Zwei anpassende Fragmente einer hochmittelalterlichen Bodenfliese

Begonnen von thovalo, 27. März 2018, 19:09:35

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thovalo



Hallo zusammen!  :winke:


Vor einem Jahr fand ich zwei Fragmente von Bodenfliesen mit unterschiedlichen Motiven. Nun fand sich am Wochenende am selben Fundpunkt wieder ein Fragment mit dem Rest des Motivs einer "Rosette".


Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#1


Nach der Anfertigung der obigen Fotografie habe ich das Fragment zu den beiden anderen Stücken gelegt und war baff das eines der bereits gefundenen Stücke nicht nur das gleiche Motiv zeigte sondern auch unmittelbar an den neuen Fundbeleg anpasste.  :glotz:  Die Fliese ist nun, mit einigen Verlust der Oberfläche am Bruchrand, etwa zur Hälfte wieder beisammen.


Die Kantenlänge der ursprünglichen Fliese ist nun vollständig zu erfassen und beträgt 14 cm
Der Durchmesser der Kachel beträgt  2.4 cm
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#2


Eine Auffälligkeit ist das Carquellée im rechten Bereich der Oberfläche. :glotz:


Einem längeren Belaufen hätte die so vorgeschädigte Oberfläche des Bodenfliese nicht lange stand halten können und wäre abgeplatzt. Ich nehme an, dass dieses Exemplar aufgrund des durch eine Überhitzung des Brandes entstandenen Phänomens verworfen worden ist.


Keramische hochmittelalterliche (!) Bodenfliesen mit Ziermotiven sind gegenüber spätmittelalterlich datierenden Exemplaren und dekorierten Ofenkachel nur selten zu finden.

Das Motiv einer Rosette passt gut in die Frühzeit der Herstellung früh datierender verzierter Bodenfliesen im 12.-13. Jh.

http://www.geschichte-der-fliese.de/frueheeurop.html


Diese Kachel ist insofern auch eine Besonderheit, weil sie aus dem Bereich der Streuung verworfener Fehlbrände aus Brühl im Rheinland stammt und in all ihren keramischen Merkmalen in der Machart der hell gebrannten Keramik der Töpfereien von Pingsdorf gefertigt worden ist. Das 12. - 13. Jh. war die letzte Phase der Keramikproduktion in Pingsdorf. Die helltonige Varietät würde dabei eher in das 12. Jh. passen, da sich in der Endphase
der Keramikproduktion in Pingsdorf zunehmend der dunklere redzierte Brand durchgesetzt hatte.

Mir persönlich war bislang nicht bekannt, dass in Pingsdorf dekorierte Bodenfliesen hergestellt wurden. Meiner Erinnerung nach befinden sich im Kölner Schnüttgenmuseum einige Vergleichsstücke in vergleichbarer Machart aus einer romanischen Kölner Kirche. Die werde ich mir mal näher ansehen.


Vielleicht wissen Levante, Grünwald oder andere Sucher und Finder etwas über die Produktion von Bodenfliesen in Pingsdorf?


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.