„ Die Faszination eines ungewöhnlichen Kunstwerks „

Begonnen von Merowech, 21. Mai 2005, 13:03:00

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Merowech

,, Die Faszination eines ungewöhnlichen Kunstwerks ,,   
Ihre liebe Mühe mit Augenzeugen haben nicht nur manchmal Richter.
Auch schriftliche Zeugnisse lassen bisweilen Zweifel aufkommen.
Wenn also Johannes Parsimonius der zweite evang. Abt von Hirsau berichtet,
im alten Gemäuer des Aureliusklosters sei mehrfach die Jahreszahl 830 eingekerbt gewesen, so stutzen nicht nur Kunst-und Kulturhistoriker.
Richtig aber ist, dass 1955 in den Hirsauer Klosterruinen etliche Bruchstücke von dicken
Steinplatten mit Flechtbandornamentik gefunden wurden!
Und auf einer dieser Platten der Kirchenausstattung aus der Karolingerzeit findet
sich nun ein Symbol, das ungefähr 300 Jahre später wieder bei einem bemerkenswerten Kunstwerk auftaucht, das bis heute die Pforzheimer Altstadtkirche ziert.
Ein aus drei parallelen Wülsten endlos in sich verschlungener Knoten in Kreuzform.
Gleich zweimal vertreten ist dieses die Ewigkeit verkörpernde Symbol
auf dem rätselhaft wirkenden Tympanon der Altstadtkirche.
( Tympanon, Mehrzahl: Tympana) ist das ,, halbkreisförmige, vom Entlastungsbogen eingefasste Bogenfeld über dem mittelalterlichen Portal"
Ein glücklicher Umstand ist der, das durch frühere Bauergänzungen dieser archaischer original Tympanon im Vorraum der Kirche komplett erhalten ist.
In der Mitte unten wird das Relief von einem bärtigen Männerbild beherrscht.
Verschiedenste Fachleute deuteten in versch. Ansätzen wie folgt:
Es handelt sich um Christus, um den Kirchenpatron Martin?
Das Relief als ganzes wurde als ,, Kosmoskathedrale" gesehen.

Die obere Bildmitte wird von einem großen Sichelradkreuz ausgefüllt, möglicherweise das Symbol für das Schicksalsrad des Lebens und der Welt.
Interessant, dass auf dem Tympanon gleich jeweils zweimal Tiere dargestellt sind:
Einmal links ein großer Löwe, vielleicht Symbol für Christus als Messias, zum anderen rechts, erheblich kleiner und angekettet, der Löwe als überwundener Dämon.
Rätsel gibt auch das andere Tier auf: rechts ein federsträubender Hahn, vermutlich ikonografische, durch das in Brusthöhe angebrachte Kreuz verdeutlichte Anspielung auf den reuigen Sünder Petrus.
Wesentlich kleiner der Hahn noch einmal links auf der Reliefseite.
Die Sternleiste am unteren Tympanonrand verweist auf himmlische und damit auch auf astronomische Bezüge des Bildwerkes.
Fazit : ,, Selbst wenn keine umfassende Deutung des Tympanon mehr möglich ist, so bleibt immer noch ,, Die Faszination eines ungewöhnlichen Kunstwerks ,,


                                                                                                           
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker:

Merowech

Demnach stammt das Tympanon aus der Zeit Karl des Großen oder kurz davor.
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker: