Die Germanen II / I. ( Religion und Lebensweise )

Begonnen von Merowech, 19. Oktober 2006, 15:27:07

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Merowech

Germanische Religion/en
Literarische Quellen über den germanischen Glauben begannen mit dem Römer Caesar, der nur Sonne, Mond und Feuer als von den Germanen verehrte Wesenheiten nannte(Der gallische Krieg) und mit dem ebenfalls römischen Tacitus. Dieser setzte in seiner Germania die Hauptgötter römischen Gottheiten gleich, so Wodan/Wotan (Odin) dem Merkur, Tyr (Ziu) dem Mars, Donar (Thor) dem Jupiter, Frija (Frigg) der Venus. Weitere Gestalten der germanischen Götterwelt sind Freyja, Freyr, Baldr, Loki und Hödr und noch viele mehr.
                               

Die Götter der nordischen Edda sind erhöhte Wesen von menschlicher Gestalt, deren Überlegenheit auf Zauberkräften beruht. So nahm die Zauberei einen wichtigen Platz im germanischen Leben ein, wozu auch die Befragung der Runen gehörte.
                                                               

Einen eigentlichen Priesterstand kannten die Germanen nicht. Wahrscheinlich hatte der oberste Verwaltungsbeamte priesterliche Aufgaben. Nach Tacitus hielten die Germanen ihre Gottesdienste nur im Freien, in auf Hainen, ab. Im Laufe der Zeit begannen sie auch mit dem Tempelbau und der Verehrung von Götterbildern. Die nächtliche Seite der Wotansreligion spiegelt sich in dem Glauben an die Wilde Jagd.
                                                 

Neben dem eigentlichen religiösen Glauben bildete sich allmählich eine Lehre von den Mächten und Geschehnissen einer höheren Welt heraus. Es waren vorzugsweise die Isländer, die sich um dieses heidnisch-nordische Weltbild bemühten; bei ihnen konnte sich die Religion noch ein Jahrhundert länger als andernorts halten. Nach ihrer Überlieferung ist die Welt von gütigen Göttern, Asen und Vanen, aus den Gliedern eines Urwesens, dem Riesen Ymir, geschaffen und eingerichtet. Welt und Menschheit werden einst in den Ragnarökr zu Grunde gehen. Quelle dieses Weltbildes ist vor allem die Edda.
                                                             

Die Mythologien der Völker Skandinaviens unterscheiden sich in manchem von dem, was aus dem mitteleuropäischen Germanien überliefert ist. So fehlen die Gottheiten Loki, Hoenir und Heimdall dem Süden völlig. Andererseits kennt der Norden nicht die im Raum des heutigen Deutschland verehrten Eru, Phol, Saxnot, Beovulf/wulf, Zisa oder Sindgund. Auch Gottheiten des Mittelmeeraums wie die Isis oder die Diana waren wegen des regen Austausch mit der hellenistischen Welt pflegenden Germanen Mitteleuropas bekannt.

Angesichts der Weite des Raumes und des Zeitraums nehmen einander scheinbar widersprechende Angaben nicht Wunder. Vermischungen mit Nachbarvölkern tun ein übriges, es ist somit keine einheitliche Germanische Religion vorzufinden. Keltische oder römische Einflüsse im Westen und Süden, Berührungen mit Balten oder Slawen im Norden und Osten sowie frühe Expeditionen germanischer Völker bis nach Kleinasien brachten neue Formen in ihren Kult und Riten ein.
Sonnwendfeier / Sonnenwendfeier
Die Germanen feierten um die Wintersonnenwende das Julfest.
Die Sonnenwendfeste haben vor allem in den germanischen, nordischen, baltischen, slawischen und keltischen Religionen einen festen Platz.Das Julfest ist ein nordgermanisches Fest im Winter, dessen Ursprünge und Bedeutung weitestgehend im Dunkeln liegen. Eine vor allem durch den Nationalsozialismus geprägte, weitverbreitete, aber wissenschaftlich nicht haltbare Ansicht ist es, dass es ein Vorläufer Weihnachtens sei, das im Zuge der Christianisierung übernommen wurde, und es dessen Termin (mit-)bestimmt habe. Denn der Termin für Weihnachten ist wesentlich älter als der Einfluss germanischen Brauchtums. In den skandinavischen Sprachen heißt Weihnachten heute Jul, im Englischen besteht der Begriff Yule und im Nordfriesischen heißt es Jül.

                                               

Lebensweise   
   
Die Germanen wohnten in relativ kleinen Siedlungen. Aus den Bestattungsplätzen der Germanen schließen Archäologen, dass die Größe von Siedlungen bei etwa zweihundert Menschen lag. Die Siedlungen entwickelten sich selten geplant. Dort wo bereits ein Germane siedelte, kamen bald weitere hinzu. Ein Erbe dieser Siedlungsweise sind bis heute die so genannten Haufendörfer in Deutschland und anderen Ländern der germanischen Kulturkreises. Häufig wurden die Dörfer von einer Art Zaun, seltener durch eine richtige Palisade umgeben. Nur in den Grenzregionen zum Römischen Reich wurden mit Beginn der Feindseligkeiten und gegenseitigen Übergriffe die Dörfer mit Wällen oder Palisaden geschützt und bewacht.
                                           

Aus Ausgrabungen ist bekannt, dass die Germanen in Holzhäusern in Skelettbauweise wohnten. Da im Gegensatz zu Steinhäusern das Holz mit der Zeit verrottet, geben lediglich die archäologisch nachweisbaren Pfostenlöcher einen Aufschluss über den genauen Aufbau der Häuser. Die verbreitetste Art war das germanische Langhaus, das aufgrund seines Verhältnisses von Länge und Breite so bezeichnet wird. Unter seinem Dach beherbergte es sowohl die Familie als auch alle Halbfreien und Sklaven sowie die Tiere, die lediglich durch eine Wand getrennt waren. Dies hatte vor allem den Vorteil, dass die Tiere dazu beitrugen, das Haus in den kalten Wintermonaten mitzuheizen. Der Wohnraum besaß keine weiteren Trennwände, in seiner Mitte befand sich eine Feuerstelle. Der Rauch konnte über eine Öffnung im Dach abziehen. Fenster besaßen die germanischen Häuser nicht.                                                                                                       

                                                       
Die Germanen waren hauptsächlich sesshafte Bauern und gingen, im Gegensatz zu einer weit verbreiteten Vorstellung, nur selten zur Jagd. Sie lebten hauptsächlich von der Eigenproduktion, neben der Landwirtschaft gab es  Handwerker wie Schmiede, Töpfer und Tischler. Das Rad war bereits seit indoeuropäischer Zeit bekannt, es gab im Germanischen sogar zwei Wörter dafür. Geld kannten die Germanen nicht, ihr Handel beschränkte sich auf reine Naturalienwirtschaft. Hauptwertgegenstand war wie bei den Römern das Vieh. Davon zeugt bis heute die Bedeutung des englischen Wortes fee = Gebühr (ursprünglich eben: Vieh!).

Unter den Feldfrüchten kam der Gerste eine besondere Rolle zu. Verschiedene Weizenarten, Roggen, Hafer und Hirse kamen - regional unterschiedlich - hinzu. Vor allem im Nordseeküstengebiet wurde die Ackerbohne angebaut. Ansonsten auch die Erbse, der Flachs und etwas Hanf. Gartenbau wurde ebenso betrieben; Obstbau scheinbar nicht. Auch Wildfrüchte wurden nicht gesammelt.
Gezüchtet wurden hauptsächlich Rinder, ebenso Schafe, Schweine, Ziegen und Gepflügel sowie Pferde, Hund und Katze. Außerdem war den Germanen die Bienenzucht ebenso wie die Webkunst bekannt. Ebenfalls wussten die Germanen, wie Käse zubereitet wird. Die germanische Sprache kannte ein eigenes Wort für Weichkäse, das in den skandinavischen Sprachen im Wort "Ust" bzw. "Ost" (= Käse) fortlebt. Für Hartkäse entlehnten sie das lateinische Wort caseus (= Käse).

Der Ritzpflug war lange bekannt, vereinzelt wurde auch ein Scharpflug genutzt. Ebenso war die Egge bekannt, sowie der Spaten, die Hacke, die Harke, die Sichel und die Sense. Die Äcker ließen sie regelmäßig brach liegen, und sie wussten um den Nutzen der Düngung. Getreide wurde hauptsächlich in Form von Brei gegessen, Brot konnte sich bis ins Mittelalter nur die Oberschicht leisten.
Die ländlichen Siedlungen waren ebenso der Raum handwerklicher Tätigkeiten. Die Verarbeitung von Leder oblag den Männern, während Textilien (Spinnen und Weben) von Frauen produziert wurden. Spezialisierte Personen - die immer auch noch Bauern waren - waren als Zimmerer, Tischler, Drechsler oder Schnitzer tätig. Ebenso wurde Eisen, Buntmetall, Bein sowie Ton verarbeitet. Überörtliche Manufakturen bzw. Handwerksbetriebe waren selten. Es gibt keine Hinweise auf ein ausgebautes Straßennetz, Warenverkehr auf Rädern oder mit Schiffen. Jedoch sind römische Luxusgüter überall auf germanischem Gebiet zu finden. Umgekehrt wurden vermutlich Bernstein, Pelze und von Römerinnen sehr geschätztes blondes Frauenhaar exportiert. Römisches Geld war in Besitz von vielen, diente jedoch nicht dem Geldverkehr. Eine eigene Münzprägung ist erst aus nachantiker Zeit bekannt.

Nach neuesten Erkenntnissen soll sich in der Nähe des heutigen Berlin bereits eine Art Hütten"industrie" entwickelt haben. Der dort produzierte Stahl soll von hoher Qualität gewesen und vor allem in das Römische Reich exportiert worden sein. Auch der Schiffbau (Hjortspringboot, Nydam-Schiff) war bereits hoch entwickelt.

Die Produktivität war wesentlich geringer als bei den Römern. Tacitus etwa berichtet: "Vieh gibt es reichlich, doch zumeist ist es unansehnlich. Selbst den Rindern fehlt die gewöhnliche Stattlichkeit und der Stirnschmuck" (Kapitel 5). Deshalb kam es oft zu Hungersnöten, und viele Germanen litten an Unternährung, was zu einer deutlich verringerten Lebenserwartung führte. Es wird vermutet, dass dies eine der Hauptursachen der germanischen Wanderbewegungen ist (wie etwa der Zug der Kimbern und Teutonen), die schließlich mit der großen Völkerwanderung ihren Höhepunkt erreichte.
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker: