Diverse Steinartefakte vom Seeufer

Begonnen von Fragmanach, 26. April 2010, 20:42:55

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Fragmanach

Hallo, nach dem mein Ei sich als schnöder Stein entpuppt hat, lasse ich mich nicht entmutigen weiter zu suchen.
Hier habe ich noch etwas.

Auf dieses nette Steinchen bin ich beim Baden in einem See getreten und wollte ihn erst wutentbrannt weit weg schmeissen, so ca. 38 m. Nach näherem Betrachten hab ichs mir dann doch anders überlegt. (ca. 10 m vom Ufer im hüfttiefen Wasser ca. 18°C Wassertemperatur)

Bei näherer Betrachtung des Ufers fand ich dann den zweiten Stein, bei dem ich allerdings nicht sicher bin, was das sein könnte. Hat jemand eine Idee?
Er ist auf einer Seite und am Rand komplett glatt geschliffen (sehr glatt), die andere Seite und der innere Teil sehen inkl. des Winkels, bearbeitet aus. Eisenschlacke und eine eventuelle Fibel (die wird noch eingestellt) habe ich auch am Ufer gefunden.

Kelten111

 :winke:Das erste Stück ist ein Beil!!
Genaueres werden die Spezis hier Wissen :zwinker:

thovalo

#2
 :glotz:

Das 1te Objekt bitte mal in direkter Aufsicht von allen vier Seiten abbilden.

Die Schrägansichten sind nicht eindeutig. Der Fund scheint, dem leider etwas "schiefen" Eindruck nach ein Artefakt, dann wohl aber eher eine Dechselklinge (quer zum Holm geschäftet) als eine Beilklinge (mit der Schneide vertikal zum Holm geschäftet) zu sein. (auf Bild jpg 2 läge die mögliche Dechselklinge auf dem RÜCKEN!)

Das ist in Hinblick auf eine nähere Ansprache und für eine ungefähre Einschätzung der Datierung/kulturellen Zuordnung grundlegend wichtig abzuklären!

Dazu wären als wichtige Informationen noch die fehlenden Maßangaben zu Länge, Höhe und Breite und ungefähr die Richtung der Region aus der der Fund stammt von Interesse!

:winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Fragmanach

#3
Hallo thovalo, :dafuer:

Fundort Südwestschweden. Meine bezaubernde Assistentin Eva und ich haben versucht die Klinge noch mal etwas besser in Szene zu setzen.

Sieht auf den ersten Blick etwas schief aus, wenn man aber Schneide und Kerbe fluchtet, stimmen sie aber durchaus überein (quer zum Holm).

Gewicht ca. 2 Tafeln Schokolade (ca. 230 Gramm). 10 cm lang, Umfang vorn an der Schneide 12 cm, hinten an der Kerbe 11 cm, Kerbenlänge 3,3 cm, Schneidenbreite 4 cm.

Larry Flint

... Eva is' ja nu' würglich goil!

:winke:

Larry

Fragmanach

Danke Larry,

ich habs Eva gleich vorgelesen. Sie hat einen roten Kopf bekommen. :-D

Nichts desto trotz interessiert mich dieser Stein. Gleicher Fundort am Seeufer. Länge  :glotz:  21 cm Höhe 10 cm  Tiefe 7 cm  Gewicht 1,7 kg

Vielleicht hat ja doch jemand eine Idee?

Eva konnte ihn leider nicht anheben. :nixweiss: Hoffe, die Fotos sind trotzdem erkenntlich.

queque

Vielleicht was Mühl- bzw. Mahlsteinartiges? Ist das Basalt?

Schöne Grüße
auch an Eva
:winke:
Bastl

thovalo

Evchen hats D E U T L I C H raus gerissen:


Hiebgeräteeinsatz/Beilklinge sehr wahrscheinlich: gepickt und beidseitig zur Schneide hin zugeschliffen.


Material: sieht nach Sedimentgestein in Richtung "Siltstein" aus, falls ihr im hohen Norden sowas "auf Lager" habt! Aber irgendwie gibt es da ja so ziemlich Alles!


Geh öfter schwimmen!!!!!!!   :super:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Larry Flint

... also auf der Basis meines geologischen Halbwissens schließe ich Basalt mal aus - das deucht mir in seiner Anmutung doch eher wie ein Sedimentgestein.

... und geschliffen scheint das mir eher durch Wasser als durch Menschenhand.

... zumal die Form der "geschliffenen" Partien in keines meiner Erkennungsraster für Schleif- Mahl- und Mühlsteine passt.

Kurz: Ich denk' ma', dat war Zufall.

:winke:

Larry

thovalo

#9
Zitat von: thovalo in 27. April 2010, 14:44:39
Evchen hats D E U T L I C H raus gerissen:


Zu Nr. 1: Hiebgeräteeinsatz/Beilklinge sehr wahrscheinlich: gepickt und beidseitig zur Schneide hin zugeschliffen.


Material: sieht nach Sedimentgestein in Richtung "Siltstein" aus, falls ihr im hohen Norden sowas "auf Lager" habt! Aber irgendwie gibt es da ja so ziemlich Alles!


Geh öfter schwimmen!!!!!!!   :super:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Larry Flint

Zitat von: Larry Flint in 27. April 2010, 16:22:46
... also auf der Basis meines geologischen Halbwissens schließe ich Basalt mal aus - das deucht mir in seiner Anmutung doch eher wie ein Sedimentgestein.

... und geschliffen scheint das mir eher durch Wasser als durch Menschenhand.

... zumal die Form der "geschliffenen" Partien in keines meiner Erkennungsraster für Schleif- Mahl- und Mühlsteine passt.

Kurz: Ich denk' ma', dat war Zufall.

:winke:

Larry

... ich zitier' mich dann - aus Konformitätszwang? - auch mal selber.

Man weiß ja nie, wozu's gut ist.

Vorsichtshalber werd' ich wohl Freitagnacht noch 'nen toten Kater über meine linke Schulter schmeißen...

:hilfe3:

Larry










thovalo

Das war ein ..........  Unfall! Dafür bitte keine Katze schänden!   :friede:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Der Wikinger

Hallo  :-)

Sehr schöner Fund !  :super:

Es handelt sich recht wahrscheinlich um eine abgebrochene Axt von diesem Typ:

http://www.fugleognatur.dk/forum/forumpic_showlarge.asp?ID=207375

PS: Hast du die Existenz der Fundstelle den Museumsbehörden in Schonen mitgeteilt ?

:winke:

thovalo

@ Wikinger

An eine Axtklinge hatte ich auch gedacht, doch auf den Bildern (das allererste Bild zeigt die Ansicht des gebrochenen Nacken) ist kein Ansatz einer Bohrung zu erkennen und der erhaltene Korpus ist recht gestreckt, sodaß es zumindest kaum auf eine ähnlich proportionierte Axtklinge herauslaufen kann.

Das wird sich sicherlich näher klären, wenn das Fundstück vorgelegt und angesprochen ist!

:winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Fragmanach

ZitatPS: Hast du die Existenz der Fundstelle den Museumsbehörden in Schonen mitgeteilt ?

Självklart! Men kvarnstenar från myndigheterna malar uppenbar något långsamer. Der Fundort liegt übrigens nicht in Skåne sondern im westlichen Småland. :prost:

Vielen Dank für die Antworten. Bei dem ersten Objekt schrieb ein Professor der FU Berlin folgendes:

"... nach dem ersten der beiden Photos lässt sich Ihr Fund als ein Dechsel,
ein quer geschäftetes Beil erkennen, wie er durch das ganze Neolithikum
europaweit verwendet und hergestellt worden ist."

Der andere Stein ist kein Basalt. Ist er nicht ein wenig zu kantig um vom Wasser geschliffen zu sein? Die v-förmige Kerbe in der Mitte sieht bearbeitet aus. Vielleicht ist es ja wirklich nichts und der Wunsch war Vater des Gedankens. :heul:
Många hälsningar !


thovalo

#15
Glückwunsch!

Ich hätte noch einen Hinweis von wegen Dechselklinge und Ansprechpartner......


Lutz Klassen, Moesgard Museum, Dänemark 8270 Hojbjerg

(Adresse und Person sind sicher immer eine  hervorragende Anlaufstelle und ein guter Ansprechpartner zu Funden aus Deiner Region! Das ist deutlich näher dran als Berlin!)

Es gibt nämlich noch den Typ der "Walzenbeile mit flacher Unterseite". Da ist man sich nicht so sicher ob Dechsel überhaupt Vorbilder waren, ob sich dieser Typ selbstständig entwickelt hat, oder ob sie nicht sogar älter als diese "Vorbilder" sind. Und wichtig ist auch die Frage der verwendeten Gesteinart. Einheimisch (Gneis oder Basalt) oder "ausgetauscht (Amphibolith).


Entsprechende Literatur zu Funden aus Dänemark und angrenzenden Regionen:

Lutz Klassen. JADE und KUPFER. Jutland Archaeological Society. Moesgard Museum 2004.

ISBN 87-88415-26-0

Dort S. 131 ff "Walzenbeile mit flacher Unterseite" mit Abb.



LG und weiter Finderglück   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.