Bombastspinnwirtel

Begonnen von Silex, 12. November 2005, 22:05:59

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Silex

Servus Leute
Aufgrund der Trockenheit .. was aus dem Keramikarchiv.   Mein aussergewöhnlichster Keramiklesefund.. Endjungsteinzeitlicher Bombastspinnwirtel. Frisch ausgeackert (damals). Normalerweise werden solch ältere Keramikteile in unserer dünnen Humuskrume nicht überliefert. Daneben lag noch ein lädierteres Fragment und ein paar poröse Scherben, vermutlich derselben Zeitstellung. Unweit davon der Fund einer flachen Beilklinge und einer Pfeilspitze.
Bei der Rarheit neolithischer Funde in unserer Gegend ein schönes Ensemble als Beleg für die grundlegenden Umbrüche der "neolithischen Revolution":
- Die neue Technologie des Schleifens von Felsgestein
-Die trianguläre Pfeilspitze als vermutlich erste "regelrechte" Kriegswaffe
-Der Spinnwirtel als Nachweis des Spinnens und Webens

Die Münze als Vergleichsmaßstab ist übrigens ein "Zehnerl"
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Rambo

Ich bin bei Datierungen von Spinnwirtel immer sehr skeptisch. Wenn sie nicht in einem gesichertem Fundzusammenhang gefunden werden, ist eine Datierung ohne technischer Hilfsmittel  fast unmöglich. Die Machart der Spinnwirtel hat sich über einen zu langen Zeitraum fast nicht geändert und speziell bei Funde ohne Verzierungen.....
In meiner Sammlung habe ich auch den einen oder anderen Spinnwirtel liegen, leider ohne die Möglichkeit einer zeitlichen Zuordnung da fast alles Ackerfunde sind.
Dazu  muss ich noch eine kleine Episode erzählen. Auf einer Grabung die sich wochenlang dahingezogen hat, fertigten wir am Abend manchesmal aus Lehm Spinnwirtel, um den einen oder anderen Archäologe zu ärgern :frech:, wenn wir so einen Spinnwirtel im Grabungsschnitt aus Versehen zertreten haben. :engel: Gebrannt haben wir diese Dinger immer im Holzkohlengriller. Daraus kann man sehen, das die Herstellung eines Spinnwirtel sehr einfach ist. Wir haben unsere gefertigten Wirtel sogar mit den ,,richtigen" Mustern verziert so daß man ,,fast" keinen Unterschied zu einem originalen erkennen konnte.
Gruß Rambo
....
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

Silex

Du hast recht Rambo mit den zeitlichen Einordnungsschwierigkeiten bei  Spinnwirteln. Jedoch trau ich einem versierten Sammler  zu einen  "neuzeitlich-mittelalterlichen" von vorgeschichtlichen Exemplaren  zu unterscheiden.
Bei diesem Exemplar ist allein durch die schiere Größe, die Tonzusammensetzung und die Art des Brandes, die  endneolithischen Beifunde und schließlich durch die Einordnung  des LfD kaum ein Zweifel möglich. Sonst hätt ichs hier nicht so fraglos hereingestellt.
Danke für Euer Interesse

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

..trotzdem sind Zweifel in archäologischen Datierungsfragen eher hifreicher als  haltlose Sensationseinschätzungen....
hier-ganz rechts noch das Fragment eines zweiten "Bombastspinnwirtelfragments" und keramische Beifunde die mir unter der Hand zerbrachen- die notdürftigen Klebeversuche sind allzudeutlich sichtbar...das LfD stellte  die Keramik ins Neolithikum. Übrigens... wenn derartig brüchige- feuchte Keramik  von der Ackeroberfläche geborgen wird- nicht gleich in einen Beutel geben... ein bißchen Trockenprozess macht die Fundstücke erst transportabel
Danke
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.