Beil aus Bergstein !

Begonnen von agersoe, 22. August 2007, 18:25:52

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Der Wikinger

Hallo Steinzeitfreunde  :-)

Heute beim Sondeln auf einem Acker wo mal ein alter Gutshof stand, habe ich feststellen können, dass dort auch sehr viel früher Akivität war.

Einige Flintabschläge lagen herum, und dann plötzlich mittendrin diesen schönen Fund:

Ein Beil aus Bergstein, das Material wird bei uns "grønsten" (Grünstein) genannt.

Das Beil hat eine Länge von 10,8 cm, aber ist mal deutlich länger gewesen, da es bei der Schneide abgebrochen ist.







:winke:

rolfpeter

Servus Agersoe  :winke:

Ein sehr schönes Stück! Ist die Form typisch für eure Gegend? Ich frage das, weil Felsgestein-Beilklingen von exakt gleicher Form hier bei uns Vorkommen. Da sieht man wieder, wie klein die Welt ist

Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger

Hallo RP  :-)

Ich denke es ist eine eher frühneolithische Form, und eigentlich nicht gewöhnlich.
Man findet öfter jenige mit mehr viereckige Formen und Kantenkerben, und natürlich die schönen späteren mit Schäftungsloch.

:winke:

Silex

hier noch wikipedia:

"Als Diabas bezeichnet man im deutschen Sprachgebrauch geologische alte, meist variszische, anchimetamorphe, vergrünte Ergussgesteine ursprünglich tholeiit-basaltischer Zusammensetzung. Diabas wird wegen seiner Farbe auch ,,Grünstein" genannt.

Große und ertragreiche Steinbruchbetriebe, die insgesamt bis zu 650 Beschäftigten Arbeit und Brot gaben, wurden seit Beginn des 20. Jahrhunderts im Gebiet an der Ost-Grenze des ehemaligen Dill-Kreises und insbesondere im anschließenden ehemaligen Kreis Biedenkopf (Hessisches Hinterland) in Mittelhessen betrieben. Dieser dort gefundene Paläopikrit-Diabas, auch ,,Hinterländer Grünstein" genannt, ist ein unterbasischer Typ des unterkarbonischen Magmatismus. Nicht durch Übergänge mit den basischen Diabasen und Olivindiabasen verbunden und liegt intrusiv in devonischen Gesteinen. Charakteristisch ist seine schwarzbraune, unregelmäßige genarbte Verwitterungsrinde (Farbe des frischen Gesteins: schwarzgrün). Die Flammung oder Zeichnung wird durch Anreicherung von Plagioklasen (Kalkalkalifeldspäten) bewirkt, die in diesen Partien bis zu 54% betragen kann. Das Vergrünen durch Anchimetamorphose (Vorstufe zur Metamorphose) geht auf die Bildung von Chloriten aus Augit, Epidotbildung in den Feldspäten und sekundäre Hornblendenbildung aus den Augiten zurück. Aus Plagioklas bildet sich außerdem Calcit.

Minearologische Zusammensetzung:

    * 49% Olivin (der zum großen Teil in Serpentin umgewandelt ist)
    * 36% Augit (der zum Teil in Chlorite umgewandelt ist)
    * 10% Plagioklas (Kalkalkalifeldspat) mit hohem Calzium Anteil (Anorthit-Komponente 88%)
    * 5% Picotit (Eisenchromspinell), Apatit, Granat, Kupferkies und Pentlandit (Ni-Erz)

Diabase sind dicht bis mittelkörnig. Durch Feldspateinsprenglinge erhält das Gestein bisweilen ein porphyrisches Gefüge. Grobkörnige Varietäten haben häufig ein charakteristisches Gefüge aus sperrig angeordneten Feldspatleisten, das als ophitisches oder intersertales Gefüge bezeichnet wird. Diabastuffe, die häufig schiefrig entwickelt sind, bilden den Hauptteil der ,,Schalsteine" des Devons der deutschen Mittelgebirge. In der älteren Literatur und im Volksmund wird die Bezeichnung ,,Grünstein" häufig für Diabase verwendet. Diabase und Melaphyre werden zusammengefasst als Paläobasalte bezeichnet.

Diabas wurde bereits in der Steinzeit zu Werkzeugen wie Äxten, Beilen, Klingen, Bohrern oder Schabern verarbeitet. Heutzutage findet er Verwendung im Strassenbau."

Bei uns nennt man das auch Grünstein, agersoe.
Und eine Durchlochung (oder nicht) ist bei kleineren Beilchen  in unserer Heimat kein  kaum ein Zeitindikator. Deines aber  wäre bei uns (ob der Größe) auch eher in ein früheres Neolithikum anzusetzen.
Immer wieder verwundert , Edi, weil bei der Masse an Flint...????
Bis bald
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Vielen Dank für die schöne Erläuterung Edi !!  :super:

Immer wieder verwundert , Edi, weil bei der Masse an Flint...????

Mich wundert es ja auch ??
Ich denke vielleicht, dass wir es so sehen müssen, dass dies nicht der gewöhnliche / ursprüngliche Beiltyp bei uns ist, sie sind ja recht selten.
Jedoch wollten die Leute (die Männer  :smoke: ) auch damals gern was haben, was der Nachbar nicht hatte.
Die Flintbeile Dänemarks wurden 100, ja auch 1000 von Kilometern weit exportiert. Weil sie hervorragend waren, aber auch weil es Status gab sowas aus der ferne zu besitzen.
Wir dagegen haben auch Ideen und konkrete Geräte von aussen / vom Süden importiert, darunter müssen wir glaube ich die Grünstein-Beile sehen.

:winke:

Silex

(schade dass Dänemark o:4 verloren hat... die "Vertreter" Deutschlands haben gewonnen... aber dies in fast schrecklicher Manier )
Vielleicht hatten die Beile aus dem zähen Felsgestein doch auch ihre Vorteile bei bestimmten Arbeitseinsätzen?
Ansonsten gilt natürlich das was Du gesagt hast. Ein exotisches Werkzeug "zeugte" von Beziehungen und Reichtum... war etwas Besonderes....etc.
Danke fürs Zeigen und gute Nacht vom
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.