vollständige Pfeilspitze

Begonnen von Silex, 16. Juli 2007, 21:57:45

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Silex

aber verschiedene Merkmale  sind  ungewöhnlich:
-Das Teil ist nicht geade formschön
- hat nicht einmal eine scharfe Eindringspitze
-dort wo die Flügel  an der Basis sonst gewinkelt sind oder andere Widerhakenfunktionen aufweisen ist hier abgerundet worden (das hatte ich noch nie)
- das Material (Jurahornstein) besteht - bis auf die Spitze aus rindennahem schlechten Material
- die Basis ist  von der Retuschierungstechnik her "kratzerähnlich" ausgebildet
- vom Profil her konnte die Spitze gar nicht zentral und achsensymmetrisch- mittig  geschäftet werden....außer man hat kompliziert rumgepopelt
- die Retuschen sind nur randlich und nachlässig- schlampig.

Vielleicht ist man aber nur verwöhnt von den (relativ) vielen schönen  Projektilspitzen die eher die Mehrheit darstellen.
Verschiedene Zeiten  (und vielleicht auch), Verwendungszwecke (Kult, Grabbeigaben, optionales Jagdziel) , Begabungen, Muße oder Zeitnot....vielleicht auch ab und zu ein Schützenfest, bei dem der beste Jäger ermittelt wurde und bei dem die jungen , holden, weiblichen Schönen (anderweitigen Zielobjekte) ein filigranes Prunkobjekt  im Sonnengegleisse eher  "geneigter" aufnahmen... auch in Hinsicht auf  die feinmotorischen Fähigkeiten eines potentiellen , künftigen Ernährers... vielleicht gab es sogar eine "Pfeilspitzenordnung" im Sinne der "mittelalterlichen "Kleiderordnung"   (dies ist bei der damals sich forcierenden hierarchischen Gesellschaftsgliederung  gar nicht so abwegig......) und ...und und...
sicherlich waren diese Dinger auch Tausch- und Wertobjekte....
Dieses hier dann aber eher im Kleingeldbereich.

"Lustig" fabulierend

Euer Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Hallo Edi !

Trotz des erheblichen Abstands zwischen uns, kann ich nur sagen, die gibt es bei uns auch !

Bei Peter Vang Petersen: Flint fra Danmarks oldtid, ist das Nr. 129
Hier mal vom Dänischen übersetzt den Text von PVP:

(Hört sich doch sehr wie dein Artefakt an !!  :-) )

Vorarbeit für flächenretuschierte Pfeilspitze.
Grob geformte, dreieckige Stücke aus notdürftig flächenretuschierten Abschlägen hergestellt, werden als unfertige Pfeile interprätiert.
Kleinere Stücke sind in Gräbern gefunden worden, so trotz des einfachen Aussehens haben sie sicherlich ausgezeichnet als Pfeilspitzen funktioniert.


Foto von PVP: Flint fra Danmarks oldtid:


:winke:

wühlmaus

Da war der agersoe schneller ... sowas ähnliches, nur etwas salopper formuliert, wollte ich gerade posten:

"Reichlich Birkenpech drauf und fertig!" ... wenn da die Gewalt des Bogens hintersteckt, ist es, glaube ich, egal wie grazil die Spitze ist ...  :teufel:

Hier mal diesbezüglich ein paar ausgesuchte, neolithische Häßlichkeiten aus dem Kreis Neuss ...  :engel:

:winke:
Gerd

Der Wikinger


"Neolithische Häßlichkeiten" .....  :narr:

Köstlicher Ausdruck, werde ich mir merken !!!  :narr: :narr: :narr:

Danke Wühlmaus  :super:

Silex

Danke,  ihr Beiden,
manche Forscher bezeichnen die  jungsteinzeitliche Pfeilspitze  als erste, regelrechte Menschenjagdwaffe..und viele dieser Fundstücke fand man ja auch in  menschlichen Knochen und Körperbestattungen . Vielleicht deshalb die verschiedenen Qualitäten?
Weil es aber nur wenige steinzeitliche Werkzeug- und Waffenformen gibt (das Solutréen mal ausgenommen) die schon allein aufgrund ihrer perfekten Form (Achsensymmetrie , skulpturaler Charakter,  Aerodynamik...etc.) einen Zusammenhang  zwischen Funktion , Bedeutungsselbstdarstellung (der Pfeil:  in der Spitze als Symbol für Richtung und Geschwindigkeit....die seitlichen Schneiden als Durchtrenner und Tötungsbahnen....die Widerhaken als Stopper , Bewegungshinderer, nach Rückwärts zum Absender weisend... dies allein ist schon ein philosophisches Konstrukt) und  künstlerischem  Gestaltungswollen  ermöglichen,  verwundert es eben dass es so viele hervorragende Kunstergebnisse  neben  den  vielen, seit heute, Dank wühlmaus,   "neolithische Häßlichkeiten" genannten, minderen Qualitäten gibt.
Wenn man diese  Diskrepanz erklären könnte...dann wär man schon ziemlich nahe dran....am WESEN und DENKEN dieser Leute.
Für mich ist "diese Häßlichkeit" eine neue Qualität auf diesem viel begangenen Acker   und  "sie" stößt  hier eine Tür  in eine andere Kulturdimension auf.

Schade, dass wir so wenig darüber wissen.
Oder vielleicht ist gerade dies der Urgrund für unsere Suche.
Bestimmt!
Im Radio läuft eine Lyriksendung - die salbadert ähnlich...

Danke für Eure Geduld

Bis bald,
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Hallo Edi  :-)

Vielleicht nur als Ergänzung zu deinen Überlegungen.

Meine Erfahrung ist eigentlich, dass sehr oft "schlechte Ausgaben" von verschiedenen Geräten zu finden sind.

Ich habe Bohrer, Schaber, Kratzer usw. die so schnell und unästetisch hergestellt sind, dass man den Ausdruck von Wühlmaus benutzen würde: Neolithische Häßlichkeiten !!

Ich denke man muss hier daran denken, dass nicht alle Flintschmiede Spezialisten waren, und dass viele Geräte schnell von "nicht-Flintschmieden" an Ort und Stelle hergestellt wurden, um eine Arbeitsaufgabe schnell zu lösen. Deshalb wurden diese Geräte auch schnell und ohne gedanken an das Aussehen gemacht.

:winke: