Ungewöhnliche Spitze: ein Arbeitsunfall ! (Beifunde aus Chalzedon u. Silex)

Begonnen von thovalo, 08. Juni 2010, 20:07:38

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thovalo

Diese ungewöhnliche "Spitze" fand sich bei Bornheim auf einem Platz u. a. zusammen mit einem großen durchbohrten Kieselschiefergeröll, das meiner Meinung nach eher dem dort zugleich liegenden spät merwowinger- bis ottonenzeitlichen Fundkomplex angehören kann.

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,43112.0.html

Das Material ist wohl Schotterfeuerstein.

Der Bearbeiter hat das Stück umlaufend bearbeitet und zunächste in ersten Schritten den Kantenumlauf und die direkte Spitze durch Retuschen vorbereitet. Dann beabsichtigte er offenbar die Basis durch einen klaren Trennungsschlag auszudünnen. Dabei reagierte aber überraschend eine ältere, von der Trennung der Grundform vom Kernstein her stammenden Bruchbildung und riss ein viel zu großes Stück aus der Doralpartie heraus.

Dadurch war das Werkstück für eine weitere Ausarbeitung verloren.

Ob das eine Dolchklinge werden sollte oder eine Vorarbeit für eine fein flächig durchretuschierte Pfeilsitze gewesen ist  :kopfkratz:


Maße: Länge 6.6 cm; max. Breite: 3.6 cm; max. Durchmesser: 1.3cm


Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#1
Bilder 1 -2: zwei weitere Ansichten der Spitze.

Bild 3: Beifunde aus Chalzedon. Dieses Stücke sind aus dem Bereich der bekannten Lagerstätten bei Bonn-Muffendorf an den Ort mit genommen worden.

Bilder 4 -5: Kernkantenklinge vom Fundareal aus patinierten Massschotterfeuerstein; Länge: 8.2 cm; max. Durchmesser (Höhe Ventralfläche bis Dorsalgrat): 3 cm.  (Datierung offen)

Bilder 6 -8: gebrochener Kernstein aus Maasschotterfeuerstein; max. Breite auf Höhe der Bruchkante: 5.5 cm; Höhe: 2.8 cm. (Datierung offen)


Zu Kernkantenklinge und Kern: wenn  es da nähere Einschätzungen gibt .......  bitte immer gern .......  !!!!!!!!!!!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

rolfpeter

So eines habe ich auch. Gleiche Morphologie, gleiches Material, gleiche Abmessungen.
Habe es als Messer eingetütet.

Wenig Zeit zum Knipsen.
Bild folgt morgen.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

thovalo

#3
@ rolfpeter


J.W. hat dieses Stück als "Dolchklinge" angesprochen. Es gibt tatsächlich auch gleichformatige Kupferklingen!
"Messer" trifft es wohl ganz richtig! Und vielleicht sollte die Färbung des ausgewählten Gesteins auch an Metall erinnern!?  :glotz:    

         

Bin total auf Deinen Fundbeleg gespannt! Das klingt ja nach einer einheitlichen Herkunft, zeitlich wie kulturell   :super:



..... wenn mans nur genauer wüsste! Aber steht ja NIE was drauf  :kopfkratz:


:winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

rolfpeter

Naja, ich habe mir mein Steinchen noch mal angesehen, hatte es anders in Erinnerung.
Hier sind aber die Fotos, könnt ihr euch selbst ein Bild von der Sache machen.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

thovalo

Ja, da besteht schon ein Unterschied!

Der Schlagpunkt liegt an Deinem Stück seitlich und der Abschlag ist zu einer Spitze und einer (beschädigten) gerundeten bogenförmigen Schneide zuretuschiert.

Aber allemal in der Funktion eines Messers gut zu gebrauchen!

Dem gegenüber ist das oben eingestellte Stück auf "halber" Strecke der Zuarbeitung, vor Ausführung der Flächenretusche zu einer kleinen Dolchklinge oder vielleicht auch großen Pfeilspitze, als Arbeitsunfall aufgegeben worden. Das ist, denke ich, eine zurückgelassene Vorarbeit, während Dein Abschlaggerät als Kombinationsgerät auch in Gebrauch genommen worden ist.

Die "Pfahlbaumesser" haben oft Einsätze mit ähnlich gebogene Arbeitsschneiden, die ausgedünnte Längskante in einen langschmalen Griff/Handhabe eingesetzt und dann ist das ein Werkzeug mit Schneide für ziehende und wippende Bewegungen ....    

(......... leider war damals mal wieder Niemand dabei, der das heute so bestätigen könnte  :zwinker: )

LG  thomas

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.