Sandsteinabbau im Pfälzerwald

Begonnen von stratocaster, 27. Juli 2012, 19:08:58

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stratocaster

Was den Abbau von Sandstein in römischer Zeit betrifft, ist in unser Gegend vor allem
der Kriemhildenstuhl bekannt, der auch bis heute wie ein "richtiger" Steinbruch aussieht.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kriemhildenstuhl

In einer Dorfchronik hatte ich vor längerer Zeit gelesen, dass es an einer bestimmten - eher abgelegenen Stelle -
im Pfälzerwald auch Sandsteinabbau durch die Römer gegeben hatte.
Bei meinen regelmäßigen Spaziergängen mit dem Hund hatte ich immer "steinbruchähnliche Landschaftsformationen" gesucht,
aber nie gefunden. Nun - so glaube ich - habe ich die Stelle des Sandsteinabbaus doch gefunden.
Offensichtlich hat man in diesem Gebiet den Sandstein im eher flach ansteigenden Wald in Form von Hohlwegen abgebaut,
siehe 1. und 2. Bild. Da liegen bis zu 6 solcher "Hohlwege" über mehrere 100 m Länge ganz dicht parallel nebeneinander;
d.h. dass das reine Transport-Wege sind, macht gar keinen Sinn.
Diese "Hohlwege" sind voll von behauenen Sandsteinresten, die sehr oft 90Grad-Winkel erkennen lassen
(praktisch eine ortogonale Struktur wie bei einem Ziegel), siehe im 3. Bild der Stein oben.
Das bekommt die Natur allein nicht hin, denke ich. Ich hätte Dutzende solcher Steine fotografieren können.
Interessant finde ich die Steine im 4. und 5. Bild. Sind das nun Erosionsspuren oder Spuren manueller Bearbeitung ?
Für jeden Tip oder Hinweis bin ich dankbar.

Gruß  :winke:
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Daniel

Ohne die Steine selbst zu sehen,ist´s schwer.
Bei uns in einem Museum sind solche Muster
im versteinerten Sedimentals Riffelung durch Wellengang ausgestellt.
Wenn man in Flachwasserzonen von Seen den Boden anschaut,
könnte es durchaus hinkommen.
Spalttabletten, meine Dame, sind bekömmlich und gesund.
Doch verwirrend ist der Name, sie gehören in den Mund.

Franky

Jo, würde ich auch sagen: Wellenriffelung aus der Flachwasserzone. :glotz:

Gruß Frank  :winke:

Steinkopf

Hallo!

Den schönen Sandstein-Fotos möchte ich Bilder der Wellen-Rippelung
beifügen. Im Gezeitenbereich hinterlässt vor allem das ablaufende Wasser
dieses Muster.
LG
Jan

stratocaster

Zur allgemeinen Diskussion hier mal 2 römische Sarkophage aus Konstantinischer Zeit,
die vor einigen Jahren im Rahmen der Flurbereinigung tief in der Erde gefunden wurden.
Einer aus hellem (gelbem) Sanstein, der andere aus rotem Sandstein.
Die beiden unteren Bilder zeigen die Bearbeitungsspuren.

Kann es sein, dass meine beiden Beispiele aus dem Wald ebenso bearbeitet wurden
und sich dann über die Jahrhunderte (Wind und Wetter) die Furchen etwas geglättet haben ?
Aber Daniel schrieb ja schon, dass man sich die Teile selbst ansehen müsste.

Gruß  :winke:
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teabone

Hallo stratocaster,

die Rippelung des Sandsteins ist bestimmt auf natürliche Art und Weise entstanden, also keine Bearbeitungsspuren. 

http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/1186843

Die Spuren an den Sarkophagen sind Meißelspuren, also künstliche.

LG Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

stratocaster

Beim nächsten Spaziergang in die Gegend (nächste Woche erst) werde ich
an dem flachen Stein mit der natürlichen Rippelung mal versuchen, das Profil irgendwie abzunehmen
sowie auch das vom Sarkophag. Zumindest linienhaft (Querschnitt) sollte mir das gelingen.
Beide Profile dürften sich unterscheiden.

Gruß  :winke:

PS: Hat jemand zu meiner Theorie des Sandsteinabbaus mit "Hohlwegcharakter" irgendeine Meinung ?
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Derfla

Hallo Stratocaster!
Diese Marken im Sandstein sind ganz gewiss natürlicher Art, sind sog Rippelmarken, nicht künstlich hergestellt. Dann weiterhin, wenn ich mich nicht täusche, steht bei euch der Buntsandstein an. Dieser besteht nicht nur aus einer Sandsteinschicht, sondern es sind verschiedene. Am bekanntesten ist der rote Sandstein. Der wurde gewiss nicht in dieser Art abgebaut. Diese Art des Abbaus erinnert mich sehr stark an oberflächlichen Erzabbau. Hier bin ich aber überfragt, ob zwischen den Schichten, abbauwürdige Erzlagerstätten, z.B. eisenhaltige Lager vorhanden sind. Diese scharfen Kannten an den Steinen können beim Sandstein sehr wohl vorkommen, so daß man der Annahme unterliegt, sie können behauen sein, oder es liegt nur eine in der Dicke vorkommende Sandsteinschicht vor. Dann brechen diese Steine auch so scharfkanntig. Ich bin wohl nicht im Buntsandstein hier zu Hause sondern im mittleren und oberen Trias ( Muschelkalk, Keuper mit all seinen Sandsteinschichten. Durch mein Hobby, Paläontolgie, bin ich schon in hunderten von Steinbrüchen in ganz Europa sammeln gewesen. Mir ist hier nicht bekannt, daß Steinbrüche in dieser Art angelegt wurden. Dazu noch etwas, solange diese Sandsteine mehr noch an der Oberfläche in der sog. Verwitterungsschicht lagen, waren diese als Bausteine nicht brauchbar, sondern man mußte an die heilen Schichten herankommen, das geht dann so weit, wenn wie bei uns auf einem Berg der Stubensandstein anstand und er abgebaut wurde, hat man die Ränder zum Bergabfall als nicht brauchbar ( angewittert) stehen lassen, so daß außen herum ein Wall entstand, der eine Vorzeitliche Anlage suggeriert.
Derfla  :winke:

stratocaster

Dann mal das Pferd von der anderen Seite aufgezäumt:
Welchen Sinn machen "Hohlwege" dicht nebeneinander und über ca. 500 m Länge
mitten im Wald und alles voller "gehauenem" rotem Sandstein mit rechtwinkligen Strukturen ?
siehe sehr primitive Skizze
In Google-Maps (Satellit) sieht man das wegen der Bäume nicht.
Ich mache nächste Woche vieleicht mal mehr Fotos.

Gruß  :winke:
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Daniel

Frag doch mal auf dem Amt nach ob sie von der Gegend Laser Scans haben.
Wenn da was besonderes ist,sollte es normalerweise bekannt sein.

Gruß Daniel
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Derfla

Hallo Stratocaster!
Nun muß ich noch einige Fragen stellen:
1) sind diese sog. Hohlwege am Berg aufsteigend oder befinden sie sich jeweils auf einer Ebene. Wenn das 1. zutrifft, dann kann es verwitterungsbedigt sein durch Erosion in Folge des abfließenden Wassers und der unterschiedlichen Härte ( Schichtung ) des Untergrundes . Das gibt es hier im Keuper massenhaft. Sollte aber das 2. vorliegen, muß man davon ausgehen, daß es von Menschanhand gemacht wurde, wenn nicht gerade dort eine geologische Verwerfungszone vorliegt, die die bergaufweisende Treppung verursacht hat. In beiden Fällen wird aber durch die Erosion auch Schichtmaterial ( hier Sandstein) an die Oberfläche gebracht.
2) handelt es sich bei dem Berg um einen runden Berg oder eine Bergnase und die sog. Hohlwege liegen mehr oder weniger auf einer Ebene mit einem kleinem Hochplatau, so muß man auch mal an Abschnittswälle denken.
Derfla  :winke:

Daniel

@Strato
Gibt´s was neues?
Ich bin heute mit dem Rad unterwegs gewesen
und im Schwarzwald haben wir ja auch genug Sandstein auf den Höhen.
Und auch etliche Hohlwege darin. :belehr:
Bild 1 ist einer der moderneren Art und der Hohlweg von 2,3,4 und 5 zieht sich über knapp 500 Meter den Berg hoch und ist teilweise über 4 Meter tief in das Rotliegene eingeschnitten.
Gerade dieser Weg ist ein uralter,angeblich römischer Handelsweg,der sich durch Errosion immer tiefer ins Gestein frisst.
Alte Steinbrüche haben wir auch aber da wurde der Sandstein in lokalen Gruben am Berghang abgebaut und nicht der Länge nach dem Berg entlang.

Gruß Daniel
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stratocaster

Nach einiger Zeit mal wieder was zum Sandsteinabbau (oder auch nicht).
Ich war kürzlich woanders im Pfälzerwald, wo es laut Ortschronik auch heißt,
dass dort römischer Sandsteinabbau war und bin dort ebenso auf die parallel
zueinander laufenden hohlwegartigen Strukturen gestossen.
Alles voller Sandsteine und Sandsteinreste.

Von der Stelle in den beiden ersten Fotos (mit Hund) gibt es mittlerweile
bei Google-Maps neue Aufnahmen, auf denen man die parallelen "Hohlwege"
anhand des Baumwuchses sehr gut sieht.
Daniels Hohlweg im Beitrag davor ist etwas ganz anderes !
Der Forstweg, den man gut sieht, geht von rechts oben nach links unten bergauf.
Meine "Hohlwege" gehen von links oben nach rechts unten leicht bergab.
Unten mit den größeren grünen Baumkronen ist ein Bächlein nach rechts bergab.

Kennt jemand Literatur über den römischen Sandsteinabbau ?
(Hinweise auf die für mich zuständigen Archäologen bzw. das Amt bringen nichts.)

Gruß  :winke:
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