Arsenbronze, jetzt endlich die Analyse!!!

Begonnen von Tigi, 21. Oktober 2003, 15:51:47

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Tigi

Mal ein kleiner Versuch von Thor und Tigi!:-D

Arsen 33As
engl. arsenic; griech. arsenikós ("kühn, männlich")


relat. Atommasse:    74,92160
Ordnungszahl:      33
Schmelzpunkt:      sublimiert
Siedepunkt:      615 °C
Oxidationszahlen:   5, 3, -3
Dichte:         5,727 g/cm³  
Härte (Mohs):      3 - 4  
Elektronegativität:   2,18 (Pauling)  
Atomradius:      124,5 pm
Elektronenkonfig.:   [Ar]3d104s24p3   
natürl. Häufigkeit:   As-75 100%  

*)
 
 *) Die physikalischen Daten beziehen sich auf alpha-Arsen, die atomaren Daten auf Arsenatome


Geschichtliches:
Arsenverbindungen wie Realgar oder Auripigment waren schon in der Antike bekannt. Die erstmalige Herstellung des Elements gelang Albertus Magnus um 1250. Er erhitzte das Mineral Auripigment zusammen mit Seife, wobei er durch eine Reduktion metallisches Arsen gewann. Anfangs benannte man das metallische Arsen und deren Oxide oder Sulfide mit dem Namen "Arsenik". Der Name Arsen für das metallische Element ist erst seit dem 19. Jahrhundert gebräuchlich. Das chemische Symbol As wurde 1814 von J.J. Berzelius vorgeschlagen.

In der Alchemie beachtete man das Arsen vor allem wegen seiner Fähigkeit, das Kupfer weiß zu färben, weshalb man glaubte, es könne ein silberähnliches Metall erzeugt werden. Aus diesem Grunde vermuteten die Alchemisten eine Verwandtschaft zu Schwefel und Quecksilber. In Wirklichkeit stellten die Alchemisten jedoch eine Arsen-Kupfer-Legierung her.


Herstellung:
Die Herstellung erfolgt durch das Erhitzen von Arsenkies unter Luftabschluss bei 700°C, wobei elementares Arsen entsteht:
FeAsS -----> FeS + As
Das dabei entstehende, gasförmige Arsen wird in gekühlten Vorlagen aus Ton aufgefangen und kondensiert. Die verbleibenden Arsenrückstände im Eisensulfid werden durch Rösten an der Luft zu Arsen(III)-oxid umgewandelt, das sich in den Röstgasen befindet. Duch eine Reduktion mit Aktivkohle bei 700-800°C erhält man wieder metallisches Arsen. Ein Großteil an Arsen(III)-oxid fällt bei der Bleiherstellung, z.B. beim Rösten von Bleiglanz an. Das Anfallen von Arsen(III)-oxid als Nebenprodukt bei der Metallherstellung aus Erzen stellt heute die wichtigste Arsenquelle für die Industrie dar.


Verwendung:
Metallisches Arsen wird vorwiegend in Blei- und Kupferlegierungen beigemischt, um die Verformbarkeit oder die Härte zu erhöhen. So enthält Schrotblei für Gewehre 0,5 - 2 % Arsen. Sehr reines Arsen findet auch in der Halbleiterindustrie Anwendung. Arsenverbindungen werden in Unkraut- und Schädlingsbekämpfungsmitteln eingesetzt. Dieses Einsatzgebiet ist allerdings umstritten und nicht in allen Ländern erlaubt. Arsenverbindungen in Medikamenten sind heute grundsätzlich verboten.


An einem Bruchstück eines Schildbuckelknopfes aus Arsenbronze haben wir am Rasterelektronenmikroskop eine Analyse durchgeführt. Es ging darum, herauszufinden, wie groß der Anteil Arsen in Arsenbronze ist. In diesem Fall ist er relativ gering, nämlich um 1%.
Wir gehen davon aus, daß Arsen nie in großen Mengen zugesetzt wurde.
Leider ist im folgenden Diagramm der Arsenpeak grafisch nicht zu sehen, da er genau unter dem Blei liegt.:icon_eek:



Gruß Thor und Tigi :prost: :prost: :prost:
GRUSS TIGI

Ruebezahl

Klasse ihr beiden ! :jumpb::jumpg::jumpr::prost:

Dann müssen wir in Zunkuft ja von Blei - Messing - Bronze sprechen ? :icon_eek::platt: Oder wie ???

Ich kann mir die silberne Farbe nur durch den Bleianteil erklären ? :icon_eek:
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

Thor

Ne ne Rübezahl. Das kommt vom Arsen.

"In der Alchemie beachtete man das Arsen vor allem wegen seiner Fähigkeit, das Kupfer weiß zu färben, weshalb man glaubte, es könne ein silberähnliches Metall erzeugt werden. Aus diesem Grunde vermuteten die Alchemisten eine Verwandtschaft zu Schwefel und Quecksilber. In Wirklichkeit stellten die Alchemisten jedoch eine Arsen-Kupfer-Legierung her. "


:-D
Gruß und Gut Fund, Thor

Auri sacra fames

Flinc

Hallo zusammen!

Coole Sache! Aber an Hand einer einzelnen Messung die Farbe eines Materials erklären wollen ist doch eher gewagt. Ich kann da nur sagen: weiter so!

Grüsse

Flinc

Ruebezahl

ZitatOrginal gepostet von thor
Ne ne Rübezahl. Das kommt vom Arsen.

Von nur einem Prozent ? :platt:
Ich versuch auch noch mal was raus zu bekommen.

Auf alle Fälle ist das eine sehr interessante Legierung.
Zink konnte erst im 19.Jh. hergestellt werden. Davor wurde Zinkoxid unter reduzierenden Bedingungen der Kupferschmelze zugesetzt um Messing zu erhalten. Und dann bei unserer "Arsenbronze" noch das Zinn, Blei und Arsen.
Ich kann mir vorstellen, daß es gar nicht einfach war, das "Zeugs" herzustellen.
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

alibaba

danke für den beitrag :) :super::super::super:

und jetzt sammeln wir alle arsenbronze-knöpfe zusammen und lassen sie bei analysieren? :irre:
grüsse
klaus

Bert

..
#6
Danke für diese interessante Analyse!

Interessant finde ich den fast gleich hohen Anteil an Zinn (12%) und Zink (10%). Damit wäre das Material ein Mittelding zwischen Bronze und Messing. Nach landläufiger Ansicht werden Kupferlegierungen bis ~30% Zn/Sn Anteil immer härter und spröder, danach wieder weicher. Bronzezeitliche Beile mit ~20% Sn-Gehalt werden meist als Votivgaben angesehen, da fürs Arbeiten zu spröde (Salisbury Hoard/UK). Deshalb würde ich die bekannte Sprödigkeit der "Arsenbronzeknöpfe" diesem hohen Sn/Zn-Gehalt zuschreiben.

Den Arsenbronzegehalt von 1.5%  halte ich für herstellungsbedingte Verunreinigungen. Arsen und Zinn kommen oft in den gleichen Lagerstätten vor. Ich könnte mir vorstellen, dass man früher das Arsen nicht sauber abtrennen konnte.

Adios, Bert

Tigi

ZitatOrginal gepostet von Bert
Danke für diese interessante Analyse!

Den Arsenbronzegehalt von 1.5%  halte ich für herstellungsbedingte Verunreinigungen. Arsen und Zinn kommen oft in den gleichen Lagerstätten vor (z.B. Ehrenfriedersdorf/Sachsen). Ich könnte mir vorstellen, dass man früher das Arsen nicht sauber abtrennen konnte.

Adios, Bert

In diesem Fall auch eine interessante These!:cool1:
GRUSS TIGI

Tigi

Hier noch ein paar Sachen zum Thema!:besserwiss:

Das erste nützliche Metall, das der Mensch verarbeitete. war Kupfer. Der älteste Kupferfund  - und zugleich der älteste von Menschen geformte Metallgegenstand  - ist ein Anhänger aus der großen Höhle Shanidar im Zagrosgebirge im Irak. Er stammt aus der Zeit um 9500 v.Chr., ist also über 11 000Jahre alt. Im Jahre 1961 wurden vier Kupferobjekte aus der Zeit um 7200v. Chr. in der Türkei gefunden und weitere aus den nächsten Jahrtausenden. Alle diese Funde sind aus natürlich vorkommendem Kupfer gefertigt. Erst um 4000 v. Chr. begann man mit der Gewinnung von Kupfer aus Erzen. Diese Erfindung mag man im Töpferofen gemacht haben, in dem man die erforderliche Temperatur von 1100°C erreichte und auch Reduktionsluft zur Verfügung hatte. Später entwickelte man besondere Schmelzöfen.
Jene im ägyptischen Kupferzentrum von Timna in der Negev-Wüste wurden statt mit dem Blasebalg durch den stetig wehenden Nordwind belüftet. Die dortige Industrie benötigte für die Reduktion des Kupfererzes Malachit so viel Holzkohle, dass die dortigen Waldgebiete bald vernichtet waren.
Ein großes Kupfererzgebiet bestand um 800 v. Chr. in den österreichischen Alpen im Gebiet von Mitterberg. Schächte von 120 m Länge wurden in den Berg getrieben, in denen auf Holzschlitten (»Hunde«) Grubenholz und Erze transportiert wurden. Im Umkreis von 1,5 km gab es 32 Gruben, in denen je 180 Mann arbeiteten, die in Bergleute. Holzfäller, Ofenbetreuer und Hilfskräfte eingeteilt waren.
In anderen Gebieten waren die Kupfererze mit Verbindungen des Arsens, Antimons, Nickels und anderer Elemente verunreinigt. so daß nach der Verhüttung nicht reines Kupfer, sondern Legierungen des Kupfers mit solchen Metallen entstanden, die man unter der Sammelbezeichnung »Bronzen« zusammenfaßt. So wurden im Kaukasus und Indus-Tal sowie in Ägypten und Ungarn Arsenbronzen hergestellt, die zwar brüchig und hart waren, sich aber gut gießen ließen. Die ältesten Gegenstände aus Arsenbronze fand man 1961 in der »Schatzhöhle« am Toten Meer. Es handelte sich um 429 Gegenstände aus der Zeit um 3000 v. Chr., darunter 10 Kronen. Andere Bronzen enthielten sogar Nickel, Antimon oder Blei. Um etwa 3000 v. Chr. tauchte im Indus-Tal und in Sumer zum ersten Mal Zinnbronze auf. Diese echte Bronze ist kein Ergebnis gezielter Forschungsexperimente, sondern verdankt ihre Entstehung dem reinen Zufall. Sobald Kupfer und Zinnerz zusammen verhüttet werden, entsteht die schlicht »Bronze« genannte Zinnbronze. Gegenüber dem Kupfer hat sie zwei wesentliche Vorteile: sie schmilzt tiefer als Kupfer und ist härter als dieses. Damit war sie das ideale Material für den Guß von Werkzeugen wie Beilen, Schwertern, Gefäßen und auch Schmuck.

Erst als die Bedeutung des Zinns in der Bronze voll erkannt war setzte sich die Bronzezeit allgemein durch. Der Bedarf an Kupfer und Zinn stieg beachtlich. Statt der knappen oxidischen Kupfererze wurden mehr und mehr sulfidische verhüttet. Der Verarbeitungsprozeß wurde weit komplizierter, aber man meisterte die Probleme. Neben Kleinasien, Zypern und Mazedonien war Spanien in der Römerzeit das wichtigste Exportland für Kupfer. Zwar gab es auch in Italien, im ehemals etruskischen Gebiet, Kupfervorkommen, doch stoppte der römische Senat deren Ausbeutung, indem er sie zu strategischen Reserven erklärte.

Wegen seiner Verwendung in der Bronzeherstellung war Zinn eines der begehrtesten Metalle. Da es in Ägypten nicht vorkam, setzte dort die Bronzezeit später als in anderen Mittelmeerländern ein. Gewisse Mengen konnte Kleinasien und Spanien liefern. Als die Produktion in diesen Ländern nachließ, schlug die Stunde Britanniens. Das Monopol des Zinnhandels lag in den Händen der Phönizier. Doch konnten diese nicht verhindern, daß sich die Griechen nach Gründung ihrer gallischen Kolonie Marseille in dieses einträgliche Geschäft einschalteten. Zwar war ihren Schiffen durch die phönizische Blockade der Straße von Gibraltar der Seeweg versperrt, doch wählten sie den Landweg quer durch Gallien.
Die Herstellung von Bronze mit reinem Zinn führte zu weit besseren Ergebnissen als die mit Zinnerz. Zinn wurde auch allein verwendet, beispielsweise zum Löten, zum Verzinnen kupferner Gefäße, zur Herstellung von Knöpfen und kleineren Gegenständen. Auch in den vorspanischen Kulturen Südamerikas war Zinn- und Arsenbronze bekannt. Bisher ist allerdings noch die Frage offen, wo dort die Zinnbronze zuerst auftrat. Die ältesten Funde von Zinnbronze stammen aus dem nördlichen Argentinien, doch ist es möglich, daß die Erfindung selbst im zinnreichen Bolivien gemacht wurde.
Im Jahre 1691 ließ sich der Engländer Thomas Neale durch das Patent Nr. 273 die Herstellung von Messing, einer Kupfer-Zink-Legierung, schützen. Diese Patentierung war nur möglich, weil die Erfindung des Messings aus der Zeit um 1000 v. Chr. bereits in Vergessenheit geraten war. Damals hatte ein unbekannter Technologe durch Erhitzen von Kupfer mit Zinkoxid und Kohle bei 1300° eine glänzende Legierung von gelbgoldener bis fast weißer Farbe erhalten, eben Messing. Er gab sein Geheimnis nicht preis, so daß spätere Reproduktionsversuche stets zu einem Produkt schlechterer Qualität führten.
Nach einer sehr ernst zu nehmenden Studie scheint aber auch dieser frühe Erfinder Vorgänger gehabt zu haben. In Petrie in Ägypten wurde nämlich Messing aus der vordynastischen Zeit gefunden und in Gezer in Palästina ein Messing mit 23 % Zink aus der Zeit zwischen 1400 und 1000 v. Chr. Messing wird bei Plato (429 bis 347 v. Chr.) als »Bergkupfer« erwähnt und von Mitgliedern der Schule des Aristoteles ( 1. Jahrhundert v. Chr.) als indisches oder persisches goldfarbenes Metall beschrieben. Zur Zeitwende fand Messing weite Verwendung. Die wichtigsten Verarbeiter saßen auf Zypern und später in Köln. Die Legierung wurde wegen ihres goldenen Aussehens, ihrer Härte und der leichten Bearbeitbarkeit hoch geschätzt, doch machen Plinius und andere Schriftsteller über das Herstellungsverfahren keine Angaben. Zur Zeit Diokletians (284 bis 305 n. Chr.) war Messing sechs- bis achtmal teurer als Kupfer. In Abessinien wurde es sogar höher als Silber bewertet. Von Persien aus gelangte die Technik der Messingherstellung im 6. Jahrhundert n. Chr. nach Indien und 200 Jahre später nach China.

Messing wurde nicht durch Verschmelzen von Kupfer mit Zink gewonnen, sondern durch einen Verhüttungsprozeß mit Zinkoxid oder Zinkkarbonat (Galmei) erhalten. Metallisches Zink wurde in Europa erst in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts industriell gewonnen. Durch chemische Analysen von Metallfunden wurde allerdings der Beweis erbracht, daß ab 500 v. Chr. hier und da - wohl zufällig -  kleine Mengen Zink gewonnen wurden. Wie auf vielen Gebieten der Metallurgie war China anscheinend dem Abendland weit überlegen. Schon 600 n. Chr. soll dort Zink und zu Münzen und Spiegeln verarbeitet worden sein.

Kupfer und seine vor allem Bronzen wurden zu Waffen, Geräten, Gefäßen und Kunstwerken verarbeitet. Die Gießtechnik ermöglichte sogar die Herstellung monumentaler Werke Zu den frühesten Meisterwerken des Bronzegusses gehören die prachtvollen Bronzegefäße aus der Chang-Zeit Chinas ( 1700 bis 1100 v. Chr.) mit Verzierungen die anscheinend der Holzschnitzerei entnommen wurden. Die Chinesen kannten damals noch nicht den Guß in verlorener Form, sondern gossen ihre wunderbaren Gefäße in komplizierten
zusammengesetzten Formen. Von dem Können elamitischer Bronzegießer zeugt die etwa 2 t schwere lebensgroße Statue der Königin Napir-asu aus der Zeit um 1300 v. Chr., die in einem Stück gegossen wurde. In der Bibel ( 1. Könige 7) werden riesige bronzene Gegenstände für den Tempel Salomos eingehend beschrieben. Dort ist die Rede von einem riesigen Wasserbecken, dem Meer das von 12 bronzenen Rindern getragen wurde, von 10 ehernen Gestühlen Töpfen, Schaufeln, Becken und den beiden hohen Bronzesäulen für den Tempeleingang mit Namen »Jachin und Boas«. Die bekannte »kapitolinische Wölfin« Roms ist eine etruskische Bronzeplastik aus dem 5. bis 4. Jahrhundert v.Chr., bei der die Zwillinge Romulus und Remus allerdings eine Zutat aus der Renaissance sind.
GRUSS TIGI

Ruebezahl

@Tigi
Danke für die ausführlichen Zusatzinfos. :-):hallo:
Daß bei den früheren Handwerkern mehr Wissen und Erfahrung vorhanden war, als wir ihnen oft zugestehen ist mir schon klar.

Eine Besonderheit hat aber diese so genannte "Arsenbronze", die mir auf Grund der Zusammensetzung noch nicht ganz einleuchtend ist. :platt:

Bronze (Cu+Sn) und Messing (Cu+Zn) haben als Bodenfund immer !!! eine Patina.
Diese besteht bei günstigen Fundvoraussetzungen aus den meist grünen Salzen des Kupfers.
Manchmal ist aber nur die "hässliche" Schicht aus rötlichem Kupferoxid vorhanden.

Funde aus der "Arsembronze" habe aber, zumindest bei mir, keine sichtbare Patina. Meist sind sie nur etwas dunkel angelaufen und lassen sich mit einem trockenen Tuch einfach wieder aufpolieren.

Den Handwerkern war es gelungen, aus den damals bekannten Metallen eine Legierung herzustellen, die völlig neue Eigenschaften besitzt. :super:
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

Bert

Nochmal ein Nachtrag zum "Salisbury Hoard" aus England:

"...There were also flanged axes and palstaves, while the largest single category were Late Bronze Age socketed axes, 173 in all. Most of these were made with a high tin content so they look like silver and were too brittle to be of any practical use..."

Den ganzen Text gibts hier:
http://www.archaeology.co.uk/books/books.asp?book=hoard

Davon ausgehend würde ich sowohl die Sprödigkeit als auch die fehlende Patina auf den hohen Zinn/Zink Gehalt zurückführen.

Adios, Bert

c-4

Interessantes Thema. Übrigens ist der Gehalt an As in der Legierung kein Zufall, diese und ähnlich zusammengesetzte Legierungen (gibt etliche!) wurden übrigens als das sog. "Spiegelmetall" bezeichnet.
Ein Prozent (oder auch mehr) eines Zusatzmetalls  kann übrigens sehr wohl die Eigenschaften einer Legierung völlig verändern, man denke da einmal an den Zusatz von Kohlenstoff zum Eisen, der macht in Gehalten von beispielsweise 0,5 % aus weichem Eisen harten Stahl.Wenn Interesse daran besteht, kann ich ja mal eine kleine Monographie (Zusammenstellung) über die bekannten Buntmetall-Legierungen erstellen.

Flinc

Hallo Leute!

Da ich die Möglichkeit habe, und mich die Geschichte mit der Arsenbronze irgendwie gepackt hat, habe ich mal ein paar Knöpfe (Bild 1), die so aussahen, als wären sie aus Arsenbronze, analysiert. Die Methode nennt sich LA-ICPMS (Laser-Ablation Inductively-Coupled-Plasma Mass-Spectrometry). Man schiesst mit dem Laser ein Loch in die Probe und analysiert das herausgeschossene Material im Massenspektrometer. Man bekommt damit Informationen über die chemische Zusammensetzung der Probe und über allfällige Zonierungen. (Bild 2)

Die Knöpfe 2, 3 und 4 stammen alle vom selben Acker; Knopf 1 kommt anderswo her.

Die Resultate sind z.T. überraschend (siehe Tabelle)...

1) Die Knöpfe bestehen wohl nicht aus Arsenbronze. In allen Fällen ist ein enorm hohes Zn/Cu-Verhältnis festgestellt worden.

2) Die scheinbar unkorrodierten Knöpfe haben alle eine (unter dem Auflichtmikroskop) nicht reflektierende Oxidations(?)-Schicht (=rim) an der Oberfläche, in der Elemente wie Fe, As, Ag, Sn und Au angereichert sind. Darunter kommt metallisch glänzendes Material hervor (=core)

3) Die Knöpfe wahrscheinlich gleicher Herkunft haben auch etwa ähnliche Element-Verhältnisse (besonders Fe und Sn); nur die Hauptelemente Cu und Zn variieren stark.

So... Weiss jemand, wie man solche Legierungen nennt - Bronze ist das jedenfalls nicht...? Die Summenformel ist etwa Cu3Zn5(Fe,As,Sn,Sb,Pb,Bi)3.


Viele Grüsse  :hallo:

Flinc



Bild 1: Knöpfe


Flinc

Bild 2: LA-ICPMS-Signal

Flinc


Flinc

Bild 3: Laser-Löcher

links: tief; bis auf's frische Metall
rechts: nur die Ox-Schicht angeschossen

Durchmesser 60mü (0.06mm)

c-4

Hallo, bei den Kupfer-Zinklegierungen, die einige % Eisen enthalten, fällt mir das sog Aich-Metall ein:

Aichmetall: (1860 von einem öster. Beamten namens Aich  erfunden) : 60 % Kupfer, 38,2 % Zink, 1,8 % Eisen (der Eisenanteil  kann von etwa 0,5 %  bis zu 3 % variieren, bei  bis zu 42 % Zink )

weiterhin das sog.  Sterrometall: Zusammensetzung  gleicht  der des Aichmetalls, jedoch  ist der Eisengehalt etwas höher, diese Legierung  ist fester und dehnbarer als das Aichmetall, die Dichte  beträgt  bei gegossenen Teilen 8,30 G(cm/3, geschmiedet 8,36 bis 8,4 g/cm3.
 
außerdem noch :

Deltametall ist eine    alte Bezeichnung einer goldgelben,  gut schmied- und gießbaren Legierung aus 54 bis 59% Kupfer, 39 bis 42% Zink, 0,5 bis 2% Blei, l bis 1,5% Eisen, etwa 1% Mangan und 0,2% Nickel. Das  Deltametall ist ein Sondermessing , welches hauptsächlich  im Ma-schinenbau verwendet wird.

Typische  Zusammensetzung von Deltametall

Kupfer   Zink   Blei   Eisen   Mangan   Nickel   Phosphor
%   

55,91   41,61   0,72   0,87   0,81   Spuren   0,013

55,80   40,07   1,82   1,28   0,96   Spuren   0,010

54,22   42,42   1,10   0,99   1,09   0,16   0,02

Das Deltametall wurde  auch zur Herstellung von kunsthandwerklichen Gegenständen, Möbelbeschlägen, Scharnieren, Teilen von Meßinstrumenten sowie Maschinenteilen ( Lager, Schrauben, Ventile ) oftmals verwendet.

Sehr  ähnlich dem Deltametall ist die Tobinbronze.

Kupfer   Zink   Zinn   Eisen   Blei   
%

61,203   37,440   0,906   0,180   0,359

59,00   38,40   2,16   0,11   0,31

Dann wären da noch:


Die sog. Knopfmetalle sind silberähnlich.
Platina (Birminghamer Knopfmetall), 57 % Zn, 43 % Cu. Glänzend weiß und recht spröde. (auch 53,5 % Zn und 46,5 % Cu vorkommend)

Lüdenscheider Knopfmetall – 20 % Cu und 80 % Zn.

Goldplatin oder falsches Platin- aus 240 T Messing ( 180 Cu / 60 Zn) und 150 T Zink.

Parsons Weißmessing gehört ebenfalls in diese Gruppe.

Sorels Legierung – 98 % Zink, 1 % Kupfer, 1 % Eisen,  ist hart und ziemlich zäh. Die Legierung eignet sich gut zum Guß von Statuen etc. Auch die Zusammensetzung 10 % Kupfer, 10 % Eisen und 80 % Zink wird genannt.

Bert

Hallo zusammen,

wenn ich mir die neuen Analysen von Flinc so anschaue, zweifle ich, dass man Knöpfe diesen Aussehens überhaupt ohne Einzelanalyse pauschal  bestimmten Legierungen zuordnen kann. Der Knopf 4 mit dem hohen Bleianteil sieht genauso aus wie die anderen, obwohl Blei der vorherrschende Bestandteil ist.

Auf jeden Fall wieder eine interessante Information!

Adios, Bert

c-4

Hallo,
bei Stücken wie den Knöpfen kommt es sicherlich  auch darauf an, wo genau die Beprobung vorgenommenwird. Oft wurde Blei als Lot verwendet, um etwas an den Knopf anzulöten (bzw diesen selbst herzustellen).Möglicherweise  hat der laser gerade so eine Stelle getroffen.Das gilt auch für Bismut, auch diese Metall wurde  gelegentlich den Metall-Loten zugesetzt.

Flinc

Hallo miteinander

Wusste gar nicht, dass es so viele Legierungen mit eigenem Namen gibt... :icon_eek::irre::saufen::saufen::saufen::platt::platt::platt:

Beprobt wurde übrigens jeweils die Rückseite (ausser bei Knopf 1), aber immer an "sauberen" Stellen ohne Lötspuren.

Grüsse

Flinc

Ruebezahl

ZitatOrginal gepostet von Flinc
So... Weiss jemand, wie man solche Legierungen nennt - Bronze ist das jedenfalls nicht...?

Ich denke weiterhin von Arsenbronze bei diesen Knöpfen zu sprechen wäre falsch.

Einfach von "Knopfmetall", das wie die Proben gezeigt haben recht verschiedene Zusammensetzungen haben kann, zu reden wäre fachlich sicher korrekter.  
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

Bert

Da der Begriff "Arsenbronze" in der Sondengängerszene recht gut etabliert ist und eigentlich jeder weiss, was damit gemeint ist, halte ich es nicht für erfolgversprechend, eine neue Bezeichnung einzuführen zu versuchen. Im Prinzip ist es auch nicht so furchtbar wichtig, wie man das Zeug nennt, solange jeder weiss, worum's geht.

Dass dieses Material mit Arsen aber relativ wenig zu tun hat, sollte man ruhig öfters mal betonen und dieses Wissen verbreiten. Offenbar wurde in die Schmelze so ziemlich alle reingerührt, was gerade in Reichweite war... ;-)

Adios, Bert

Flinc

Ich glaube eigentlich nicht, dass diese Legierungen durch zufälliges und chaotisches Zusammenmischen verfügbarer Metalle entstanden sind... Der Mensch wusste ja (erstaunlicherweise) schon in der Bronzezeit sehr genau wie die gewünschten Eigenschaften zu erreichen sind. Hingegen ist es eher wahrscheinlich, dass Elemente wie As, Sb, Fe, Ag und Bi, die in Konzentrationen von höchstens einigen % vorkommen, als Verunreinigungen im Cu, Zn und Pb in die Legierung eingeschleppt wurden. Kupfererze wie Chalcopyrit und Falherz enthalten Cu, Fe,  As, Sb und Ag. Galenit hat oft signifikante Gehalte an Ag und Bi. Die Legierungen bestehen deshalb aus Cu, Zn, Sn und Pb - alles andere ist als "Dreck" zu bezeichnen... (mangelnde Statistik der Einzlemessungen vorbehalten)

Fazit: Silbergraue Knöpfe kollektiv als Arsenbronze zu bezeichnen ist sicher falsch. Die Zusammensetzung lässt sich an Hand der Farbe nicht bestimmen.


Grüsse   :prost:

Flinc

.Loki.

Jetzt weis ich mal wieder das ich nichts weis!

Andreas12

Technischer Zinkstaub (etwa in Chemiekästen) enthält übrigens Arsenspuren.

Man kann das leicht nachweisen, wenn
man zu dem Zink im Reagensglas etwas
verd. Salzsäure gibt und ein mit Silbernitratlösung getränktes Filterpapier
über die Öffnung hält. Durch den entstehenden Arsenwasserstoff färbt sich
das Papier braun (Gutzeit-Probe).

Insofern ist das Auftreten von Arsen
in Legierungen nicht überraschend.

[Bearbeitet am 12-11-2003 von Andreas12]

Ruebezahl

Ich habe in einem Edikt von 1718 (Preußen) über das Verbot der "fremden Knöpfe"
den Ausdruck Prinß-Metall als Grundstoff für Knöpfe gefunden.
Könnte damit unsere beliebte Arsenbronze gemeint sein ?

[Bearbeitet am 21-8-2004 von Ruebezahl]
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

Elrondo

Moin Rübe,

ja das ist es. Der Name ist "Prinzmetall".
Das von Dir gelesene ß ist ein z.

"Der Zink läst sich mit den meisten andern Metallen zusammenschmelzen, und giebt ihnen mehr Sprödigkeit: doch ist seine Vereinigung mit Bley, Wismuth, Eisen, Arsenikkönig und Nickelkönig sehr schwer zu bewirken, vielleicht bey einigen dieser Metalle ganz unmöglich. Mit dem Quecksilber amalgamirt er sich leicht im Schmelzen, s. Amalgama, elektrisches. Die nützlichste Versetzung des Zinks ist die mit Kupfer, womit er sich im Fluße leicht vereiniget, wenn man nur dabey seln Verbrennen verhütet. Das Kupfer wird dadurch gelb gefärbt, verliert nicht viel von seiner Geschmeidigkeit, wird dagegen leichtflüßiger, und mehr gegen den Rost gesichert, und erhält nach der verschiedenen Menge des zugesetzten Zinks die Namen Messing, Tombak, Prinzmetall, Pinschbeck, Similor; s. Kupfer, Messing."

Siehe auch:
http://141.14.236.86/cgi-bin/archim/dict/hw?lemma=Zink%2C%20Spiauter%2C%20Conterfeit&step=entry&id=d007

Vom englischen Prince´s Metal, ob seiner
silbernen Farbe.

Gruss
Elrondo



[Bearbeitet am 10-9-2004 von Elrondo]