Scherbe, bitte um Bestimmung

Begonnen von sludsen, 10. Januar 2011, 13:03:52

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sludsen

Hi,
hier ein Randstück eines Keramikgefäßes. Da ich der Stelle, wo ich diese Scherbe gefunden habe auch viele weitere, sehr ähnliche Scherben finde (neben viiieel neuzeitlichem Müll) bitte ich um Bestimmung.
Danke schonmal!

Gruß
Sludsen

Verleihnix

#1
Ausbiegender Rand, grob geschichtet, feine Sandmagerung, welche durch die Oberfläche bricht: Irdenware! Von der keulenartigen Randform ausgehend Mittelalter. Bei mir würde ich das Teil ins 10/11 Jhd. einordnen, also Hochmittelalter Jetzt kommt es ganz drauf an, wo du das Teil gefunden hast. Das ist nämlich bei der Bestimmung immens wichtig.
:winke:

sludsen

Oh, sorry, ganz vergessen: Fundort ist mittleres Niedersachsen, zwischen Braunschweig und Hannover.

Verleihnix

Danke, würde ich dann so stehen lassen.  :super:

Levante

Hallo,

da tendiere ich geringfügig jünger, 12/14 Jhd.

Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

sludsen

Danke Euch!
Hier nochmal zwo Threads von mir, alles das gleiche Feldstück:
eins und zwo

Man erkennt viele Scherben von der Art wie das hier gepostete Randstück: graue Irdenware.
Wenn Du dazu noch was ergänzen kannst, was Zeitstellung, bzw Identifizierung betrifft, nur zu  :super:
lg
Slud

EDIT:
Levante hat ja schon in den Posts geschrieben  :winke:

Verleihnix

Hallo,
tendenziell sind die einfachen Randformen als älter zu betrachten. Bei einem so kleinen Fundstück, noch dazu außerhalb eines Befundes geborgen, ist es recht schwierig eine genaue Datierung via Internet vorzunehmen.
Trotzdem würde ich die Scherbe keinesfalls ins 13/14 Jhd. stellen. Bestenfalls noch ins 12.. Anbei eine kleine Übersicht aus: Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens Heft 18, Palithi -Die Keramik der jüngeren Eisenzeit, der römischen Kaiserzeit und des Mittelalters aus dem Pfalzberich von Pöhlde - .
Wie Du siehst stehen ähnliche Stücke dort im 10-12 Jhd. . Was sagt die zuständige Archäologie? Die müssten sich eigentlich gut mit ihrer Umgebung auskennen?


:winke:

sludsen

Zitat von: Verleihnix in 10. Januar 2011, 19:47:35
Was sagt die zuständige Archäologie? Die müssten sich eigentlich gut mit ihrer Umgebung auskennen?
Die "zuständige Archäologie" wurde von den Stadtvätern zum zweiten Mal in Folge mit einem Jahresbudget von 0 (schreibe: null) Euro bedacht. Der Archäologe der hier nur auf Abruf tätig werden kann hat leider kaum Zeit, sich in seiner Freizeit um meine Funde zu kümmern. Ich warte daher seit über einen Jahr auf einen "Termin" mit besagten Freelancer-Archäologen.
Darum versuche schon mal hier im vorab ein paar Infos zu den Keramikscherben zu bekommen. Bei dem Feldstück, auf dem ich die Scherben finde, ist keine Orts- oder Höfewüstung bekannt, aber ich hoffe, dass ich eine Wüstung an der Stelle irgendwann verifizieren kann. Trotz des vielen neuzeitlichen "Mülls" fällt die Häufung der grauen Scherbe auf.
Vielen Dank für die Übersicht über die Randformen,
so etwas suche ich schon lange!!!

Gruß Sludsen

Verleihnix

#8
Wie schaut es mit dem Verhältnis von Rand und Wandungsscherben aus (das ist bei der Ansprache als Wüstung sehr wichtig)? Gibt es gebrannten Lehm oder mit Holzkohle durchsetzte Befunde? Wie ist der Flurname? Gibt es Flurrelikte? Wie steht es mit der Fundverteilung aus, gibt es erkenn- und belegbare Anhäufungen der hochmittelalterlichen Keramik?
Ich bin den Links in den vorherigen Beiträgen gefolgt und habe dort gelesen, dass Funde vom Hochmittelalter bis zur ins 18. Jhd. auftreten. Kann es sich deshalb nicht um reine "Streuscherben" handeln?
Um die Ansprache als mittelalterlichen Wohnplatz zu belegen ist eine Kartierung der Oberflächenfunde zwingend notwendig. Es reicht eine einfache Einmessung mit GPS. Die ermittelten Koordinaten sollten, genügend Material vorausgesetzt, eine deutliche Übersicht des Platzes - und der Fundhäufungen zueinander- bieten. Zur Darstellung des Platzes können diese in eine Liegenschaftskarte eingetragen werden oder es wird eine GIS Karte erstellt.
:winke:

sludsen

Die hochmittelalterliche Keramik konzentriert sich allerdings auf ein schräg-ovales Gebiet von ca 15x10m während sich die andere Keramik auf das gesamte Feldstück verteilt. Beifunde in Form von Kohleresten oder Lehm hab ich noch nicht gefunden, nur eine große Menge Ziegelbruch (welche ich aber nicht unbedingt mit den MA-Scherben verbinde).

Das Verhältnis Rand- zu Wandscherben muss ich mal ermitteln.

Das Flurstück trägt den Namen "Bei den XXX Wiesen", bei XXX ist der Name einer ca. 400m südlich gelegenen Wüstung aus dem HochMA deren ich Name ich hier nicht nennen möchte. Nach landwirtschaftlichen Karten (Verkoppelungskarten) und Aussagen älterer Landwirte war besagtes Flurstück bis in die 1960er Jahre Wiesenland und wurde erst nach einer Flurbereinigung Acker.

Ca. 400m nördlich befinden sich im Wald die Reste einer Landwehr aus dem Hoch-/SpätMA, es sind über 1000m Graben-Wall-Anlage, einschließlich eines Plateaus, auf dem mal ein Wartturm stand, noch vorhanden. Es gibt weitere Flurrelikte, die sich zwar nicht eindeutig ansprechen lassen, verm aber sind es Wegtrassen.
Der besagte Archäologe hat in einem Telefongespräch mit mir gemutmaßt, dass die von mir gefundenen Scherben zu einer Art "Warthof" der Landwehr gehören könne....

Naja, alles Spekulation. Das mit den "Streuscherben" ist nach wie vor wahrscheinlich, vor allem wegen des großen Zeitraumes, aus dem die Scherben stammen.
Ich werde die Stelle aber (natürlich) weiter im Auge haben. Und auf einem Termin beim Archäologen hoffen  :-)