Zeichnen - Vom Foto zur Kontur

Begonnen von StoneMan, 15. Dezember 2011, 16:09:54

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StoneMan

Moin,

jeder der einmal Artefakte gezeichnet hat, weiß um den zeitaufwändigen Vorgang
die Konturen eines Artefakts korrekt aufs Papier zu bringen, ehe der viel wichtigere
und noch aufwändiger Teil des "Innenlebens" folgt.

Warum also nicht den eher "unwichtigen" Teil vereinfachen?

Wer über ein Bildbearbeitungsprogramm verfügt, kann somit den Zeichenvorgang der Konturen,
der Umrisslinie, vereinfachen.
Die ersparte Zeit ist immens und die Genauigkeit leidet in keiner Weise.

Die eigentliche Arbeit des Abzeichnens vom Original (Retuschen Grate) bleibt davon unberührt.


Zu den einzelnen Schritten ein paar wenige Erläuterungen:

Schritt 1
Das Foto.
Die drei Hauptansichten müssen möglichst genau von oben (90°) fotografiert werden.
Dazu ist es von Vorteil, einen möglichst weiten Abstand von der Kamera zum Motiv zu wählen,
damit es keine Verzerrungen durch eine Weitwinkel-Einstellung ergibt.

Zwischenschritt 1a (hier nicht beschrieben): Das Objekt wird mittels geeignetem "Werkzeug" freigestellt.

Schritt 2
Das freigestellte/ausgeschnittene Objekt wird komplett geschwärzt.

Schritt 3
Im Menü "Ränder > Hervorgehoben", wird das schwarze Objekt mit einem weißen Rand versehen.
Die Linienbreite vom Rand kann entsprechend dünn gewählt werden.

Schritt 4
Mit dem Menü-Effekt "Negativ" erhält das Objekt einen schwarzen Rand.

Das geht natürlich auch umgekehrt, erst Objekt weiß machen und dann schwarzen Rand verpassen,
mit einem weißen Objekt (ohne Randkontur) arbeitet es sich aber auf weißem Grund nicht gut.

4a (hier nicht im Bild dokumentiert):
Zur Vereinfachung kann man sich mittels "Menü: Freihandzeichnung" innerhalb des Objekts noch
ein paar markante Fixpunkte setzen, die das Zeichnen mit der Hand erleichtern  

Wer mit der Maus geschickt ist und lediglich eine Skizze benötigt um das Foto zu unterstützen,
kann das Objekt auch teilweise oder komplett mit der Maus zeichnen (Menü: Freihandzeichnung) > Beispiel zweites Bild unten.
Die Arbeit mit Zirkel, Geodreieck und Profilkamm entfällt hier.
Wer über ein PC USB Grafikpad verfügt, kann dieses für derartige Anwendungen nutzen.

Schritt 5
Es ist zweckmäßig, erst auf einfachem Kopierpapier einen Probedruck wegen der gewünschten
Skalierung zu machen. Danach das bessere Zeichenpapier einlegen.
Druckqualität "Hoch", damit die Umrisslinien auch dünn werden.


Viel Erfolg - über eine Rückmeldung würde ich mich freuen.


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

sludsen

Super, danke für den kleinen Guide!!!!
:super: :super: :super:

Gruß
Slud

archfraser

 :super: Jürgen
Vielen Dank für die wertvollen Tips.
Wird bei nächster Gelegenheit ausprobiert!
:Danke2:
archfraser
,,Es mag sein, dass wir durch das Wissen anderer gelehrter werden. Weiser werden wir nur durch uns selbst."

Michel de Montaigne

Iwero

Hallo StoneMan,

Das Zeichnen eines Objektes ist wahrlich eine Herausforderung. (Vorallem immer Zeitaufwendig)
Ich kann da mittlerweile auch schon ein Lied davon singen. (hab bisher knapp 1150 Fibeln gezeichnet!)

Die von dir beschriebene Vorgehensweise betreiben bereits viele Archäologen. Es gibt bereits auch viele
Bücher (Publikationen) die auf diese Weise entstanden sind.

Ich persönlich habe diese Technik auch schon ausprobiert und bin nicht unbedingt überzeugt davon.
Einen Umriss auf dem PC zu gestalten und im Anschluß die Konturen mit der Hand nachzeichnen stellte für
mich nicht unbedingt eine Zeitersparnis dar. Auch hatte ich immer das Problem mit dem Größenverhältnis und
mit der Verzerrung vom Bild. Es stellte sich -zumindest bei meinen Versuchen- heraus daß ein tatsächlich exakter
Umriss mit der Schublehre und dem Lineal genauer wird als auf einem Foto abgezeichnet.

Ich muss aber nun mit Nachdruck einräumen daß jeder der so wissenschaftlich Objekte zu Papier bringt
meinen allerhöchsten Respekt verdient!  :super: (Egal mit welcher Methode das geschieht)
Meiner Meinung nach ist das gezeichnete bzw. wissenschafltich aufgearbeitete Objekt am Papier oft
viel wertvoller als der Fund an sich. Denn wenn alle Fundgegenstände in Büchern zu finden wären,
müsste man wahrscheinlich die Geschichte neu aufrollen.
Die Information die ein Fundgegenstand mit sich bringt ist viel interessanter! (mM)

lg
IWERO

PS: Bei mir sieht es dann halt so aus:

StoneMan

Zitat von: Iwero in 17. Dezember 2011, 01:11:46
...
Meiner Meinung nach ist das gezeichnete bzw. wissenschafltich aufgearbeitete Objekt am Papier oft
viel wertvoller als der Fund an sich...

Moin Iwero,

es ist spät, sodass ich nicht mehr auf Deine Ausführung detailliert eingehen kann,
eigentlich auch gar nicht muss, denn ich gebe Dir vollkommen recht.

Ganz insbesondere der oben zitierten Passage möchte ich Dir zustimmen.

Die von mir vorgestellte Methode soll auch denen eine Möglichkeit geben, die nicht
über genügend Fähigkeiten verfügen, dies ausschließlich mittels Bleistift aufs Papier zu bringen.

Es soll auch keinesfalls Ersatz einer Handzeichnung sein.

Dass bereits Archäologen auf diese Weise arbeiten, habe ich bisher nicht gehört.
Ich selber bin da ohne jegliches Vorbild völlig autodidaktisch ran gegangen.

Deine vorgestellten Arbeiten finde ich ganz hervorragend, meinen uneingeschränkten Respekt dazu.

Sie entsprechen genau meiner Vorstellung von Zeichnungen, wie ich sie auch machen würde,
so ich könnte. Frühe Versuche gab es.

...es wird zu spät - bis später  :zwinker:


Gruß

Jürgen

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Antoine de Saint-Exupéry