Zwei neolithische Klingen und Fragen

Begonnen von steinsucher, 20. Januar 2010, 22:56:44

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steinsucher

Hallo Forum,

von der gleichen Fundstelle, von der die Valkenburger Beilreste stammen, kommen die folgenden Klingen. Jede hat ihre Besonderheit.

Die erste Klinge ist sicher aus Maasfeuerstein, ich würde mal behaupten Rijckholter Feuerstein. Ich bilde mir sogar manchmal ein, ein paar "Bryozoen-Kolonien" zu sehen (mein Gott, der Alkohol). Der Typ dürfte in Richtung Spitzklinge und damit in Richtung "Michelsberg" gehen. Sie ist etwas modern geschädigt. Das Besondere an ihr ist ein, auf den ersten Blick perfekter, Stichelschlag. Auf den zweiten Blick dann schon nicht mehr so perfekt. Die Frage bleibt auch wohl offen, wer oder was den geführt hat und wann. Ich gehe von einer modernen Beschädigung aus.

Die zweite Klinge stammt von der gleichen Fundstelle. Von der Art ist sie eigentlich keine Überraschung. Nur das Material gibt mir Rätsel auf. Ich bin mir eigentlich sicher, dass es kein Rijckholt ist. Lousberg sicher auch nicht. Vetschau sieht auch anders aus. Aber es gibt ja auch sicher Variationen, die ich noch nie wahrgenommen habe. Wenn es denn nicht Maasschotter ist, hoffe ich, dass mir da jemand weiter helfen kann.

Grüße aus dem Rheinland,

Helau und Alaaf, :narr:

der Steinsucher. :narr:

chmoellmann

Schöne Klingen, die erste gut definiert. Aber ein Stichelschlag ist das nie. Stichelschläge sind an bearbeiteten Kanten zu finden. Auch wenn es vielleicht so aussieht, passt es nicht zur Typologie, (wie ich sie kenne).
Die steile Retusche spricht sehr für Michelsberg.

queque

Hallo Fritz,
schöne Klingen, auch ich würde der michelsberger Einordnung zustimmen. Bei der ersten liegst Du, meiner Erfahrung nach, mit Rijckholt richtig. Bei der zweiten bin ich ratloser. Soweit ich es beurteilen kann spielt die Färbung leicht ins Bläuliche, oder? Ich selbst habe einen Kratzer aus, vom Foto her, ähnlichem Material. Der soll angeblich aus Rijckholtfeuerstein sein. Aber so etwas muss man schon in der Hand halten. Mals sehen, was RP sagt.
Gruß und noch einen schönen Tag
Bastl

rolfpeter

Servus,

nach meiner Einschätzung handelt es sich bei beiden Stücken um typische Spitzklingen des Jung- oder Spätneolithikums. Nach heutigem Forschungsstand würde man sowas der MK zuordnen. Aber wie ich schon in etlichen Beiträgen ausgeführt habe, ist die Befundlage im Rheinland bescheiden.

Nach meiner Meinung bestehen beide Klingen aus Maasfeuerstein vom Typ Rijckholt/Spiennes.

Ich begehe eine reichhaltig belegte Stelle mit ähnlichem Fundgut. Man kann an den Stücken von dort sehr gut die Übergänge der verschiedenen farblichen Varianten beobachten. Auf dem Foto habe ich mal einige Stücke nebeneinander gelegt. Von links nach rechts steigt die Häufigkeit der dunklen Einschlüsse im Gestein. Ich habe das Foto rel. groß eingestellt, damit man die Unterschiede erkennen kann.

H. Löhr, A. Zimmermann und J.Hahn haben das Material in "Langweiler 9, S. 157" beschrieben. Erstaunlicherweise schreiben die nur von hellen Einschlüssen und klaren Quarzadern. Dunkle Einschlüsse kommen in dem Text nicht vor. In "Langweiler 9" von 1988 hat sich Zimmermann noch mal intensiv mit den Rohmaterialien beschäftigt. Auch dort habe ich nichts über dunkle Zonen gefunden. Erst in der 2009 erschienen Arbeit von W. G. Hoyer zu Niedermerz 3, S. 108, werden die dunklen Flecken als typisch für Rijckholt - und besonders als Unterscheidungskriterium zu Rullen, dem diese dunklen Zonen fehlen - erwähnt.



HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

steinsucher

#4
Ja Danke Forum.

Sorry für die späte Antwort.

Ich verbuche die zweite Klinge dann mal als "Rijckholt". Bei der Länge von etwa 9cm wären die Maas-Schotter vielleicht auch überfordert. Aber irgendwie sind das nicht diese, mir auch bekannten, dunklen Einschlüsse. Auch keine Zonen. Es sieht mehr aus wie ein schlecht umgerührter Teig, mal hell, mal dunkel. Die Körnung sagt aber auch: Eher Rijckholt. Gut, dass es für Feuerstein keine DIN-Norm gibt. Wäre langweilig.

Gruß,

der Steinsucher.