Pfiffige Methode Silbermünzen zu fälschen

Begonnen von stratocaster, 03. März 2007, 19:18:08

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stratocaster

Mal ein Beitrag über eine metallurgisch sehr interessante Variante, Silbermünzen zu fälschen.
Diese Methode wurde bei den römischen Denaren angewendet und von Cope 1972 beschrieben.

Das erste Bild zeigt, wie ein klassischer ,,gefütterter Denar" hergestellt wurde, nämlich mittels eines Kupferkerns,
um den eine Silberfolie geschlagen wurde. Die andere im folgenden beschriebene Methode ist sehr pfiffig
und braucht erst mal ein paar Grundkenntnisse in der Werkstoffkunde:

Metalle sind üblicherweise polykristallin, d.h. sie bestehen wie ein Stück Würfelzucker aus sehr vielen kleinen Kristallen (Körmern).
Ein reines Metall, z.B. 100% Gold besteht also aus vielen einzelnen Kristallen, die nur Gold enthalten.

Eine Legierung aus Gold und Silber (z.B. das Metall Elektron 50%Au und 50%Ag) ist sowohl im flüssigen
wie auch im festen Zustand völlig ineinander löslich (so wie z.B. Wasser und Wein). Ein Stück Elektron besteht auch
aus vielen Kristallen, sogenannten ,,Mischkristallen", die alle in etwa 50/50 Au/Ag enthalten.

Die Legierung Silber-Kupfer ist komplizierter; das 2. Bild zeigt ein ,,Zustandsdiagramm", wo die Legierungsanteile
und die Temperatur aufgetragen sind. Ag und Cu sind im flüssigen Zustand vollständig ineinander löslich
aber im festen Zustand so gut wie nicht ineinander löslich.

Ich mache jetzt eine nicht ganz korrekte Vereinfachung (sonst wird das zu kompliziert) und sage,
dass Ag und Cu im festen Zustand überhaupt nicht ineinander löslich sind und dass es keine Mischkristalle gibt.
D.h. in einer Silbermünze mit z.B. 70% Ag und 30% Cu gibt es dann auch 70% Kristalle,
die nur Ag bestehen und 30% Kristalle, die nur aus Cu bestehen.

Jetzt wird es komplizierter: Bei 72% Ag haben wir ein sogenanntes ,,Eutektikum"; dort ist der geringste Schmelzpunkt
(nebenbei: mein Maria-Theresiengroschen aus dem 18JH hat genau diese Legierung). Eine eutektische Legierung
zeichnet sich weiterhin dadurch aus, das sie beim Erstarren aus der Schmelze sehr kleine lamellenförmige Kristalle produziert;
immer Ag neben Cu, usw. Da viel mehr Ag als Cu enthalten ist, erscheint eine Münze aus dieser
eutektischen Legierung auch wie reines Silber schön silbrig.

Das mikroskopische ,,Schliffbild" einer Legierung von nur 44% Ag und 56% Cu ist im 3. Bild dargestellt.
Die vielen großen Cu-Kristalle sehen dort schwarz aus und das weiß/schwarz-gesprenkelte dazwischen ist das
silberreiche Eutektikum. Diese Legierung sieht ganz rötlich kupferfarben aus.

Nach dieser ellenlangen Vorrede kommt der Trick der Münzfälschung, wie im 4. Bild dargestellt. (Flan heisst Schrötling).
Der Schrötling wird nun in Luft geglüht, wobei die Cu-Kristalle oxidieren und das Eutektikum im großen und ganzen nicht.

Durch Beizen in heissem Essig (Weißwaschen, Sieden) wird jetzt das Cu-Oxid entfernt und Stengel des silberreichen
Eutektikums bleiben stehen. Die Oberflächen werden nun gehämmert und der Schrötling hat eine wunderbare silberne
Farbe und kann geschlagen werden.

Ich kann mir vorstellen, dass diese dünne Schicht sehr verletzlich ist und dann zu der Art Korrosion führt,
die ein sehr ähnliches Erscheinungsbild wie eine ,,echte gefütterte Münze" hat.
Der ,,Kern" ist in diesem Fall aber nicht aus Kupfer, sondern 44/56 Ag/Cu, sieht aber kupferfarben aus.
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

stratocaster

Ich hoffe, dass ich mich einigermaßen verständlich ausgedrückt habe.

Gruß  :hacker: :winke:
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