Kratzer, Abschlagkratzer...

Begonnen von StoneMan, 28. Februar 2017, 21:10:29

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StoneMan

Moin,

nicht nur, "black is beautiful".

Was soll ich zu diesem Fund viel erzählen, außer, dass ich die Schönheit dieses schlichten Klassikers weder
mittels Beschreibung noch Fotos wiedergeben kann.

Fundort: Schleswig-Holstein, Acker 1,7 km vor der Ostseeküste.
Maße/Gewicht: 77 x 50 x 27 mm / 101 g

Die Dänen treffen die Bezeichnung ziemlich gut - wie ich finde: "Skraber, stor, aflang".
In Norddeutschland wird er vermutlich als "Derber Schaber" archiviert.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

queque

Hallo,

schönes Fundstück. Hat das Teilchen im Feuer gelegen oder täuschen die Fotos?
LG
Bastl

steinwanderer

Moin Jürgen,
nach der Patina geurteilt hat das Stück schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Herlitz

 :super: Kann das Salzwasserpatina sein?
:winke:

StoneMan

Moin,

Zitat von: queque in 01. März 2017, 00:19:01
...schönes Fundstück. Hat das Teilchen im Feuer gelegen oder täuschen die Fotos?
...
Danke Bastl, habe ich mich auch drüber gefreut, auch wenn es der X-te Kratzer ist,
dieser ist besonders schön.
Es ist nicht die typische Kraquellierung (Craquelé) vorhanden, die Feuer mit sich bringt. Ein zwei
Haarrisse sind ventral vorhanden, die muss ich einmal genauer unter die Lupe nehmen.


Zitat von: steinwanderer in 01. März 2017, 07:01:40
...
nach der Patina geurteilt hat das Stück schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel.
...
Zitat von: Herlitz in 01. März 2017, 07:45:21
...Kann das Salzwasserpatina sein?
...
@ Klaus, die Frage ist, wie alt diese Patina ist. Partiell ist sie einige zehntel Millimeter dick.

@ Herlitz, Salzwasserpatina habe ich auch in Betracht gezogen, aber ob die Salzwasserpatina
so seidig/glänzend sein kann, weiß ich nicht.

Die wenigen Beispiele, die ich in der Hand hatte, waren völlig matt bis rau.
Kommt sicher auch auf die Einlagerung und die Zeit an.

Ich hoffe Jan Steinkopf schaut sich das Ding an, der hat einiges mit Salzwasserpatina.


Danke euch für eure Kommentare.

Gruß

Jürgen
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Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

steinwanderer

Moin Jürgen,
@ Klaus, die Frage ist, wie alt diese Patina ist. Partiell ist sie einige zehntel Millimeter dick.
Genau so sind auch Stücke meiner Brommeplätze patiniert. Solch starke Patina findet ich nicht auf den meso.- und neolithischen Plätzen
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

thovalo



DAS ist mal ein "fetter" Kratzer!   :super:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Merle2

Hallo,

das is ja ein tolles Teil :staun:, klasse Fund :super:
LG Marc

Steinkopf

Moin Jürgen,

meinen Glückwunsch zu diesem schönen Fundstück und Respekt für gute Bebilderung.

Zur Patinierung im Ostseeumfeld kann ich einige Beobachtungen beitragen.
"Eine Salzwasserpatina" als einheitliches Phänomen gibt es wohl nicht, weil mehrere Faktoren wirksam sind.

Die ursprüngliche Oberfläche, die Cortex verhält sich anders als die Spaltflächen. Zur Cortex später.
Sobald ein Artefakt diesem Wasser ausgesetzt ist, kommt auch die Sonneneinstrahlung als möglicher Faktor hinzu.
Neben dem Salzgehalt, der im Ostseeraum uneinheitlich ist, ist in den Flachwasserbereichen auch jede Menge
'Bodenchemie' durch Süßwasserzufluss hinzu.

Die Spaltflächen verfärben sich in der Regel zunächst leicht bläulich um dann recht schnell weiß zu werden.
Es entstehen zu nächst kleine Poren.
Die Oberfläche kann durchaus noch glatt, auch glänzend und intakt sein, wie es auf dem letzten Bild schön zu sehen ist.

Interessant und durchaus typisch stark verwittert ist die Zone unterhalb dieser noch glänzenden Oberfläche.
Hier wird der Flint rapide zerstört. Man sieht deutlich wie grobkörnig diese Zone wird.
Wenn die 'Patinierung' fortschreitet, kann der ganze intakte Flintkern so aufgelöst werden
und es verbleibt zuletzt eine kreideartige Masse, die mit dem Daumennagel ritzbar ist.

Diese Prozesse verlaufen im Salzwasser sehr viel schneller als im Trocknen.
Eine sichere Altersbestimmung ist daraus nicht herzuleiten.

Ebenfalls interessant ist die Cortexpartie, die auf dem ersten Bild schön zu erkennen ist.
Eine dünne helle Cortex - typisch für Senonflint - und darunter eine dünne dunkle (fast schwarze) Zone.
Diese ist bei manchen Flintknollen und Artefakten des Ostseeraumes ist wohl als 'Unterwasserpatina' entstanden,
als die noch intakte Knolle Schwefel-Eisen-Verbindungen am Meeresboden ausgesetzt war.

Also, eine typisch Patina wie sie im küstennahen Bereich vorkommt.
Interessant wäre die geologische Vergangenheit des Fundplatzes.
Die Küsten der Ostsee haben eine wechselhafte Vergangenheit.

LG

Jan





StoneMan

Moin,

@ thovalo, @ Merle2,

Danke euch beiden :Danke2: dieses, "fette, tolle Kratzer-Teil", ist in Natur noch schöner als auf den Bildern.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

StoneMan

Moin Jan,

Danke auch Dir.

Dank vor allem für Deine Expertise.
Deine Erfahrung ist mehr als die komprimierte Essenz aus einigen Fachpublikationen.  :super: :super: :super:

Zitat von: Steinkopf in 01. März 2017, 23:14:30
[...]
Interessant und durchaus typisch stark verwittert ist die Zone unterhalb dieser noch glänzenden Oberfläche.
Hier wird der Flint rapide zerstört. Man sieht deutlich wie grobkörnig diese Zone wird.[...]
:super:
Das kann ich bestätigen, unter der glänzenden, harten Oberfläche, kann ich an der Aussplitterung
die körnige Zone abkratzen.


Zitat von: Steinkopf in 01. März 2017, 23:14:30
Also, eine typisch Patina wie sie im küstennahen Bereich vorkommt.
Interessant wäre die geologische Vergangenheit des Fundplatzes.

Die Küstennähe ist auf Fehmarn gegeben. Von diesem Fundplatz habe ich einige Kratzer.
Zur geologischen Vergangenheit bin ich noch nicht vorgedrungen, erst muss ich
noch ein wenig Frühzeit entdecken ;-)

Noch einmal besten Dank  :super:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry