Daumennagelkratzer

Begonnen von Moonk, 25. März 2010, 13:57:49

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Moonk

Hallo, gestern war ich auf dem Acker wo ich auch das "mesolithisches Trapez" gefunden habe.
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,41259.0.html
Die 1 denke ich ist ein sehr einfacher Kratzer. :kopfkratz:

Die 2 würde ich als Daumennagelkratzer bezeichnen, wenn ich damit falsch liege einfach sagen. :winke:
Mein Daumen ist aber größer als der Kratzer, das gute Stück ist sicher für zartere Hände gemacht worden.

Was die 3 einmal werden sollte weiss ich auch nicht. Am Distalende wurde beidseitig "herumretuschiert" und am Proxymalende wurde auch die Dorsalseite (a 8 + a 88) bearbeitet.

Die anderen Funde von gestern stelle ich heute Abend ein.
Von diesen 3 Stücken denke ich kann man nicht erkennen ob sie aus dem Neolithikum sind oder aus dem Mesolithikum, also ich schon gar nicht. :friede:  
HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

thovalo

#1
Hallo Moonk!  :winke:

Nr 1 wird nach den Abbildungen recht sicher ein Kratzer mit gleichmäßiger Arbeitskante sein.

Nr. 2 ist nicht so gut einzuschätzen, von ventral ist erkennbar, dass die mögliche Arbeitskante nicht gerade durchläuft, was böse Schrammen verursacht hätte und bei Nr. 3 sehe ich eher Merkmale der mechanischen Bewegung im Boden.


LG
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Moonk

Hallo, da sieht auf dem Foto oben schlimmer aus als es ist. :-D
Ich denke das diese kleine,weiße Einkerbung von einem landw. Gerät stammt.
Die Größe ist ja nur 1,7 * 1,4 cm, also konnte man damit nur sehr feine Arbeiten verrichten.
Liege ich mit der Bezeichnung "Daumennagelkratzer" richtig. :kopfkratz:
HG Moonk :smoke: 
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

thovalo

#3
Ciao!  :winke:

Ich meine, dass der mit 1 bezeichnete Fundbeleg sicher ein Artefakt und Kratzer ist. Bei Stück 2 bin ich skeptisch ob es ein Artefakt ist und Stück 3 ist den Abbildungen zufolge sicher kein Artefakt sondern durch mechanische Bewegung von einem bereits anpatinierten Feuersteinstück abgeschlagen und weiter bestoßen.

Sonst: Es gibt keine "Daumnagelkratzer" (mit denen man Daumennägel kratzen konnte! :zwinker:), sondern nur diesen dämlichen Ausdruck, wie es in der Literatur Norddeutscher Artefakttypen z.B. tatsächlich auch den "Schraubenzieher" als Artefakttypbezeichnung gibt. Fehlen jetzt nur noch die Schrauben! Ähnlich naiv, "nett" bis "niedlich" war die fachliche Bezeichnung "blond" für die Färbung einer bestimmten Feuersteinvarietät in älterer Literatur im Rheinland. Dazu muss man wissen, dass der wortschöpfende Archäologe nicht zuerst eine Ausbildung als Friseur abgeschlossen und dann Archäologie studiert, sondern den Begriff vom "Silex blond" aus Frankreich übernommen hat. Der im deutschsprachigen Kontext dann ziemlich schräg klingende Begriff für den Farbton einer Silexvarietät hat sich verdienter weise auch nicht lange halten und etablieren können. Und das, obwohl im Fundmaterial hin und wieder auch ein "Silex brunette" vorkommen kann!  :zwinker:

Genug gewitzelt: Es gibt einen festgelegten Grenzwert von 3cm Durchmesser. Liegt ein Kratzer auf oder unterhalb dieses Formats, dann handelt es sich um einen "mikrolithischen Kratzer", "Mikrokratzer" oder "kleinförmigen Kratzer mit einem Durchmesser unter 3cm". Das wäre fachlich und sachlich nüchtern genug und konkret ausgedrückt.  :-)
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Moonk

Hallo thovalo und Danke für deine ausführliche Erklärung. :super:
Hier noch ein Bild von der 2 wo man erkennt das es ein Abschlag ist und die Retusche die ihm zum Kratzer macht sieht man auf Bild a5.jpg.
Bei der 3 denke ich könnte es sich um einen Abschlag handeln, ich zweifle aber daran das er auf 3 verschiedenen Stellen mit andern Steinen zusammengestoßen ist und es nachher stellenweise aussieht wie Retusche vom Menschenhand (siehe a9.jpg). :friede:

Leider sind auf auf den Bilder die Bahnen die ich als Retusche bezeichne nicht so schön klar zu erkennen.
Es liegt an der Farbe des Steins, umso heller umso schwieriger zu fotografieren.
Das soll aber keine Ausrede sein es kann sich natürlich auch um ein Geofakt handeln und meine Erfahrung ist natürlich auch nicht die Beste. :friede:
Deshalb wie immer alles ohne Gewähr. :winke:
LG Moonk :smoke:
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thovalo

#5
Ich finde 2 und 3 weiter schwierig einzuschätzen. Beides sicher Abschläge aber Artefakte? Das bleibt in der digitalen Kommunikation wohl nicht abschließend zu klären, weil wirklich kaum abzubilden.

:zwinker: vielleicht gibt eine kleine Anekdote noch eine Anregung: Ein französischer Archäologe hat einen kleinen Standardbetonmischer mit Feuerstein gefüllt und einige Runden laufen lassen. Das Ergebnis waren herrliche Abschläge mit schönen klaren Retuschen!

Wenn der Fundplatz "steinreich" ist, dann können durchaus auch vergleichbare Pseudoartefakte entstehen. Da hat der Finder mit seinen unschlagbaren Ortskenntnissen jedoch zweifelsfrei einen anderen Zugang und eine andere Basis eine Beurteilung zu finden!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.