Dechsel, Bruch beim Bohren

Begonnen von clemens, 11. Mai 2008, 22:29:13

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clemens

Bitte keine Gratulationen, das Ding fand ich vor längerer Zeit, es war nur nun wieder beim Amt und ist nun zurück, denke ich es ist wert gezeigt zu werden. Bei uns in der Familie ging es als "den Schrei hätte ich gerne gehört"-Dechsel in die Geschichte ein, ein sehr passender Titel den der Herr Vater ihm damals gab. Ruttkay schrieb in ihrem Bericht "Aus Felsgestein gearbeitet sind ein Fragment eines halbfertigen Plättbolzens aus hellgrünem Diallag-Serpentinit, ..." und stellt es zur LBK.

Damit es nicht nur eine Bilderschau wird eine Frage: zum Durchbohren habe ich wo gelesen dass hohle verholzte Stengel (Holler zB) mit Quarzsand gefüllt wurden und so mit einem Fiedelbogen gebohrt wurde, ein Beil war in der experimentellen Archäologie in ca 2 Stunden durch. Was davon stimmt, was gibt es hier zu erfahren? Dank!

Manche unserer Funde geben Zeugnis von großen Emotionen, dieses ist eines der Mitleid-schmunzelmachensten die ich habe.

Beste Grüße,
Clemens

Silex

das ist ein geniales Teil, Clemens. Entweder es kann die Fertigungstechnikrätsel lösen oder kein anderes Teil schafft es.
warum wurde gestoppt....wie hoch steht der zentrale Zapfen im Vergleich zur randlichen Bohrung....????
Die Theorie mit dem Holunder hab ich auch schon gelesen...angeblich setze sich der austretende, klebrige Holundersaft mit dem  hinzugefügten Sand in innige Verbindung und ergäbe so die erwünschte Fräswirkung.
Allein... ich kann es nicht glauben.
Schöner als ein komplettes Teil   und irgendwie sieht es  ganz modern aus
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Servus Freunde,

ein Lichtblick in der Sauregurkenzeit, Danke fürs Zeigen!
Zum Thema "Herstellung von Dechselklingen " gibt es nach meinem Meinung nur eine Schrift, die den heutigen Wissensstand vollständig widerspiegelt:
"J. Weiner,  Zur Technologie bandkeramischer Dechselklingen aus Felsgestein und Knochen - Ein Beitrag zur Forschungsgeschichte" Archaeologica Austriaca Band 80, 115 - 156.
Ich zitiere zur Dauer einer Hohlbohrung: ...So wird nach wie vor ein Experiment von K.H. Jacob-Friesen zitiert, bei dem mit einem Pumpenbohrer und einem Bohrstab aus Holunder ein Quarzitstück von 40 mm Dicke in etwa 67 Std. durchbohrt wurde....In einem anderen Experiment gelang es dagegen H.-G. Vosgerau, einen quarzitischen Sandstein in einer Dicke von 20 mm mit einem Hohlbohrer aus demselben Holz und Schnurbogenantrieb in weniger als 2 Std. zu durchbohren.... In diesem Zusammenhang soll die Beschreibung eines interessanten Fundes durch A. Rieth im Wortlaut wiedergegeben werden: In "einer angebohrten Axt vom Bielersee...war zwischen dem stehengebliebenen Bohrzapfen und der Wandung des Bohrkanals ein 2,8 mm starkes Holzstück von 22 mm Länge und 16 mm Breite eingeklemmt, das in der Längsrichtung, entsprechend der Krümmung des Bohrlochs, deutlich gebogen war. Die Holzart ließ sich leider nicht mehr genau bestimmen." Für den Autor ist es wahrscheinlich, "daß es sich hier tatsächlich um den steckengebliebenen Rest eines hölzernen "Kronbohrers " handelt.
Aber was ist ein Plättbolzen"?
Für mich ist dieses grüne Gestein besonders interessant, dieser hellgrüne Diallag-Serpentinit! Es erinnert mich doch sehr stark an mein kleines Beilchen, das ich kürzlich gefunden habe:
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,29488.0.html
Clemens, prüfe doch einmal bitte mit einem Permanentmagneten, ob Deine Dechselklinge magnetisch ist.

Herzliche Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

clemens

Lieber Rolfpeter,

ich staune - ein Whiteboard-Magnet hält! Und danke auch für Dein "Bohrwissen", ich werde mich vielleicht einmal versuchen, allerdings hatte ich an trockene Holleräste gedacht Silex. Hm.
Und was ein Plättbolzen ist, ich weiß es nicht. Aber Elisabeth Ruttkay ist keine Größe an der ich rüttlen werde, und wenn sie es sagt na dann wirds das wohl auch sein  :zwinker:

Beste Grüße!
Clemens

rolfpeter

Danke Clemens!
Die Ähnlichkeit der Steine ist verblüffend. Fühlt sich die Oberfläche Deiner Dechselklinge auch so fettig, wachsartig an? Alle Steine, die ich materialmäßig nicht zuordnen kann, werde grundsätzlich mit 'nem Permantmagneten getestet, habe ich mir irgendwann angewöhnt. Bei einem grünen Stein mit feinen rötlichen Bänderungen denkt man ja im 1. Moment nicht an Magnetismus. Die roten Bänder scheinen aber aus Hämatit oder eher noch Magnetit zu bestehen.
Mein Beilchen ist gerade zur Materialbestimmung bei der Universität zu Köln. Bin mal gespannt zu welchem Ergebnis die Geologen dort kommen.
HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

clemens

Lieber RP,

es hat uns keine Ruhe gelassen ... einige der Beile aus der Gegend sind aus ferromagnetischem Material, ich staune, aber eigentlich eh logisch, ähnliches Material, ähnliche Mineralzusammensetzung. Dennoch bemerkenswert! Alle am Bild sind ferromagnetisch,
herzliche Grüße Clemens

rolfpeter

Danke lieber Clemens,
ich vermute, daß die dunklen, rötlichen Schichten im Gestein aus einem Eisenerz, vielleicht Magnetit bestehen.
HG
RP
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