Eine dorso-ventral retuschierte frühmesolithische Dreiecksspitze

Begonnen von thovalo, 12. Mai 2014, 14:13:08

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thovalo




:-)


Im rechtsrheinischen Dünengelände am Übergang des Bergischen Vorlandes zur Niederrheinischen Tiefebene fand sich auf einem glazialen Dünenzug auf der Mittelterasse ein idealtypisch fein ausgearbeitete Dreiecksspitze. Der Platz überliefert neben Kernsteinen, Grundformen, kurze Kratzer und bislang nur wenige Mikrolithen. Dies liegt zuerst daran, dass der Platz gut 20 Jahre lang nicht mehr bewirtschaftet worden ist und die Oberfläche in der Bewirtschaftung aktuell nur oberflächig schwach angekratzt worden ist.

Maishäcksel und Reste der massiven Misteintragung erschweren die Aufsicht.
Die Kleinheit der Artefakte dieser Zeitstellung tut ihr übriges.


Die gerade Basislinie des Fundbelegs von Gestern ist dorso-ventral retuschiert.


Dreieckspitzen bilden für das Mesolithikum eine wichtige Leitform und werden am Niederrhein und weit darüber hinaus Kulturgruppen in der Zeit des frühen Mesolithikums zugeordnet.


Da sich hier die möglichen Begehungsfenster nun schnell schließen, ist das noch ein wichtiger finaler Fundbeleg für diese "Begehungssaison"  :-)


Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#1
  :-)


Bild 1:
Der Blick in der direkten Linie des Fundbelegs auf die mitten in der Flur stehenden Eiche.

Bild 2:
Blick von der Eiche auf den Kamm der Düne und den dahinter liegenden Wald

Bild 3:
Blick aus Augenhöhe auf den Fundbeleg

Bild 4:
Der Fundbeleg in der Auffindungssituation
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#2

:-)


Die in allen Merkmalen mustergültig fein ausgeführte geometrische Deiecksspitze besteht aus "baltischen Feuerstein", der am Fundort ausschließlich verwendet worden ist und noch heute im glazialen Geschiebe des "Düsseldorfer Lobus" in guter Bearbeitungsqualität
aufgelesen werden kann.


Länge: 1.6 cm
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

#3
Hallo Thomas,
herrlich, ein klassisches, schönes Stück,  :super:
gratuliere zu dem einwandfreien Fundbeleg.
Da muss aber noch deutlich mehr kommen.
Auch die Kerne halte ich für äusserst interessant.

Ihr habt aber zumindest den großen Vorteil, dass der Boden frei von anderem Gestein ist.
Da strahlen einem die Artefakte doch förmlich an. :zwinker:

Tolle Fotos. :super:
Grüße
Peter

thovalo


Lieber Peter,
das stimmt!

Auf dem Platz finden sich nur noch einige kleine Windkanter und auf der Oberfläche verrundeten glänzende kleine Quarzite und Kieselschiefer. Die Fläche wird nach 20 Jahren wieder bewirtschaftet und wurde im vergangenen Jahr mit Mais bepflanzt Dabei wurde die Oberfläche nicht tief bewegt. So kommen immer nur ganz wenige Fundstücke zutage. Da müsste einmal tiefer gepflügt werden. Dann dürften es deutliche zahlreichere Fundbelege werden.

Aus der Zeit bevor die Fläche aus der Bewirtschaftung heraus genommen worden ist stammen hunderte Artefakte die sich heute im Magazin Landesmuseum befinden.


Es kann ruhig noch einige Zeit ins Land gehen. Da die Stelle drei Minuten zu Fuß von meinem Zuhause liegt, kann ich immer mal wieder einige Bahnen ziehen. Vielleicht gönnt der aktuelle Dauerregen noch den eine oder andere Fundbeleg.


lG aus wahren Wetterkapriolen  Thomas :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

Zitat von: thovalo in 12. Mai 2014, 19:05:25
Lieber Peter,
das stimmt!

Auf dem Platz finden sich nur noch einige kleine Windkanter und auf der Oberfläche verrundeten glänzende kleine Quarzite und Kieselschiefer. Die Fläche wird nach 20 Jahren wieder bewirtschaftet und wurde im vergangenen Jahr mit Mais bepflanzt Dabei wurde die Oberfläche nicht tief bewegt. So kommen immer nur ganz wenige Fundstücke zutage. Da müsste einmal tiefer gepflügt werden. Dann dürften es deutliche zahlreichere Fundbelege werden.

Aus der Zeit bevor die Fläche aus der Bewirtschaftung heraus genommen worden ist stammen hunderte Artefakte die sich heute im Magazin Landesmuseum befinden.Es kann ruhig noch einige Zeit ins Land gehen. Da die Stelle drei Minuten zu Fuß von meinem Zuhause liegt, kann ich immer mal wieder einige Bahnen ziehen. Vielleicht gönnt der aktuelle Dauerregen noch den eine oder andere Fundbeleg.


lG aus wahren Wetterkapriolen  Thomas :winke:

Hallo Thomas,
wurden die restl. paar hundert Artefakte ebenfalls von Dir aufgelesen oder gab es dort noch andere Sammler?
Drei Minuten zum Fundplatz, dass ist natürlich optimal und lässt eine Soltiäraufnahme des Platzes durch dich zu.
Dann wollen wir mal hoffen, dass in bälde etwas tiefer gepflügt wird.
Das Wetter spielt übrigens hier auch völlig verrückt.
Grüße
Peter

thovalo


Nein es gibt keine anderen Sammler!
Das war der erste steinzeitliche Fundplatz den ich entdecken konnte.
Ich habe allerdings erst gar nicht realisiert was ich da gefunden habe.

Ich finde das Aufsuchen und Absammeln bereits bekannter Plätze ohnehin zu wenig spannend.


Von daher kann ich da wohl erstmal gelassen abwarten!




lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

Zitat von: thovalo in 12. Mai 2014, 19:40:36
Nein es gibt keine anderen Sammler!
Das war der erste steinzeitliche Fundplatz den ich entdecken konnte.
Ich habe allerdings erst gar nicht realisiert was ich da gefunden habe.

Ich finde das Aufsuchen und Absammeln bereits bekannter Plätze ohnehin zu wenig spannend.


Von daher kann ich da wohl erstmal gelassen abwarten!




lG Thomas  :winke:

Hallo Thomas,
dies ist absolut richtig!
Optimal ist natürlich die Betreuung ausschliesslich durch Dich.

In Bayern war oder ist es leider so, dass von mir gemeldete bis dato völlig unbekannte Fundstellen in den Viewer aufgenommen wurden, danach konnte ich die Plätze vergessen, denn sie wurden förmlich überrannt.

Grüße
Peter

thovalo



Das ging hier auch so durch die Offenlegung der Koordinaten von Fundstellen in den Bonner Jahrbüchern.
Eigentlich kaum verständlich so etwas, kennt man doch gut die Unbeherrschtheit und Unbeherrschbarkeit der Dynamik!


Hier interessiert sich kaum Jemand dafür, weil es in der Region kaum Sammler gibt und man mit solchen Funden zudem kein Geld verdienen  kann!


Aber wehe man fände ein Römerlager!

Dann fahren Nachts sogar Bagger auf, laufen im Dunkeln Detektorgänger mit der Stirnlampe und dann kriegt man gern auch mal angedroht den Klappspaten um die Ohren gehauen zu bekommen!


Da bin ich froh, dass es für mich nur um Steine und Scherben geht!


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinkopf

Moin Thomas,

klein, fein und präzise gearbeitet, dieser Mikrolith!

So klein und fein die Leitartefakte sind, so fein sind auch die regionalen und zeitlichen Unterschiede.
Interessant sind dann die Fundplätze ohne neolithische Beimischung.
Einige Plätze mit sehr dünner Fundstreuung liegen auch dicht bei meiner Hütte.
Durch intensives Sammeln über Jahre und Jahrzehnte verdichten sich dabei recht unterschiedliche Bilder
der verschiedenen Plätze.

LG

Jan