adular-xx, Albit-xx, Titanit-xx und Chlorit-xx finden.
Einige meiner Mineralfunde sind auf den nachfolgenden Fotos abgebildet!

Schlusswort:
Die Betriebsleitung gehört auch heute noch zu den wenigen rühmlichen Ausnahmen, die das Betreten des Bruches nach Feierabend der Betriebszeit nach vorheriger Anmeldung gestattet.
Alle, die zukünftig diesen Bruch betreten wollen, werden gebeten einen Schutzhelm zu tragen und stets durch korrektes Verhalten mit dazu beizutragen, dass dies zur Freude aller Sammler so bleibt.

Literaturquellen / Quellen für meine Beschreibung:
Lapis 78/10, 17;
'Der Aufschluss' 81/7+8, 253-273;
Emser Hefte 89/1;
Mineralfundstellen Atlas Deutschland West von Stefan Weiß, Weise Verlag.

McSchuerf

.. Der Bärensteinbruch im Radautal ..

.. meine getätigten Eigenfunde - primär im Haufwerk der 1. Strosse..
Epidot wurde in den 80ern allerdings hauptsächlich auf der 4. Strosse vorgefunden..

McSchuerf

Schematische Darstellung des Bruchs ..

McSchuerf


McSchuerf

..und hier einige meiner Eigenfunde..

Albit-xx,
Bildbreite: 2 mm


[Bearbeitet am 30-5-2004 von McSchuerf]

McSchuerf

Titanit-x,
Kristallgröße: 2 mm

McSchuerf

Epidot-Kristallbündel,
Bildbreite: 5 mm

McSchuerf

Adular-xx bis 2 mm

McSchuerf

Apophyllit-Kristalle,
Bildbreite: 6 mm

McSchuerf

vermuteter Datolith in Kristallen ..
Bildbreite: 8 mm

McSchuerf

Granat-Kristalle bis 1 mm ..

McSchuerf

Pyrit-Kristalle bis 1 mm ..


caaso

einfach nur "Neid"...bin so oft im Harz unterwegs, habs aber noch nie dahin geschafft...hmmm...

RonnyNisz

Also da hat ja jemand einen Uralt-Trööt (8 Jahre!) mit echt sinnreichem Kommentar hervorgeholt. Ich war allerdings im letzten Jahr im Bruch und habe einige grünliche Sachen auf Quarz mitgenommen, liegen irgendwo im Schuppen. Wenn mal Fotowetter ist, mache ich Bilder und stelle sie rein. Wo der Thread jetzt ja sowieso wieder hochgesetzt wurde...

Gruß Ronny
Jeder Steinbruch ist meine Heimat