Bemerkenswerte Mineralien-Funde von Königstein-Falkenstein, Hessen, Taunus

Begonnen von McSchuerf, 24. September 2009, 17:07:50

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McSchuerf

Bemerkenswerte Mineralien-Funde von Königstein-Falkenstein, Hessen

- insbesondere von Eigenfunden des Silikats Axinits-(Fe) aus dem Taunus - im Sommer 2009 -

von McSchuerf - v. 24.9.09

Bereits im März 1872 beschrieb Dr. Friedrich Scharff in seiner Veröffentlichung über ,,Die Fundstätten der Taunus-Mineralien" auch Axinit und andere metamorph entstandene Mineralien aus dem hessischen Falkenstein - größter Stadteil von Königstein - im Taunus.
Hierin erwähnt Scharff grünen Schiefer, welcher am Kochenfels bei Falkenstein in steil abfallenden Wänden aufragt. Dieser Schiefer enthält nach seinen Worten Albit mit Quarz, zugleich Chlorit und grauen, seidenglänzenden Asbest, Epidot und etwas Kupferkies. Mit diesen Mineralien gemengt sei hier "pfirsichblütenrother" Axinit aufgefunden worden. In der Umfassungsmauer der Falkensteiner Kapelle wären auf der Nordseite mehrere Blöcke, sehr reich an Axinit, Chlorit, grünlichem Feldspat, Quarz und Asbest eingefügt. Auch auf der Nordseite der Burg, im Burggraben sei Albit mit Quarz und mit Asbestbüscheln zu finden. Auch Chlorit zeige sich von Falkenstein und von der Königsteiner Burg ,,wie von Kieselsäure getränkt, schwer und schwarzgrün schimmernd, häufig mit Albit".

Als ich am 29. August 2009 bei idealem Exkursionswetter - teils sonnig, teils leicht bewölkt - die zuvor beschriebene Fundstelle in 600 Metern Höhe aufsuchte, konnte ich zunächst auf einer Resthalde - hinter einem der historischen Zwinger-Fundamente der Burgruine Falkenstein - alle die von Scharff beschriebenen Minerale auffinden. Die max. bis zu 20 cm langen, primär aus metamorphem Grünschiefer bestehenden Brocken, enthielten neben reichlich weißem Albit und Quarz zugleich auch grünen bis schwarzgrünen Chlorit. Ob es sich bei dem insbesondere mehr schwarzem "Chlorit" evtl. auch um Klinochlor handeln könnte, wird eine noch anstehende Röntgenanalyse zeigen.

Einige der von mir aufgesammelten Klein- bis Handstufen mit Grünschiefer enthalten Adern im Gestein, die meist aus massiven Partien des zur gleichnamigen Gruppe gehörenden Calcium-(Eisen, Aluminium)-Silikats Epidot bestehen. Als Begleiter des Gruppen-Silikats sind sowohl weißer Calcit (durch eigene HCL-Tests bestätigt) als auch grüner bis schwarzgrüner Chlorit zu nennen; andere dieser Stufen führen dagegen nur das Kupfercarbonat Malachit, zusammen mit wenig Chalkopyrit (Kupferkies).

Wieder andere Kleinstufen weisen deutlich metallisch- bis glasglänzende, goldbraune bis dunkelbraune, glimmerartige Aggregate des komplexen Schichtsilikats Stilpnomelan auf. Die kristallinen Aggregate erreichen dabei Größen von über einem Zentimenter.

Neben den genannten Mineralen ließen sich auch Grünschiefer-Brocken mit der immer gleich zusammengesetzten Paragenese: "Asbest" + Chlorit + grünlicher Feldspat auffinden. Vermutlich erhielt die hier in glasglänzenden, blockig-massiven Partien auftretende Feldspat-Variante Albit seine grünliche Farbe durch Spuren des Chlorits.
Wie schon Meisl und Sachtleben 1992 in ihrer Veröffentlichung zu den "Beifunden" der Axinit-Neufunde zu Falkenstein erwähnten, handelt es sich beim "Asbest" um sog. Aktinolith-Asbest. Das zu den Ca2-Amphibolen zählende Bandsilikat Aktinolith zeigt sich von Falkenstein in grünweißen und grünlichen, seidig-glänzenden Fasern, mehr oder weniger im Grünschiefer "eingebettet".

Auch wiesen insgesamt vier Schiefer-Brocken bis max. Handgröße, reichlich kupferrot metallisch-glänzende Schüppchen auf, die sich nach meinen Härte- und Strichfarben-Tests als Hämatit herausstellten. Das hier in etwas ungewöhnlicher Erscheinungsform auftretende Eisenoxid zeigt sich teilweise auch im Gemenge mit Quarz.

Einige wenige Grünschiefer-Stufen weisen dunkelbraune massive Partien auf, die zwar an eine derb kristallisierte Ausbildung von Hornblende erinnern; gemäß meiner Quellen-Angaben aber vermutlich als das Calcium-Titan-Inselsilikat Titanit anzusprechen sind. Eine Röntgenanalyse steht hierzu allerdings noch aus.

In vielen Fällen ist der Grünschiefer reichlich mit braunviolettem bis rotviolettem, plattigem bis leistenförmigem Axinit bis Zentimeter-Größe durchsetzt; teilweise konnte ich auch bis zu faustgroße Stücke mit ausschließlich lila Axinit vorfinden.
Ein Höhepunkt meiner Entdeckung von Mineralien aus Falkenstein stellte eine dünne, 4,5 cm breite und 2 cm hohe Kleinstufe mit beidseitig reichlich "pfirsichblütenrotem" Axinit, teils massiv, teils aber auch in rhomboedrisch-blockiger Kristallausbildung dar! Begleitet wird der Axinit von gelbgrünem strahligem Epidot, der teilweise auch derb auftritt. Weitere Begleiter dieser reichhaltigen Paragenese sind Albit, Quarz und Chlorit in massiver Ausbildung. Die Matrix diese Kristallstufe bildet ein Grünschiefer-Fragment.
Auch in der von Scharff 1872 erwähnten "Umfassungsmauer der Falkensteiner Kapelle" konnte ich in der Burgruine Falkenstein tatsächlich die auf der Nordseite der Kapellen-Mauer beschriebenen Blöcke mit genau der gleichen Mineral-Paragenese entdecken.
Das zur Axinit-Gruppe zählende Gruppensilikat Axinit wird von Meisl und Sachtleben 1992 im wesentlichen als Ferroaxinit bezeichnet. Die neuerdings verwendete Mineral-Bezeichnung hierzu lautet Axinit-(Fe) (Ferroaxinit). Meisl und Sachtleben beschreiben unter anderem die Darstellung der Analysen in einem Mg-Fe-Mn-Dreieck. Dieses Dreieck ermögliche die Unterscheidung der wichtigsten Glieder der Axinit-Gruppe nach Sandero & Gottardi (1968). Lediglich die Mn-reichen Glieder Manganaxinit und Tinzenit ließen sich in dieser Darstellung nicht trennen; Tinzenite kämen aber auch im Taunus nicht vor. Es wären im wesentlichen Ferrroaxinite vertreten, wenn auch wenige Analysen bereits in die Felder der Magnesio- bzw. Manganaxinite (Axinit-(Mg) bzw. Axinit-(Mn)) projizieren würden. Diese Projektionspunkte lägen jedoch sämtlich in der Nähe zu den Feldgrenzen des Ferroaxinits.

Weiterhin konnte ich einige der 1992 von Meisl und Sachtleben beschriebenen Axinit-Porphyroblasten, sowohl auf der eingangs erwähnten Resthalde als auch in der Umfassungsmauer eines der Zwinger-Fundamente entdecken.
Die Axinit-Porphyroblasten bei Falkenstein sind regionalmetamorphe Bildungen.
Sie enhalten alle metamorphen Neubildungen des Grünschiefers bzw. Meta-Andesits (Quarz, Albit, Aktinolith, Epidot, Titanit und Chlorit) als Einschlüsse und sind somit jünger als jene.

Weitere interessante Details zu den Geländebefunden, der chemischen Zusammensetzung und systematischen Stellung der Axinite sowie zu deren Genese / Paragenese und zu den optischen und röntgenographischen Daten der Axinite von Falkenstein/Ts. können dem Geologischen Jahrbuch Hessen, Band 120 entnommen werden (siehe Quellenangaben).

Alle zuvor beschriebenen Minerale können auch auf den nachfolgenden Fotos betrachtet werden, sowohl zu den Haldenfunden als auch zu den Entdeckungen in der Kapellen-Mauer der Burgruine Falkenstein.

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Quellen:
1. Die Fundstätten der Taunus-Mineralien, Scharff, F., März 1872, Jahresbericht Taunusclub 1, Frankfurt 1872, Erfasser: Reiner F. Haag, Friedrichsdorf.
2. Neue Axinit-Funde im Taunus bei Falkenstein, Blatt 5816 Königstein im Taunus, Meisl, S. & Sachtleben, V. mit Beiträgen von Hentschel, G. & Medenbach, O., Geologisches Jahrbuch Hessen, Band 120, Hessisches Landesamt für Bodenforschung, Wiesbaden 1992.
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Definitionen:
1. Regionalmetamorphose
Unter einer Regionalmetamorphose versteht man eine Metamorphose in großräumigem, regionalem Ausmaß.
Metamorphose ist die Gesteinsumwandlung durch erhöhte Drucke und Temperaturen, die eine gefügemäßige und mineralogische Veränderung bewirkt. Die Zufuhr von Gasen und Lösungen kann dabei zusätzlich beteiligt sein.

2. Porphyroblasten
Bei der Metamorphose können Mineralneubildungen zu großen Kristallen, den Porphyroblasten heranwachsen, die von einer feinerkörnigen Matrix aus anderen Mineralen umgeben sind.
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Fototeil Mineralien .. (Hinweis Copyright: Alle Fotos und Sammlung - McSchuerf)

1. Eigenfund einer Kleinstufe von 4,5 x 2 cm Größe mit pfirsichblütenrosa Axinit-(Fe), z.T. in attraktiven Kristallen (!!), gelbgrünem, z.T. strahligem Epidot (!), farblosem Albit, schwarzgrünem Chlorit und Quarz (analysiert!) auf Grünschiefer-Matrix.

2. Eigenfund eines Schiefer-Handstücks - durch Einschluss von Axinit-(Fe) lila verfärbt. Hierbei wurden einige Aluminium-Gitterplätze durch Chrom-Inonen substituiert!

3. Stufe wie zu 1. - nur von der anderen Seite betrachtet!

4. Eigenfund von länglichen Epidot-Kristallen in Grünschiefer-Matrix, Bildbreite: 4 mm.

5. Eigenfund einer "Fast-Handstufe" mit kupferrot metallisch glz. Hämatit-Schüppchen (analysiert).  
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Fototeil - Mineralien-Entdeckung in Kapellen-Mauer der Burgruine Falkenstein ..

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Fototeil - Panoramen / Aussichten von Burgruine Falkenstein aus 600 Metern Höhe ..

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Fototeil - "Zwinger-Fundamente" / "Mineral-Fundstelle --> Halde" ..

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Fototeil - "Dettweiler Tempel" und "Teufelsschanze" ..

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McSchuerf

Hats jemandem gefallen?  :-D :zwinker:  :meld:

Aber nicht, dass mir jetzt jemand mit Spitzhacke und Sprengzeug loszieht und die Ritterburg-Ruine nach all den überstandenen Jahrhunderten in die "natürliche Airkondition" bläst!  :staun: :cop: :narr:.. auf der Resthalde habe ich Euch auch noch genug Material zum Aufsammeln hinterlassen.. wens interessieren sollte, ein paar Belege zu finden.

Gruß Peter .. :winke:

RonnyNisz

Toller Bericht! Ich gehoere ja auch zur Steinfraktion und freue mich ueber soetwas.

Weiter gut Fund wuenscht Ronny
Jeder Steinbruch ist meine Heimat

McSchuerf

Danke Ronny! :zwinker:..werde ich sicher haben..das nächste Projekt ("Indy - Teil V": "Auf der Suche nach dem blauem Baryt" ..in meiner Nähe ist schon in Planung.. :-D

Ich war neulich - nach sehr langer "Abstinenz" - .. :-D mal wieder in unserer Landesbibliothek und habe mir da interessante alte Werke in den Lesesaal bestellt; danach fand oder findet man noch viel mehr Mineralien im Taunus und Odenwald, von denen man denkt, die jibt es ja nich.. :zwinker:..auch steht eben nicht alles, was man wissen möchte in Wikipedia oder überhaupt im www...und wenn ich warte bis die über "Google books" endlich alle alten Schinken fürs Interrnet eingescannt haben, bin ich alt und grau.. :-D :smoke:

Gruß Peter :winke:

Der Wikinger


McSchuerf


McSchuerf

Nachtrag ..

Gestern, am 31.10.2009 - "Halloween" - war ich bei kaltem aber trockenem (!) Wetter für ca. 4 Stunden erneut im größten Königsteiner Stadtteil Falkenstein unterwegs! Diesmal aber weiter östlich nahe der Evangelischen Kirche in einem direkt angrenzenden Laubwald gelegen, am sog. "Kocherfels". Es handelt sich beim Kocherfels und bei den anderen Felsgruppen um herausgewitterte Grünschiefer-Felsen bis max. rd. 6 Meter Höhe. Diese Felsen enthalten alle denjenigen Mineralien, die ich auch schon nahe der Burgruine Falkenstein auf Halde fand.
So konnte ich mit Hilfe meines Fäustels und einem Flachmeißel rd. 30 Mineralien-Belege am Kocherfels gewinnen; darunter - nach erster flüchtiger Sichtung - auch wieder lila Axinit-(Fe) und zwar nicht nur als färbenden Bestandteil des Schiefers (!), Epidot, Chlorit, Aktinolith-Kristalle, darunter in "Edelstein-Qualität" (!), Stilpnomelan, Chalkopyrit, Phengit, Albit und Quarz. Außerdem konnte ich an einem der Felsen 3 Belege mit einem metallisch-hochglz. stahlgrauen Mineral in z.T. sichtbaren Kristallen abschlagen. Um welches Mineral es sich da handelt, muss ich aber erst noch bestimmen.
Zur Zeit werden die von mir gesammelten Belege erst mal gereinigt und danach nochmals gründlich unter dem Mikroskop untersucht.
Fotos vom Kocherfels, der Umgebung und der Mineralien folgen dann gerne wieder später.    :zwinker:

Zitat Taunusclub ..

ZitatKocherfels
Zwischen Kronberg und Falkenstein liegt eine felsige Bergkuppe, der Kocherfels. Man findet dort Grünschiefer, der früher an vielen Stellen abgebaut wurde und als Baumaterial bis nach Frankfurt beliebt war. Ein Pfad, Markierung "Schwarzer Ring", führt vom Debusweg in Falkenstein aus durch die Felsgruppen zu einem Aussichtspunkt.

Gruß Peter .. :winke:

Freya


McSchuerf


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McSchuerf

.. und zum Abschluss nochmal eine Karte und Blick zur Burg am Bahnhof von Königstein ..

Copyright - Alle Fotos: McSchuerf

Gruß Peter  :winke:

geoexploration

Hallo McSchuerf,


herrliche Fotoserie. 
Glückwunsch


Gruss und gut Fund

Geo

McSchuerf


McSchuerf

Hallo ..

ich war jetzt am Samstag, den 17.4. wieder am Kocherfels. Der erste Samstag in diesem Jahr mit gutem Exkursionswetter!  :-D Ein paar schöne Albit xx  und ein paar schöne Epidot xx konnte ich bergen und einiges mehr .. aber alles nur fürs Mikroskop bzw. für die Lupe.  :zwinker:

Gruß Peter  :winke:

ledeod

Hallo,

am Freitag den 25. November habe ich, angeregt durch diesen einmaligen Bericht, bei ziemlich miesem Wetter - Nebel 0.0 Grad  - eine kleine Wanderung zum beschriebenen Fundpunkt gemacht. Da das Laub zudem nicht mehr auf den Bäumen ist, sondern wunderbar alles verdeckte, war die Fundsituation nicht gerade optimal.
Da es aber für mich in diesem Jahr die letzte Gelegenheit war hier her zu kommen, nahm ich ein paar Brocken mit. Diese werde ich dann in einer ruhigen Stunde reinigen und auch mal ablichten. Ich denke da wird aber nichts anderes bei sein als schon bekannt.
Ich fand den Bericht von Peter aber so fesselnd, so das ich einfach hier her mußte. :zwinker:

Bilder werden sicher noch folgen.

gruß

Herbert
ich weiß auch nicht wie die Steine in meine Tasche gekommen sind