Pfeilschaftglätter

Begonnen von Silex, 12. Juni 2007, 21:16:49

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Silex

Er lag inmitten einer stark durchkohlten Ausackerungsschicht...rundherum döste seit vielen Sucherjahren weit und breit noch kein Stück herum das eine andere Kultur andeuten würde als die hier horrend vorkommenden  Artefakte der endeiszeitlichen Jägersippen(?) (Werner Schönweiß stellte sie- als er die ersten Fundstücke von hier sah- spätere, bessere konnte er leider nicht mehr erleben- in den Kulturkreis der "Atzenhofener Gruppe" nach dem eponymen Fundort in Franken- den er, glaube ich, selbst entdeckt hat).
Als ich das Ding aufhob  und das seltsame Material befühlt hatte sah ich noch mehrere ähnliche Teile im Kohlegeflitter ließ sie aber leider dort liegen weil schon wieder der Silex rundum gleisste. Als mir dann das LfD einen Pfeilschaftglätter ins "Fundbuch" schrieb war ich noch oft und umtriebigst an dieser Stelle zugange. Und obwohl ich die Fundstelle auf den Quadratmeter genau   ansteuern kann...die Holzkohlespuren sind nicht mal mehr in Ansätzen zu erkennen  - diese anderen Sand/Bimsfragmente kommen natürlich auch nicht mehr hoch.
Der Bauer hat auf mein Anfragen hin bestätigt dass er "ein wenig" mit Fremdmaterial aufgefüllt hat und jetzt schmeisst er zusätzlich  seit Jahren massenweise Rinden und Holzschnitzel  in die betreffende Krume....wahrscheinlich  um die Artefakte vor mir zu schützen .


Deutlich präsentiert der  sandig- rauhe ("raue" werde ich nieeeemals schreiben und auch nicht "Tron"  etc.) Kandidat  eine elaborierte, kerzengerade und glatte Rundnut, die leider von seltsamen Aufbringungen oder Ausfällungen verunziert wird. Auf den beiden rückseitigen Flächen wiederholt sich diese Einwirkung fast in linearer Abfolge zur Ersten   nur in jeweils abgeschwächterer Form- wobei die dritte Fläche nur mehr eine kaum erkennbare "Längsdelle" im Schrägstlicht erahnen lässt.
Hat jemand von Euch schon Ähnliches gesehen? Kann jemand was zum Material sagen? (Stein ist es schon und untergehen tut es auch sofort...aber für einen Stein halt ziemlich leicht). Von der  Fundlage her und den Ausfällungen nach ...vielleicht durchgeglüht.
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

...in unserer Gegend wär´s dann der Erste seiner Zweckbestimmung.....
Vielen Dank für Interesse und Anregungen
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

CptAhab

Wenn das, was da so glänzt, von Bearbeitung und nicht von der Reinigung kommt, mag´s sein.
Ansonsten Geofakt.
The world is full of crashing bores. - Mozer

RonnyNisz

Geofakt mag ich nicht glauben, bei dem Material und dem Aussehen.

Kannst Du da näheres sagen? Sandstein? Feinporiger Granit?

Gruß Ronny
Jeder Steinbruch ist meine Heimat

Der Wikinger


Ich fühle mich sehr sicher, dass es sich hier um eine Art Gerät handelt. Es sieht sehr wie leichter Sandstein aus.

Jedoch stört mich sehr die angebliche Datierung ???  :platt:

Ich würde meinen, dass damit Metall geschliffen wurde, dass es sich hier um einen Spezial-Schleifstein frühstens von Anfang der Metall-Zeit handelt.

Ist das Stück für kleine Spuren von Metall untersucht worden ??


rolfpeter

#5
Servus Edi, Du Quizmaster,

an ein Geofakt mag ich nicht glauben.
Lutz Fiedler schreibt zu Pfeilschaftglättern: "Als Sonderform der Schleifsteine sollen hier Stücke mit Rillen und Rinnen gelten. S.A. Semenov sieht in derartigen Stücken Geräte zum Fabrizieren von Knochenspitzen bzw. Pfriemen und Nadeln. Ein Teil dieser Artefakte ist wohl mit Recht immer als Pfeilschaftglätter gedeutet worden. Diese Stücke haben die Form halbierter Walzen und tragen die Rinne auf der flachen Seite.Vermutlich sind sie paarweise benutzt worden. Sie kommen schon seit dem Jungpaläolithikum vor, und finden sich vermutlich im ganzen Neolithikum...."
Joachim Hahn hat sich natürlich auch zu dem Thema geäußert. Bei ihm kann man auch ein interessantes Bild eines aus Bruchstücken zusammengesetzten Glätters sehen.
Ich hänge eine Kopie der Stelle aus der Artefaktmorphologie an.
Dein Stein könnte ja ein Bruchstück eines ehemals längeren Gerätes sein. Wenn es wirklich so leicht ist und auch mineralischer Natur, dann dürfte es sich um ein Tuffgestein handeln.





Beste Grüße
RP


Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

Danke Leute...das muss ich mir jetzt erst mal alles durch den Kopf gehen lassen und das Ding noch einmal genau inspizieren.
Vielen , vielen Dank für die interessanten  und vielschichtigen Antworten.
So wünscht man sich ein Steinzeitforum.
Keine Plapperer und Nachbabbler (obwohl ich manchmal   einer bin)...immer die Sache im Blick.... und kritisch...
Wie schrieb einer im "Nachbarforum" : Es ist die Königsdisziplin.... (die Steinzeit).

Also bis bald, Leute
Immer wieder schön von Euch zu hören
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

CptAhab

Die Rille ist aber fast daumendick, solch Pfeile mit diesem Durchmesser?
Die Pfeilschaftglätter, die ich kenne sind wesentlich schmaler.

Aber um Gnubbels am Ast wegzuschaben, ist der Stein sicher noch effektiv zu gebrauchen.
Obgleich eine solche dicke Kerbe erst einmal entstehen muss. Was heißt, dass recht dicke Äste über längere Zeit geschab wurden mussten. Eher ungewöhnlich für Pfeile.

The world is full of crashing bores. - Mozer