Alte Flurnamen

Begonnen von Laurin5, 22. Juli 2006, 11:55:43

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Laurin5

Guten Tag,
ich befasse mich schon seit Langem mit einigen Flurnamen in meinem Heimatdörflein, bei einigen komme ich aber nicht so recht weiter, was mich veranlasst, euch um eure Hilfe zu bitten. Einige dieser Namen sind nicht mehr als solche bekannt, ich habe sie darum einem alten Steuerkataster, der um das Jahr 1785 erstellt wurde, entnommen. Konkret handelt es sich um folgende Namen:
- (die) Uische: Dabei handelt es sich um eine Wiese mit drei Quellen, welche heute noch als Trinkwasser genutzt werden. Der Name dürfte keltischen Ursprunges sein und soviel wie "Wasser" bedeuten; die irisch-gälische Bezeichnung für Wasser heißt heute noch "uisce, ischké". Bei uns in Südtirol ist (der) Uisch außerdem die Bezeichnung für eine hölzerne Wasserrinne.
- (die) Prente: Waldstück mit Fichten und Föhren besetzt.
- (der) Raissacker: Kleine Dauerwiese, die seit Menschengedenken nicht als Acker genutzt wird.
- (die) Kammerwiese: Größeres Waldstück, welches seit Menschengedenken nicht als Wiese genutzt wird.
- (die) Will-Wiese: Kleine Dauerwiese nahe des "Wielenbaches" (mundartlich "Wiuleboch"). Möglicherweise enthält die Wurzel "Wil" einen Hinweis auf den örtlichen Drei-Jungfrauenkult, namentlich auf die Mondgöttin "Wilbeth".
- (das) Klamäckerle: Ca. 2 ha große Dauerwiese.
- (das) Pizet: Ca. 2 ha große Dauerwiese, welche in früheren Zeiten als "Ochsenweide" genutzt wurde. Das "Pi" im Namen könnte ein Hinweis sein auf eine alte Umfriedung (vgl. das Wort "Amphitheater").
- Krümppen: Heute Teil einer mit Lärchen besetzten Weide. An dieser Stelle befindet sich ein Granitstein mit fünf 9 bis 14 cm tiefen Bohrlöchern. Der Stein ist eingefriedet und hat eine kopfähnliche Form (siehe Bilder).
Vielleicht weiß jemand von euch mehr über die Etymologie dieser Flurnamen. Ich bin um jeden Hinweis dankbar.
Herzliche Grüße
Laurin5

El Grabius

Hallo Laurin5

Zitat von: Laurin5 in 22. Juli 2006, 11:55:43
- (der) Raissacker: Kleine Dauerwiese, die seit Menschengedenken nicht als Acker genutzt wird.
Ich bin um jeden Hinweis dankbar.
Herzliche Grüße
Laurin5

Je nach regionalen Unterschieden in der Lautverschiebung bedeutet/e "Rais/s, reis/s" etc., zumindest in meiner Gegend, ein Flurstück welches an eine Altstraße grenzt/e. Siehe auch "Raisbüchlein" - Vorgänger von Landkarten oder "Raisweg, Raissteig, Rais/sholz, Rais/swies und eben Rais/sacker.
Hoffe der kleine Hinweis hilft Dir weiter.

Viele Grüße El Grabius

Corax

Hallo Laurin,
Kammerwiese = eine zum Kammergut oder Kämmerei gehörige Wiese ( Kameralwiese, Kämmereiwiese..)

http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~cd2/drw/e/ka/mmer/eiwi/kammereiwiese.htm#KAMMEREIWIESE

Gruß Corax

Silex

Bei uns in der Oberpfalz gibts Flurnamen die "Brenntenschlag" oder "Prentlschlag" heißen.
Ich würde vermuten dass Deine "Prente" etwas ähnliches  bedeutet. Wenn es nicht ein ehemaliger Besitzer ist der den Eigennamen dazu "hergab", dann würde ich auf ein ehedem abgebranntes Waldstück tippen
servus
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Corax

#4
Hallo nochmal,
was auch noch möglich ist: in Westtirol und angrenzendem Vintschgau bedeutet Prente "kalter Talnebel" - Prente ist ein sogenanntes spätromanisches Reliktwort - hier mal der Link dazu ( Seite 6-7 "Tiroler Mundarten")

http://members.aon.at/vdpoe2/0103/sb0103.pdf

PS: Den Stein finde ich ja interessant - schaut ja echt aus wie ein Schädel :staun:

Laurin5

Hallo Edi,
als Brand (männlich) wird auch bei uns ein Kahlschlag bezeichnet. Allerdings ist es dann eben "der Brand" und nicht "die Prente". "Prente" in der Bedeutung von "kalter Talnebel" ergibt für mich wenig Sinn zumal das Waldstück auf einer sonnigen Siedlungsterasse liegt und nicht im Tal. Dennoch vielen herzlichen Dank für deine Einschätzung.
Laurin5