Kerzenständer??

Begonnen von Grafino, 11. November 2010, 17:14:16

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Grafino


Hallo und guten Abend,

kann mir jemand bei dem abgebildeten Stück weiterhelfen?
Ich nenne es einfach mal " Kerzenständer " wenngleich es auch der Form nach an ein frühes Leitungsrohr
erinnert. Siegburger Machart und  26 cm lang. Ich denke es ist nicht wirklich so alt wie ich es gerne hätte  :zwinker:.
Zu meiner Frage: Gab es überhaupt so frühe keramische Kerzenständer ( 14 - 15 Jhd. ? ).
Ist jemanden Literatur bekannt in der frühe Siegburger Kerzenständer beschrieben, bestenfalls sogar abgebildet sind?
Viele Grüße

thovalo

 :-)

Aus Siegburger Zusammenhängen kenne ich so ein Objekt nicht!


Ist der Schaft durchgehend hohl?   :glotz:


Falls das Stück durchgehend hohl ist, assoziiere es eher mit eine Tondüse zum Bündeln der Luftzufuhr z.B. zum Befeuern eines Ofens ........ und nach "Siegburger Art" erscheint mir das gleichfalls nicht.
Wenn Rheinland, dann wäre eher an Langerwehe zu denken!


Bitte einmal nähere Angaben zur Fundregion und eine Ansicht des Innenlebens .....  LG  thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Grafino


Hallo Thomas,
danke für die schnelle Antwort und der spannenden Einschätzung.
Ja, der Schaft ist innen hohl ( siehe Foto ).
Erworben habe ich es im Auktionshaus, bezeichnet als " Tonobjekt, evtl. Kerzenständer ".
Die Fundregion ist mir somit leider völlig unbekannt. Wegen den Applikationen habe ich
an Siegburger Steinzeug des 15 Jhd. gedacht.
Ich habe noch nie etwas von tönernden Düsen zur Ofenbefeuerung, bzw. Luftbündlung gehört.
Waren die dann von außen sichtbar wegen den Auflagen?
LG
Guido

thovalo

 :-)

Ja, die waren außen sichtbar: der netteste Beleg den ich kenne, stammt allerdings aus der Eisenzeit und zeigt einen "grinsenden Bläser", ein menschliches Gesicht  :dumdidum:

...... warte mal ob noch andere Einschätzungen dazu kommen ....  als "Tondüse" kommt das Stück schon ganz gut in Frage und auch als Teil eines Aufbaus für alchemistische Experimente wäre so ein dekoriertes Stück vorstellbar ....


LG  thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

haasa2003

Hallo Grafino,

ein interessantes Stück,
leider habe ich z. Z. keine Idee, was das sein könnte und woher.
Würdest Du freundlicherweise noch eine Nahaufname
einer der Applikationen einstellen?
Vielleicht kann ich mir damit ein besseres Bild machen.
Gruß Winfried
Je länger man lebt,
desto deutlicher sieht man,
daß die einfachen Dinge
die wahrhaft größten sind.

Romano Guardini, 1885 - 1968

Grafino

Hallo Winfried,
anbei eine Nahaufnahme der Applikationen.
Hast du eine Idee zur zeitlichen Einordnung?
Gruß
Guido

haasa2003

Hallo Grafino,

erst einmal danke für das Bild! Noch keine Idee!

tut mir leid, wenn ich aber noch einmal frage:
kannst Du auch noch ein Foto einstellen von der Öffnung der anderen Seite?
Ich liege doch richtig, wenn ich das Foto der Öffnung, welches Du schon eingestellt hast, dem
"Fuß" der Röhre zuordne, auf dem die Röhre im Bild oben steht.
Die sichtbare Öffnung im Foto oben zeigt auf der anderen Seite ein winzig kleines Loch, oder kommt das durch perspektivische Verkürzung?

noch eine Frage: Sind die Applikationen als Modeln aufgelegt (sieht so aus) oder sind es Stempel?

Gruß Winfried
Je länger man lebt,
desto deutlicher sieht man,
daß die einfachen Dinge
die wahrhaft größten sind.

Romano Guardini, 1885 - 1968

Grafino

Guten Morgen Winfried

die Applikationen sind als Modeln aufgelegt.
Anbei das Foto der anderen Seite. Das dieses Stück als Kerzenständer
genutzt wurde zeigen die sichtbaren Reste an Kerzenwachs.
Gruß
Guido

werter47

Hi,
als Kerzenständer empfinde ich das als zweckentfremdete,sehr instabile Möglichkeit.
Gruß Günter

haasa2003

#9
Hallo Grafino,

virlen Dank für die Bilder, der ursprüngliche Verwendungszweck dieser Röhre ist mir
leider immer noch unklar.

Siegburg ist es auf keinen Fall, dafür scheint die Röhre mir auch nicht alt genug.
Ich würde sie, nach reiflicher Überlegung, ins 19. vielleicht sogar ins frühe 20. Jahrh.
einordnen. Die beiden Öffnungen der Röhre lassen mich das schließen. Die Fußöffnung ist rel. stabil,
kreisrund und sauber (fast maschinell) abgeplattet. Hierfür wäre ein Dorn denkbar, auf dem sie stand, wenn sie z.B. als
Kerzenleuchter oder ......... gedient haben sollte. Der Abschluss zu einer Standplatte wäre sehr sauber und gerade. Er erscheint wie geschliffen, mit einem Schleifgerät von Unebenheiten gereinigt. Auch die obere Öffnung ist ähnlich sauber gearbeitet. Ich habe mir in Ermangelung anderer Literatur das Buch von Heeg einmal vorgenommen: Die Köln-Frechener Keramik 1919-1934.

Hier gibt es, und ich denke aber, Deine Röhre ist älter, genügend Beispiele für Steinzeugprodukte, die nicht alle zum direkten Haushaltsbereich gehörten. Hier sieht man verzierte Säulen als architektonisches Beiwerk, Portalumrandungen, Kaminumrandungen, Brunnen, Produkte für die Gatrengestaltung usw.

Ich habe kein vergleichbares Beispiel für Deine "Trööte" gefunden, aber Anregungen zur Verwenung sind erlaubt.
Als Teil eines Röhrensystems ist Deine Säule ungeeignet. Es sei denn, sie wäre Endstück gewesen.
Auch die Auflagen auf Deiner Säule geben mir keinen Anhaltspunkt, Die recht einfache Model passt nicht zu den Modeln des ausgehenden MA und den Beginn der Neuzeit, als, wie Thovalo darauf hingewiesen hatte, die Emblematik noch eine große Rolle spielte. Auch die räumliche Verteilung der Modeln auf Deiner Röhre, Mitte und etwas außerhalb des "Goldenen Schnittes" in der einen Hälfte lassen mich vermuten, dass zur Herstellungszeit Deiner Röhre schon mit neuen Proportionsstudien experimentiert wurde.
Einen Bezug zum Herstellungsort herzustellen, traue ich mich nicht. Der Ton scheint schammottiert, und sehr perfekt gebrannt. Keine deutlichen Farbuntgerschiede lassen auf unterschiedliche Brenntemperaturen schließen. Der Herstellungsort wäre vielleicht über die Untersuchung eines Dünnschliffes zu ermitteln, aber der Aufwand ist nicht gerechtferigt.

Nun weiß ich, was ich nicht weis. Vielleicht ist die Röhre im benachbarten Ausland hergestellt worden, z. B. Belgien oder Frankreich. Hierfür fehlen mir leider Beispiele stilistischer Betrachtungen

Deine "Trööte" ist immer noch voller Geheimnisse, sie ist sehr schön und sammelwürdig, ich hätte sie auch erworben, denn als Kerzenleuchter
macht sie eine "gute Figur"
Ich würde mich freuen, wenn jemand aus dem Forumskreis näheres beisteuern kann und meine Überlegungen revidiert.

Gruß Winfried







Je länger man lebt,
desto deutlicher sieht man,
daß die einfachen Dinge
die wahrhaft größten sind.

Romano Guardini, 1885 - 1968

Levante

Moin Moin,

nun weiß ich auch wieder, warum ich auf das Teil kein Gebot abgegeben habe, wir haben schon genug herumstehen, wo wir keinen genauen Verwendungszweck ermitteln konnten.

Schaut aber besser aus, als auf den Bildern vom Auktionshaus.

Leider habe ich aber auch keinen Plan, worum es sich handeln könnte.

Aber hättest du nicht geboten, hätte ich es gemacht.  :zwinker:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Grafino


Ich danke euch für eure Mühe und den investierten Hirnschmalz.
Vielleicht stößt jemand ja noch auf Hinweise die zur Funktionsidentifikation der "Trööte" führen.
Eine Flasche guten Rotwein zur Belohnung soll es mir kosten  :winke:
Bis dahin darf die "Trööte" als Kerzenständer fungieren.
( Die Idee meines Sohnes, es handele sich um eine frühe Vuvuzela der Inkas oder Mayas zweifele ich mal an:zwinker: )
LG
Guido