Hole in (st)one und kleine Dame mit Sti(e)l

Begonnen von rentner, 03. September 2009, 13:31:28

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rentner

Servus miteinander!!!
Endlich mal Regen, und unverhofft zwei bayerische Premieren mit unserer ersten gestielten und dem ersten südlich  gelochten etwas.
Material Felsgestein, und merkwürdiger Schliff........... An zwei Rändern Schliff, die zumindest eineKante erahnen lassen....... auf der Aufsicht mit weis markiert.
Da kann man auch die konische Bohrung erahnen.....
Denkt ihr Teil von Beil, oder Axt, oder sonstwas? ......... der merkwürdige "binnen" Schliff läßt uns spekulieren............
Was die Fundorte betrifft, das durchlochte Ding fast direkt an der Uferkante zur Donau, vielleicht 150 Luftlinie zwischen einem kleineren LbK Fundnest und einem anderen neol. Hotspot, beide erbrachten schönen Kleinkram und je ein Beilchen.......
Die Pfeilspitze von der nördlichen Donaukante auf unserem Lieblings meso/LBK bis BZ Acker......


Danke......
Michi    

neolithi

Was für eine hübsche Pfeilspitze!! Schade, dass die kleine Zacke abgebrochen ist. Dennoch sehr schön.
Den Lochstein kann ich nicht einordnen.  Kann das auch modern sein?

HG
neolithi

rentner

Lieber Neolithi,
gegen modern spricht, soweit ich das verstanden habe die konische Bohrung, und das Material.
Die Fotos bringen Farbe und Material leider nicht so gut rüber............ Ich stelle nochmal bessere dazu.
Für Alter spricht auch der Farbunterschied zwischen dem rezenten Bruch und den anderen Bruchstellen........
Allerdings weiß ich nicht ob es auch mal so breit durchlochte Schleifsteine gab, aber man weiß nie...........
Fundareal auch ziemlich "sauberer" Acker ohne neuzeiltiche Verunreinigungen (Schotter, Keramik, Bauschutt, etc.........)......
Wirklich stutzig macht mich allerdings dieser merkw. "Binnenschliff".............

Michi

Khamsin

Moin!

Der "Binnenschliff" macht dann Sinn, wenn man ihn als Sägeschnitt versteht!

Herzliche Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

rentner

Danke Khamsin........
....da hattest Du uns das schonmal erklärt..........und wir denken nicht dran..........jetzt zerbrechen wir uns mal den Kopf über die Intention, die Säge so parallel zum Nacken(?) anzusetzen, bzw. den Nacken parallel zum Schnitt,............, bzw ob das der Nacken war, oder es überhaupt einen gab..........
anbei nochmal Details von Loch, Material und ein "etwa so ist die Farbe"-Bild.

Michi

rolfpeter

Zitat von: Khamsin in 03. September 2009, 14:47:46

Der "Binnenschliff" macht dann Sinn, wenn man ihn als Sägeschnitt versteht!


Jau, würde ich auch sagen.
Bei dem Stück wird es sich um eine durchbohrte Dechselklinge aus Amphibolit handeln. Das paßt ja zu der LBK-Stelle. Das Material läßt sich noch prima im Bohrloch bestimmen.
Die Dechselvorarbeiten aus Amphibolit sind nach meinem Wissen sowieso meist zurechtgesägt worden.

In der Literatur finden sich mehrere Beispiele von Amphibolit-Geräteklingen, an denen nach der Zerstörung des ursprünglichen Gerätes noch ein Stück abgesägt werden sollte, um eine Weiterverwendung des kostbaren Materials zu ermöglichen. z.B.

J Weiner: Beobachtungen zur Biographie eines "durchlochten Rössener Keiles" in Archäologie im Rheinland 2001, 36-37.

Ich habe mal eine Idee zur Weiterverarbeitung auf den Bildschirm gezittert. Hätte die zerbrochene Dechselklinge noch genug Substanz gehabt, wie es dem roten Bibberstrich entpräche, dann hätte man aus dem Stück noch eine feine schmalhohe Dechselklinge produzieren können, blaue Schraffur.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

rentner

Ok, Rolfpeter, das klingt gut.

Bei einer weiteren Zigarette nochmal diskutiert und als letzte Überlegungen folgendes.
Obwohl Deine Erklärungen diese Gedanken hinfällig machen, führe ich sie jetzt als letzte Auffälligkeit noch an:
Die älteren Bruchflächen lassen sich auf der "Oberseite" nochmal in zwei Bereiche unterteilen...........
eine "verrollte", bzw ohne scharfe Bruchkanten und Splitterungen, und eine rauhere.
Wurde also ein zerdepperter weiterverarbeitet, wäre vielleicht die erste Bruchstelle leicht nachgeschliffen worden?
Oder - aber dem widerspricht die u.a. Sägerei - ein Geröll wurde durchbohrt.......und  es war kein Dechsel sondern irgendwas Flaches.............oder gibt es so flach-breite Dechseln überhaupt ?........ quatsch, jetzt hab ich nicht aufgepasst:schmalhohe Dechselklinge!
Oder es brach in Gebrauch....und dann nochmal.....und nochmal....und nochmal....und nochmal........
Immer wieder erstaunt, daß Amphibolit so wertvoll war.......
Auf jeden Fall: Vielen Dank erstmal......

Michi
PS.: Ach ja.........Der Rest des ersten Bruches kann so (blau und rot) nicht gewesen sein, da der Schliff noch leicht etwa 1cm. um das untere Eckchen geht. Michi

rolfpeter

Ich glaube schon, daß Amphibolit ein ausgesprochen wertvoller und begehrter Stoff war. Die wichtigsten Abbaustellen sollen ja im böhmischen Isergebirge gewesen sein und gerade in der Bandkeramik war Amphibolit das Material der allerersten Wahl. Das Zeugs wurde also über hunderte km in die damals bekannte Welt gebuckelt. Das hat schon was.

Und ja, es gibt so große breite flache Dechselklingen. Und auch so große schmalhohe, sogar noch viel größere!
Die größte schmalhohe, die mir bekannt ist, stammt aus Swisttal-Miel im Rheinland, die ist 45 cm lang, eine andere, breitflache stammt aus Nörvenich im Rheinland, die ist 31cm lang. Beide sind auch von Jürgen Weiner veröffentlicht worden:
j. Weiner: Zwei übergroße neolithische Dechselklingen - Prestigeobjekte von europäischem Rang aus dem Rheinland. In: Von Anfang an - Archäologie in NRW, Mainz 2006

Es könnte sich bei dem Stück natürlich auch um einen Setzkeil handeln oder irgendwas anderes durchbohrtes. Vom Ausgangsprodukt ist ja nicht mehr viel vorhanden, ich kann da auch nur vermuten.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

rentner

Danke Rolfpeter.......hab mich mittlerweile auch nochmal umgeschaut......und denke Du liegst ziemlich richtig..........Ich schau jetzt mal ob der Rest noch rumliegt.........Bis denne

Michi