Klopfstein-Schlagstein-Pickstein

Begonnen von Marienbad, 15. Juni 2009, 21:44:14

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Marienbad

...moin Leute :zwinker:

diese Geröll-Schlagsteine stammen von einem neolithischen Fundplatz, auch Mahlwannenfragmente habe ich von dort. Es wird nur mit den Kanten oder Ecken der Steine geschlagen, daher verrunden sie. Der Rohling eines Klopfsteins ist ein normales Geröll und hat daher nutzbare Kanten zum Schlagen. Mit der Zeit nutzen diese ab und das Geröll nimmt eine runde bis ovale Form an. Sehr viele runde Steinkugeln waren ehemals kantig und uneben an der Oberfläche. Ein lang genutzter Schlagstein wird mit der Zeit fast kugelrund. Die Fotos sollten es hergeben, die Schlagflächen habe ich markiert.
Viel Spaß beim beäugen wünscht Manfred :winke:
Siehe auch http://www.sucherforum.de/index.php/topic,36826.0.html



der re. ist schon fast eine Kugel












neolithi

Wenn die Klopfsteine nachher ganz rund geklopft sind, kann man die dann von den vom Meer abgerollten Steinen unterscheiden?

Grüße
neolithi

Marienbad

Wasserfunde sind in der Regel sehr abgerollt, die Ackerfunde dagegen zeigen fast immer eine helle Farbe an den Schlagmarken. Nun denke nicht das alle runden Steine Schlagsteine waren, dass ist nicht so. Nur wenn die markanten hellen und aufgerauten Flächen zu sehen sind ist es sicher ein Schlagstein.
Die Steine aus dem Wasser besonders aus der Ostsee haben ein langes Schmirgelprogramm hinter sich und zeigen somit nur glatte Oberflächen. Ich habe bisher 25 Schlagsteine gefunden, alle auf dem Acker und keinen am Wasser.

HG  Manfred

Loenne

Vielen Dank!  :winke:

Da ich ja selber hin und wieder (erfolglos  :heul:) ein wenig "klopfe", kenne ich diese Stellen natürlich von meinem Stein, aber ich hätte gedacht, dass die sich im Laufe der Jahrhunderte wieder optisch angleichen. Mir fehlt wohl noch eine richtige Fundstelle. Abschläge gibt es hier ja überall und einen kleinen Lager / Jagdplatz habe ich wohl auch schon gefunden, aber eben noch nichts "richtiges". Da liegen dann bestimmt auch Klopfsteine.  :super:

Gruß
Michael
Mundus vult decipi, ergo decipiatur
www.scheibenknopf.de                

rolfpeter

Servus,

genau so, wie der Manfred das beschreibt, ist es. Danke für die "erleuchtenden" Bilder! Ob es sich bei den Artefakten um Klopf- oder Reibsteine handelt, sei einmal dahingestellt, es geht mir hier um die Merkmale des Steines, nicht um die Funktion.

Nach meiner Erfahrung kommt es bei der Bestimmung eines Klopf- oder Reibsteines auch auf die speziellen Materialeigenschaften an.

Einfach ist es bei Kieselgestein wie Flint, Kieselschiefer oder Quarz: die Klopfsteine werden bei längerem Gebrauch immer runder - bis hin zur Kugelform, deren Oberfläche dann vollständig von Schlagnarben übersät ist. Das kriegt Mutter Natur so nicht hin.

Bei Felsgestein sind perfekte Kugeln eher selten - bei runden Steinen, die eine gleichmäßig rauhe oder glatte Oberfläche haben, bin ich auch eher skeptisch.
Meist sind die Flächen im fortgeschrittenen Stadium irgendwie facettiert, kissenförmig, würfelförmig, ganz so wie bei Neolithis Klopfbrocken.  Häufig kommt auch eine Scheibenform, wie auf dem unteren Foto in diesem Beitrag, vor. Fast immer kann man bei hartem Gestein einen Farbunterschied zur natürlichen Oberfläche feststellen, auch nach x-tausend Jahren noch. Wenn der Klopfstein aus gebrochenem Sandstein besteht, ist die Arbeitsfläche manchmal glatter als es beim Ursprungsgestein der Fall ist. Bei Klopfern aus Geröllen oder Geschieben ist die Arbeitsfläche meist rauher als die sonstige Oberfläche.

Man sollte sich auf neolithischen Stellen eigentlich nach jedem Geröll bücken, häufig sind es Klopfsteine oder auch Gerölle mit Pickmulden. Solche Stücke tauchen in der Literatur recht selten auf, es wurde vermutlich zu selten danach gesucht!

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Marienbad


neolithi

Danke euch für die vielen,klaren Informationen.

HG
neolithi