Schlosspark und Haus Weitmar in Bochum

Begonnen von Luci Fernatas, 31. März 2006, 13:26:51

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Luci Fernatas

Hallo zusammen!

Ich wohne im Ruhrgebiet, das bekanntlich neben einer sehr interessanten und langen Bergbaugeschichte auch eine Menge Burgen, Schlösser und Herrensitze zu bieten hat (z.B. Burg Blankenstein, Burg Hadenstein, die Isenburg...).
Ich selbst wohne im Grüngürtel Bochums in einer kleinen Siedlung, umgeben von Äckern, einem kleinen Wald - und in unmittelbarer Umgebung vom Herrensitz "Haus Weitmar"

Das Haus Weitmar in Bochum entwickelte sich vom Bauergehöft aus dem 11. Jahrhundert zum Rittersitz, als im Jahre 1464 der Amtmann Wennemar von der Brüggeney genannt Hasenkamp ein neues Wohnhaus errichtete. Die Familie von Galen hatte auf ihre Rechte an dem Hof verzichtet. Im Jahre 1481 belehnte der Abt zu Werden Wennemar von Hasenkamp mit dem Holzrichteramt der Weitmarer Mark und dem Hof Bisping, der ebenfalls zur Abtei Werden gehörte.
Ein neues zweistöckiges Haus aus Ruhrsandstein, das von einer von der Linnebecke (Lindener Bach) gespeisten Gräfte umzogen war, wurde 1592 durch Johann von Hasenkamp errichtet. Um 1775 erwarb Friedrich Goswin von Vaerst das Gut und verkaufte es 1780 an Friedrich von Berswordt-Wallrabe. Das Gelände ist bis heute im Besitz dieser Familie.

Die Sylvesterkapelle nördlich des Schlosses wird urkundlich erstmals 1397 erwähnt. Sie weist gotische und romanische Elemente auf. Ihre Errichtung könnte bis in das 11. Jahrhundert zurückgehen. Im Jahr 1464 wurde sie weiter ausgebaut. Schutzpatron der Kapelle war Papst Silvester I.. Während der Reformation wurde die Kirche evangelisch, 1572 wurde der erste lutherische Pastor eingestellt. 1890 verkaufte die evangelische Kirchengemeinde den Kirchenbesitz mit der Kirchenruine an Ludwig von Berswordt. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen drei Grabplatten. Unter der Kapelle befindet sich eine nicht zugängliche Grabkammer, in der auch Herren von Haus Bärendorf bestattet sind.

Bei einem Fliegerangriff am 13. Mai 1943 im Zweiten Weltkrieg wurde Haus Weitmar von Bomben getroffen. Ein Stall- und Wohngebäude aus dem späten 19. Jahrhundert wurde 1968 abgebrochen. Vom Schloss und der Kapelle blieben nur noch die Außenmauern stehen.

Der Park mit seinen alten Bäumen und die Ruinen sind seit etwa 1976 der Öffentlichkeit zugänglich und wunderschön. Er ist zwar sehr klein, aber der alte Friedhof, die Kapelle und die Hausruine bieten immer wieder neue Details, die man entdecken kann.
Allerdings hat die öffentliche Zugänglichkeit auch sehr üble Folgen.  :platt: Bis 2000 stand hier der älteste Baum Bochums, eine 1740 gepflanzte Süntelbuche (auch Korkenzieherbuche genannt wegen ihrer gedrehten Zweige - sehr seltene Sorte). Ein wunderschöner Baum - aber er wurde mehrfach angezündet und irgendwann konnte der Baum nicht mehr...  :heul: Leider hab ich es immer verpasst, gute Fotos von allen vier Jahreszeiten zu machen und nun hab ich eine gute Kamera, aber es ist zu spät...  :wuetend:
Im September 2005 musste Haus Weitmar und die Silvesterkapelle mit Bauzäunen umgeben werden. Die Ruinen sind stark mit Birken und Eiben bewachsen, deren Wurzeln das Mauerwerk aufsprengen. Vom Turm der Kapelle fiel ein großer Stein direkt vor die Grabplatten. Und ich brauch wohl nicht erwähnen, dass sie Haus Weitmar zu einem Müllabladeplatz für Bierdosen, Flaschen und anderen Kram entwickelt, oder?  :nono:

Die Infos hab ich übrigens überraschenderweise bei Wikipedia[/ur] gefunden (ansonsten hatte ich sie nur in Buchform).  :-)

Rund um den Schlosspark befinden sich, wie gesagt, viele Felder und ein paar Gehöfte und zusätzlich Reste eines uralten Hohlweges (ca. 50m lang, so viel ich weiß ist es ein Teil des Hellweges, aber ich recherchier noch einmal weiter), von dem ich zwar schöne Fotos habe, aber die müsste ich erst noch einscannen...

Außerdem aus jüngerer Vergangenheit: Eine alte Eisenbahntrasse als Kohlenweg zum Dahlhausener Bahnhof (die damals mein Eisenbahner-Urgroßvater befahren hat. Heute sind aber keine Schienen mehr erkennbar).

Die Sylvesterkapelle




Luci Fernatas

Haus Weitmar (links die schon umzäunte Süntelbuche - allerdings steht sie hier noch)


Hier nur noch die Reste der Süntelbuche:


Die Gräfte von Haus Weitmar:

Silex

Das wäre aber ein schönes Plätzchen zum Zeichnen und aquarellieren..Luci...
Und zum Fotografieren, wie man sieht, auch
Servus,
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Luci Fernatas

Zitat von: Silex in 02. April 2006, 20:54:58
Das wäre aber ein schönes Plätzchen zum Zeichnen und aquarellieren..Luci...
Und zum Fotografieren, wie man sieht, auch
Servus,
Edi

Ja, auf jeden Fall!
Ich habe dort früher mal tolle schwarz-weiß Aufnahmen gemacht, die ich beim Entwickeln noch etwas verfremdet habe!
LEIDER steht ja die tolle Süntelbuche nicht mehr, die war wirklich großartig!!!!!
Und wenn man Haus Weitmar näher fotografieren möchte, findet man mittlerweile viel Plastikmüll auf seinen Fotos wieder...  :wuetend:

Luci Fernatas

Überhaupt gibt es in Bochum einige historische Stellen, die vielversprechend klingen.
So liegt 5 Autominuten von mir entfernt eine alte mittelalterliche Kapelle, die zum Jacobusweg gehört und direkt am alten Hellweg liegt (heute jedoch Schnellstraße). Daneben eine alte Schmiede und viele große Felder und Wanderwege in unmittelbarer Nähe.

Außerdem heißt es im "Das große Bochumer Sagenbuch" (Sondermann,  D.; Verlag Peter Pomp, 1991): "Am Tippelsberg (Bochumer Hügel) soll vor alter Zeit ein sogenannter Opferbrand gewesen sein, das heißt, die Germanen sollen dort ihren Görttern Opfer dargebracht haben. Der Bauer T., dem der dortige Acker gehört, hat erzählt, dass beim Pflügen oftmals Knochen, Asche und Kohlen zum Vorschein kommen". Weiter soll der Tippelsberg ein germanischer Kultort für den Sachsengott Tibelin gewesen sein.

Diese und viel(e) andere Geschichte(n) kann man zu Bochum und Umgebung finden (z.B. der alte Ortskern in Stiepel, der frühe Bergbau im Muttental, andere mittelalterliche Stätten Bochums z.T. erhalten...)