Bauarbeiten beobachten!

Begonnen von Gröschaz, 18. August 2002, 01:52:37

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Gröschaz

Oft schon wurde ich von Bauarbeitern angesprochen, auf deren Arbeitsfläche ich mit dem Detektor suchte.

Bauarbeiter und Bauherren an sich sind am schnellen Fortgang der Arbeiten interessiert (Verzögerungen kosten!).
Deshalb werden viele durch die Arbeiten zutagegekommenden Bodendenkmäler und Hinweise darauf geflissentlich "übersehen".

Viele Funde und ganze Bodendenkmäler wurden und werden durch diese Weise für immer zerstört oder vertuscht.

Jedem an unserer Geschichte interessiertem Sucher sei nahegelegt, solche Stellen unverzüglich den zuständigen Denkmalämtern zu melden.

Nur Fachleute sind imstande, Fundstücke
fachmännisch auszuwerten und Fundstätten vor weiterer Überbauung auszuschließen und so der Nachwelt zu erhalten.

Besucht deshalb Baustellen regelmäßig und meldet alle Funde und alle möglichen Bodendenkmäler schnellstens!
Einen Tag später kann alles schon zu spät sein!
Ich trage deshalb immer die Telefonnummer des Denkmalamtes mit mir.
Diese Nummer habe ich auch schon mehrmals in Anspruch genommen.
Die aufgesammelten Fundstücke habe ich jeweils dem LDA übergeben.
Der Dank des Staates blieb zwar regelmäßig aus, aber man handelt ja schließlich zum Wohle Aller!

Gruß Gröschaz

Ruebezahl

Bei Baustellen kann ein anderes Problem auftauchen. :besserwiss::-D:besserwiss:

Sollten die am Bau Beteiligte (Polier, Architekt usw.) schon einmal eine Stilllegung der Baustelle wegen eines KD`s durch das Amt erlebt haben, ist es mit der Freundlichkeit oft nicht weit her. :-(

Hier nun die Frage, sollte man diese Baustelle (nach Arbeitsende) trotzdem "illegal" besuchen um mögliche Bodenfunde festzustellen und gegebenenfalls zu melden ?

Oder ist es besser einfach wegzuschauen ?
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

SheepThought

Moin zusamm!

Also, ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie hauptsächlich wissen wollen ob man im ofiziellen Auftrag sucht, und das verneine ich...

Was dann passiert, wenn man etwas gefundenes meldet, muss man ja nicht erwähnen - wir wollen ja nicht den Goldmünzen-Hortfund an die Wand malen...:-D

Bye

Derk

Gröschaz

Absperrungen sollte man nicht gerade überschreiten, um auf die Baustelle zu gelangen.
Auch Besuche von Unbefugten während der Arbeitszeit sind nicht gerne gesehen.

Es bleibt also nur der Feierabend, um die Baustelle abzuscannen.
Bodenverfärbungen und Tonscherben sind ja auch ohne große Mühe zu erkennen.

Kleinere Baustellen wie Kanalgräben kann man auch mal bei Betrieb besuchen.
Hier hilft der Hinweis, man sei privat (und nicht etwa vom Denkmalamt).

Auffälligkeiten, die auf ein Bodendenkmal hinweisen, würde ich melden.

Gruß Gröschaz

Jotonius

Bei der Suche im Wald kam mal eine Dame in den besten Jahren auf mich zu und sprach mich an, was ich da mache. Ich erklärte ihr es.

Dann erzählte sie mir, daß ihr Mann Architekt sei und bei einer seiner Baustellen mal Münzen beim Ausbaggern zum Vorschein kamen. Er hat es gemeldet. Aus purer Dankbarkeit hat man ihm einen Baustop von 1/2 Jahr verhängt. Da traf ich dann schon empfindlich. Dem LDA wars scheißegal, die gehen da mit ihren Hochheitsrechten nicht immer gerade einfühlsam um.
Er wird nie wieder was melden, sagte sie mir. Was zum Vorschein kommt, wird schnell wieder untergebuddelt.

Auch viele Landwirte, die mit dem LDA zu tun hatten, sind nicht gerade gut auf die zu sprechen. Grund sind die lange Sperrzeiten, i.d.R. OHNE Entschädigung.

Die Betroffenen triffts oft hart.

Wenn schon sowas gesperrt wird, sollte mans auch zügig abarbeiten (schnelle Notgrabung). Wenn das nicht geht, sollte man überlegen, ob die Stelle wirklich so hohen wissenschaftlichen Wert hat.

Jedenfalls haben sich "die Jungs" vom LDA vielerorts nicht gerade beliebt gemacht. Es sind halt auch keine Heiligen! :besserwiss:

[Bearbeitet am 18-8-2002 von Jotonius]

Ruebezahl

@bergungsdienst,
wir versuchen hier im Forum zu vertreten, daß wir durch unser Hobby Funde und Befunde für die "Nachwelt" erhalten können.

In diese Richtung gehen auch die Aussagen von Gröschatz, die nichts mit Hilfsbüttel vom LDA zu tun haben !

Du hast aber leider recht, wenn es um Baustellen von privaten Häuslebauern geht. Dabei kann die Gesetzeslage den Bauherren in arge Schwierigkeiten bringen. Trotzdem sollten auch bei privaten Bauvorhaben auftretende Funde geborgen und ausgewertet werden. In diesem Fällen den richtigen Weg zu finden ist nicht einfach.

Aber das erst vom Häuslebauer Fundstellen entdeckt werden ist höchst selten. Davor sind ja fast immer Erdbewegungen für Erschließungsarbeiten durchgeführt wurden die vorhandene Funde ans Tageslicht bringen würden.

Viel interessanter als die Baugrube für ein Einfamilienhaus sind ja eh Flächen, wo großräumig der Mutterboden abgeschoben wird, so wie Straßenbau, Erschließung von Gewerbeflächen, Kies und Sandabbau usw.. Dabei werden auch die meisten Fundstellen entdeckt.
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

Thor

Hi Bergungsdienst

Dann würde mich aber brennend interessieren wie man deiner Meinung nach mit archäologischen Funden bei der Erstellung eines Objektes umgehen sollte. Ignorieren?
So etwas wurde viele Jahre in meiner Heimatstadt praktiziert, wodurch viel verschwunden ist. Ich kann mich dran erinnern wie wir damals als Kinder den Abraum nach römischen Artefakten durchwühlt haben. Vieles liegt heute im Stadtmuseum, vieles aber auf der Deponie.

:heul:
Gruß und Gut Fund, Thor

Auri sacra fames

Ruebezahl

Doch noch eine Anmerkung !
Arbeitslose, Konjunktur, Insolvenzen und all das andere kommen und gehen, leider für manche mit harten persönlichen Konsequenzen.

Was ist aber mit einem Volk ohne Geschichte ?

Schaut doch mal übern großen Teich, was dann passiert ! :heul::wuetend:
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

EGS

Hi, an alle und erst einmal ein gutes neues Jahr.

Ich bin Architekt.
Von beruflicher Seite her habe ich schon mal mit den Herrschaften vom LDA zu tun.
Da gibt es :super: und echt :heul:.
Ich selbst würde jede Fundstelle sofort dem LDA (Landesdenkmalamt) melden.
Selbstverständlich nicht, ohne vorher den Bauherrn in Kenntnis zu setzen.

Und übrigens, im gewissen Sinne sind wir ein Land ohne Geschichte.
Die Geschichte wurde und wird von den Siegern geschrieben, und die Römer waren die Sieger.
Über die römischen Kaiser wissen wir deutlich mehr,
als über unsere eigenen germanischen, fränkischen, keltischen, ...., ..., Vorfahren.
Also immer dran denken, die vom Denkmalamt wollen immer nur die Baustellen stilllegen.
Und das kann einen privaten Bauherrn ja echt in den Ruin treiben, gell Bergungsdienst?
Wieviele Baustellen wurden  Dir denn schon eingestellt?
Oder ist das nicht etwa doch nur so ein Geschwätz, ach da war doch ...
:cop:
Die vom LDA wissen ganz genau, daß sie auf einer privaten Baustelle recht wenig zu bestimmen haben, und sind da in der Regel äußerst kooperativ.
Daß eine Notbergung möglicherweise nicht sofort durchgeführt werden kann,-
ist wohl für jeden nachvollziehbar.
Aber solche Aussagen von wegen ... halbes Jahr Baustopp ...  Ruin ... in den Raum zu stellen-
ist verantwortungslos und kontraproduktiv.

gruss   egs