nach dem Regen: ein Dolch

Begonnen von Steinkopf, 10. Mai 2014, 19:42:26

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Steinkopf

Auf einem gut abgeregneten Maisfeld, kleine Anhöhe in Sichtweite zu einem Wasserlauf,

konnte ich heute meinen ersten Dolch - fast unbeschädigt - aufheben.

Weser-Ems-Gebiet, Altmoräne (= Saale-Eiszeit) mit drittklassiger Rohstoffversorgung.

Prestigeträchtige Geräte wie Beile, Dolche und Sichel sind entweder aus importiertem Flint

oder kleinformatig aus vorhandenem Material wie dieser 11 cm lange Dolch aus Bryozoenflint
mit einer wohl schwer zu bearbeitenden rauen Cortexpartie am Griff.

Ich freu mich riesig, dieses zwar kleine aber gut erhaltene Gerät in gutem Zustand gefunden zu haben.
Nur an der Spitze fehlt ein kleines Stück.

LG

Jan


steinwanderer

Moin Jan,
sehr schön, ganze Stücke sind doch recht selten. Ich freu mich mit Dir.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

thovalo



Was für ein extrem grisseliger mit fossilen Elementen versetzter Bryozoenfeuerstein!  :glotz:
Klasse die Erhaltung ....... kommt ggf. auch die Funktion als Feuerschlagstein in Betracht!?
Der Fundbeleg wirkt insgesamt recht eigen ausgearbeitet.

lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

queque

Hallo Jan,

meinen herzlichsten Glückwunsch zu diesem außergewöhnlichen Stück. Große Klasse!
LG
Bastl

Moonk

Glückwunsch Jan, ein wirklich seltenes Stück.


HG Hermann :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

Kelten111

Besonders Dolchknauf 1156 lässt auf eine zusätzliche Verwendung als Funkenspänder denken .
Ein Traumstück !
Glückwunsch .

Mfg

Steinkopf

Ich danke Euch für die geteilte Freude an diesem Fund!

Die Textur des mit fossilen Elementen versetzter Bryozoenfeuersteins (Maden in Aspik)
überlagert optisch die eigentlich feine Bearbeitung der Dolchschneide.

Der vierkantig gearbeitete kurze Griff-Teil konnte durch das grobe Material und vor allem
die Kleinheit des Stückes nicht mehr überzeugend geraten.

Vielleicht war es nur als Zapfen in einem gearbeiteten Griff verankert wie beim Dolch von Allensbach.

In der Literatur werden zumeist die prächtigen Dolche publiziert.
So auf Anhieb konnte ich nur wenige Vergleichsstücke in dieser 'Größenordnung' finden.
Ich sehe dieses Stück als Produkt aus einer rohstoffarmen Gegend.

LG

Jan

teabone

Hallo Jan,

ich vermute das der Hersteller des Dolchs aus dem Rohmaterial das Beste herausgeholt hat.

Der Bryozonen Feuerstein dürfte einen langen Weg mit dem eiszeitlichen Geschiebe von seiner primären Herkunft aus Dänemark hinter sich haben und durchsetzt mit Rissen sein.

Ein schöner Fund noch dazu in seiner Vollständigkeit

LG Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

Steinkopf

Hallo Augustin,

diese Variante des Bryozoen-Feuersteins ist erstaunlich feinkörnig und glasig.
Die eingelagerten fossilen 'Würmchen' sind gut sichtbar,  beeinträchtigen die Spaltbarkeit des Materials kaum.
Er wird als etwas zäher in der Bearbeitung als der Senon-Flint beschrieben
und ist heute hauptsächlich auf der Insel Fünen (DK) und umzu zu finden.

Die Herkunft des Feuersteins aus den  Moränengeschiebe ist auch mit wissenschaftlichen Methoden
nur bei sehr wenigen Variationen möglich.

LG

Jan

teabone

Hallo Jan,

die Herkunft ist oft mit Fragezeichen versehen.

Die Beschreibung von Deinem Fund in seinen materiellen Eigenschaften deckt sich mit einem Bryozonen-Feuersteinstück von der Ostseeküste in meiner Sammlung.

LG Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

StoneMan

Moin Jan,

keine Ahnung warum ich im Mai 2014 diesen schönen Fundbeleg übersehen habe.

Ein Ausnahmefund - ganz tolles Stück  :super:


Zitat von: Steinkopf in 12. Mai 2014, 23:34:33
...
Der vierkantig gearbeitete kurze Griff-Teil konnte durch das grobe Material und vor allem
die Kleinheit des Stückes nicht mehr überzeugend geraten...

Sinngemäß aus einer E-Mail eines Archäologen aus SH:
Die meisten Griffe waren irgendwie geschäftet...
...bei sehr kleinen Dolchen vermutet man, dass sie auch ohne Schäftung waren.


Dann würde ich aber annehmen, dass die Griffpartie wenigstens "handfreundlich" ausgearbeitet wurde.
Eine nicht so sorgfältige Bearbeitung der Griffpartie wäre eben einer Schäftung zu Schulden.

Gruß

Jürgen

Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Pipin

Wow was für ein uriges Teil!
Der Träger war bestimmt unrasiert und mit langen zotteligen Haaren unterwegs  :elch:

Glückwunsch Jan