Einsatz Bechergewicht

Begonnen von stratocaster, 10. September 2008, 12:12:38

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stratocaster

.... wiegt 7,76 Gramm.
Hat innen 2 Punzen: ein großes X und dann noch etwas
außerdem innen eine "Zentrierbohrung", aber nicht durchgehend.
Siehe dazu auch:
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,31609.0.html
beide lagen übrigens ca. 200 m Luftlinie auseinander

Was die Gewichtsangaben betrifft, habe ich mir noch folgendes überlegt:
Durch die Patinierung müßte das Gewicht eigentlich zunehmen, denn aus dem Metall
wird ein Metalloxid, d.h. das Gewicht des Sauerstoffs kommt hinzu; und zwar nicht
als Gewichtsanteil des Gases sondern das müßte man eher über molare Massen oder so ähnlich betrachten.
Aber das dürfte der Chemiker Slowfood besser erklären können als der Werkstoffkundler Stratocaster

Gruß
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

stratocaster

Die RFA sagt übrigens:
Cu: 66 %
Zn: 26 %
Pb: 8 %
Daher Messing

Gruß  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
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slowfood

 :-D

man soll sich ja bekanntlich kein X für ein U vormachen lassen, aber in diesem Fall sollte uns das x weiterhelfen können bei der Identifizierung. Ich muss mal mit den Marken und dem Gewicht grübeln, für was das genau sthen soll.

Korrosion ist eher Alchemie als Chemie, insofern schwierig etwas präzises zu sagen. Dazu würde auch Wissen über die chemische Umgebung im Boden gehören. Das mit den Metalloxiden stimmt zwar prinzipiell, d.h., wenn sich welche bilden, wird das schwerer, auch bei anderen sich bildenden Verbindungen, weil ja was dazukommt. Gleichzeitig kann aber auch immer ein Verlust an Masse stattfinden durch herauslösen, so dass eine Voraussage über Abnahme oder Zunahme Spekulation wäre.

Schön die Info aus dem RFA, denn Messing sollte es auch tatsächlich sein.

Was das Loch angeht, muss ich mir die Produktion nochmal im Detail vvor Augen führen, es gibt etwas Literatur dazu. Wie schon mal diskutiert wurden die Teil erst gegossen und dann gedreht, Da aber nach dem Gießen das schon hart war, sollte sollten dann nicht das Loch ein Folge des Gießvorgangs sein?

Sehr schön zu sehen überigens im Boden die Riefen von der Nachbearbeitung mit der Feile, um das päzise Gewicht einzustellen. Ein nahezu untrügliches Zeichen für echte Einsatzgewichte.

Ihr habt das Problem nicht so, weil keiner ein gefälschtes im Boden vergraben wird, aber auf Märkten gibt es die übelsten bis zu sehr exakten Fälschungen.

slowfood,

der als Niederrheiner zwar nichts weiß, aber bekanntlich alles erklären kann, meint jedenfalls Hans Dieter Hüsch und der muß es bekanntlich wissen.
But thou, O Daniel, shut up the words and seal the book, even to time of the end; many shall run to and fro, and knowledge shall be increased.

slowfood

Also klar erst gegossen und dann gedreht. Da steht auch, das "Bodenloch" käme vom Drehen!?
Nun sind wohl keine Gußformen erhalten geblieben, man weiß aber in etwa natürlich wie das ausgesehen haben könnte.

Das X könnte aus Frankreich sein, das zugehörige Pfund zu den 7,76 gr liegt mit ca 497 gr recht nahe bei metrischen 500. Wenn das X französich wäre, dann stünde es für 1824, da das X nur einmal verwendet wurde, ansonsten viele Buchstaben mehrfach.

Um das andere Zeichen zu identifizieren bräuchte es wohl noch ein näheres Foto, gerne auch per e-mail, da ansonsten zuviel Information verloren geht.

slowfood
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IVVECVO

......das " Bodenloch " kommt nicht vom abdrehen , sondern wird dafür benötigt , dass
das Werkstück zentrisch eingespannt und so abgedreht werden kann. Die Form hat das
Stück durch den Guss erhalten - abgedreht wird die rauhe Gusshaut innen und aussen ,
der Rand wird oft profiliert bzw. mit Zierrillen versehen . Für die Gewichtseinhaltung ist
vermutlich eine Schablone verwendet worden . Drehladen benutzten schon die Römer.

         Gruss  Juv

slowfood

Klingt soweit logisch, wird dann das Loch in der Praxis quasi vorgebohrt?

Zierrillen gab es häufig bei älteren Stücken.

Das mit der Schablone erlärt sich mir aber nicht. Das grobe Gewicht war ja schon mit dem Gießen da, nach dem Drehen erfolgte die Feinjustierung durch abfeilen.
Wenn einer der Meister aus einem Gewichtstyp z.B. Kölner Gewicht einen anderen Typ machte, wurde mehr abgefeilt, oder bei größeren Differenzen, regelrecht größere Bereiche weggenommen.

slowfood
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IVVECVO

......tja , ich bin Theoretiker , aber mit vielen alten Arbeitsweisen vertraut . Die Zentrierbohrung
dürfte der erste Arbeitsgang des Drehers gewesen sein , diese muss genau mittig angebracht sein ,
damit das Wekstück nicht unrund auf der Lade anläuft. Das Gewicht ist meist nicht durchbohrt , es
genügt eine kleine Vertiefung in die die Zentrierspitze sich einsenkt. Vermutlich wurde die Vertiefung
eingedreht , also nicht manuell . Mit der " Feinjustierung " durch abfeilen des Bodens bin ich nicht ganz
glücklich , da ein komplett ineinander gestellter Satz oben exakt bündig abschliesst . Eine These wäre ,
das man vorhandene Gusszapfen am Boden abgesägt und grob verfeilt hat. Eine Schablone dient dazu 
den Umriss auszumessen , will sagen Steigung der Aussenwandung sowie die Gesamthöhe .

                  Gruss  Juv

slowfood

Das mit dem Feilen des Bodens ist schon so, wie man auch an zahllosen Stücken, ich habe ungefähr 60 Einsatzgewichte, feststellen kann.
Bündig muss im übrigen nur die Außenwand jeweils in die Innenwand des nächstgrößeren Einsatzes passen, nicht die Böden müssen Bündig sein.
Dann passen immer noch die oberen Ränder perfekt zueinander.

Die verschiedenen Arbeitsschritte wurden im übrigen von unterschiedlichen Menschen mit naturgemäß unterschiedlichen Berufen durchgeführt.

slowfood
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IVVECVO

#8
......mir ist alles recht .... ich hatte nie ein einzelnes Bodenfund Gewicht in der Hand , dafür mehrere Dutzend
komplette Gewichtssätze . Ich habe mich auch eher zwangsläufig damit auseinander gesetzt, um die
originalen von den Fälschungen unterscheiden zu können . Ist mir auch fast immer gelungen.  :zwinker:
Völlig klar ist , dass mehrere Berufsgattungen tätig waren - Giesser , Dreher , Eichmeister .

              Gruss Juv

Ps. Ich hab mal einen 13 seitigen Artikel über den Aufbau und Konstruktion alter Gelbgusskronen verfasst .
Hat nichts mit Bechergewichten zu tun - aber viel mit Herstellungstechniken. Bei Bedarf sende
ich Dir eine Kopie.

slowfood

Hi,

ich spreche schon auch von ganzen Sätzen, da ich Sammler von Gewichten bin und kein Bodensucher.

Der Artikel würde mich interessieren wegen der alten Verarbeitungstechniken!

Mir sind nur wenige Fälschungen angedreht worden, klar meine ersten und dann konnte ich schnell lernen. Einige der Fälschungen, die ich habe, sind nahezu perfekt, ein Laie würde die immer für echt halten, weil alle einschlägigen Merkmale erfüllt sind. Nur die Gewichte als solche stimmen nicht mit dem notwendigen Gewichtssystem überein, weder des betreffenden Landes, noch dem binären System der Bechergewichte. Ergo kaufe ich dort nur noch ein, wenn ich eine kleine digitale Waage mithabe. Alles andere kann man vergessen.

slowfood
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